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1 Mittelalterliche Handschriften

1.1 Gen: Handschriften der Stadtbibliothek

1.2 Min.: Mittelalterliche Handschriften der Ministerialbibliothek

1.3 Nachmittelalterliche, moderne Handschriften

2 Inkunabeln und frühe Drucke (Signatur Kst)

3 A, B: Buch und Bibliothek, Wissenschaften, Lexika, Biographien, Briefe

3.1 A: Buch- und Bibliothekswesen, Literaturgeschichte, Gelehrtengeschichte, Geschichten verschiedener Nationalliteraturen

3.2 B: Biographien und Briefausgaben

4 C und D: Sammelschriften und Periodika, Quellen, Urkundenbücher

4.2 D: Periodika

4.3 X, Y: Quellen, Urkundenbücher

5 Belletristik, Literatur (Signaturen E, F, G, H, J)

5.1 E: Deutsche Sprache und Literatur (Textausgaben und Sekundärliteratur)

5.2 F: Italienische und spanische Literatur

5.2.1 Italien

5.3 G: Englische Literatur

5.3.1 H: Französische Literatur

5.4 J: Übrige europäische und aussereuropäische Literatur

5.4.1 Portugiesisch /mehrsprachig

5.4.2 Arabisch und Hebräisch, “Orient”

5.4.3 Russisch

5.4.4 Andere

5.5 K: Linguistik der modernen Fremdsprachen

5.6 L: Griechische und lateinische Linguistik und Literatur, Mythologie

6 Gesellschaft

6.1 M: Recht, Ökonomie, Gesellschaft

6.2 N: Theologie und Religionswissenschaften, Pädagogik

6.3 O: Philosophie, Esoterik, frühe Psychologie

6.4 P: Medizin

6.5 Q: Ökonomie und Technologie

7 Naturwissenschaften

7.1 R: Theoretische und angewandte Mathematik, Astronomie

7.2 S: Naturwissenschaften (Botanik, Zoologie, Anthropologie, Geologie, Physik, Chemie)

8 T: Länder, Völker, Reisen

9 U, V, X, Y: Helvetica, Schaffhauser Drucke, Geschichte

9.1 Allgemeines und Kantone

9.2 UO: Scaphusiana

9.3 V: Geschichte (ohne die Schweiz)

10 Z: Ministerialbibliothek

11 Sondersignaturen, Varia

11.1 Schalch

11.2 Offiziersgesellschaft

11.3 Gewerkschaftskartell

11.4 Bibliothek der Kantonsschule

11.5 Bibliothek Markus Werner

11.6  Kart: Karten und Varia

 

 

 

1 Mittelalterliche Handschriften

1.1 Gen: Handschriften der Stadtbibliothek

Gen 1: Adamnanus de Iona, Vita Columbae

Irisch, zwischen 688 und 713.

Die älteste und berühmteste in Schaffhausen aufbewahrte Handschrift stammt aus dem 563 gegründeten schot­tischen Inselkloster Iona (oder Hy) und enthält die zwischen 688 und 704 verfasste Vita des irischen Heiligen Columba. Adamnan, der neunte Abt von Iona, erzählt darin das Leben, die Prophezeiungen, Wunder und Visionen des Klostergründers Columba (irisch Columcille), der von 519/522 bis 597 gelebt hatte. Die Handschrift ist datierbar auf die Zeit zwischen der Ent­stehung des Textes und dem Tod des Schreibers, des Abtes (oder Bischofs) von Iona Dorb­bene, im Oktober 713. Es ist der älteste Kodex, der eine einzige Biographie in lateinischer Sprache enthält, und er gehört zu den wenigen datierbaren insularen Schriften des 7. und 8. Jahrhunderts. Die Handschrift gelangte vor der Mitte des 9. Jahrhunderts nach Nordfrankreich und wenige Jahrzehnte später in den Bodenseeraum. Bis 1621 befand er sich im Besitz des Klosters Reichenau, in Schaffhausen ist er erstmals 1772 nachgewiesen. Der Schreiber nennt im Kolophon seinen Namen: Es ist der Mitbruder und spätere Abt Dorbbene (†713). Im Werk findet sich auch die älteste bekannte Erwähnung des Ungeheuers von Loch Ness (Buch 2, Kap. 27), S. 74/75. e-codices.ch

 

Gen. 5: Psalterium

Südwestdeutschland, zweites Drittel des 13. Jahrhunderts.

Zwischen Kalendar und Psalter sind auf zwei separaten Doppelblättern acht ganzseitige Miniaturen von zwei Künstlern eingefügt. Wohl durch intensiven Gebrauch sind die Deckfarben teilweise bis auf die Untermalung abgeplatzt. Aufgeschlagen sind die Anbetung der drei Könige des ersten Künstlers (8v) und die Taufe Christi und der Einzug in Jerusalem des zweiten Künstlers (9r, oberes bzw. unteres Register).

Gen. 8: Klosterneuburger Evangelienwerk

Österreichisch, um 1340. Stadtbibliothek, Gen. 8

Diese grossformatige Handschrift des 14. Jahrhunderts enthält eine illustrierte Abschrift des sogenannten Klosterneu­burger Evangelienwerkes, einer deutschen Prosaübertra­gung der Evangelien einschliesslich der Apostel­geschichte und verschiedener neutestamentlicher Apokryphen. Über 400 lavierte Federzeichnungen auf dem Rand begleiten den Text als fortlaufende Bilderzählung. Der anonyme Übersetzer hat eine der wenigen vorreformatorischen Bibelübersetzun­gen geschaf­fen. Sie wird heute in der Forschung mit grossem Interesse neu studiert.

Gen. 9: Arzneibuch des Ortolf von Baierland

Südwestdeutsch, ca. 1480. Papierhandschrift von drei Schreibern in einem Leder­einband von 1500. Haupttext ist das Arzneibuch des Ortolf von Baierland, eines Würzburger Chirurgen des 13. Jhs., in schwäbischer Mundart. Es richtet sich in verständlicher Volkssprache kompetent an ausgebildete Wund­ärzte und vermittelt auf der Grundlage der antiken Theorie der Körpersäfte Wissen über Diagnose, Prognose und Therapie für ein breites Spektrum von Krankheiten. 119v bis 123r: Aderlass-Traktat, 124r-130r: human­medizinische Rezepte, u.a. gegen die Pest, Nachträge von anderer Hand.

 Gen. 26: Ulmer Wund-Arznei, Ordnung der Pestilenz, Traktat von den gebrannten Wässern

Papierhandschrift, um 1475 entstanden. Auf e-codices digitalisiert.

Sie enthält drei Texte, die alle mit der Ulmer Gegend und Oberschwaben in Verbindung gebracht werden können. Es sind wohl handschriftliche Abschriften der ersten Drucke dieser Texte. Der Schreiber der in Schaffhausen liegenden Handschrift dürfte ein praktizierender Arzt aus Oberschwaben gewesen sein, wahrscheinlich ein Magnus Bengger aus Ulm. Er stellte drei medizinische Texte in seiner Abschrift zusammen:

  • Die „Ulmer Wundarznei“ besteht aus Rezepten für  Salben, Pflaster, Pulver und Öle), dazu kommen Abhandlungen über Schädeltrauma, Harn, Komplexionen, Aderlass, Blutschau, Dermatologie und Auszüge eines Kräuterbuchs. Sie ist sprachlich interessant für das frühe schwäbische Neuhochdeutsch. Edition des Textes durch Jürgen Martin 1991 (WE 641).
  • Der zweite Text ist die „Ordnung der Pestilenz“ des Ulmer Stadtarztes und Humanisten Heinrich Steinhöwel. Entstanden 1446, beschreibt er Ursachen und Symptome der Pest, bietet Hygiene- und Nahrungs-Anleitungen zum gesunden Leben und endet mit Vorbeugungsrezepten. Im zweiten, dem Therapieteil, geht es um Pflege, Essen und Arznei für Pestkranke. Viele der Informationen stammen von Avicenna, dem persischen Philosophen und Arzt des 10. Jhs. Das Pestbuch Steinhöwels entstand 1446 und war 1472 der erste gedruckte medizinische Text in deutscher Sprache. Es erschien in vielen Auflagen und diente fast allen späteren Autoren als Quelle.
  • Der dritte Text handelt von den „gebrannten Wässern“ und wird dem Wiener Arzt Michael Puff zugeschrieben. Es behandelt Destillate aus pflanzlichen Ausgangsstoffen (nicht notwendigerweise alkoholisch). Als Druckfassung erschien es erstmals 1477 in Augsburg. Der gedruckte Text basiert auf handschriftlichen Fassungen, die seit der Mitte des 15. Jahrhunderts nachweisbar sind. Es wurde bis ins 17. Jh. verbreitet gedruckt, seine Inhalte fanden u.a. Eingang in das “Kleine Destillierbuch” des Hieronymus Brunschwig und in die Kräuterbücher von Otto Brunfels und Hieronymus Bock
  • Seiten: „Ain salb zu fulen und schmeckenden Löchern“ (Blatt 50r); „Ain bulver zu der nasen so sy dir bluetet“ (Blatt 89v); die Skizze eines Destillierapparats (Blatt 97r); „Baldrian wasser ist guet wann ain mensch nach dem bad ain tüechlin darinn netzet und über die ougen legt…“ (Blatt 152v).

 

Gen. 29: Böhmische Bibel

In tschechischer Sprache. “Hussitenbibel”. Aus dem Besitz der Pappenheimer.

 Gen. 30: Hebräische Handschrift: Altes Testament

Gebetbuch mit der Tora in Buchform (Chumasch) (i.e. fünf Bücher Mose), Megilloth (d.s. Ruth, Hohes Lied, Kohelet, Klagelieder, Ester), Haftarot (Propheten). – Deutschland, um 1300. Einband 16./17. Jh. Pergament, 370 Blätter.

Aschkenasische Quadratschrift von mindestens 2 Händen, deutet auf deutsche oder nordfranzösische Provenienz. Der Schreiber Samuel nennt sich 227v und hebt den Namen im Text hervor, z. B. 182va, 281vb, 310ra. Der Schreiber des Nachtrags, Jakob hebt seinen Namen 368r hervor. Bei den Paraschot (Perikopen) Anfangsbuchstaben, erstes Wort und Überschriften vierzeilig, z. B. 244r. Initien der biblischen Bücher und Rollen 4-5zeilig, einspaltig, 1v mit Fleuronné, 58r mit goldenem Buchstabenkörper, 248v in 10zeiliger Architektur (Haus/Kästchen); 227rv Textschluss der Tora als dekorative Seite in Kreisen mit Ornamenten. 39v Darstellung des goldenen Kalbs (?), stark beschnitten, 54v Kopf, 55v Kreis mit geometrischen Mustern, 323r und 323v Taube mit Beschriftung, 335v Pflanze mit Vase und 338v Mann mit Blumenzweig. 55r Zürcher (?) Wappen.

Gen. 106: Koran

Persisch, um 1650

Gen 107: Ulrich von Türheim, Rennewart (Fragment)

Südwestdeutschland, um 1430. Das Fragment wurde im 17. Jahrhundert als Buch­einband verwendet, weitere Teile finden sich im Gemeindearchiv Neunkirch und in der Zentralbibliothek Zürich. Ulrich ist ein mittelhochdeutscher Dichter aus der Gegend von Dillingen an der Donau. Rennewart ist die Fortsetzung des Willehalm von Wolfram von Eschenbach in 36’000 Versen, überliefert in 40 Handschrif­ten.

 

1.2. Min.: Mittelalterliche Handschriften der Ministerialbibliothek

Min. 3: Bibliorum sacrorum pars tertia (Min. 1, 2., 4)

Schaffhausen, 1080–1096.

Teil einer mehrbändigen Abschrift der lateinischen Bibel, entstanden kurz nach 1080 im Skriptorium von Allerheiligen. Enthält fünf Bücher aus dem Alten Testament (Sprüche, Pre­diger, Hohelied, Ester, Esra) und fünf Apokryphen (Buch der Weisheit, Jesus Sirach, Tobit, Judit, Makkabäer) inkl. Prologe. Die Initialzierseite zum Buch der Sprüche (7v/8r) und die (zahlreichen) Rankeninitialen vor farbigem Grund sind typisch für die Handschriften aus der Frühzeit des Skriptoriums. Weitere ausgeführte und erhaltene Teile dieser Bibel sind Min. 4 mit der historisierten Gold­initiale V, Visio Isaiae (ausgestellt im Museum zu Allerheiligen, digitales Faksimile auf www.e-codices.ch), Min. 2 (ebenfalls ausgestellt im Museum zu Allerheiligen) und Min. 1. Alle Teile sind erwähnt im Bücherverzeichnis, das nach dem Tod von Abt Siegfried (1096) erstellt und bis ca. 1100 nachgeführt wurde (Min. 17, 306v). Die Rankeninitialen vor farbigem Grund sind für die Handschriften aus der Frühzeit des Skriptoriums von Allerheiligen typisch. Aufgeschlagen ist die Initialzierseite zum Buch der Sprüche: 7v/8r Parabole Salomonis filii David regis Israhel.

Min. 6: Biblia sacra

SW-Deutschland (Bodenseeraum), 1. Viertel des 14. Jahrhunderts.

Lateinische Vollbibel auf feinem hochweissem Pergament, kopiert und illuminiert im Bodenseeraum. Am Anfang der Prologe und biblischen Bücher zwei- bis achtzeilige gerahmte, meist figürliche Initialen in Deckfarben und Gold. Pergament, Schrift und Buchschmuck bilden eine Einheit. Am Anfang zwei Bildseiten mit je sechs Medaillons (kolorierte Federzeichnungen), die Episoden der Schöpfungsgeschichte bis zur Vertreibung aus dem Paradies, die Arche Noah und die Opferung Isaaks darstellen. Gutes Niveau, aber nicht aussergewöhnlich. 197v/198r: Buch Habakuk und der Beginn des Buches Zephanja, mit den dazugehörigen Prologen des Hieronymus. Digitalisiert für e-codices.

Min. 11: Hieronymus

Pergament, 208 Blätter, Schaffhausen, Anfang des 12. Jahrhunderts.

Abschrift von Teil 1 des Kommentars von Hieronymus zu den kleinen Propheten. An der nach 1100 im Skriptorium von Allerheiligen entstandenen Handschrift wirkte auch ein sonst nicht nachweisbarer Künstler mit. Die gehaltvolle Initiale I in Gold und Deckfarben auf der Incipitseite (1v) ist sein Werk: In mit Trauben behangenen Ranken tummeln sich ein Bär, zwei Greifvögel und zwei Hunde; ein Löwe reisst ein Kaninchen, ein Hahn und ein Fuchs tun sich an den Trauben gütlich und ein Jäger sticht einen Eber. Den Textbeginn (4r) hat derselbe Künstler mit einer Initiale V geschmückt, in deren Goldranken vier Tiere (Drache, Hund, Greifvogel, Reh) kunstvoll verschlungen sind. (Digitales Faksimile auf www.e-codices.ch).

Min. 18: Augustinus

Pergament · 265 ff. · 36 x 25.5 cm · Schaffhausen · 1080-1096

Abschrift auf Pergament von Augustins Abhandlungen über das Johannesevangelium, entstanden kurz nach 1080 im Skriptorium des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen. Zahlreiche Rankeninitialen, eine Initialzierseite in Deckfarben und Gold mit Randleistenintiale I und eine historisierte Goldinitiale C (Abendmahl), welche die Beeinflussung durch Reichenauer Handschriften erkennen lassen. Min. 18 gehört zusammen mit Min. 4 zu den wichtigsten Codices aus der Blütezeit von Allerheiligen, als das 1049 gegründete Kloster unter Abt Siegfried (gestorben 1096) die Hirsauer Reform unterstützte und zu diesem Zweck eine Bibliothek aufbaute.

Min. 22: Augustinus

Pergament, 109 Blätter, Schaffhausen, Anfang des 12. Jahrhunderts.

Abschrift von De consensu Evangelistarum. Karolingische Minuskel von mindestens zwei Händen. Auffallender Handwechsel auf 35r.

Min. 30: Augustinus

Pergament, 108 Blätter, Schaffhausen, Anfang des 12. Jahrhunderts. Karolingische Minuskeln.

Der Band ist aus zwei Hauptteilen zusammengesetzt. Teil 1 enthält die Schrift De magistro, einen im Jahr 388 oder wenig später entstandenen Text. Der fiktive Dialog Augustins mit seinem kurz davor verstorbenen Sohn Adeodatus behandelt  sprachphilosphische Themen. Teil 2, Contra epistolam Parminiani, wendet sich gegen einen häretischen Bischof der Donatisten und widerlegt dessen Argumente (die Donatisten verlangten u.a. ein heiligmässiges Leben der Priester). Zu Beginn  (1v-20r) ist ein kurzer Text des karthagischen Bischofs Quodvultdeus, “adversus quinque haereses”, der lange Augustin zugeschrieben worden war.  Auf S. 106/107 ist eine Urkunde von Papst Silvester für Trier, eine Fälschung des 10. Jhs., wohl aus dem Kloster St. Maximin. Auffällig in Teil 1 sind die zahlreichen Handwechsel wie auf 33v/34r. Einband Schweinsleder, 15. Jh.

Min. 33: Augustinus

Pergament, 208 Blätter, Schaffhausen, Anfang des 12. Jahrhunderts.

Bei einem guten Dutzend der aus dem Kloster Allerheiligen stammenden Handschriften der Ministerialbibliothek hat sich der Originaleinband des 11./12. Jahrhunderts erhalten, so bei diesem Band mit verschiedenen Augustin-Texten. (Siehe Katalog 1994, Einleitung S. 38–41).

Min. 59: Flavius Josephus

Pergament, 234 Blätter, Schaffhausen, erste Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Enthält die Antiquitates Judaicae, libri 1–12. Der eher unsorgfältig ausgeführte Buchschmuck ist typisch für die Spätzeit des Skriptoriums von Allerheiligen. Neben wenigen herkömmli­chen Rankeninitialen finden sich meistens einfache rote Initialen. 25v/26r

Min. 68: Bernardus Claraevallensis

Pergament, 156 Blätter, Schaffhausen, zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts.

In dieser Handschrift aus der Spätzeit des Skriptoriums deutet sich der Wandel von der karo­lingischen Minuskel zur gotischen Textualis an, während der Buchschmuck (Rankeninitialen, Verwendung der Zierkapitalis) in der Tradition von Allerheiligen ausgeführt ist. 57v/58r

Min. 70: Homiliae et sermones sanctorum patrum (pars aestiva)

Schaffhausen, erstes Viertel des 12. Jahrhunderts.

Lesungen und Predigten mit Nennung der Autoren, unterteilt in Sermones de tem­pore, Sermones de sanctis, Sermones de communi sanctorum. Die Rankeniniti­alen in roter Federzeichnung sind typisch für die Handschriften aus der Spätzeit des Skripto­riums von Allerheiligen. Aufgeschlagen ist die Lesung zur Vigil von Johannes dem Täufer: In vigilia sancti Iohannis Baptiste. Lectio sancti evangelii secundum Lucam (136vb): Fuit in diebus Herodis regis … (137ra) und der Beginn einer Predigt von Beda Venerabilis: Venturus in carne … (137rb).

Min. 71: Talmud

Es handelt sich dabei um die Extractiones de Talmud, den umfangreichsten Korpus einer mittelalterlichen Talmudübersetzung ins Lateinische. Sie ist entstanden in Paris in den 1240er Jahren im Kontext antijüdischer Polemiken. Insgesamt gibt es diese Übersetzung weltweit nur in drei Fassungen. Der Schaffhauser Talmud ist die einzige vollständig erhaltene Variante, die den Text in einer thematischen Zusammenstellung präsentiert (neben Fragmenten und Kurzfassungen in Stuttgart, München und London). Daneben gibt es eine vollständige (Carpentras) und mehrere fragmentarische sequentielle Versionen, bei der der Talmud in der „üblichen“ Textreihenfolge dargestellt ist. In der Bibliothèque Nationale in Paris liegt zudem eine Abschrift, die beide Varianten enthält. Einband und Spuren von Ketten deuten auf eine Herkunft aus dem Barfüsserkloster hin.

Min. 90: Nekrologe aus dem Agnesenkloster

Um 1400

Min. 94: Römisch-germanisches Pontifikale

Pergament, 180 Blätter, Südostdeutsch, Mitte/zweite Hälfte 11. Jahrhundert.

Die nicht eindeutig lokalisierbare Abschrift des so genannten Mainzer Pontifikales ist vor allem wegen der drei Federzeichnungen berühmt geworden. Sie zeigen die Übergabe des Buchs an einen König (2v), die Krönung eines Königs durch zwei Geistliche (29r) (darunter ist wohl der Mainzer Erzbischof zu verstehen) und den gekrönten König auf dem Löwenstuhl (29v). Die Handschrift illustriert damit die Verknüpfung von geistlicher und weltlicher Macht, die Heinrich der V Salier nach dem Investiturstreit Heinrichs IV mit Papst Gregor VII wieder zu vereinigen suchte, als “konsensuale Herrschaft”. 29r. ist das zentrale Zeugnis der Herrschertheologie des 10. und 11. Jhs.

Min. 97: Missale monasterii omnium sanctorum Scaphusensis OSB

Ein Messbuch beschreibt den Ablauf der Messe samt den dazugehörigen Gebeten und Formeln. Spe­zielle Einträge, zahlreiche Nachträge, abgegriffene Signakel (Lesezeichen) und Verschmutzungen auf den Rändern weisen darauf hin, dass dieses Missale im Kloster Allerheiligen über längere Zeit in Gebrauch war. Schmuck aus Fleuronnée-Initialen mit Fabeltieren, Fratzen, Gesichtern, stilisierten Blüten u. ä. Die Löcher im Pergament sind mit verschiedenfarbigem Faden kunstvoll vernäht (Bsp. S. 237). Holz­deckel mit rotem Samt bezogen, kunstvolle Beschläge.

Min. 98: Breviarium OFM (pars hiemalis), Winterteil

Konstanz 1459

Brevier (Stundenbuch) für franziskanischen Gebrauch.

499 Blatt, Pergament.

Reicher Buchschmuck mit Goldgrund­initialen, Fleuronné und Randleisten. Beginn des Psalters mit Psalm 1: 10v Beatus vir qui non abiit in consilio impiorum … Ursprünglich im Besitz des Konstanzer Bürgermeisters Konrad Schatz Wappen: Min 98, 10v, 57v, Min 99, 102r (goldenes Lindenblatt auf Blau). Gehört zu den Spitzenwerken der Konstanzer Buchmalerei. Leuchtende Farben, heitere Ranken mit Narren und Zentauren, Landschaftsdarstellungen mit Fernwirkung. Es handelt sich um den Winterteil eines Breviers (Stundenbuchs). Min. 99 ist der dazugehörige Sommerteil. Das reich illuminierte Gebetbuch gehörte ursprünglich dem Konstanzer Bürgermeisters Konrad Schatz und stammt aus der Bibliothek des Klarissinnenklosters Paradies, wo es die Schaffhauser nach der Reformation mitgehen liessen und nie mehr zurückgaben. Es dürfte also einer adligen Konstanzer Nonne gehört haben. Die Illustrationen gehören zu den Spitzenwerken der Konstanzer Buchmalerei mit brillant leuchtenden Farben. Neben Blumen, Ranken, Tieren und Landschaftsdarstellungen gibt es Narren und Zentauren und auch Darstellungen biblischer Szenen. 162v Weihnachtsdarstellung. 65r: Ill. zu Psalm 69 (ertrinkender David). Ill zeigt einen aus dem See fliessenden Fluss, mit Bergen, Schilf, Taucherli und Schwänen, in der Luft Wildenten. Im Wasser weibliche Figur, betend gegen Gott rechts oben. In einer Akanthusranke ein gelber Vogel. 172r: Johannes auf Patmos (die Offenbarung schreibend). Die Insel ist eine liebliche Bodenseelandschaft mit grünen Wiesen und blühenden Blumen, Kirchturm und Schneebergen, und im Wasser Taucherli oder Enten. Die Handschrift ist digitalisiert auf e-codices.

Min. 99: Breviarium OFM (pars aestivalis), Sommerrteil

Konstanz 1460

Brevier (Stundenbuch) für franziskanischen Gebrauch.

516 Pergamentblätter. Schreiber: Johannes Frauenlob aus Bischofszell, Bürger von Konstanz (genannt auf 514v). Reicher Buchschmuck mit Goldgrund­initialen, Fleuronné und Randleisten. An den Rändern gelegentlich humor­volle Pinselzeichnungen (8v und 32v Bär und Fliege, 71r Meerkatze auf Polstersessel). Wahrscheinlich aus dem Kloster Paradies stammend, vom reformierten Schaffhau­sen beschlagnahmt.

249r evt. ein Künstlerinnenvermerk: “Elsbet allerliebste Gemachel min/ich bin der süesse jesus din. In

Min. 109: Weltchronik des Regino von Prüm (Chronicon)

Pergament, 121 Bl., Trier, 3. Viertel des 10 Jahrhunderts. Karolingische Minuskel, einige rote Majuskeln.

Bedeutendstes Geschichtswerk aus karolingischer Zeit, das den historischen Horizont der Zeit Ottos des Grossen illustriert. Region, Abt von Prüm (westliche Eifel, NRW), verfasste eine Weltchronik von Christi Geburt bis 906/908. Die Gliederung hebt die “Neue Zeit” durch die Herrschaft der Karolinger hervor und definiert damit de facto “das Frühmittelalter”. Innerhalb der komplexen Überlieferung des Chronicon nimmt die Handschrift eine wichtige, wenn auch nicht restlos geklärte Stellung ein. Sie entstand vermutlich um 960 herum in Trier, in St. Maximin oder im Domskriptorium, als Arbeit eines Kollektivs von gegen zwanzig (Schüler)händen, unter denen sich auch die erfahrene und korrigierende des hl. Wolfgang ausmachen lässt. Ins Allerheiligenkloster in Schaffhausen dürfte die Handschrift 1122 gelangt sein, durch Bruno, Erzbischof von Trier, Sohn des Klostergründers Eberhard von Nellenburg.

Min. 114: Aus dem Barfüsserkloster

Rhazes (persischer Mediziner Ar-Razi), in der Überrsetzung von Gerhard von Cremona. Aus der Kettenbibliothek der Barfüsserkloster, 14. Jh. Inkl. Kettenglieder. Dito: Min. 69, 76, 83, 84.

Min. 117: Beerdigungsriten aus dem Agnesenkloster

Um 1500. Inkl. Musiknoten

 

1.3 Nachmittelalterliche, moderne Handschriften

Min 125-xxx: Ulmeriana

Ms Scaph 8: Articuli considerandi ei, qui munus ecclesiae cum politico pulvere permutat)

“Artikel, die einer bedenken muss, der ein kirchliches Amt mit dem politischen Staub vertauscht” (“Articuli considerandi ei, qui munus ecclesiae cum politico pulvere permutat”) – gemeint ist offenbar: der sich in die politische Arena hinablässt. Hintergrund ist, dass sich der Theologe und Lateinschulmeister Johannes Jezler 1599 als Zunftmeister der Schuhmacherzunft und Mitglied des Kleinen Rates wählen liess. Der 81-jährige Ulmer, der sich wegen eines Schlaganfalls nur noch schriftlich äussern konnte, kritisiert dies mit allerhand Bibelstellen, aber auch mit Hinweisen auf die Kirchenväter und altkirchliche Konzilien. Unter seiner Unterschrift steht: “Diesen Ratschlag erfordert das höchste Heil der verlassenen Kirche” (“Consilium hoc summa desertae ecclesiae salus postulat”). Bereits im folgenden Jahr trat Jezler von seinen politischen Ämtern zurück und wurde Pfarrer am Spital, 1614 Ulmers Nach-Nachfolger als Antistes.

Msc Scaph 23a/1 und 23a/2

Zweibändige Abschrift von 1750 von Rüegers Schaffhauser Chronik. Die beiden schön gestalteten Bände enthalten viele farbige Wappenabbildungen und Bilder mit Stadtansichten von Schaffhausen (Munot, Rheinfall). Damit ist die Hs für eine Ausstellung zur Stadtgeschichte oder für Führungen interessant.

Msc Scaph 181 Tobias Stimmer: Comedia
ein nüw schimpff spil von zweien Jungen Eeleuten wie sey sich in fürfallender reiss beiderseitz verhalten

Der berühmte Schaffhauser Maler Tobias Stimmer war auch als Dichter tätig. 1580 verfasste er ein lustiges Theaterstück, das zur Fastnachtszeit aufgeführt werden sollte, die “Comedia”. Wir haben sein Autograph als Msc Scaph 181 im Bestand. Inhaltlich ist es eine Verwechslungskomödie über zwei junge Eheleute. Als der Ehemann für längere Zeit vereisen muss, langweilt sich die junge Ehefrau und verabredet sich mit dem Pfarrer für ein Techtelmechtel. Der Pfarrer verkleidet sich als Bauer um unerkannt zu sein. Allerdings taucht dann der echte Bauer auf, der die Avancen der jungen Ehefrau überhaupt nicht lustig findet, ist er doch gut mit dem Ehemann befreundet. Der verkleidete Pfarrer wiederum wird für den Bauern gehalten und muss vor dessen Gläubigern fliehen. Die Motive und Handlung der Geschichte war zu dieser Zeit weit verbreitet. Stimmer verpasste den holzschnittartigen Rollen jedoch etwas Persönlichkeit und Charakter, Stimmers “Comedia” gilt daher eines der besten Fastnachtsspielen des 16. Jahrhunderts. Das besondere an Stimmers Autograph sind die achtzehn Federzeichnungen von seiner Hand, die die Geschichte illustrieren. Neben dem Autograph haben wir auch noch eine Kopie der “Comedia” im Bestand (Msc Scaph 181a), die der frühere Schaffhauser Bürgermeister Hans Caspar Lang samt Zeichnungen anfertigte. Beide Handschriften kamen über den Historischen Verein 1941 in die Stadtbibliothek.
Literatur: René Specht: Tobias Stimmers “Comedia”, in: Schaffhauser Mappe 1988, S. 31-32.

JvM: Johannes von Müller

Briefe von: Voltaire: 74, Goethe: 109, Mme De Staël: 223

JGM: Johann Georg Müller

Herder (?): 148, 505

MSc D 104 (Scaph 181): Tobias Stimmer, Comedia. 1580.

Manuskript eines Theaterstücks in der Manier von Hans Sachs, mit Federzeichnungen von Tobias Stimmer.

2 Inkunabeln und frühe Drucke (Signatur Kst)

 

Signaturen Z INK (Ministerialbibliothek), INK (Stadtbibliothek), Kst. Von den Frühdrucken bis 1500, den sog. Inkunabeln oder Wiegendrucken, besitzt die Bibliothek deren 152. Diese sind zusammen mit den Handschriften, Briefsammlungen, Nachlässen, anderen wertvollen und seltenen Drucken im abgeschlossenen Bereich des Kulturgüterschutzraums aufbewahrt. Die Inkunabeln sind überwiegend in lateinischer Sprache verfasst (123), der Rest teilt sich auf in 23 deutsche, 4 griechische und 2 französische Titel.

Z Ink 21: Drei Venezische Frühdrucke in einem Band: Seneca, Cicero, Ovid

Der Sammelband enthält Seneca, Opera omnia, Venedig 1503, Cicero, Tusculanae disputationes, Venedig 1491 und Ovid, De arte amandi; De remedio amoris, Venedig 1506. Er ist durchgehend mit Annotationen und Unterstreichungen eines zeitgenössischen Lesers versehen. Handschriftlicher Besitzeintrag Bibliothecae Eccles[iae] Scaph[usianae] ad D[ivum] Joan[nem] aus dem 16. Jahrhundert, Zierinitialen. Dies ist der einzige Frühdruck der Ministerialbibliothek mit “weltlichem” Inhalt.

Z Ink. 39: H]Ortus sanitatis

Mainz: [Jakob Meydenbach], 1491.

Erstausgabe des Hortus sanitatis, dessen Autor möglicherweise der Mainzer Peter von Viersen ist. Der Hortus knüpft an den Erfolg des erstmals 1485 gedruckten Gart der Gesundheit von Johannes de Cuba, d. i. Johann Wonnecke von Kaub am Rhein (um 1430–1503/04), an. Im Hortus werden in fünf Teilen Pflanzen und Kräuter, Landtiere, Vögel und andere flugfähige Tiere, Fische sowie Steine und Mineralien behandelt. Das Werk enthält auf 900 (ungezählten) Seiten über 1’000 Holzschnitte. Weitere Ausgabe: Frankfurt 1533 auf deutsch, Z 103 und Strassburg 1507, P* 40.

Z Ink. 46: Introductio cosmographiae… insuper quattuor Americi Vespuccii navigationes. Compilatio de astrorum (Leopold von Österreich)

Strassburg 1507. Saint-Dié 1507. Erstausgabe. Die “Einführung in die Kosmographie” begleitete Martin Waldseemüllers gedruckte Weltkarte und seinen Erdglobus. Autor ist wahrscheinlich Matthias Ringmann, obwohl einige Historiker das Werk Waldseemüller selbst zuschreiben. Mit Besitzeintrag des letzten Abts des Klosters Allerheiligen, Michael Eggenstorfer auf dem ersten Titelblatt. Das Buch enthält die Begründung für die Verwendung des Namens Amerika sowie eine lateinische Übersetzung der vier (?) Reisen von Amerigo Vespucci; in den Reisen Vespuccis eine ungebundene Karte. Separat am Ende beigebunden ist die Inkunabel Compilatio de astrorum (Augsburg 1489) des Astrologen Leopold von Österreich. Dieser Text, verfasst gegen 1270, ist in 10 Traktate gegliedert und behandelt Mundan- wie Geburtsastrologie behandelt. Es gilt als eines der ersten astrologischen Bücher, das in eine Volkssprache (französisch) übertragen wurde. Inhaltlich handelt es sich vor allem um eine Zusammenstellung aus Werken der klassischen arabischen Astrologie.

Z Ink 51: Aus dem Barfüsserkloster

Z Ink 65: Regiomontanus: Kalendar Maister Johannes Küenisberger

1489

https://www.gla.ac.uk/myglasgow/library/files/special/exhibns/month/aug1999.html

(unsere Ausgabe bescheidener und weniger innovativ)

https://maa.org/press/periodicals/convergence/mathematical-treasure-kalendarium-of-regiomontanus

https://blogs.mhs.ox.ac.uk/insidemhs/regiomontanus-man-moon/

Ink 1: Liber Sextus Decretalium (Papst Bonifaz VI)

Mainz: Schöffer 1465. Sehr seltener, sehr früher Druck. Grossformat, Pergament, schöne Typen. Aus der berühmten Offizin Fust/Schöffer in Mainz.

Es handelt sich um den dritten Teil des Corpus Iuris Canonici, der mittelalterlichen Sammlung des Kirchenrechts, das für die katholische Kirche Gültigkeit bis 1917 hatte. Papst Bonifaz VIII veranlasste eine Normenüberprüfung und Bereinigung des überlieferten Rechts, die 1298 als päpstliches Gesetzbuch Gültigkeit erlangte. “Liber sextus” ist das Buch als sechstes Buch nach der fünf Bücher umfassenden Gregorianischen Sammlung. Fust und Schöffer waren die ersten Drucker, die die ihre Werke mit Druckermarke und Druckvermerk ausstatteten. 28 Institutionen weltweit haben ein Exemplar der Erstausgabe, in der Schweiz sind wir die Einzigen.

Ink. 24: [Bibel, deutsch]

Nürnberg: Anton Koberger, 1483 (2 Bände).

Zahlreiche gemalte Initialen und kolorierte Holzschnitte. Die aufwendigen Einbände mit Messingbuckeln und -beschlägen tragen die Jahrzahl 1545. Mehrere Wappen und Besitzeinträge auf den Spiegelblättern beziehen sich auf die Familie der Pappenheimer. Die beiden Bände gehören wahrscheinlich zu den Büchern, die die Stadt Schaffhausen 1637, ein Jahr nach der Gründung der Bürgerbibliothek, dem in finanziellen Schwierigkeiten steckenden, auf Schloss Engen im Hegau lebenden Maximilian von Pappenheim (1580–1639), Reichsmarschall, Landgraf von Stühlin­gen, für 537 Gulden abkaufte. Unserem Exemplar fehlt die grossformatige Illustration auf S. 5. Ungefähr 300 Exemplare sind bekannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Vorlutherische_deutsche_Bibeln

Ink. 34: Bernhard von Breydenbach: Fart uber mer zu dem heiligen grab [Peregrinatio in terram sanctam]

Mainz: 1486.

Einer der ersten gedruckten und illustrierten Reiseberichte und eine der berühmtesten Inkunabeln. Der Autor war Domherr in Mainz und reiste 1483/84 nach Palästina. Sein Reisebericht erschien 1486, erst Latein, dann deutsch. Illustrator war Erhard Reuwich, der an der Reise teilnahm und so auf Skizzen als Augenzeuge zurückgreifen konnte. Seine Holzschnitte von Städteansichten, exotischen Tieren und Alltagsszenen im Heiligen Land bestehen z.T. aus mehrseitigen, faltbaren Bildtafeln. Spektakulär sind vor allem die beiden grossen Panoramen von Venedig und dem Heiligen Land (je 26 x 162 cm, das entspricht der neunfachen Buchbreite). Die Peregrinatio war einer der grossen europäischen Erfolge des Buchmarktes. Vor 1500 erschienen neben der lateinischen und deutschen Ausgabe auch Übersetzungen ins Niederländische, Französische und Spanische. Das Manuskript liegt nicht mehr vor. Der vollständige Text der dt. Auflage wurde für eine Edition 2010 durch die Kollationierung von 42 der 44 in Deutschland erhaltenen Exemplare der Erstauflage erstellt. Darunter haben überhaupt nur noch 15 Exemplare den vollständigen Text, bei vielen fehlen die Holzschnitte samt Text. Die Exemplare der ersten Auflage unterscheiden sich zudem bei den Holzschnitten und deren Legenden.

Die erste Etappe der Reise geht nach Venedig. Breidenbach informiert über die Vorbereitungen für die Reise in Venedig und beschreibt die Aushandlung eines Vertrags zur Überfahrt. Fortgesetzt wird die Erzählung mit der Schiffsreise bis Jaffa. Dann folgt die Besichtigung der heiligen Stätten. Im Kapitel „de moribus, ritibus et erroribus“, also den werden die “Irrtümer“ sowohl der Muslime als auch häretischer Christen bezeichnet. Breydenbach ist denn auch ein zentraler Text, wenn es um Fragen nach der Begegnung mit dem Fremden, nach Fremd- und Eigenbildern und nach der Sicht auf den Islam geht. Der zweite Teil befasst sich mit der Reise von Jerusalem über den Berg Sinai nach Ägypten und schliesslich mit der Rückfahrt von Alexandria nach Venedig. Breidenbach lässt immer wieder geographische und ethnographische Informationen einfliessen und erzählt von exotischen Tieren und Erlebnissen seiner Pilgergruppe, insgesamt aber nur wenig individuell, typisch für einen spätmittelalterlichen Pilgerbericht. Nicht das persönliche Erleben stand im Vordergrund der Berichte, sondern die Nutzung als Reisehandbuch und die umfassende Belehrung über das, was den Pilger im Heiligen Land erwarten würde (allerdings mit Bezug auf antike Quellen durchaus nicht unbedingt immer nahe an den zeitgenössischen Verhältnissen).

SH Ausgabe: Deutsch, mit allen Holzschnitten, offenbar aus der Bibliothek von Conrad Gessner, mit fälschlicher Zuordnung des Werks an Felix Fabri. Jerusalem S. 110. Venedig S.18. Eine von 87 Ausgaben weltweit in öffentlichen Institutionen. Unsere Ausgabe ein Nachdruck der Basler Erstausgabe mit qualitativ schlechteren Holzschnitten.

Ink 41: Homer: Ilias und Odyssee (griechisch)

Florenz 1588, Erstausgabe

Die epischen Gedichte Ilias und Odyssee, die lange Zeit Homer zugeschrieben wurden, haben eine jahrtausendealte Geschichte. Ihre genauen Ursprünge sind unbekannt, aber die Wissenschaft ist sich heute einig, dass sie zunächst mündlich von Sängern vorgetragen wurden. Im fünften Jahrhundert v. Chr. gab es bereits schriftliche Fassungen der Gedichte, die jedoch weiterhin mündlich vorgetragen wurden. Um 150 v. Chr. erstellten hellenistische Gelehrte in Alexandria eine Fassung, deren Textfassung bis heute weitgehend überliefert geblieben ist. Die Gedichte zirkulierten in der Antike auf Papyrus und im Mittelalter auf Pergament. Während des Mittelalters wurde Homer im Westen jedoch wenig beachtet, im Byzantinischen Reich hingegen hielt das Interesse an ihm an. Eines der Ziele der frühen Humanisten der Renaissance war es, wichtige griechische Autoren ins Lateinische zu übersetzen. Allerdings gab es für diese Aufgabe ernsthafte Hindernisse. Denn in der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts war die Zahl der Griechischlehrer und Kopisten relativ gering, und griechische Handschriften waren schwer zu beschaffen. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen kam eine grosse Welle griechischer Flüchtlinge nach Italien. Viele von ihnen waren die Schreiber, Redakteure und Drucker. Sie ermöglichten die ersten gedruckten Ausgaben der Meisterwerke der griechischen Literatur und Wissenschaft.
Der erste Text, der vollständig auf Griechisch gedruckt wurde, war die pseudohomerische Schlacht der Frösche und Mäuse (Batrachomyomachia), die Thomas Ferrandus 1474 in Brescia veröffentlichte.  Ebenfalls 1474 wurde eine lateinische Übersetzung der Ilias von Lorenzo Valla in Rom und Brescia gedruckt. 1488 dann folgten die Urtexte der Ilias und Odyssee in Florenz. Es handelt sich um den ersten Grossdruck in griechischer Sprache. Die Veröffentlichung wurde von den Brüdern Bernando und Nerio Nerli finanziert und von Demetrius Damilas gedruckt, einem kretischen Schreiber, der seit 1476 in Mailand griechische Bücher gedruckt hatte. Als Vorlage diente ihm die Handschrift von Michael Apostolis, die einfacher und deutlicher  war als Damilas’ eigene Handschrift. Herausgeber war Demetrius Chalkokondyles, der von 1475 bis 1491 Professor für Griechisch in Florenz war. Bei der Vorbereitung seines Textes zog der humanistische Gelehrte den monumentalen Kommentar des Eustathius aus dem 12. Jahrhundert zu Rate, der es ihm ermöglichte, unsichere Lesarten in der Ilias und der Odyssee zu klären, aber er warnt in seinem Vorwort, dass die Texte noch viel zu wünschen übrig liessen.
Das Schaffhauser Exemplar stammt gemäss Vorsatzblatt aus dem Besitz von Ludwig Lucius Screta “ex liberalitate filiorum Aldi Manutii”.  Die innere Seite des vorderen Deckels gibt an, dass das Buch 1688 der Stadtbibliothek geschenkt wurde (“Bib Scaph d.d. Lodovicus Lucius Screta Schotnovius a Zavorsiz. 26. Julii 1688”). Auf den Schlussblättern finden sich handschriftliche Notizen über die Familie Screta für die Jahre 1575-1597. Diese Familie war eine Ärzte- und Apothekerdynastie der Stadt Schaffhausen, die vom böhm. Adelsgeschlecht Screta von Zavorziz abstammt und auf Johannes Screta (1651) zurückgeht. Dieser doktorierte 1622 an der Universität Basel in Medizin, floh im Dreissigjährigen Krieg aus Prag und wurde 1635 zum Stadtarzt von Schaffhausen berufen, wo er ein Jahr später das Bürgerrecht erwarb und eine Apotheke führte. Seine Söhne Friedrich Lucius und Heinrich folgten dem Vater im Amt des Stadtarztes nach. Die von Heinrich übernommene und in den Kaufleutturm verlegte Apotheke blieb über Generationen im Besitz der Screta. Diese waren oft auch als Ärzte tätig, so auch der Schenker Ludwig Lucius (1662-1715), der als Leibarzt des Fürsten von Oettingen wirkte.

Ink 59: Hartmann Schedel, Liber chronicarum [Weltchronik]

Nürnberg: Anton Koberger, 1493.

Handschriftlicher Besitzeintrag aus dem 17. Jahrhundert: Bibliothecae civium Scafhusianorum.

Die Schedelsche Weltchronik, auch Nürnberger Chronik genannt, ist eine illustrierte Darstellung der Weltgeschichte. Sie ist das Hauptwerk des Nürnberger Historikers und Arztes Hartmann Schedel und erschien erstmals 1493 in Nürnberg in einer lateinischen und einer deutschen Fassung. Auftraggeber der Weltchronik ist der vermögende Nürnberger Bürger Sebald Schreyer. Die lateinische Auflage umfasst 656, die deutsche 596 Seiten. Das Werk ist mit 1809 Holzschnitten der Werkstatt von Michael Wolgemut illustriert; dieser war Lehrmeister des jungen Albrecht Dürer, der möglicherweise an den Arbeiten mitwirkte. Es ist damit die bedeutendste illustrierte Inkunabel. Die Auflagenhöhe ist nicht bekannt. Gedruckt wurde sie bei Anton Koberger. Der Druck der Weltchronik, der immense Kosten verursachte, wurde kein verlegerischer Erfolg denn 1509 waren noch 571 Exemplare am Lager. Unter den Illustrationen befinden sich 29 doppelseitige Stadtansichten (Konstanz: Bl. 241; Basel: Bl.244) und zwei doppelseitige Landkarten: eine Weltkarte und eine Europakarte. Die Weltkarte ist dabei besonders interessant: Afrika und Indien sind verzeichnet, Amerika ist hingegen noch nicht, da die Existenz des neuen Kontinents erst nach Amerigo Vespuccis Südamerika-Expedi­tion von 1501/1502 bekannt wurde. Umstritten ist dabei im Weiteren, ob die Welt noch als Scheibe dargestellt ist.

Die Chronik folgt der Tradition mittelalterlicher Chroniken und stellt die Geschichte der Welt in Weltaltern dar:

  • Erstes Weltalter: von der Erschaffung der Welt bis zur Sintflut
  • Zweites Weltalter: bis zur Geburt Abrahams
  • Drittes Weltalter: bis zum Reich König Davids
  • Viertes Weltalter: bis zum Babylonischen Exil
  • Fünftes Weltalter: bis zur Geburt Christi
  • Sechstes Weltalter: Geburt Christi bis zu seiner Gegenwart (das umfangreichste der Chronik)
  • Siebentes Weltalter: Ausblick auf den Weltuntergang und das Jüngste Gericht

Eva aus Adams Rippe, Adam/Eva und Schlange: Bl. 6/7.

Ink 90: [Heiligenviten] Der Heiligen Leben Winter teil [Legenda aurea des Jacobus de Voragine)

Augsburg 1499, Johann Schönsperger.

Enth. auch den Sommerteil von 1477 (Günter Zeiner).

Ähnlich Inc. 4. Schönsperger als “Raubdrucker”, der erfolgreiche Werke billiger nachdruckte.

Voragine war ein ligurischer Dominikaner und Bischof des 13. Jhs., dessen “saisonal geordnete” Heiligenlegenden der Legenda aurea grosse Verbreitung und Bedeutung hatten. Oft in Volkssprachen übersetzt und um lokale Heilige angereichert. Viele Themen und Attribute der Heiligen gehen darauf zurück. St. Gallus Bl 35v.

Ink 93: Hieronymus Brunschwig, De arte distillandi

Strassburg, 1500, 227 Blatt.

Das “kleine Destillierbuch” des Strassburger Arztes und Botanikers Hieronymus Brun­schwig beschreibt Destillationsmethoden und Brennöfen sowie die Pflanzen, aus denen man durch solches Destillieren Heilmittel gewinnen kann samt den daraus entstehenden Arzneien (“wässer”). Das Buch ist eines der ersten Werke der Chemie und Pharmakolo­gie an der Schnittstelle zwischen Mittelalter und Neuzeit, reich mit Holzschnitten illustriert. Es beruht auf eigenen Beobachtungen und Beschreibungen Brunschwigs, bedient sich aber auch ausgiebig beim wenig älteren “Gart der Gesundheit” des Johann Wonnecke (auch davon haben wir eine Ausgabe im Bestand, Mainz 1485). Unsere Ausgabe ist gut erhalten, aber leider unvollständig. Ein sehr gutes Digitalisat gibt es bei der Bayrischen Staatsbibliothek.

Kst 1 und Kst 1b: Le liure du roy (Le livre du roi)

Paris 1526. Jagdbuch, diese Ausgabe sehr selten. Enthält auch Falknerei: L’art de faulconerie

Kst 9: Kathechism álbo krotkei w iedno mieysce zebránie [Vilniuser Kathechismus], Vilnius 1581.

Tomasz Nastulczyk von der Jagellonischen Universität Krakau schreibt: “The so-called Vilnius Catechism is the first non-antitrinitarian Evangelical Reformed catechism published in the Grand Duchy of Lithuania. Its predecessor, the so-called Nesvizh Catechism (ed. ca. 1563) was strongly influenced by the elements of the antitrinitarian doctrine; they caused huge theological controversies and were subsequently removed from the Vilnius version. Therefore the Vilnius Catechism remains an important source to the history of the Polish and Lithuanian Reformation. One of the most important parts added to the Vilnius Catechism is Forma albo porządek sprawowania świątości pańskich (“Formula and order of administrating the sacraments of the Lord”). The note on the title page of the Vilnius Catechism states that Forma… was “once again published and printed in Vilnius” (“znowu wydana i drukowana w Wilnie”), which is the only known trace of its previous editions, now completely lost. Forma… is directly modeled on Formula Sacramentorum administrandorum by Jean Calvin. Both works consist of the same four parts, set in the same order: Formula Baptismi administrandi = Sprawa Krztu świętego, Ratio celebrandae Coenae Dominicae = Sprawa Wieczerzy Pańskiej, Formula et ratio celebrandi Matrimonii = Sprawa Małżeństwa świętego, De visitandis Aegrotis = O nawiedzaniu chorych.

Kst 12: Wolfgang von Maen: Leiden Jesu Christi

Augsburg 1515. Zweitexemplar: EA 39.

Eines der schönsten und seltensten Augsburger Holzschnittbücher. Das Buch des Kaplans von Kaiser Maximilain ist einer der häufigen zeitgenössischen Bearbeitungen der Passionsgeschichte. Maen ergänzt die neutestamentlichen Berichte um Aussagen der Kirchenväter und mittelalterlicher Theologen. Holzschnitte durch Hans Schäufelin, Hans Burgkmair und Jörg Breu.

Kst 15: Belial zu teutsch (Jacobus de Teramo)

Strassburg 1508.

Der Belial ist das einzige Werk, das mit Sicherheit dem Kleriker und Rechtsgelehrten Jacobus de Theramo zugeschrieben werden kann. Fertiggestellt im Jahr 1382, fällt dieser Text über einen satanischen Musterprozess, der juristische mit theologischen Elementen vermischt, in eine Zeit des Schismas, der Päpste und Gegenpäpste. Der gelehrte Gebrauch des lateinischen Originals ging mit der vermehrten Übersetzung in die Volkssprachen zunehmend in eine Verdeutlichung rechtlicher Praktiken über. Inhaltlich wird im Belial die christliche Heilgeschichte juristisch gerechtfertigt: Belial reicht als Stellvertreter der Hölle eine Klage gegen Jesus Christus ein, weil dieser bei seinem Abstieg in die Unterwelt unrechtmäßig die Seelen der Gerechten befreit habe. Moses übernimmt die Vertretung Christi, Gott fungiert als iudex ordinarius, Salomon als iudex delegatus. Dieser lehnt die Klage der Höllengemeinschaft ab, was Belial jedoch wegen einer möglichen Befangenheit Salomons – als Verwandtem Christi – erneut vor Gericht bringt. Weitere Prozessschritte folgen mit Joseph von Ägypten als neuem Richter und schließen damit, dass die Erlösung der Toten durch Jesus Christus als rechtmäßig erklärt wird. Der Handlungsverlauf folgt streng den Regeln des kanonischen Prozessrechts und führt hierbei die verschiedenen Ämter, Institutionen und Rechtsschritte einer Gerichtsverhandlung mit den entsprechenden lateinischen Termini vor.

Die Zahl der lateinischen Handschriften ist nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Bekannt sind dagegen neun lateinische Inkunabeln, die älteste von 1472. Die Übersetzungen in die Volkssprachen setzen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein. 21 Drucke des Belial in deutscher Sprache sind erhalten. Die Bilder zeigen den Übergang vonder Mündlichkeit des deutschen Gerichtsverfahrens zur Schriftlichkeit des römischen Rechts. So werden Bibel, Urkunden oder versiegelte Briefe prominent oder  in Übergrösse dargestellt (http://wirote.informatik.uni-leipzig.de/mediavistik/werk/18).  – Das Buch war eine Zeit lang auf dem Index der Verbotenen Bücher des Vatikans.

Kst 30: Gregor Reisch: Margarita Philosophica Nova

Strassburg, Grüninger 1508.

Die Margarita philosophica (“Perle der Philosophie” oder allgemeiner “Perle der Wissenschaften”) ist eine allgemeine Enzyklopädie, verfasst durch den württembergigischen Philosophen und Kartäusermönch Gregor Reisch zwischen 1489 und 1496 in lateinischer Sprache. Gedruckt wurde sie erstmals 1503 in Freiburg durch den aus Strassburg stammenden Drucker Johann Schott, einen Schüler von Gregor Reisch. Neben mehreren “offiziellen” Neuauflagen existieren auch mehrere “Raubdrucke” – nicht autorisierte Nachdrucke des Strassburgers Johann Grüninger mit dem Titel „Margarita Philosophica Nova“ (1504, 1508, 1512 und 1515), mit teils eigenen, qualitativ guten Holzschnitten. Das Werk enthält das gesamte Wissen des späten Mittelalters. In zwölf Büchern werden die sieben freien Künste behandelt sowie Prinzipien und Entstehung der Natur, Physiologie, Psychologie und Moralphilosophie. Das Werk wurde das am weitesten verbreitete Lehrbuch der Philosophie und des enzyklopädischen Wissens für das Studium der Artes liberales und gilt als die älteste gedruckte Enzyklopädie.

Kst 31: Postila: Kurze Auslegung über die Sontags und der fürnemsten Fest Evangelien… [Pericopae evangeliorum des Johannes Brenz in kroatischer Sprache, übersetzt durch Primož Trubar]

Tübingen [d.i. Urach] 1562.

Das Buch gehört zum Konglomerat von Schriften (aus dem Umfeld) des slowenischen Reformators Primož Trubar und ist in der temporären Druckerei in Urach bei Tübingen gedruckt worden (Druckort auf dem Titelblatt ist zu Werbezwecken aber “Tübingen”). Der Druck erschien 1562 serbokroatisch im glagolitischen Alphabet (Auflage 1000) und 1563 im kyrillischen Alphabet (Auflage 500). Es ist offenbar ein Kompilat aus Luthers, Melanchthons, Lossius’ und Brenz’ Auslegungen, als “Postille” ein häusliches Andachtsbuch. Bekannt sind noch 23 weitere Exemplare, in der Schweiz nur Basel (Vorndran, südslawische Reformationsdrucke, Tübingen 1977). Das Werk war 1558 in slowenischer Sprache erschienen, und zwar dem ersten Teil von Trubars slowenischer NT-Übersetzung beigebunden (“en regishter, ta kashe…”: Z Bib 88). Anton Dalmata und Stephan Consul übertrugen es aus dem Slowenischen ins serbokroatische. Enthält 67 kleinere Holzschnitte (sic?). In Trubars deutscher Vorrede steht als Verlagsort “Urach”, in deren serbokroatischer Übersetzung aber werbewirksamer Tübingen. ACHTUNG: Laut Vorndran haben wir die kyrillische Ausgabe 1563, die nur in 10 Bibliotheken vorhanden ist (Schweiz: SH und BS). Diese hat eine Widmung an Markgraf Albrecht von Brandenburg. Etwas mehr Holzschnitte, am meisten von allen Uracher Drucken.

Glag: VD16 B 7836. Kyr: B 7837.

Zu den Trubar-Drucken in der Stadtbibliothek

Primož Trubar (1508-1586) wird in Slowenien als Vater der modernen slowenischen Sprache geehrt. Unter den rund 30 Werken, die er veröffentlicht hat, befinden sich die ersten in slowenischer Sprache gedruckten Bücher. Trubar wurde 1508 als Sohn eines Müllers im Dorf Rašica bei Ljubljana geboren. Er ging in Rijeka (Fiume); und Salzburg zur Schule und studierte in Triest und Wien. 1530 wurde er in Triest zum Priester geweiht und war zunächst als Priester in Laško (dt. Tüffer) in der Untersteiermark (heute östliches Slowenien) tätig. Als er 1536 zum Prediger in der St. Nikolaus-Kathedrale in Ljubljana ernannt wurde, begann er sich im Geist des Erasmus offen über eine Kirchenreform zu äussern und las Werke Luthers und der Schweizer Reformatoren. 1548 wurde Trubar ins Exil gezwungen, er flüchtete nach Nürnberg. In Rothenburg ob der Tauber wurde er Prediger und begann Pläne zur Reformation seiner slowenischen Heimat. Schon 1550 veröffentlichte Trubar in Schwäbisch Hall einen Katechismus – das erste Buch auf Slowenisch. Der von den Katechismen Martin Luthers und Johannes Brenz‘ beeinflusste Text enthielt auch einige Hymnen, Auslegungen über Bibelpassagen sowie eine Schrift von dem aus Istrien stammenden lutherischen Theologen Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) über den wahren Glauben. Das Abecedarium, eine weitere Veröffentlichung Trubers, folgte im selben Jahr mit der Absicht, das Lesen in der slowenischen Sprache zu lehren. 1553 bis 1561 war Trubar Pfarrer in Kempten. Während dieser Zeit übersetzte er das Neue Testament aus der Lutherbibel ins Slowenische. Die Schaffung einer standardisierten slowenischen literarischen Sprache aufgrund des Krainer Dialektes war eine Herausforderung, denn es gab nicht nur zahlreiche unterschiedliche slowenische Sprachvarianten, sondern der damals in Krain gesprochene Dialekt war nicht verschriftlicht; daneben war unter der Bevölkerung auch die Verwendung des Deutschen sowie des Lateinischen weit verbreitet. 1555 begann Truber eine Korrespondenz mit dem Zürcher Reformator Heinrich Bullinger, was ihm in Württemberg zeitweise den Verdacht eintrug, Zwinglianer zu sein. In der Hoffnung, nach Slowenien zurückkehren zu dürfen, begann Trubar eine Zusammenarbeit mit Hans Ungnad von Sonnegg, dem Landeshauptmann der Steiermark und obersten Feldhauptmann der südlichen Provinzen der Habsburger Monarchie, der ein Sympathisant und Unterstützer der Reformation war. Ungnad liess sich nach 1556 in Württemberg nieder und finanzierte die Errichtung einer Druckerei in Tübingen, die später nach Urach verlegt und als Zweig der Druckerei von Ulrich Morhart tätig wurde. Das Unternehmen trug den Namen „Windische [slowenische], chrabatische [kroatische] und cirulische [kyrillische] Thrukerey“. Ungnads Druckerpresse veröffentlichte Texte in slowenischer, italienischer und kroatischer Sprache unter Verwendung des lateinischen, kyrillischen und glagolitischen Alphabets. Die Druckerei veröffentlichte von 1561 bis zu Ungnads Tod im Dezember 1564 etwa 31.000 Exemplare von 37 verschiedenen Titeln, darunter biblische Texte und Übersetzungen von Werken führender lutherischer Theologen sowie Originalarbeiten von Trubar und einer Reihe weiterer Reformatoren. Zu den Mitarbeitern der Druckerei zählten Stephan Consul aus Istrien, der 1549 ins Exil gezwungen worden war, und Anton Dalmata, ebenfalls Exulant aus dem Territorium des heutigen Kroatien. Die beiden waren Hauptübersetzer des im Jahr 1562 veröffentlichten Neuen Testaments in Kroatisch, das stark auf Trubers neutestamentlicher Übersetzung ins Slowenische basierte. Der württembergische Herzog Christoph erteilte Trubar die Erlaubnis, als Pfarrer in Urach tätig zu sein, wo er direkt an der Arbeit der Druckerei beteiligt war. Allerdings blieb Trubar nur ein Jahr lang in Urach, bevor er nach Slowenien zurückkehrte, um erster Superintendent der lutherischen Kirche in Ljubljana zu werden.1565 wurde Truber jedoch zum zweiten Mal aus Ljubljana verbannt. Daraufhin kehrte er in das Herzogtum Württemberg zurück und wurde Pfarrer in Lauffen am Neckar. Im Jahre 1566 veröffentlichte er eine Übersetzung der Psalmen auf Slowenisch. Danach ließ er sich in Derendingen, ausserhalb von Tübingen, nieder, wo er als Pfarrer der St. Gallus-Kirche wirkte und sich weiter mit Schreiben und Übersetzen beschäftigte. Trubar starb am 15. Juni 1586 in Derendingen.

Für die kleine Nation der Slowenen und ihr Selbstverständnis spielt Trubar eine wichtige Rolle. Bis zum Ende seines Lebens schrieb Truber aus Derendingen an seine alten Vertrauten in Ljubljana, um von der Ferne aus weiterhin auf die Entwicklungen in Slowenien Einfluss zu nehmen. Seine wahre Liebe zeigt sich aber in dem Pseudonym, unter welchem er seinen Katechismus veröffentlichte: „Philopatris Illyricus“, illyrischer Patriot. Trubar ist denn auch das Gesicht auf der slowenischen Ein-Euro-Münze.

 In der Stadtbibliothek sind insgesamt neun der seltenen Trubar-Drucke vorhanden, die meisten in der Ministerialbibliothek, drei davon aus der temporären Druckerei in Urach. Das ist eine grosse Zahl: Tübingen, die “Heimatbibliothek” Trubars, hat 19 (davon 17 aus der Druckerei in Urach); die ZB hat 5, die UB Basel 20.

Insgesamt gibt es laut VD16 etwa 40 Trubar-Drucke (Sönke Lorenz, Primus Truber, der slowenische Reformator und Württemberg). Besonders interessant sind die Drucke mit Glagoliza (in Nürnberg beschafft) oder Kyrilliza (in Urach hergestellt). Seltenheit: Beschlagnahmung durch katholische Seite, Zerstörung in der Gegenreformation. Oft haben sich nur die Exemplare erhalten, die als Geschenke oder Belegexemplare an Fürsten, Städte und Förderer schickte (schöne Einbände aus der Werkstatt des Tübinger Buchbinders Samuel Streler). Entweder also SH als Förderer der Uracher Bibelanstalt, oder Privatpersonen, die später an SH schenkten. Siehe Treffenliche, S. 81 und Hüttl-Hubert, Provenienz in: Reformation in Mitteleuropa, S. 47 (“Tübinger Reformationseinbände” aus braunem Schafleder mit goldgepressten Bildnissen.

Die Signaturen: KSt 2, Kst 31, ZB 149, ZA 150, ZA 151, Z Bib 88, Z Bib 191

In den Kontext der NT-Übersetzung Trubars gehört die sehr seltene Übersetzung des Matthäusevangeliums, wohl eine Vorarbeit, von 1555: Kst 2:  Ta Evangeli… Mateusha. Sie ist offenbar nur in Schaffhausen, Zürich ZB und Wien vorhanden (bei uns allerdings mit fehlendem Titelblatt). Johann Jakob Peyer im Hof schenkte das Bändchen 1734 der Stadtbibliothek (Eintrag auf der Einbandrückseite vorne). [Tübingen, Morharts Erben. Widmung mit  “V.T.” unterzeichnet: Pietro Paolo Vergerio und Trubar; Vergerio hatte den Druck angeregt.

Kst 35 : Missale romanum des Stephanus Pariseti

Lyon 1505. Messbuch noch aus vortridentinischer Zeit. 1474 in Mailand erstmals gedruckt. “Messbuch nach der Art der römischen Kurie”, zurückgehend auf den Ritus der päpstlichen Palastkapelle.

Kst 69: Gedichte im Geschmack des Grecourt. (Johann Georg Scheffner)

Schaffhausen (=Berlin) 1783. Pikante Gedichte mit dem verschleiernden Druckort SH.

Kst 71: Die ihres Godes liebende Seele

Schaffhausen, Seiler 1728. Mit schönen Kupferstichen.

 

3 A, B: Buch und Bibliothek, Wissenschaften, Lexika, Biographien, Briefe

3.1. A: Buch- und Bibliothekswesen, Literaturgeschichte, Gelehrtengeschichte, Geschichten verschiedener Nationalliteraturen

470 Titel sind aufgestellt unter AA bis AC. Die Sachgruppe AA umfasst Verzeichnisse von Inkunabeln, Handschriften und seltenen Büchern, Verlags- und Bibliothekskataloge, aber Werke zu den historischen Hilfswissenschaften, philologischen Disziplinen und Gelehrtenlexika. Unter AB fallen überwiegend literärhistorische Kompendien, Geschichten einzelner Wissenschaften, geschichtsphilosophische Abhandlungen und ältere Konversationslexika. AC schliesslich steht für nationale Literaturgeschichten vorab des 18. Jh., Literaturgattungen und weitere Literärgeschichten. Vgl. z.B. Jacopo Morellis Catalogo di storie generali e particolari (Venedig 1782, AA 66), Karl Friedrich Gottlob Hirschings Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands (4 Bde., Erlangen 1786-1791, AA 35), Johann Heinrich Hottingers Bibliothecarius quadripartitus (Zürich 1664, AA 57a). Zum Buchdruck: Georg Wilhelm Zapfs Augsburgs Buchdruckergeschichte (2 Bde., Augsburg 1786-1791, AA 56e), Joachim Friedrich Fellers Monumenta varia inedita (12 Tle., Jena 1714-1718, AA 27, unvollst.). Zur Gelehrtengeschichte und -lexika: Nikolaus Hieronymus Gundlings Vollständige Historie der Gelahrtheit (5 Bde., Frankfurt a. M., Leipzig 1734-1736, AB 1), Christian Thomasius‘ Historie der Weissheit und Thorheit (3 Tle., Halle 1693, AB 45). Zur Wissenschafts- und Literärgeschichte: Conrad Gesners Bibliotheca universalis (Zürich 1545, A* 8) oder z.B. für den schwedischen Raum die Suecia litterata von Johannes Scheffer (Hamburg 1698, AC 5).

Unter der Signatur AD (436 Titel) finden sich die Altbestände nicht nur zu Kunst und Kunstgeschichte sondern auch zur Ästhetik und Kunsttheorie, zu den bildenden Künsten, zur Emblematik und Ikonographie, den graphischen Künsten (Kupferstich, Holzschnitt etc.) und der Schauspielkunst und Musik. Zur Malerei z.B. Leonardo da Vincis Traktat von der Mahlerey (Nürnberg 1740, AD 30). An Lexika das Allgemeine Künstler-Lexikon, begründet von Johann Rudolf Füssli (6 Bde., Zürich 1779-1824, A* 16b) oder zur Kunsttheorie Johann Georg Sulzers Allgemeine Theorie der schönen Künste (2 Bde., Leipzig 1773-1775, AD 1). Zum Kupferstich Andreas Andresens Der deutsche Peintre-Graveur (5 Bde., Leipzig 1872-1878, AD 160) oder das neunteilige Porträtwerk von Jean-Jacques Boissard und Theodor de Bry Bibliotheca chalcographica, h. e. clarorum virorum imagines (Heidelberg 1669, AD 27). Unter dieser Sachgruppe sind auch zahlreiche Kunstkataloge, enzyklopädische Nachschlagewerke wie die unvollendet gebliebene Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste von Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber (63 Bde. von 168, Leipzig 1818-1840, A* 1, unvollst.), Johann Jacob Hofmanns Lexicon universale historico-geographico-chronologico-poetico-philologico (5 Bde., Basel 1677-1683, A* 9) und verschiedene Konversationslexika aufgestellt. Zur Musik sei erwähnt die Notenausgabe der Werke von Georg Friedrich Händel (15 Bde., Leipzig 1858-1862, A* 21).

A* 1: Ersch-Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste

Die Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste ist eine wissenschaftliche Enzyklopädie von Johann Samuel Ersch (1766–1828) und Johann Gottfried Gruber (1774–1851). Die Veröffentlichung begann 1818, bis 1889 erschienen 167 Textbände und ein Tafelband. Das Werk wurde 1831 vom Brockhaus-Verlag übernommen und 1889 unvollendet eingestellt. Der „Ersch-Gruber“ galt als umfangreichste Enzyklopädie der Welt.

A* 7: Bibliotheca Arabico-Hispana Escurialensis

Madrid, 1760-1770

A real publishing enterprise by the Maronite scholar Miguel Casiri, who transcribed and cataloged about 1800 manuscripts in Arabic preserved in the royal monastery of San Lorenzo, better known by the name of Escorial. The work, which contains texts dating for the most part to the era of Arab rule in Spain, is divided in sections by topic (Grammatica, Rhetorica, Ethica, Medica, Historia naturalis, etc.) and is accompanied by a very clear index. Presented in sumptuous graphics, it is the first book with Arabic characters printed in Spain.

Arabic manuscripts, largely by Spanish Muslim authors as well as some by Jews writing in Arabic or Greek authors in translation, in the library of the Escorial outside Madrid. The descriptions are organized in sections by subject, with a comprehensive index. Rare key work of Spanish scholarship in the Age of Enlightenment and the first book with Arab types printed in Spain, “a wonderfully able piece of printing” (D. B. Updike). Spanish and Arab culture share a long history one of the early scholars eager to preserve that heritage was the Lebanese Christian Maronite Michel or Miguel Casiri (Gharcieh al-Ghaziri). After he had studied and lectured at Rome he went to Madrid in 1747/48 where he was recommended to King Ferdinand VI to act as a scholar of all things Arab at the royal library, but became a member of the Escorial library which contained a very large collection of Arabic manuscripts, many dating from the period of Islamic dominion in Spain.

A* 53: Ernst Haeckel: Kunstformen der Natur

Leipzig 1904

Mit seinen spektakulären Lithographien verschiedener Tiere, vor allem Meeresgetier. Darunter ist auch eine Qualle, die der Naturforscher Haeckel nach seiner Frau benannt hatte (Cyanea annasethe), was offenbar als Kompliment gedacht war.

A* 91: Georg Ebers: Aegypten in Bild und Wort

Stuttgart 1879.

Zweibänder mit prachtvollem Einband in goldgeprägtem Halbleder mit Zierperlen.

A* 204: “Les Mosquées du Caire”
Paris 1932
Es ist eine Beschreibung mit Plänen und Fotos von über 400 Moscheen Kairos – eine extrem wertvolle Quelle für die “Kirchengeschichte” Kairos also. Die alten Fotos zeigen Gebäude, Strassenzüge und Szenen aus einer längst verschwundenen Zeit. Der Zweibänder kam 1966 als Geschenk in die Stabi, in einem Jahr, in dem mehrere Schaffhauser:innen grössere Buchspenden tätigten (Quelle: Jahresbericht). Mehr liess sich leider nicht herausfinden. In der Schweiz ist das Buch nur in wenigen Bibliotheken vorhanden, typischerweise in den Bibliotheken orientalischer Seminare oder Institute von Unis, z.B. auch der UZH.

A* 236: Georg Hirth: Das deutsche Zimmer
München 1886
Ein sehr theutsches Buch immer” des Journalisten, Statistikers und theutschen Kunstliebhabers Georg Hirth. Es ist die Hoch-Zeit des Nationalismus, alle europäischen Staaten schauen voller Bewunderung auf ihre glorreiche Vergangenheit. Hirth thut es hier mit einem Blick aufs, modern gesprochen, Innendesign. Er zieht aber auch Lehren für die Gegenwart: nicht umsonst heisst der Untertitel “Anregungen zu häuslicher Kunstpflege”. Sehr hübsch das Motto oben rechts auf dem Titelblatt: “Kunst bringt Gunst”. – es gibt noch ähnliche Werke im Bestand A*.

AA 42: Jean Mabillon, Iter Germanicum. Hamburg 1717.

Reisebeschreibung des frz. Philosophen. Reise diente dazu, in Archiven zu forschen und mittelalterliche Handschriften für die königliche Bibliothek, die heutige Bibliothèque nationale de France in Paris, zu erwerben.

AA 59 und AA 61: Zwei bedeutende ungarische Bibliothekskataloge

  • AA 59: Bibliothekskatalog 1796-1800 des Grafen Teleki von Szék (1739-1822), dessen Sammlung 1826 den Grundstock der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften bildete. Selten, uns fehlt Band 3.
  • AA 61: Bibliothekskatalog 1799-1807 der Büchersammlung des Grafen Ferenc Széchényi, dem Gründer der ungarischen Nationalbibliothek.

Beide Bände sind wichtige frühe Hungarica. Sie stammen aus der Bibliothek von Johannes von Müller.

AA 60a: Catalogus Novus Nundinarum ver nalium Francofurti… anno 1589… librorum. Frankfurt 1589.

Früher Katalog zur Frankfurter Herbstmesse. Georg Willer, Buchhändler in Augsburg gab 1564 den ersten Katalog für die Frankfurter Messe heraus, womit ein allgemeiner Aufschwung des Buchhandels begann. Von da an liess er immer zur Fasten- und Herbstmesse je einen Katalog herstellen. Diese Kataloge revolutionierten als die ersten Verkaufskataloge im eigentlichen Sinn den gesamten Buchhandel. “Before that date printers visiting the fair must have had to write out by hand countless lists of new books to send to their customers: thereafter they could send copies of the fair catalogue to the local booksellers all over Europe, who in turn passed them on to their customers. The fair catalogue was a co-operative effort: the printers coming to the fair sent in advance title-pages of the books they were bringing, so that Willer could arrange them in subject order before printing his catalogue ” (Pollard/Ehrman). “(These) catalogues represent the first international bibliographies of a periodic character, attempting to list every six months all new publications issued in Europe, and they can be considered the prototype of today’s Books in Print. The books are arranged by subject; for the first time, place, publisher, and date are always mentioned” (Breslauer/Folter). Frühe Kataloge sind selten.

AA 93: Notices et Extraits des manuscrits de la Bibliothèque du Roi.

Bzw. de la Bibliothèque Nationale. Bzw. de la Bibliothèque Impériale. Bzw…

Paris 1787-1838.

Diese Reihe ist ein Verzeichnis von Handschriften der königlichen Bibliothek in Paris, dem Vorläufer der heutigen Bibliothèque nationale de France. Sie ist aber nicht nur ein Katalog, sondern enthält auch Texteditionen und Abbildungen, sollte sie doch den Reichtum der königlichen Handschriftensammlung zeigen. Beim Bibliographieren dieser Bücher wird man auf dem Titelblatt für einmal mit der Weltgeschichte konfrontiert. Denn mitten in der Publikation der ersten Bände geschah die französische Revolution.

1785 hatte Ludwig XVI acht Forscher beauftragt, die Manuskripte seiner Bibliothek bekannt zu machen: Drei sollten sich dem Studium der orientalischen Manuskripte widmen, zwei dem Studium der griechischen und lateinischen Manuskripte und drei die Handschriften mit Bezug zur Geschichte Frankreichs, insbesondere des Mittelalters, herausgeben. Dabei sollten sie auch Dokumente anderer Bibliotheken und Sammlungen integrieren. Jedoch bekommt die Sammlung nach drei königlichen Bänden die revolutionären Ereignisse zu spüren: Der 1791 begonnene Druck von Band 4 wird 1792 unterbrochen. Frankreich wird Republik, 1793 werden der König und Marie-Antoinette hingerichtet, im Jahr darauf ihr Verfolger Robespierre. Krieg und Bürgerkrieg erschüttern Frankreich. Erst im Jahr 7 der revolutionären Zeitrechnung (1798/99) wird Band 4 schliesslich gedruckt. Aus der Imprimerie Royale ist die Imprimerie de la République geworden, die Bibliothek selber ist nicht mehr “du Roi”, sondern “Bibliothèque Nationale”.

Die Bandzählung aber hielten die Herausgeber durch – auch als Napoleon sich 1804 zum Kaiser krönte. Dies machte die Bibliothek zur “Bibliothèque Impériale” und die Druckerei zur ebensolchen. Zwei Bände kamen so für Napoleon zusammen, tome 8 und 9. Nach Waterloo und Napoleons Sturz 1815 wurde in Frankreich wieder die alte Monarchie installiert  – Ludwig  XVIII, der Bruder Ludwigs XVI, übernahm das Ruder. Und so wurde auch die Bibliothek wieder zur Bibliothèque du Roi, und ab Band 10 erschienen sie wieder in der guten alten Imprimerie Royale – eine Revolution und ein Kaiserreich später.

Die Bücher, schön gebunden, stehen auf der Galerie über dem Vestibül. Die Reihe selber wurde bis in die 1960er Jahre fortgesetzt, wir scheinen aber nur die ersten 13 Bände der turbulenten Zeit um 1800 zu haben.

Conrad Gessner: Bibliotheca Universalis – A*8 und A*14

Konversationslexika 19. Jh. / 20. Jh.

Brockhaus

AB 44c: 12 Bände, 7. Aufl. 1830

AB 44d: 4 Bände, 1832 (“neuste Zeit”)

AB 44a: 15 Bände, 9. Auflage 1843

AB 84: 16 Bände, 13. Auflage 1882

AA 321: Neue Brockhaus, 4 Bände 1936

WB 1744: 1966-1976

Meyer

AC 35: 1897

Britannica:

WN 484 1960; WD 803 1968; WR 35: 1991; WT 506: 2010

Larousse:

AA 303 1953; WC 1205 1974; WC 1205a 1987

AD 26: Christoph Heinrich Berger: Commentatio de personis (Von der Carnavals-Lust)

Frankfurt 1723

First and only Edition of this interesting work on the theater of Antiquity – the engraved plates by Johann Georg Wolffgang (1662-1744) show masks and costumes known to be used in the six plays of Terence (Andria, Eunuchus, Heautontimoroumenos, Adelphi, Phormio and Hecyra), deriving from the famous Terence manuscript now known as Vaticanus 3868 (see K.E. Weston, “The Illustrated Terence MSS” in: Harvard Studies in Classical Philology XIV, 1903). The work, an expansion of Berger’s Dissertatio de jure personarum (1720), refers to more than 360 authors listed by name, “quorum scripta et sententiae in primis in hac commemoratione referuntur.” Berger (1687-1737) examines the art of Theatrical Performance and the concepts of Satire and Comedy through the ages. There is a chapter on Carnival decrees and prohibitions, mainly issued by German princes (these texts are in German).

AD 27: Bibliotheca chalcographica, h. e. clarorum virorum imagines (Heidelberg 1669).

Boissard, Jean-Jacques; Bry, Theodor de
Heidelberg: Clemens Ammon, 1669. Partes 1-5: 1669.- Pars 6: Frankfurt a.M.: Johann Ammon, o.J.- Pars 7: Frankfurt a.M.: Clemens Ammon, 1669.- Pars 8: Frankfurt a.M.: Johann Ammon, 1652.- Pars 9: Heidelberg: Johann Ammon, 1664. 4°

Neunteiliges Porträtwerk von Jean-Jacques Boissard und Theodor de Bry. Die Sammlung von 438 Gelehrtenbildnissen (die Reihenfolge der Porträts ist im Ganzen unsystematisch) drückt das Selbstverständnis von Humanisten und Reformatoren aus. Sie verdankt ihre Entstehung dem Humanisten Jean-Jacques Boissard (1528-1602) aus Besançon. Er begleitete schon früh seinen Onkel, den Humanisten Hugues Babet (Hugo Babelus, 1474-1556), der als Privatlehrer junger Adliger viele Universitäten Europas besuchte. Boissard hielt sich dann zu mehrjährigen Studien in Italien auf, wurde Hauslehrer und Hofmeister junger Adliger und konnte mit diesen seine akademische Wanderschaft fortsetzen. So lernte er viele Gelehrte persönlich kennen, sammelte Bildnisse und biographische Nachrichten und porträtierte als gewandter Zeichner viele Gelehrte auch eigenhändig. Mit dem Kupferstecher und Verleger Theodor de Bry (1528-1598), der als Kalvinist seine Heimatstadt Antwerpen verlassen und sich in Frankfurt a.M. niedergelassen hatte, gab er 1597-1598 100 Gelehrtenviten mit Kupferstichporträts heraus. Die Söhne Johann Theodor de Bry (1561-1623) und Johann Israel de Bry (vor 1570-1611) setzten zusammen mit dem Frankfurter Literaten Johann Adam Lonicer das Werk fort (Teil 3 und 4: 1598/99). Bis 1664 wuchs die Porträtgalerie in Buchform auf 9 Teile mit insgesamt 438 Bildnissen an. 1669 folgte eine Gesamtausgabe, in die Restauflagen des 8. und 9. Teils (von 1652 und 1664) eingefügt wurden. Als Kupferstecher und teils auch Verleger folgten den Brüdern de Bry Sebastian Furck (um 1600-1655; Mitarbeit am 6. Teil, 1628), Klemens Ammon (Schwiegersohn von Joh. Th. de Bry; Teil 7 und 8, 1650-1652) und Mathias van Somer aus Holland (Teil 9, 1664). Die Auswahl der dargestellten Personen spiegelt die reformierte Richtung der Urheber, ist jedoch nicht engherzig auf Konfessionsgenossen beschränkt. Einige Päpste sind als gelehrte Schriftsteller berücksichtigt, ebenso Fürsten wie z.B. Moritz der Gelehrte, Landgraf von Hessen-Kassel (1572-1632), dessen Privatlehrer Boissard gewesen ist. Die Lebensähnlichkeit der Porträts wird durch die Titelformulierung ad vivum effictae betont. Die künstlerische Qualität der Bildnisse ist unterschiedlich. In den früheren Teilen wird dank der Zeichnungen Boissards und der Kunstfertigkeit der Kupferstecher de Bry ein hohes Niveau erreicht. In den späteren Teilen finden sich Bildnisse geringerer Qualität. Hierfür dürften auch die Nöte des Dreissigjährigen Krieges verantwortlich sein.

AD 30: Leonardo da Vincis Traktat von der Mahlerey, Nürnberg, Weigel 1724 mit vielen Ill.

Aus dem Italiänischen und Frantzösischen in das Teutsche übersetzet; Auch nach dem Original mit vielen Kupfern und saubern Holzschnitten versehen: und mit beygefügtem Leben des Auctoris zum Druck befördert von J. G. Böhm. 11 Bl., 200 S., 5 Bl. Mit 29 Textholzschnitten und 28 Kupfertafeln. 22,5 x 17 cm. Nürnberg, Weigel, 1724.

Erste deutsche Ausgabe des oft übersetzten theoretischen Hauptwerks Leonardo da Vincis. “Il pittore Böhm ha il merito d’aver fatto conoscere in Germania il ‘Trattato’. La sua ‘Vita di Leonardo’, che occupa sedici pagine, è un buon compendio delle notizie date dal Vasari, dal Félibien, dal Sandrart e da altri” (Verga). Unter Neuordnung der Kapitel aus der 1651 erschienenen ersten italienischen und ersten französischen Ausgabe übersetzt. – Der Trattato della pittura (deutsch Traktat über die Malerei, auch als Codex Urbinas oder Codex Urbinus Latinus 1270 bekannt) ist eine Sammlung von Schriften Leonardo da Vincis (1452–1519), in denen er sich mit grundsätzlichen und technischen Problemen der Malerei auseinandersetzt. Leonardo hatte die Texte mit wenigen knappen, erläuternden Zeichnungen versehen. Für die gedruckte Ausgabe stellte der Maler Nicolas Poussin (1594–1665) neunzehn lavierte Federzeichnungen her. Die Zeichnungen Poussins wurden von Charles Errard (vor 1607–1689) in einer leicht veränderten, dem Zeitgeschmack angepassten narrativen Form gestochen. – Goethe studierte Leonardo da Vincis Traktat über die Malerei und begann ebenso zu behaupten, das Blau entstehe aus dem Schwarz.

AD 44: Johann Jakob Engel: Ideen zu einer Mimik
Berlin 1785

First edition of Engel’s charmingly illustrated guide to the aesthetics of dramatic expression in the form of letters. The expressive engravings by Meil illustrate feelings and emotions, attitudes, and dramatic situations. They show clearly how gestures of the eyes, head and hands were combined to convey specific emotions. Engel’s Ideen zu einer Mimik met with Europe-wide acclaim, and appeared also in French, English, Dutch and Italian translations. Solomon describes this work as a prime example of the newly found interest in the study of acting technique in the late eighteenth century, and an invaluable help to recreate how each movement looked on stage. Engel’s findings were well received especially in Britain, where Henry Siddons’ ‘Practical Illustrations of Rhetorical Gesture and Action’ (1807) was virtually an adapted translation of Engel’s work. As illustrations Siddons depicted his mother, the well-known Shakespearean actress Sarah Siddons, whose performances were characterised by telling gestures. Engel (1741-1802) was professor of moral philosophy at the Joachimsthal gymnasium, Berlin, a member of the Academy of Sciences Berlin, and director of the newly founded National Theatre in Berlin. In addition to numerous plays, which met with considerable success, he was best known for his books on aesthetics, in particular music aesthetics. For a full analysis, see Nicholas Solomon, Signs of the time: a look at late 18th-century gesturing in Early Music, Vol. 17, No. 4, The Baroque Stage I (Nov., 1989), pp. 551-562; D. Tunstall, Shakespeare and Gesture in Practice, 2016

3.2 B: Biographien und Briefausgaben

Zusammengestellt unter den Signaturen BA bis BC und B* sind rund 1040 Titel. Zu finden sind hier Gelehrtenlexika, Werke zu Berühmtheiten (z.B. Girolamo und Vincenzo Ruscellis Le imprese illustri, Venedig 1566, BA 38), Nachschlagewerke über Persönlichkeiten einzelner Länder, Schriften zu Universitäten (Göttingen und Leiden) und anderen Institutionen ebenso wie  Biographien (z.B. La Vie de Mr. Des-Cartes von Adrien Baillet, Paris 1693, BB 45), Tagebücher und Briefeditionen einzelner Fachgelehrter (z.B. Briefe an einen Freund in Livland von Joachim Winckelmann, Coburg 1784, BC 84), Fürsten und anderer (z.B. Geschichte der Hofnarren von Karl Friedrich Flögel, Liegnitz 1789, BB 79). Sammlungen von Reden und Reisebeschreibungen fehlen ebensowenig wie gelehrte Journale (z.B. Neues und Altes aus der gelehrten Welt, 12 Tle., Zürich 1717-1720, BC 1). Verschiedene biographische Werke stehen auch unter anderen Sachgruppen.

BA 18 und PTSS 3: Nicolaus Reusner: Icones sive imagines virorum…

Strassburg 1587 (BA) und Basel 1589 (PTS).

  1. teils von Tobias Stimmer (?)

Ein hervorragendes deutsches Holzschnittbuch mit einer schönen Sammlung von Porträts nach Christoph Murer (1558-1614). Eine wichtige Quelle für die Ikonographie der Gelehrsamkeit des 16. Jahrhunderts, die in diesem biographischen Lexikon des deutschen und schweizerischen Humanismus Theologen, Reformatoren, Historiker, Geographen, Mediziner, Naturwissenschaftler und Drucker erfasst. Unter den meist authentischen Porträts finden sich so berühmte Gelehrte wie Amerbach, Apian, Brant, Bucer, Budé, Bugenhagen, Bullinger, Calvin, Kopernikus, Cruciger, Erasmus. Gesner, Eobanus Hessus, Hus, Hutten, Justus Jonas, Lazius, Luther, Oecolampadius, Oporinus, Melanchthon, Sebastian Münster, Paracelsus, Pirckheimer, Beatus Rhenanus, Savonarola, Schwenckfeld, Vadian, Vesalius, Zasius und Zwingli.Die Zuschreibung dieser Porträts zu TobiasStimmer ist nicht nur aus stilistischen Gründen widerlegt worden – Stimmer war bereits drei Jahre tot, als sie erstmals veröffentlicht wurden (1587); nur die Porträts von Mathias Flaccius Illyricus und Paracelsus sind gesichrert nach ihm, die späteren offenbar nach Christoph Murer). Reusner, ein deutscher Dichter, Historiker und Jurist, stellte seine ursprünglichen epigraphischen Porträts zusammen und ergänzte sie durch Bemerkungen, die er von anderen wie Luther, Melancthon und Fabricus gesammelt hatte. Reusners Ruhm und damit sein Zugang zu den Koryphäen seiner Zeit resultierte aus seiner Serie von Versen für die Mitglieder des Augsburger Reichstags.

BA 38: Girolamo Ruscelli: Le imprese illustri

Venedig, Francesco Rampazetto, 1566
Gegen 140 Vignetten, 1 doppelseitiges Blatt mit einer Schlachtenszene des Kupferstechers Enea Vico aus Parma, Stiche von Giacomo Franco oder wahrsch. Girolamo Porro. Erstausgabe von besserer Qualität als spätere Ausgaben. Eines der schönsten Emblem-Buche des 16. Jhs, und eines der schönsten ital. Bücher der Zeit. In drei Teilen, gewidmet Philipp II. Grosse Persönlichkeiten der Weltgeschichte in Text und Bild, darunter Philip II, Karl V, Maximilian II, Katharina von Medici, Papst Clement IV. Das Buch wurde der Stadtbibliothek 1645 von Johann Jakob Oschwald geschenkt. Selten; UB Basel und BC Lugano haben die Ausgabe von 1580, Luzern eine undatierte.

BB 28: Vita Tychonis Brahei von Pierre Gassendi

Paris 1654 (Erstausgabe)

Enthält auch Gassendis Biographie des Regiomontanus und des Kopernikus.

Seltene Ausgabe, in der Schweiz nur wir. Der dänische Astronom Tycho Brahe gehört zu den berühmtesten frühneuzeitlichen Wissenschaftlern. Diese erste und umfangreiche erste Biographie durch denTheologen und Astronomen Pierre Gassendi erschien 50 Jahre nach Brahes Tod. Die eigentliche Biographie wird von einer beeindruckenden Anzahl von Paratexten begleitet. Ein einleitender Brief an Gassendis Freund und Mäzen Henri Louis Habert de Montmor erläutert zunächst die Entstehungsgeschichte des Werkes und geht dann auf eine Geschichte der Astronomie ein, deren Entwicklung in Brahe gipfelt. Darauf folgt die eigentliche Vita in chronologischer Abfolge. Das sechste und letzte Buch sechs ist Brahes Aussehen, seinem Charakter, seinen Gewohnheiten, seinem Begräbnis und seinem materiellen wie intellektuellen Vermächtnis gewidmet. Unter letzteren nehmen seine posthum herausgegebenen Bücher und die von ihm entworfenen astronomischen Instrumente einen wichtigen Platz ein. Nach der Vita folgt eine Grabrede von Johann von Jessen und zwei Grabelegien, die erste von Johannes Kepler. Danach folgt ein Rezept Brahes für ein Elixier gegen die Pest in Form eines Briefes an Rudolf II., gefolgt von einem weiteren Brief, einer Liste von Sternen und einem Gedicht. Danach steht eine etwas kürzere Biographie von Kopernikus und einer Doppelbiographie von Peuerbach und Regiomontanus. Damit stellt das Buch die vier wichtigsten Astronomen von der Frührenaissance bis 1600 in umgekehrt chronologischer Reihenfolge vor. Gassendi griff auf umfangreiches Quellenmaterial zurück, von dem einiges – insbesondere zahlreiche Briefe und Gedichte wörtlich zitiert wird. Seine Biographie wurde zur Grundlage aller nachfolgenden Darstellungen des dänischen Astronomen bis zum heutigen Tag.

BB 111: Friedrich Sigemund Keil: Das Leben Hanss Luthers und seiner Ehefrau Margarethen Lindemannin

Leipzig 1752.

Offenbar in CH nicht vorhanden, D selten

BB 112: Ausführliches Leben und besondere Schiksale eines wilden Knaben

Frankfurt und Leipzig 1759

Schweiz nur wir, Deutschland selten.

Die haarsträubende Geschichte eines Findelkinds: Im Sommer 1756 besucht der “bekannte Physicus zu Edinburg, Milsintown” die schottischen Insel Barra, um naturkundliche Studien dort zu betreiben; er sieht ein wie einen Hund sich bewegendes Wesen, das bald eingefangen wird und sich als “Knabe von 14 bis 15 Jahren” und “nakend, schwarz und zottigt am Leibe” entpuppt. Der Junge gibt nur tierische Laute von sich und ernährt sich ausschließlich von rohem Fleisch. Bei genauerer Untersuchung zeigt sich, dass der Junge ein entwichener Sklave sein muss; am Hintern hat er ein Brandzeichen und in den Ohren Löcher. Das Gesicht wird als grauenhaft hässlich beschrieben, entstellt von Narben, der Mund sei “einem Löwenrachen ähnlich”. Bei dem Versuch ihm durch eine fehlgeschlagene Operation sein Sprachvermögen zurückzugeben, werden die Entstellungen noch schrecklicher. Der spanische Kaufmann Don Josepho Valverde klärt den “Entdecker” des Wilden Kindes über dessen Herkunft auf. Das Kind sei von vornehmer Herkunft, sein Vater ehemals “der oberste Sklave bey dem Holländischen Commandanten” in Curaçao, der aber als Anführer eines Sklavenaufstandes von den spanischen Herrschern grausam getötet worden sei. Dessen Frau sei während des Aufstandes mit dem Kind geflohen, auf Barra gelandet und dort bald verstorben. Der Knabe sei auf der einsamen Insel wie ein wildes Tier aufgewachsen. Bald verstirbt der Eduard genannte Junge im Gewahrsam des Dr. Milsintown, der mit der Leiche seine naturwissenschaftlichen Pläne weiterverfolgt: “Sein Cadaver stehet nun auf dem grossen Saal der anatomischen Akademie zu Edenburg, und erhält noch sein Angedenken.” –  Die Geschichte bedient alle Stereotypen des in der Zeit beliebten “Wilden Kindes”, man denke an Kaspar Hauser, und schreibt sich ein in die typische Erzählung der Aufklärungszeit vom “Wilden” und der Zivilisierung. Der sicherlich deutsche Autor wollte vielleicht an den Erfolg eines im selben Verlag erschienenen Werkes über das “Wolfskind” Marie-Angélique Le Blanc anknüpfen ((BB 113: Merkwürdiges Leben und Begebenheiten eines in der Wildniss aufgewachsenen Mädgens von Charles-Marie de La Condamine, 1756, Schweiz ebenfalls nicht vorhanden). Im Vorwort werden ein schottisches Originalwerk und eine französische Übersetzung erwähnt. Beide sind nicht ermittelbar und mit hoher Wahrscheinlichkeit fiktive Werke.

BB 620: Unio Coelestis (Vita des Thomas von Aquin)

Wien 1677

Autor: Anton Trarich. Mit Kupfern von Tobias Sadeler. Schweiz nicht vorhanden, Deutschland nur BSB und Wolfenbüttel.

BB 692a: Historia B. Lutheri

Augsburg 1730

Mit Kupfern aus dem idealisierten Leben Luthers. In der Schweiz lt. Swissbib Unikat, in Deutschland nicht selten. Für e-rara digitalisiert. Kupferstiche von Elias Baeck alias Heldenmuth. Autor Samuel Urlsperger?

BB 753: Leben des Johann Hus

Kempten 1773.

Sehr selten, offenbar nur BSB.

BC 14: Orationes clarorum hominum

Venedig 1559.

Erste Ausgabe einer Sammlung von Leichenreden. Eine der wenigen Aldinen, die unter dem Druckvermerk “In Academia Veneta” erschienen.

BC 25: Lettere des Pietro Aretino

o.O. 1543, seconda edizione

In der Schweiz nicht vorhanden.

1538 veröffentlichte Aretino den ersten Band einer sechsbändigen Sammlung von mehr als dreitausend seiner Briefe, die als gedruckte Einzelstücke schon öffentlich zugänglich waren. Aretino verfasste seine Briefe in der Volkssprache volgare. Sie ist die erste gedruckte Sammlung von Briefen einer lebenden Person auf italienisch und inspirierte eine Flut von Nachahmern. Sein Briefwechsel mit den Grossen seiner Zeit dokumentiert eine Periode des tiefgreifenden sozialen Wandels in Italien, geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen politischen Verwerfungen und Unsicherheit. Aretinos ist ein direkter, unbefangener, mitunter zynischer Briefeschreiber, der durch seine wache und engagierte Anteilnahme am politischen Geschehen, an Kunst und Literatur, an Klatsch Intrigen ein facettenreiches Bild seiner Zeit malt.

B* 1: Fuggerorum et Fuggerarum… imagines

Augsburg, Andreas Aperger, 1618. In kleiner Auflage erschienene Kupferstichfolge, in der Tradition von Fuggerchronik und Ehrenbuch der Fugger. S/w Druck mit Abbildungen und kurzen Lebensläufen von 138? Mitgliedern der Familie Fugger von der Lilie. Kupferstecher ist der Antwerpener Dominicus Custos, spätere Ergänzungen sind von Lucas und Wolfgang Kilian. Die BSB hat ein koloriertes Unikat. In der Schweiz lt. Swissbib nicht vorhanden.

B* 2: Portraits des hommes illustres

Leiden: Haak, 1757.

Sammlung von Porträts berühmter Männer (93?). Künstler: Matthijs Pool aus Amsterdam (1676-1732). Gelehrte aller Art, ohne ersichtliche Ordnung, ohne Beschreibungen, Antike bis 18. Jh.

B* 3: Atrium heroicum

Vierteiliges Porträtbuch, Augsburg 1602-1604 von Dominicus Custos. Eine Porträtgalerie von Fürsten, Staatsmännern, Heerführern und Grosskaufleuten des 16. Jahrhunderts bietet der Kupferstecher und Verleger Dominicus Custos in seinem “Atrium heroicum”. Der Kupferstich erweist sich als das geeignete Mittel, lebensähnliche Porträts in hoher Auflage herzustellen und in der handlichen Form des Buches zu verbreiten, als eine Art “Who is Who”. Das Gravieren in die Kupferplatte erfordert neben hohem handwerklichen Können und grosser Geduld auch die künstlerische Fähigkeit, die zeichnerischen bzw. malerischen Ausdrucksmittel der Vorlage in graphische Formen umzusetzen. Von einer Kupferplatte können bis zu 400 Abzüge guter Qualität und nach einer Nachbearbeitung der Platte noch einmal so viele hergestellt werden – genug, um die damals übliche Auflagenhöhe eines Buchs zu erreichen. Aus seiner Heimatstadt Antwerpen brachte Dominicus Custos (1550/60-1612) die hochentwickelte Kunst des Kupferstichporträts nach Augsburg. In seiner Werkstatt arbeiteten seine Stiefsöhne Wolfgang und Lukas Kilian – der letztere (1579-1637) hat am “Atrium heroicum” bedeutenden (durch die Initialen L.K. gekennzeichneten) Anteil. Den erstaunlichen Umfang des in vier Teilen innerhalb von drei Jahren erschienenen “Atrium heroicum” konnte Custos nur durch den Rückgriff auf frühere eigene und fremde Kupferstiche erreichen. So verwertete er seine Porträtfolgen “Fuggerorum et Fuggerarum imagines” (1593) und “Tirolensium principum comitum eicones” (1599) erneut. Für manche der im “Atrium heroicum” so zahlreich vertretenen Persönlichkeiten vom Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag dienten ihm Gemälde des Hofmalers Hans von Aachen (1551/52-1615) als Vorlage. Bei den Stichen ohne Künstlerangabe dürfte es sich um Nachstiche handeln. Einige Porträts weisen grosse Ähnlichkeit zu Einzelblättern des am Kaiserhof tätigen Kupferstechers Aegidius Sadeler d.J. (Antwerpen 1570 – Prag 1629) auf. Die Kriterien für die Aufnahme in das “Atrium heroicum” waren nicht genau festgelegt. Der Titel erinnert an den römischen Brauch, im Repräsentationsraum des Patrizierhauses wächserne oder bronzene Gesichtsmasken der hervorragenden Ahnen aufzustellen, um die verpflichtende Erinnerung an deren Tugenden und Erfolge wachzuhalten. Custos berücksichtigt nicht nur verstorbene und hochverdiente Persönlichkeiten: Der siebzehnjährige Prinz Johann Georg von Sachsen ist auf der Rückkehr von seiner Kavalierstour in Italien 1602 durch Augsburg gekommen und hat sich von Custos porträtieren lassen. Auch die Zugehörigkeit zum Adel ist nicht Vorbedingung für die Aufnahme. Überwiegen auch die Zeitgenossen aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, so sind doch nicht wenige ältere Personen bis hin zu Georg Castriota (Skanderbeg, 1405-1468) abgebildet.
Bemerkenswert ist der weite geographische Rahmen: Neben dem Kaiserreich sind viele andere europäische und sogar einige orientalische Staaten vertreten. Nicht minder kennzeichnend für die rudolfinische Ära ist der unparteiische Standpunkt, der sich in den gestochenen Bildunterschriften und den beigedruckten Epigrammen zeigt. Konfession und Nationalität der Porträtierten haben keinen Einfluss auf das Lob, das ihrer hohen Herkunft, ihrem edlen Charakter und ihren kraftvollen Taten gezollt wird. Lediglich die Türken, gegen die der Kaiser gerade einen grossen Krieg führt, kommen schlecht weg. Marcus Henning aus Augsburg hat die sprachlich an Vergil angelehnten Verse verfasst. Man kennt von ihm noch zwei historische Schriften, aber keine Lebensdaten. Vermutlich stammen auch die Widmungen und Einleitungen von ihm; denn die von Custos gestochenen Bildaufschriften lassen mit ihren orthographischen und grammatischen Schnitzern nicht auf gute Lateinkenntnisse des Künstlers schliessen. Er hat auch den Titel entstellt: Statt “aliarumque summatum” müsste es “aliorumque summorum” heissen.
as “Atrium heroicum” stellt ein würdiges Seitenstück zu dem kurz zuvor erschienenen grossen Gelehrten-Porträtwerk der Frankfurter Kupferstecher und Verleger de Bry dar,: Icones virorum illustrium doctrina et eruditione praestantium, Ffm 1597-1599. Vgl. auch AD 27. https://www.uni-mannheim.de/mateo/desbillons/eico.html. In der Schweiz vorhanden zB in Solothurn, Basel, Vadiana.

 

 

4 C und D: Sammelschriften und Periodika, Quellen, Urkundenbücher

 

4.2. D: Periodika

Unter den Signaturen DA, DB, DC und D* stehen periodisch erschienene Veröffentlichungen wie gelehrte Journale, kritische und Literaturzeitungen sowie Zeitschriften. Sie umfassen an die 200 Titel, die in über 3800 Bände gebunden sind. Darunter etwa der Neue Büchersaal der gelehrten Welt (1710-1716, DB 3), die Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen (ab 1758, DB 12) oder die Bibliothèque universelle et historique (ab 1686, DC 2).

4.3 X, Y: Quellen, Urkundenbücher

 X, Y: Quellen, Urkundenbücher

5 Belletristik, Literatur (Signaturen E, F, G, H, J)

5.1 E: Deutsche Sprache und Literatur (Textausgaben und Sekundärliteratur)

Unter den Sachgruppen EA (Deutsche Literatur des Mittelalters, Märchensammlungen), EB (Deutsche Literatur bis 1700), EC (Neue deutsche Literatur seit der Aufklärung), ED (Allgemeine deutsche Sprachwissenschaft [Linguistik] und Literaturgeschichte) und E* (diese im KGS) stehen etwa 1470 Werke. Davon haben 42 Werke Druckjahre aus dem 16.-17. Jh. Erwähnenswert sind etwa Das ander Buch von Hans Sachs (Kempten 1613, in EB 2), Der Welt Tummel- und Schauplatz, samt der bittersüssen Wahrheit des Hofkanzlisten und Bibliothekars Aegidius Albertinus (München 1612, EB 1), Filip Zesens Deutsch-lateinische Leiter zum hoch-deutschen Helikon (3 Tle., Jena 1656, EB 20) und des mystischen Spiritualisten Quirinus Kuhlmanns Der Kühlpsalter (3 Tle., Amsterdam 1685-1686, EC 201). Vorhanden sind auch die meisten Werke der Frühaufklärer wie Barthold Heinrich Brockes (Auszug der vornehmsten Gedichte aus dem irdischen Vergnügen, Hamburg 1739, EB 6),  Friedrich Ludwig von Canitz (Nebenstunden und unterschiedliche Gedichte, Berlin 1719, EC 34), Christian Ludwig Liscov (Sammlung satyrischer und ernsthafter Schriften, Frankfurt a. M. 1739, EB 14) etc. Zu den seltenen Drucken zählen das Formular- und Epistel-Büchlein (Danzig 1675, EC 221) und die Bremischen Gedichte von Johann Heinrich Oest (Hamburg 1751, EC 185)

EB 5a: Lutherpredigt, Basel: Adam Petri, 1520 (“Von dem newen testament”)

Selten.

EB5b: Kampfschrift gegen Luther, Ingolstadt 1582 (Sebastian Flasch)

Augenschainliche Erweisung auss des Dr. Martin Luthers aigenen Büchern und worten dass er kein heiliger Prophet Teutschlandts sondern ein rechter Unflat gewesen. Flasch, ursprünglich Lutheraner, rekonvertierte in hohem Alter zum Katholizismus. Selten.

EB 17: Sprichwörtersammlung Sebastian Frank, 17. Jh.

EB 20: Zesen, Leiter zum hoch-deutschen Helikon, recht selten.

Enthält auch “Baptistae Armati, Vatis Theolosi, Rettung der edlen teutschen Hauptsprache”, Hamburg 1642 des Johann Rist, Schweiz wir die einzigen?

EC 250d: Schillers Geisterseher, seltene Ausgabe. Ebda: Goethes Spottschrift Götter, Helden und Wieland (2-. Aufl. 1774).

EC 251: Musenalmanach Göttingen 1770er Jahre – sehr kleines Buch, in Kartonschuber. Dagegen riesig: E*17 Lexicon Heptaglotton

EC 76: Goethes west-östlicher Divan mit arabischer Schlusszeile bzw. arabischem Titelblatt:

Unsere erste Ausgabe EC 76 und EC 76aa ist Stuttgart/Tübingen: Cotta, 1828. Arabischer Kurztext am Schluss. Ebso: schöne Ausgabe, weniger alt/wertvoll: Berlin/Stuttgart 1882/89, EC 299 Bd. 85. In der Ausgabe Artemis  1959 (EC 5917) ist das arabische Titelblatt der Erstausgabe von 1819 wiedergegeben (S.285); von Carl Ermer in Kupfer gestochen, lautet der arabische Text Der östliche Divan vom westlichen Verfasser. – Goethes umfangreiche Gedichtsammlung ist inspiriert vom persischen Dichter und Mystiker Hafis und zeugt von Goethes philosophischem Interesse am Islam.

EC 4202: Laurentius Schnüffis: Mirantisches Flötlein

Konstanz 1682

ED 6b: Ueber die Aehnlichkeit der hungarischen Sprache mit den morgenländischen…

Leipzig 1796. Schweiz nur wir, Deutschland recht selten. Autor: Paulus Beregszási. Dieser war Professor in Erlangen. Als Gegner der Theorie der finnisch-ugrischen Verwandtschaft versuchte er eine “prestigeträchtigere” Nähe des Ungarischen zum Türkischen nachzuweisen. Bis heute kursieren falsche nationalistisch geprägte Ideen von der Nähe des Ungarischen zum Sumerischen, Etruskischen oder Japanischen. Interessant in dem Zusammenhang auch ED 9: De vetere litteratura Hunno-Scythica exercitatio des lutherischen ungarischen Theologen und Historikers Matyas Bel (Leipzig 1718). Dieser versuchte in dem Werk die hebräischen Wurzeln des Ungarischen nachzuweisen, die beide einmal ein “skythisches” Alphabet verwendet hätten. In der Schweiz neben uns nur ZB und UB Genf.

ED 7: Sammelband mit Strassburger Dissertationen und Werken von Jeremias Oberlin

Strassburg, 1782. Darin auch eine kurze Abhandlung von Oberlin über Grabschändung in der Strassburger Thomaskirche (Nähere Auskunft über die zween… Todtenkörper”), die nirgends sonst nachgewiesen ist.

ED 21: Neue holländische Grammatica

Amsterdam 1741. Sehr selten

ED 25: Tacheographia (Ramsay)

Oder Geschwind-Schreibe-Kunst. Leipzig 1745. Schottischer Gelehrter, erstes Stenographiebuch (Erstausgabe 1678); selten

E* 6: Itinerarium des Georg von Ehingen.

Augsburg 1600.

Ganzer Titel: Itinerarium: Das ist: Historische Beschreibung, weylund Herrn Georgen von Ehingen raisens nach der Ritterschafft, vor 150. Jaren, in X. vnderschidliche Königreich verbracht : auch eines Kampfs von jme bey der Statt Sept in Aphrica gehalten; neben beygefügten Contrafacturn, deren Potentaten vnd Könige … nach jrer Tracht vnd Gestalt aigentlich abmalen lassen / auss dess Reimund Fuggern … Museo colligirt und von Domenico Custode … in Kupffer gestochen, und in Truck verfertigt.

Georg von Ehingen (1428-1508) war ein schwäbischer Adliger, Diplomat und Reisender. Er pilgerte 1440-42 zum Heiligen Grab,, in einer Mischung aus Pilger- und Kreuzrittertum; möglicherweise schaffte er es aber gar nicht bis Jerusalem. Später reiste er in kaiserlichem Auftrag nach Spanien, Russland und England. Das Werk ist seine “Autobiographie”, vor allem über die Reisen in Europa: um 1457 ins Heilige Land, anschliessend nach Spanien, Portugal, England und Schottland. Enthält auch Berichte von Schlachten gegen die “Mohren” in Nordafrika im Auftrag des portugiesischen Königs. Der Text ist in drei Handschriften des 16. Jahrhunderts überliefert. Das vorliegende Werk ist die erste gedruckte Ausgabe. Enthält 10 Herrscherportraits im Anhang, die von Ehingen “alle persönlich gesehen” hatte. Der Kupferstecher Custos ist der Gleiche wie bei den Fuggern und dem Atrium (B*1 und B*3).

E* 9: Arien von Heinrich Albert
(8 Teile, Königsberg 1650-1654)

Notendruck, Geschenk von Johann Gottfried Herder an Johann Georg Müller (1781).

Albert, Barockkomponist in Königsberg (1604-1651); berühmtestes Lied “Ännchen von Tharau” (von Herder verhochdeutscht). Insgesamt 192 Lieder, “Anke van Tharaw” ist im Teil 5, S. 21 (letzte Seite des Teils).

E* 11: Das Buch Granatapfel, im Latin genant Malogranatus: Johannes Geiler von Kaysersberg.
Augsburg 1510.

Johannes Geiler von Kaysersberg, geboren 1445 in Schaffhausen, aufgewachsen im Elsass, war der bedeutendste deutschsprachihge Prediger des Spätmittelalters. Er zeichnete sich aus durch derbe und volkstümliche Predigten mit Kritik an der Kirche, aber auch gegen “Hexen”. Nur wenige Drucke sind “autorisiert”, sie beruhen meist auf Mitschriften. Unsere Ausgabe mit schönem altem (Renaissance?) Umschlag. Enth, 6 Predigten. 5 Illustrationen von Hans Burgkmair (HB): Christus, Lazarus, Marta, Magdalena; Untergang der pharaonischen Armee im Roten Meer (dramatisch); Hl. Elisabeth;  “Der Has im Pfeffer”, Szene in einer Küche mit Hase, Koch und Herd; sieben Todsünden.

E* 13: Johann Caspar Lavater, Physiognomische Fragmente.
Leipzig und Winterthur, 1775

Erstausgabe.  Lavater wurde durch seine Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe (4 Bände, 1775–78) bekannt, in denen er Anleitung gab, verschiedene Charaktere anhand der Gesichtszüge und Körperformen zu erkennen. Bekannte Künstler wie Daniel Chodowiecki, Johann Rudolph Schellenberg oder Johann Heinrich Lips lieferten Vorlagen für die Illustrationen. Lavaters Theorie wurde in der damaligen Zeit lebhaft diskutiert, unter anderem von Lichtenberg, Goethe und Humboldt und machte den Schattenriss populär. Sie diente aber im 19. und 20. Jahrhundert auch als “wissenschaftliche Unterfütterung” rassistischer Theorien und der Eugenik.

E* 15, Jenaer Luther-Gesamtausgabe (1555-1570)
Die erste Gesamtausgabe der Werke Luthers erschien in Wittenberg; sie begann mit einer lateinischen Reihe 1539 (7 Bände bis 1557) und einer deutschen Reihe 1545 (12 Bände bis 1559). Ihr Redaktor war Georg Rörer, den Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen nach der schweren Erkrankung Luthers 1537 von seinen kirchlichen Verpflichtungen freigestellt hatte, um für Korrektur und Edition von Luthers Schriften zu sorgen; Rörer galt als Luthers »Cantzelschreiber«. Die Ausgabe war als Kompendium der Wittenberger Theologie konzipiert; der Stoff wurde daher in den meisten Bänden systematisch angeordnet. Durch diese Gliederung war sie »ein Musterbeispiel einer deutenden Edition«. Sie enthielt nicht nur Schriften Luthers, sondern daneben Texte anderer Autoren. Zudem wurden die Texte nicht nur in ihrer Ursprungssprache gedruckt, sondern vielfach auch in Übersetzung in die jeweils andere Reihe aufgenommen. Da diesen Editionsprinzipien schon in den noch zu Lebzeiten Luthers erschienenen drei Bänden gefolgt wurde, ist dessen Einverständnis mit ihnen zu unterstellen. Um ein Kompendium des aktuellen Standes der Wittenberger Theologie herzustellen, wurden Texte Luthers an Stellen, die als überholt zu gelten hatten, durch Streichungen oder Änderungen bearbeitet, was zu Kritik führte. Diese schadete der Reputation der Wittenberger Ausgabe nachhaltig- Auch der ehemalige Kurfürst Johann Friedrich ließ sich davon beeindrucken. Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft ging er zwar nicht auf Vorschläge ein, eine neue Gesamtausgabe zu veranstalten, scheint aber an einen bereinigten Neudruck der angeblich kontaminierten Bände, in denen zudem auch die Streitschriften Luthers fehlten, gedacht zu haben. 1553 berief er Georg Rörer, der seit 1551 in Dänemark lebte, nach Jena. Aber erst sein Sohn, Johann Friedrich d.M., und dessen Brüder ließen sich von ihren Beratern, den Hofpredigern Johann Stoltz und Johann Aurifaber, dem Leibarzt Matthäus Ratzeberger und Nikolaus von Amsdorf, dafür gewinnen, der Wittenberger Edition eine neue Ausgabe mit angeblich authentischen Texten entgegenzustellen. Diese Jenaer Ausgabe erschien zwischen 1555 und 1558 in acht deutschen und vier lateinischen Bänden

Die Wittenberger Ausgabe war von Anfang an das Privatunternehmen eines Druckerkonsortiums und blieb es bis zum Schluss. Demgegenüber war die Jenaer Ausgabe von vornherein ein staatlich finanziertes und überwachtes Werk. So sollte das Inhaltsverzeichnis jeden Bandes ein Vierteljahr vor Druckbeginn den Herzögen vorgelegt werden, die auch über Aufnahme oder Ausschluss bestimmter Texte entschieden, etwa über die unterschiedlichen Gutachten und Äußerungen Luthers zum Widerstandsrecht oder die Wiedergabe von Luthers Etliche öffentliche Notbriefe (1530), die eine Privataffäre Joachims I. von Brandenburg zum Inhalt hatten In betontem Gegensatz zu den Wittenberger Editionsprinzipien war die Jenaer Ausgabe strikt chronologisch aufgebaut; es sollten zudem nur Texte Luthers aufgenommen und Übersetzungen prinzipiell ausgeschlossen werden. Dennoch enthielt die neue Ausgabe eine nicht unbeträchtliche Zahl von deutschen Übersetzungen ursprünglich lateinisch verfasster Texte Luthers. Die einzige Gemeinsamkeit beider Ausgaben blieb die Trennung in zwei Reihen für deutsche und lateinische Texte. Die von Amsdorf vollzogene prinzipielle Abgrenzung der neuen Edition von der bisherigen schloss in der Praxis jedoch keineswegs aus, dass die Jenaer Ausgabe zahlreiche Texte aus der Wittenberger Ausgabe mit den dort von Rörer vorgenommenen Veränderungen übernahmUmgekehrt waren die beiden letzten Wittenberger Bände fast ganz aus dem Material der Jenaer Ausgabe kompiliert.

Die Wittenberger wehrten sich gegen die Jenaer Konkurrenz mit Flugschriften Christoph Walthers, in denen er die Kritik Amsdorfs zurückwies und Rörer angriff, der einst die jetzt von Amsdorf kritisierten Bände redigiert habe und nun dasselbe Geschäft in Jena besorge. Auch suchten die Wittenberger dadurch Rückhalt und Reputation zu gewinnen, dass Melanchthon seit 1549 jeden Band der Ausgabe einem oder mehreren evangelischen Fürsten widmete und dabei immer erneut die Integrität des Textabdrucks versicherte. Trotz aller Bemühungen geriet die Wittenberger Ausgabe jedoch gegenüber der Jenaer Edition in Absatz und Verbreitung deutlich in die zweite Linie. Die jüngere Ausgabe wurde in der deutschen Reihe als geschlossenes Corpus bis 1606 sechsmal aufgelegt, die lateinische Reihe viermal, zuletzt 1611. Demgegenüber erreichten die einzeln verkäuflichen und entsprechend der Nachfrage gedruckten Bände der Wittenberger Ausgabe in der deutschen Reihe durchschnittlich vier, die lateinischen Bände zwischen einer und vier Auflagen; der letzte deutsche Band erschien 1602/03, der letzte lateinische 1583. Personalisiert ließe sich zugespitzt formulieren: Amsdorf siegte mit seiner Konzeption über Melanchthon mit der von Luther gebilligten Konzeption. Ein alphabetisch geordnetes Titelregister zu beiden Ausgaben legte 1563 der Breslauer Geistliche Sigismund Schwab (Suevius) vor.

E* 17: Lexicon Heptaglotton Hebraicum, Chaldaicum, Syriacum, Samaritanum, Aethiopicum, Arabicum, et Persicum.

London 1686.

Edmund Castell (auch Castle oder Castellus; * 1606 in Hatley, Cambridgeshire; † 1685 in Cambridge), englischer Orientalist, Professor für arabisch an der Universität Cambridge, verfasste das Lexikon heptaglotton (in einem Band 1686 oder in zwei Bänden, 1689 postum herausgegeben, wir haben den Einbänder). Es umfasst unter Zugrundelegung der hebräischen Stämme den gesamten Wortschatz des Hebräischen, Chaldäischen, Syrischen, Samarischen, Äthiopischen und Arabischen (der damals bekannten semitischen Sprachen). Zu Beginn des Wörterbuchs stehen Grammatiken. Als Anhang gab Castell ein ausführlich angelegtes Wörterbuch bei:  das angeblich erste gedruckte westliche Wörterbuch der persischen Sprache (pers-lat.), das auf dem Dictionarium Persico-Latinum des Holländers Jacobus Golius beruht. Das gesamte Werk hat einen sehr grossen Umfang, leidet aber offenbar an exzentrischen Schreibweisen, und die Druckqualität der nichtlateinischen Typen ist recht bescheiden. Castell benötigte 18 Jahre für die Vollendung des Werks, die geringe Nachfrage brachte ihn in grosse finanzielle Schwierigkeiten. Das Buch ist letztlich für das Studium der Bibel eingerichtet und somit ein Nebenprodukt zu Walton’s grosser zeitgenössischer Londoner Polyglottbibel. Ebenso nimmt es im Titel auch Bezug auf die Antwerpener Bibel von Plantin, die J.K. Ulmer 100 Jahre zuvor für Schaffhausen anschaffte.

 

E* 21: Lindes polnisches Wörterbuch, Warschau 1807

Samuel Gottlieb Linde, Bibliothekar und Schulrektor in Warschau, wichtige Figur der polnischen Aufklärung, veröffentlichte 1807 Linde trotz der Napoleonischen Kriegszustände das Wörterbuch, an dem er viele Jahre mit mehreren Polen zusammen gearbeitet hatte. Das Polnische Wörterbuch, Polnisch-Deutsch, Deutsch-Polnisch, der Słownik języka polskiego, das erste wissenschaftliche Wörterbuch der polnischen Sprache, gilt als sein Hauptwerk. Er ging sechs Jahre lang durch Galizien bis an die Moldau auf Reisen und sammelte Material und Bücher für das sehr ausführliche Werk, in dem polnische und andere slawische Grammatik und Redeweisen und Fachausdrücke behandelt sind. “Samuel Linde was a native speaker of German. This, together with the complex political situation in which his work originated and proceeded — in Leipzig, Warsaw and Vienna — led to many doubts not only as to the author’s linguistic competence, but also regarding his national allegiance and political sympathies, an aspect not unimportant in an era when Poland did not exist as an independent political entity. Despite all this, the finished 4-volume work (Warsaw, 1807–1814) has proved to be of lasting importance for Slavic lexicography”

In SH nur 2 Bände (bis L) vorhanden).

E* 24: Der Weiss Kunig (Weisskönig). Wien 1775, Kaiser Maximilian I.

Der Weisskunig gehört neben dem Theuerdank zu den beiden autobiografischen Veröffentlichungen Kaiser Maximilians I. Im Gegensatz zum Theuerdank blieb das Werk unvollendet. Als Verfasser fungierte Maximilians Sekretär Marx Treitzsaurwein. Das Werk hat drei Teile, die in einer Mischung aus Heldenroman, Chronik und Fürstenspiegel bestehen. Geschildert werden im ersten Teil die Brautwerbung und Kaiserkrönung Kaiser Friedrichs III., Maximilians Vater. Sodann berichtet die Erzählung von der Geburt, der Kindheit und der Jugend Maximilians und in einem dritten Teil von dessen Herrschaft und Kriegstaten; sie bricht ab mit der Schlacht von Vicenza im Jahre 1513. Wie im Theuerdank, der den Weisskunig um die abenteuerliche Brautfahrt des jungen Maximilian ergänzt, sind die Namen in der Erzählung verschlüsselt. Der Weisskunig spielt auf die Heraldik an, Friedrich III. und Maximilian sind der „alte“ und der „junge weisse König“. Das Werk hatte 251 Holzschnitte, die je zur Hälfte von Hans Burgkmair d. Ä. und Leonhard Beck, geschaffen wurden; je zwei Holzschnitte werden Hans Schäufelin und Hans Springinklee zugeschrieben. Die Erzählung ist auf die Bilder zugeschnitten; gegen Ende reduziert sie sich auf Bildtitel. Das Werk wurde nicht veröffentlicht und im 16. Jahrhundert vergessen. Zweihundert Jahre lang blieben auch die Druckplatten verschwunden; sie wurden im 18. Jahrhundert wiederentdeckt, so dass Maximilians Weisskunig in seiner unvollendeten Form 1775 in Wien zum ersten Mal erscheinen konnte.

E* 33: Niklaus von Wyle:  Translationen, Strassburg 1510

Wyle, geboren 1415 Bremgarten (AG), gestorben 1479 in Stuttgart,  Lehrer an der Grossmünsterschule in Zürich, Schreiber in Radolfzell, Nürnberg, dann Esslingen, Kanzler in der Hofverwaltung der Grafen. von Württemberg in Stuttgart,  gilt als einer der ersten Vertreter eines dt. Humanismus. Seine rege Reisetätigkeit brachte ihm Bekanntschaften mit Adligen und führenden humanistischen Gelehrten. Er trat v.a. durch seine 1460-78 entstandenen und 1478 als “translatzen”, “tütschungen” oder “Translationen” veröffentlichten Übersetzungen lat. und ital. Texte wie Piccolominis “De duobus amantibus”, Giovanni Boccaccios “Decamerone” oder auch Poggio Bracciolinis “An seni sit uxor ducenda” hervor. Insgesamt umfasst dieses Lesebuch des Humanismus und Lehrbuch der dt. Sprache 18 Stücke sowie 16 vorangestellte Widmungsbriefe N.s. Er bemühte sich um eine möglichst genaue Nachbildung der lat. Stilmuster und entschied sich im Konflikt zwischen Wörtlichkeit und Verständlichkeit für Letztere. Zb Von dem guldin esel, translatio 13, mit Ill.

(1) Enea Silvio Piccolominis Historiade duobus amantibus (1444) [Euriolus und Lucretia] (1462)
(2) Boccaccios Decameron (Guiskard und Sigismunda) in: Decameron 4.1
(3) Enea Silvio Piccolominis Lehrbrief gegen die Liebe (1461)
(4) Poggio Über die Veränderlichkeit des Glücks (1461)
(5) Poggio Ob der Gast oder der Wirt zu danken habe (1462)
(6) Poggio Ob ein älterer Mann heiraten solle (1463)
(7) Leonardo Brunis Geschichte Alexanders des Grossen (1465)
(8) Pseudo-Bernhard von Clairvauxs Brief über die Tugenden des Hausvaters
(9) Felix Remmerlin Von den Lallharden und Beghinen (1464)
(10) Enea Silvio Piccolominis Lehrbrief über die humanistische Bildung
(11) Poggios Brief über die Verbrennung des Hieronymus von Prag (um 1470)
(12) Enea Silvio Piccolominis Brief über den Traum von der Fortuna (1468)
(13) Lukians Goldener Esel
(14) Bonac(c)ursius De nobilitate (1470)
(15) Petrarcas De remediis utriusque fortunae (1463-1469)
(16) Nicolosia Sanuda Lob der Frauen (1474) Dies ist z. T. eine eigene Arbeit Wyles
(17) Poggios Rede anlässlich der Papstwahl Nikolaus’ V. (1478)
(18) Wyles Stilistik: z. T. eine Übersetzung aus Gasparino Barzizza

http://www.mrfh.de/uebersetzer0021

Wyle vermittelt seinem Publikum eine erstaunlich breite Palette an literarischen Formen: Humanistenbrief, Novelle, Rede, Streitgespräch, Traumvision. Auch das Angebot an Themen ist vielseitig: So zeigt sich vor allem in den frühen Translatzen, die sich bevorzugt an die Pfalzgräfin Mechthild und den badischen Hof richten, eine deutliche Konzentration auf die Liebes- und Ehethematik. Die erste und dritte, an Mechthild gerichtete Translatze enthalten Enea Silvio Piccolominis berühmte Liebesnovelle ‘Eurialus und Lucretia’ und seinen Brieftraktat ‘Wider die Buhlschaft’. Die tragische Liebe zwischen zwei gesellschaftlich Ungleichen behandelt die Novelle ‘Guiscard und Sigismunda’ (‘Decameron’ IV, 1), die Wyle 1461 für Karl von Baden nach der lateinischen Fassung des Leonardo Bruni übersetzt. Interesse an der zeitgenössischen Ehetheorie bezeugt auch Wyles sechste, 1463 fertiggestellte Translatze ob ainem alten man zim vnd gebürr ain eewyb zenemen (nach der Vorlage Poggio Bracciolinis ‘An seni sit uxor ducenda’). Im Gegensatz zu diesem, die Ehe befürwortenden Dialog steht Petrarcas ‘De uxoris amissione’, die Wyle in seiner fünfzehnten Translatze zusammen mit einem weiteren Kapitel aus ‘De remediis utriusque fortune’ übersetzt. Wie bereits das entschuldigende Vorwort an die Erzherzogin Mechthild erhellt, hat Wyle an den misogynen Zügen dieser Schrift Anstoss genommen. In einem geschickten Arrangement lässt Wyle daher in seiner Gesamtausgabe von 1478 auf die Frauenschelte Petrarcas in der sechzehnten Translatze das ‘Lob der Frauen’ folgen, die an tugenden vnd lobrychen wercken sich dem männlichen Geschlecht, wenn nicht sogar überlegen, sich zum minsten […] verglychen können (Translationen, 325, 26ff.). Diese positive Einstellung zur Frau war nicht selbstverständlich, wie die Veröffentlichung des ‘Hexenhammers’ 1485/87 zeigt, der Geistliche wie Laien im süddeutschen Raum rasch in seinen Bann zog. Wyle hat mit seinen Schriften bis weit ins 16. Jahrhundert gewirkt. Wenngleich die Gesamtausgabe seiner Translationen nach 1478 nur noch zweimal verlegt wurde, haben einzelne Übertragungen doch eine beachtliche Wirkungsgeschichte erfahren.

1510 Strassburg ist die zweite Ausgabe, erste: Stuttgart oder Esslingen 1478.

E* 34: Alexander des Johannes Hartlieb, Strassburg 1514, Matthias Hupfuff

Hartliebs (Münchener Hofdichter und Arzt) histori von dem grossen Alexander entstand um 1450. Bei diesem Werk handelt es sich um einen Fürstenspiegel, der von Hartlieb im Auftrag von Albrecht III. und Anna von Braunschweig verfasst wurde. Hartlieb übersetzt hierbei eine Pariser Handschrift des Liber de preliis des Archipresbyter Leo und ergänzt diese mit eigenen Kommentaren und Zusätzen, so dass Alexander als Idealbild eines Herrschers dargestellt wird und somit als Vorbild für die adeligen Rezipienten dient. Nach der Strassburger Ausgabe von 1503 durch Bartholomäus Kistler ist dies die zweite deutsche Separatausgabe im 16. Jahrhundert und der insgesamt neunte Druck des Alexanderromans. Als Vorlage für Hartliebs Version diente ihm eine im 12. Jahrhundert entstandene, heute in Paris aufbewahrte, Handschrift. Der Bilderschmuck besteht aus einem schönen, blattgrossen Titelholzschnitt (fehlt in SH) (wiederholt auf Bl. XLVI v., dort vorhanden), der den jugendlichen Makedonierkönig auf dem Thron zeigt, einem weiteren Holzschnitt am Schluss (Johannes Hartlieb überreicht dem Herzog Albrecht sein Buch) sowie 93, teilweise wiederholten, Textholzschnitten. Der Holzschnitt auf dem Titelblatt und einige im Text waren zuvor in der Strassburger Edition von Kistler in Strassburg erschienen. Weitere Textholzschnitte stammen aus Matthias Hupfuffs Mandeville-Ausgabe von 1501, bzw. aus dem Fundus verschiedener Strassburger Drucker.

Zweiter Druck darin enthalten:

Ein hübsche histori von der künngclichenn statt troy wi si zerstörett wartt, Guido De Columnis  – [Strassburg, Knoblouch, 1510?]

Guido delle Colonne, sizilianischer Jurist und Schriftsteller des 13. Jhs, schrieb eine äusserst populäre, trojafreundliche “Historia destructionis Troiae”, die in viele Volkssprachen übersetzt wurde und auf dem Roman de Troie des Benoit de Sainte-Maure beruht. SH fehlt / fehlen am Schluss Seite/n. Dt. Übersetzung von Hans Mair von Nördlingen (1391) – erster deutscher Trojaroman- , zT mit dem Troja-Epos des Konrad von Würzburg vermischt. Datierung unklar. Holzschnitte: Blatt 23: “hier beschlafft Peleus seyn hausfrawe”, Blatt 21: Urteil des Paris. Bl 87 Achilles wird erschossen. Trojanisches Pferd Bl 90.

E* 47: Scheffels Ekkehard in Bildern. München 1886.

Illustrationen zu Scheffels Roman, historistisch. Ill von Gyula Benczúr, bedeutender Repräsentant des Historismus und Akademismus in der ungarischen Malerei, Eduard von Grützner, Wilhelm von Diez, Ludwig von Hofmann-Zeitz, Alexander von Liezen-Mayer. Textillustrationen von Otto Seitz. Begleittext durch den jungen Ludwig Fulda. Im Vordergrund des Romans stehen die Begehrlichkeiten der Herzogin Hadwig von Schwaben, die sich einen Lateinlehrer aus dem Kloster St. Gallen zur Unterhaltung auf ihre Burg Hohentwiel holt. Und die Verwandlung des attraktiven Mönchs Ekkehard von einem klösterlichen Eiferer in einen zu spät entschlossenen Liebenden, den das Leben prompt mit einer asketischen Dichterexistenz bestraft. Der Autor Joseph Victor von Scheffel verwob in seinem Roman alles, was ihm mit 28 Jahren zu schaffen machte: seine profunden Kenntnisse über Alltagsleben in Klöstern und Burgen am mittelalterlichen Bodensee, seine Lust zum kühnen Spiel mit akademischer Geschichte, den höchst privaten Schmerz einer Liebesabweisung und seine Lust, eine staatliche Laufbahn gegen eine freiere Dichterexistenz zu vertauschen. Er brachte das so gekonnt in sein Buch, dass es jahrzehntelang zum meistgelesenen historischen Roman wurde.

E* 63: J.V. von Scheffel: Trompeter von Säckingen  Stuttgart 1873.

Prachtausgabe mit Holzschnitten des wilhelminischen Malers Anton von Werner.

5.2 F: Italienische und spanische Literatur

Dieser Altbestand (F, F*) mit knapp 100 Titeln nimmt sich eher bescheiden aus. Zur Hofliteratur und Anstandslehre finden sich Baldessaro Castigliones Il cortegiano (Venedig 1574, F 17) und Stefano Guazzos La civil conversazione (Venedig 1589, F 25). Zur spanischen Literatur ist anzuführen Tercera parte de la tragicomedia de Celestina von Gaspar Gomez (Toledo 1539, F 24) aus der Fürstenbibliothek von Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst.

 

5.2.1 Italien

Dante, Divina Commedia

  • F* 2: 1529, Venezia, Iacob del Burgofranco.

Kommentierte Ausgabe des Cristoforo Landino. Typographisch sorgfältig mit dem Text der Aldine von 1502. Titelblatt Büsten von Dante, Petrarca und Boccaccio (“tre corone”) zusammen mit den lateinischen Klassikern Vergil, Horaz, Ovid. Der Kommentar des florentinischer Humanisten Landino (erste Aufl. 1481) trug viel zur Verbreitung der Commedia bei.

  • F 9b Venedig 1536 bei Giovanni Giolito da Trino. Schöner neuerer Einband “Il Danthe”. Ab 1536 in Venedig nachgewiesener Drucker, Vater des berühmteren Gabriele von F9c
  • F 9c Venedig 1555 bei Gabriele Giolito de Ferrari – Offizin namens Libreria della Fenice, mit Phoenix als Druckerzeichen. In dieser Ausgabe wird die Commedia erstmals als Divina Commedia bezeichnet. Herausgeber: Lodovico Dolce, Venezianischer Humanist und Autor.

Boccaccio:

  • F 4: Decamerone, Florenz 1527 – in Wahrheit aber Venedig 1719.
  • F 5: Laberinto d’amore, Venezia: Zoppini 1584 (Alternativtitel il Corbaccio)
  • F 5b: Amorosa fiammetta, Venedig 1586 (Elegia di Madonna Fiammetta)
  • F 12: Decamerone, Venezia, Antonio Brucioli 1538
  • F 20: le Décameron de Bocace, Paris Poncelin 1801, mit Ill., 6 Bände
  • F 49b. Decamerone, Venedig 1597 (zusammengebunden mit Sansovino)

Petrarca:

  • F* 3: Opere. Lyon: Guglielmo Rouillio, 1551 F*3. 7 Holzschnitte, Atelier Guillaume Rouillé, Schüler Giolittos
  • F 37: Sonetti e canzoni, Lyon 1551.

Torquato Tasso

  • F 46a: Befreyte Jerusalem. Mannheim 1781. Übersetzung von Wilhelm Heinse in 4 Bänden, mit einer Vita des Tasso. Erste Prosaübersetzung, führte zu einem Tasso-Boom.
  • F 48 Gottfried von Bulljon, Oder Das Erlösete Jerusalem. Erst von dem Hochberühmbten Poeten Torquato Tasso in Welscher Sprache beschrieben: Und nun in Deutsche Heroische Poesie Gesetzweise, als vormals nie mehr gesehen, uberbracht.. Mit gestoch. Titelbordüre, Porträt und 23 ganzseitigen Kupfern von Matthäus Merian.

F 1: Isabella Andreini: Lettere

Torino 1621.

Selten, Schweiz nur ZB.

F 3: Flavio Biondo, Historie

Venezia 1543

Geschichte Italiens / Europas vom Untergang des römischen Reiches bis ins 15. Jh. Biondo, römischer Historiker und Humanist des 15. Jhs. Original lateinisch: Historiarum ab inclinatione Romanorum imperii decades; “tradotte per Lucio Fauno in buona lingua volgare”. Biondo geht auf verlässliche Originalquellen zurück und verwendet das Konzept des “Mittelalters” mit “1000 Jahren”, das er mitgeprägt hat. Erstausgabe 1483. Dies offenbar die italienische Erstausgabe, selten (swisscovery nein). Übersetzer war der Antiquar und Gelehrte Lucoo Fauno.

 F 7: Proverbi italiani: Venezia 1610 (Tommaso Buoni?)

F 14: Dialogi des Antonio Brucioli

Venedig 1538-1544.

Seltener Druck, da Brucioli als Häretiker (und Calivinist) in Italien von der Inquisition bedroht war und seine Bücher verbrannt wurden. Ist offenbar der Übersetzer der ersten ref. italienischen Bibel. In swisscovery kein Exp, in Deutschland einige wenige.

F 24: “Tercera parte de la tragicomedia de Celestina” von Gaspar Gómez de Toledo

Toledo 1539.

Es handelt sich um die Fortsetzung eines Bestsellers, nämlich der Tragikomödie “Celestina” von Fernando de Rojas. Darin geht es um Liebesverwicklungen, und die alte Magd Celestina ist dabei die grosse Kupplerin. Das Buch ist eines der berühmtesten der spanischen Literaturgeschichte und steht am Beginn der modernen spanischen Literatur. Zudem war es ein Riesenerfolg, so dass zuerst Feliciano de Silva eine recht erfolgreiche Fortsetzung schrieb und dann Gaspar Gómez eine weniger beachtete. Seine Version erschien erstmals 1536, diese Ausgabe ist in nur einem Exemplar erhalten; unsere zweite und letzte zeitgenössische Auflage gibt es in Madrid und London. Interessant an “unserer” Ausgabe ist auch die Einbettung eines alten baskischen Gedichts auf Euskera, dem “Canto de Lelo”; spannend, weil das erste ganze Buch auf baskisch erst einige Jahre später in Bordeaux erschien.

F 30: Carlo Goldoni, comedie buffe. Venezia Antonio Zatta 1791. 44 Bände, wichtige Edition, Ill.

F 35: Comédie du sacrifice.

Lyon 1543.

Es handelt sich um die erste Übersetzung ins Französische einer Komödie aus Siena, “Gl’Ingannati”, die in der toskanischen Stadt 1532 erstmals während des Karnevals aufgeführt wurde und in der Accademia degli Intronati entstand, einer adeligen literarisch-theatralischen Gesellschaft. Das Stück hatte europaweiten Erfolg, und die Motive der Komödie finden sich in vielen anderen Stücken, so auch Shakespeares The Twelfth night. Die Übersetzung durch den Gelehrten Charles Estienne löste in Frankreich einen Boom an Komödien im italienischen Stil in der Volkssprache aus. In seinem Vorwort stellt Estienne denn auch die italienischen Autoren als vorbildhaft dar, weil sie die Muttersprache als Literatursprache verwendeten. Er empfahl das auch für Frankreich und das Französische, und seine Übersetzung sollte die Tauglichkeit des Französischen für die Literatur und das Theater beweisen. Dies ist die Erstausgabe (drei weitere Ausgaben folgten 1548, 1549, 1556) und ist ein Rarissimum im Kleinformat (11cm) – in der Schweiz nicht und in Deutschland nur in Wolfenbüttel nachgewiesen. Die BNF Paris hat zwei Exemplare, laut KVK und Worldcat ist es das dann aber auch schon.

F 36: Ferrante Pallavicino: Opere scelte

Amsterdam 1673.

Es handelt sich hier um ein “verbotenes Buch”, das deshalb auch den verschleiernden Erscheinungsort “Villafranca” trägt, in Wahrheit Amsterdam, und den Drucker nicht nennt (Daniel Elzevir). Ferrante Pallavicino (1615-1644) war ein italienischer Schriftsteller satirischer bis skandalöser Schriften, die sich vor allem gegen die Jesuiten und den Papst richteten. Seine “Retorica delle puttane” etwa vergleicht die körperlichen Verführungskünste der Prostiturierten mit den rhetorischen der Jesuiten. In “Il divortiio celeste” lässt sich Jesus von der Kirche scheiden wegen deren liederlichen Lebenswandels. Die Kirche rächte sich; Pallavicini wurde in Avignon gefangengenommen und schliesslich auf päpstliches Geheiss geköpft.

F 40a: Alessandro Manzoni, I promessi sposi, Milano: Höpli, 1915.

Ausgabe mit “24 tavole cinematografiche Ambrosio” des Stummfilms von Eleuterio Ridolfi (1913).

F 49b: Francesco Sansovino, Cento novelle scelte dá piu nobili scrittori della lingua volgare. Venedig 1598.

Beliebte Novellensammlung in der Tradition des Decamerone, die der Polygraph und Drucker Francesco Sansovino, ein Sohn des Architekten Jacopo Sansovino, erstmals 1561 herausgab. – Mit schönen Holzschnitten. Schöner alter Einband. Die Sammlung erschien erstmals 1561. Sansovino (1512 – 1586) war als Historiker, Dichter und Kompilator ein typischer Vertreter der italienischen Renaissance, der sich mit der Publikation von historischen Darstellungen einen Namen machte. Enthält als zweiten Titel Boccaccios Decamerone (Venezia 1597), Holzschnitte.

F 85: Giovanni Verga, Vita dei Campi. Milano 1897.

Mit Ill. von Arnaldo Ferraguti. Dt. u.d.T. “Sizilianische Novellen”. Berühmt: “Cavalleria Rusticana”. (Erstausgabe 1880).

F 120: Gabriele D’Annunzio, Notturno. Milano 1921.

Ausgabe mit Jugendstil-Ill. von Adolfo De Carolis. Erstausgabe 1916, dies aber die vorliegende gilt, durch den Autor überarbeitet, als die definitive. Autobiografische Schilderung des Autors als Flieger im 1. WK-

5.2.2 Spanien

Cervantes:

  • F 21c: Don Quixote – Stuttgart 1837 Mit einer Einleitung von Heinrich Heine, diese in Erstausgabe. Schöne Ill nach Textholzschnitten von Johannot. Das Buch wurde in Preussen wegen Heines Einleitung verboten.
  • F 51a: Novelas Exemplares. Den Haag, Neaulme 1739 (im Original “Haya”). “En esta ultima impresion Adornadas y illustradas de muy bellas Estampas”. Textillustrationen, Bildnis des Autors durch Jacob Gewidmet der “Condessa de Westmoreland”, Elizabeth Swymmer, Gattin des Earl of W. Tomas Fane, Tochter eines Bristoler Kaufmanns und Sklavenhändlers.
  • Gym 224: Teile einer Don Quichotte Ausgabe Weimar 1777 (4 Bände von ?).

F 44: Oeuvres von Francisco Gómez de Quevedo y Villegas (1580-1645), Paris und Brüssel 1692 oder 1698. Schöne Illustrationen von Jacobus Harrewijn aus Antwerpen. Quevedo: Autor von Schelmenromanen. Aus der Fürstenbibliothek von Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst.

F 50: Silva de varia lección, Pedro Mexía. Antwerpen 1593.

Mexia, Humanist aus Sevilla. Essays, durch Montaigne bekannt gemacht. Erstauflage 1540 Sevilla. Starker Bezug zu den antiken Autoren, aber Volkssprache spanisch.

F 55: Juan de Flores Historia di Aurelio e Issabella, Paris 1547.

Zweisprachig italienisch/französisch. Originaltext  “Historia de Cerisel y Mirabella con la disputa de Torellas y Braçayda” (Sevilla 1524), Werk des Diplomaten und Schriftstellers  Juan de Flores. Sehr erfolgreiche Novelle, u.a.  Inspiration für Ariost, Lope de Vega.

Inhalt: Der König von Schottland hat eine Tochter, Mirabella (später weniger exotisch Isabella), die er so sehr liebt, dass er alle Freier für ihre Hand ablehnt und sie in seinem Palast verriegelt. Ein junger Adliger, Grisel (Aurelio) ist jedoch in der Lage, seinen Weg zu ihr zu finden und sie verlieben sich. Entdeckt, beschliesst der König, den Schuldigeren zu töten und den weniger Schuldigen zu verbannen. Die Liebenden werden gefoltert, belasten einander aber nicht. Der König organisiert ein Tribunal, bei dem die Sache der Frauen von einer gewissen Braçayda (Hortensia) und die der Männer Torrellas verteidigt wird (später Afranio). Die Sache der Frauen wird als schuldiger und Mirabella zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Jedoch wirft sich Grisel in den bereits brennenden Scheiterhaufen, was als Zeichen Gottes gedeutet wird, Mirella wird nicht verbrannt. In der darauffolgenden Nacht aber lässt sich Mirabella im Hof ihres Vaters von dessen Löwen zerreissen. In einem Akt der Rache fingiert die Königin nach dem Tod ihrer Tochter einen Brief Bracaydas an Torellas. Darin bittet diese, angeblich verliebt, um ein Rendezvous. Stattdessen überfällt die Königin mit ihren Dienerinnen den Freier. Sie foltern ihn die ganze Nacht und töten ihn schliesslich. Ebenfalls zweisprachig: J 85: Le parfait courtisan, Lyon 1585 (siehe dort),

J 20: Calderon, Schauspiele. Berlin, Nicolai 1815

5.3 G: Englische Literatur

Ein grosser Teil dieses Bestandes (G, G*, 380 Werke) gehörte einst zur Bibliothek von Johannes von Müller. Schöne Literatur steht hier neben philosophischer und essayistischer. So frühe Übersetzungen von Alexander Popes Essay on man (französisch, Helmstedt 1749, G 36, oder deutsch, Leipzig 1756, G 35b). Die Folioausgabe der Opera omnia latina von John Milton (Amsterdam 1698, G* 4) und jene von Francis Bacon (The works, 4 Bde., London 1740, G* 1, im KGS) Für die moralische und geistliche Literatur erwähnenswert ist des Erzbischofs von Canterbury, John Tillotsons‘ Predigtsammlung Fifty-four sermons with the rule of faith (London 1710, G* 6, im KGS).

Shakespeare

  • G 44: 23 Bände, Basel 1799-1802, englisch. Spätere englische: G 47c: 1 Band, Globe edition Cambridge 1866. G 847: 1 Band, London 1854. G 848: Plays, Cassell o.J., 3 Bände, ill. durch H.C. Selous. G 849: Complete works, 2 Bände, Leipzig: Baumgärtner 1837. 270 engravings – seltene Ausgabe, Ill. von Johann Philipp Albert Vogel und Portrait WS durch J. Palsini (?) (Wien).
  • G 45: 13 Bände, Zürich 1775-1782, deutsch – Übersetzung durch Johann Joachim Eschenburg, erste vollständige deutsche Übersetzung, auf der Basis von Wieland. G45 a: Stuttgart 1838, 10 Bände, übs. Ernst Ortlepp.
  • G 46/47: Schlegel-Tiecksche Übersetzung: G46 Renner 1853-1855, 9 Bände; G47: Berlin 1797-1801, 7 Bände. G47a: Hamlet 1800.
  • G 557: 20 Bände, Tempel Verlag, ca. 1920er Jahre, e./d.
  • G* 12: Shakespeares The Tempest London (1908)

Illustriert vom berühmten frz. Buchmaler Edmund Dulac. Jahr unklar.

  • G 47d: Sonette, Schwabe 1945 dt/e.

Fielding

  • Tom Jones: Das Werk erschien 1749 erstmals, unsere Auflage ist von 1771 (G 63). Dafür haben wir die erste Übersetzung ins Französische von 1750 (G 63a) mit sehr schönen Illustrationen von Gravelot, dem berühmten frz. Maler und Kupferstecher (https://de.wikipedia.org/wiki/Hubert-Fran%C3%A7ois_Gravelot).
  • Erstausgabe: Miscellanies (Dublin 1743, bei uns G 14), verschiedene satirische Kurzgeschichten.
  • Neuere Ausgaben sind erst wieder 20. Jh. Eine ganz neue dt. Übersetzung gibt es nicht

Sterne

  • Tristram Shandy, erschien 1759-1767 in Fortsetzungen. G 49: Basel: Tourneisen, 1796. . G 49a: Basel, Legrand 1803, schlechter Zustand. G 50: Dt. Ausgabe von 1776 unter dem verdeutschten Titel „Tristram Schandi“ und ohne Nennung des Autors auf dem Titelblatt. Der Übersetzer ist J.J.C. Bode, ein berühmter Verleger und Übersetzer der Aufklärung (Auf dem Titelblatt erscheint er nur als „Bode“. Das Titelblatt kommt ausserdem erst nach 200 Seiten am Beginn des zweiten Teils – Katalogisierungshürden!)
  • Ebenfalls eine schöne Ausgabe ist sein letzter unvollendeter Roman „Yorick“, Bremen 1776 (TEc 157).
  • G48b: Letters to his friends, und: History of a watch coat (London 1775)
  • G683: Empfindsame Reise, Reclam 1869.

Ossian

  • G21: Gedichte Ossians, Düsseldorf 1775. (Dt. erstmals 1764, engl. 1760).
  • G22: “Works of Ossian”. Darin: “A dissertation concerning the antiquity of the poems…”- James Macpherson. Erstausgabe 1765. Wahrscheinlich ist das Vorwort der oft verwendete “Originalitätsnachweis” oder die Verteidigung durch Hugh Blair.
  • G21a: Die Gedichte Oisians. Leipzig 1811. Übs. Christian Wilhelm Ahlwardt, dt. Altphilologe. Dürfte eine Erstausgabe sein, giltz als eine der besten Übersetzungen. G22b ist eine gelahrte Schrift des Pädagogen und Aufklärers Johann Gottfried Gurlitt zu Ossian.
  • EC 130: Gedichte Karl Friedrich Kretschmanns, “der Barde Rhingulphs”, im Stile Ossians. Karlsruhe 1785

G 1: Samuel Johnson, Prince of Abissinia. Mentz and Frankfort 1785. (Erstausgabe 1759). Andere Ausgabe: Paris 1818 (e), G104.

Sonst von Samuel Johnson v.a. die Shakespeare-Edition Basel 1798ff G44. Boswell (Life of…) haben wir nur 20. Jh.

 G 9: Beggar’s Opera, London 1775

 G 12: Benjamin Franklins Werke. Dresden 1780.

Vollst. Titel: “Des Herrn D. Benjamin Franklin’s Mitglieds der Königlichen Londner und Göttinger Gesellschaften, der Königlichen Pariser Akademie der Wissenschaften, der Edimburger und Rotterdamer philosophischen Gesellschaften, Präsidentens der philosophischen Gesellschaft zu Philadelphia, Geschäftsträgers einiger Amerikanischen Kolonien, [et]c. sämmtliche  Werke. Aus dem Englischen und Französischen übersetzt. Nebst des französischen Uebersetzers, des Herrn Barbey Dubourg, Zusätzen, und mit einigen Anmerkungen versehen von G. T. Wenzel. 3 Bde. Mit 14 Kupfertafeln. Erste dt. Ausgabe, noch zu Lebzeiten des Autors erschienen. – Enthält schwerpunktmässig in Band 1 Beiträge zur Elektrizität + 5 Kupfertafeln, Bd. 2 Meteorologie + 9 (von 10?) Kupfertafeln, Bd. 3 Politik und Staatskunst. Selten. Engl. Ausgabe: G12a, London 1793.

G 30: Remains of Sr. Walter Raleigh , London 1675.

Seltene Ausgabe von Maximen und Essays des englischen Adligen, Politikers und Entdeckers. Untertitel:

“viz. Maxims of state, Advice to his son, his sons advice to his father, His sceptick, Observations concerning the causes of the magnificency and opulency of cities, Sir Walter Raleigh’s observations touching trade and commerce with the Hollander and other nations … His letters to divers persons of quality, The prerogative of Parliaments in England”. Titelkupfer mit Porträt Raleighs.

G 31: John Milton, Paradise Lost. London 1757 (4th edition)

Ill. von G.S. Müller. “Notes” von Thomas Newton, Bischof von Bristol. G32: Paradise regained (London 1760), 3ed edition. Deutsch: Leipzig 1813, G33b. G4372: Neue Ausgabe mit den Ill von Gustave Doré.

G 40: Daniel Defoe: Robinson Crusoe. [1799]

Cooke’s edition of select novels. Erstausgabe 1719. Mit Ill. Sonst nur 20. Jh.

G 51b. Lord Byron, The prisoner of Chillon. Vevey, Blanchoud

“Second edition”. Mit Lithographien von J. Jacottet. G51a von 1828, Genf. Erstausgabe ist von 1816. Verlag offenbar selten.

G 54: Tales of a parrot: London 1792.

Übersetzung der persischen Erzählungssammlung Tutinama von Nakhshabi aus dem 14. Jh. Erste dt. Übs. 1822, engl. 1801?, frz. 1826. Geht auf ältere indische Versionen zurück. Dt. als “Papageienbuch” bekannt. Wahrscheinlich sehr seltene frühe Übersetzung.  Übersetzer: B. Gerrans.

G 60: Jonathan Swift, A Tale of a Tub, London 1724 (6th edition)

“to which is added, An account of a battel between the ancient and modern books in St. James’s library”. Erstmals 1704 erschienen. Unsere Ausgabe mit Ill.  Dt. Ausgabe 1787 unter EC 222 (Zürich OF). Dazu von Swift: Letters (1766), G 55 und miscellanies (G 70), London 1742.  – Gullivers Reisen sodann erst 20. Jh.

G 62: Edward Young, Nachtgedanken. Schaffhausen: Hurter, 1776.

G 71: Sketches of Highland Character. Edinburgh, 1865?

Schöner Einband. Ill von William Ralston. Autor anonym – William Robertson, Sheriff of Tobermory? Zu Ralston: http://www.victorianweb.org/art/illustration/ralston/cooke.html

G 106: Walter Scott, Waverley Novels. Edinburgh 1886f

Centenary edition. 25 Bände. Ill. nur Titelblatt.

G 74a: Sämmtliche Werke – Stuttgart 1826.

G 133: Currer Bell / Charlotte Brontë: Jane Eyre. Leipzig, Tauchnitz 1850.

Erstmals 1847. Tauchnitz verlegte ab 1841 eine Collection of British and American Authors, die vor allem Schüler, Studenten und Reisende aus dem englischsprachigen Raum ansprechen sollte. Die preiswerten Ausgaben, die es in unterschiedlichen Einbänden und Preisklassen gab, gelten als erste moderne Taschenbücher. 1868 erweiterte er die Reihe um eine englischsprachige Collection of German Authors, der 1886 die Students’ Tauchnitz Editions folgten.Die Reihe der Tauchnitz Editions, die schliesslich über 5300 Bände von über 700 Autoren umfasste, ist auch insofern bemerkenswert, als Tauchnitz erstmals direkte Exklusivverträge mit den Autoren abschloss und ihnen ein Honorar zahlte, was vor dem Abschluss der Urheberrechtsverträge eher selten vorkam. Tauchnitz gelang es häufig, europäische Erstauflagen gleichzeitig mit der britischen Erstauflage erscheinen zu lassen. Daher gelten die Tauchnitz Editions bis heute auch in textlicher Hinsicht als interessante Sammel- und Forschungsobjekte. Eine der umfangreichsten Sammlungen an Tauchnitz-Editionen, die Todd-Bowden Collection of Tauchnitz Editions mit ca. 6700 Bänden, wurde 1992 von der British Library erworben. Eine andere umfangreiche Sammlung mit über 5000 Bänden befindet sich in der Landesbibliothek Coburg. In der Stabi sind über 200.

  1. Ausgabe: G 128, London 1863. – Sonstige Brontë alles 20. Jh.

G 186: Charles Dickens, Pickwick Club. Leipzig, Tauchnitz  1842. Erstmals erschienen 1836/37, Jugendwerk. Mit Bildnis des Autors. G 183: Nicholas Nickleby, 1839. Erstausgabe 1839! G 185: Tale of two cities, Tauchnitz 1859. G 684: Novels and tales, Tauchnitz 1856. G 98. Household words, Tauchnitz 1852. G 184. American notes, Paris 1842. G 135: Master Humphrey’s clock, Tauchwitz 1846

G 248: William Cowper, Poetical Works. Edinburgh ca. 1870er.

Schöner Einband.

G* 1: The Works of Francis Bacon

London: Walthoe et al., 1740. Vierbändige Ausgabe, in Band 3 das fragmentarische “New Atlantis”, 1627  ein  Jahr nach dem Tod des Verfassers erstmals erschienen. Auf der fiktiven Südseeinsel Bensalem herrscht eine Elite “wissenschaftlicher Experten”. Frontispize Vols. 1-3. Erste Werkausgabe. Enthält auch die erste Biographie Bacons durch David Mallet.

G* 5: Bell’s edition. The Poets of Great Britain complete from Chaucer to Churchill

Edinburgh ; London : J. Bell, 1777–1787 (109 Bände in zwei Holzbehältnissen) Stadtbibliothek G* 5

109 Bde. der Anthologie The poets of Great Britain complete from Chaucer to Churchill (Edinburg 1777-1787), die, in einer foliantenförmigen, feudalen Holzkiste aufbewahrt. Der Londoner Buchhändler, Leihbibliothekar, Druckerverleger und Schriftgiesser John Bell (1745–1831) beabsichtigte mit seiner umfangreichen Sammlung von Dich­tern der englischen Literatur eine möglichst preisgünstige Ausgabe auch für einfa­chere Leute bereitzustellen. Zu den Illustratoren zählten Thomas Stothard (1755–1834) und John Hamilton Mortimer (1740–1779). Das dekorativ gebundene Exemplar in zwei schmucken Holzkistchen gehörte ursprünglich Johann Georg Müller (1759–1819).

G* 8: Tales of Mystery and imagination, Edgar Allan Poe

New York 1933. Mit Ill von Harry Clarke, dem berühmten irischen Glasmaler und Illustrator (gestorben 1931 in Chur). Poe war eines seiner frühesten Werke, 1923, und machte ihn berühmt. http://publicdomainreview.org/2016/10/12/harry-clarkes-looking-glass/

 G* 9: Chaucer, Canterbury Tales. Herbig 1966

Mit Illustrationen des DDR-Buchmalers Werner Klemke

G* 10 und G* 11: Aschenbrödel und Dornröschen. Horgen um 1920.

Illustriert von Arthur Rackham. Schöne farbige Illustrationen der beiden Grimm-Märchen. “Dem englischen Text von C.S. Evans nacherzählt”. Ill. fast ausschliesslich Schattenrisse / Silhouetten, Rackham als Meister derselben, hier erstmals erprobt.

Andere Autorinnen und Autoren:

  • Jane Austen, Emma: 1849 G 575.
  • Thackeray, Pendennis 1849 -im Jahr der Erstausgabe bei Tauchnitz. The Virginians, Glasgow 1859 G 213 – im Jahr der Ersterscheinung
  • Mark Twain, G 729 Tauchnitz 1888. Selection from american humour. Tom Sawyer Tauchnitz G 732 1876 – im Jahr der Erstausgabe. G 234: innocents abroad, NY 1870 (Erstmals 1869 im gleichen Verlag). Huckleberry: 1885 Tauchnitz, im gleichen Jahr der Erstauflage (G 731).
  • James Joyce: Ulysses 1930 Rhein Verlag: Erstausgabe, 3. Auflage (erste Privatdruck 1927, 2. 1929). G 352. Engl. dann 1932 (G 845) – die berühmte Odyssey Press Edition: “Stuart Gilbert edited the text of this edition with help from Joyce, and it remains one of the key lifetime printings”. Unsere Ausgabe ist leider die Taschenbuchausgabe.
  • Orwell 1984: 1950 dt. Erstausgabe (G 1007 – schlechter Zustand).

5.3.1 H: Französische Literatur

Der Altbestand an französischer Literatur (H, H*) ist etwa gleich gross wie jener der englischen. 26 Titel stammen aus dem 16.-17. Jh. Zusammengestellt sind die philosophischen Werke der bedeutenden Aufklärer, zum Humanismus Autoren der Pléiade (so Clément Marot, H 52b, und Pierre Ronsard, H 68), verschiedene frühe Ausgaben von François Rabelais (Oeuvres, 2 Bde., s.l. 1559, H 70) nicht aber von Molière, Pierre Corneille und Vertretern der Barockprosa. Liebes- und Unterhaltungsliteratur, frühneuzeitliche Werke von und für Frauen (z.B. Les journées amusantes von Madeleine Angelique Gomez, 6 Bde., Amsterdam 1731, H 41) oder die Mémoires et lettres von Françoise d’Aubigné, marquise de Maintenon, 16 Bde., Maastricht 1789, H 34) sind ebenso vorhanden wie die Gattungen der Komplimentierbücher und Hofliteratur (z.B. des Pariser Advokaten Julien Peleus, Le chevalier françois,  s.l. 1606, H 27). Eine Rarität ist die Ausgabe der Prophéties von Nostradamus (Lyon 1568, H 63).

Voltaire:

  • H 79: Voltaire: Oeuvres complètes

Kehl 1785-1789.

Die “Kehler Ausgabe” ist die berühmteste Gesamtausgabe der Werke Voltaires, erschienen in 92 Bänden im badischen Kehl am Rhein. Gesamtausgaben der Werke Voltaires waren ab 1728 regelmäs­sig erschienen, zumeist ausserhalb Frankreichs wegen der Zensur. Die Kehler Ausgabe, sieben Jahre nach dem Tod des Autors erschienen, war die 7. Gesamtausgabe und die bis dahin umfassendste – eines der ambitioniertesten verlegerischen Unternehmen des 18. Jahrhunderts, entstanden unter der Herausgeberschaft von Pierre de Beaumarchais und Marie Antoine de Caritat, dem Marquis de Condorcet. Beaumarchais (Autor des “Barbiers von Sevilla” und der “Hochzeit des Figaro”) setzte sein ganzes Vermögen für diese Ausgabe ein. Wegen der französischen Zensur wandte sich Beaumarchais an den Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach: “Was verlangen wir? Einen Winkel der Erde, wo wir sicher sein können vor voreiligen Zensuren und einer unsere Arbeit störenden Inquisition.” Der Markgraf erteilte 1780 “gnädigst die Erlaubniß zur Aufrichtung eines Buchdruckerey und Schrift­gießerey Etablissement in Unserer Stadt Kehl besonders zur Druckung derer Schriften des Voltaire mit baskevillischen Lettern”. Allerdings durften drei Werke nicht gedruckt werden, darunter der Candide, was Beaumarchais allerdings ignorierte. (http://www.correspondance-voltaire.de/html/kehler.html). Die Geschichte der Veröffentlichungen und Drucklegung der Werke Voltaires sind in ihrer Komplexität einzigartig und bis heute unvollständig erforscht. Zwischen Entste­hung und Drucklegung lagen oft Jahrzehnte liegen; viele wichtige Texte wurden erst posthum veröf­fentlicht. Daneben gab es zahlreiche Pirateneditionen nach unsicheren Abschriften oder gestohlenen Manuskripten, und Voltaire selber überarbeitete und erweiterte viele seiner Texte immer wieder.

  • H 29: “L’esprit de Monsieur de Voltaire”. Amsterdam 1760. (Claude Villaret), Zitatsammlung.

Rousseau:

  • NL 191: Jean-Jacques Rousseau: Emile

[Paris] 1762. Erstausgabe. Das Buch trägt als Erscheinungsort Amsterdam und als Verlagsnamen Jean Néaulme; das Buch erschien aber in Paris bei Duchesne – aus Angst vor Zensur und Verfolgung wählte man diese Tarnung. Der Emile ist das pädagogische Hauptwerk Rousseaus. Er entwirft das Vorbild einer an der Natur des Menschen orientierten Erziehung, nur diese könne die moralisch verwahrloste Gesell­schaft vor dem Verderben retten. Das Werk wurde ein europaweiter Skandalerfolg. In Paris wurde der Emile sogleich verboten, und auch in Genf wurde das Werk auf den Index gesetzt und öffentlich verbrannt. Sein Autor, der sich auf dem Titelblatt stolz als „citoyen de Genève“ be­zeichnet hatte, war hier wie in Frankreich mit Verhaftung bedroht, der er nur durch Flucht in die Schweiz entgehen konnte. Sicherheit fand er erst in der liberalen preussischen Enklave Neuchâtel.

  • MA 217: Contrat social (1762), Erstausgabe
  • Gesamtausgabe: Genf 1782 (ZC 928, H 71, H 85). Sie haben unterschiedliche Formate und darum eine unterschiedliche Anzahl Bände. 1782 war das politische Klima in Genf liberaler als 20  Jahre zuvor, und nach dem Tod Rousseaus bildete sich ein Verein zur Publikation seiner Werke, die rasch in mehreren Ausgaben erschienen, wir haben eine der ersten davon. Eine der Ausgaben (H 85?) steht auf der Galerie über dem Vestibül.

La Fontaine:

  • H 35: Fables choisies, Amsterdam 1705 – Frontispiz: Leierspieler, umgeben von lauschenden Tieren.
  • H 35a: Fables de la Fontaine. Paris, Thieriot / Belin o.J.. mit Ill.
  • H 37: Fables, Paris 1788
  • H 43: Oeuvres diverses, Paris 1744

 Rabelais:

  • H 69: Oeuvres de Rabelais, La Haye 1789. Wenige Ill.
  • H 70: Les œuvres de M. Francois Rabelais, Docteur en médicine. Erstausgabe 1532, spätere Bände 1552 und 1563. Möglicherweise seltene Ausgabe. Erste vier Bücher von Gargantua und Pantagruel plus die “prognostication pantagrueline” nach Buch 2, eine Parodie auf die Almanache und die Astrologie S.401.

 Montaigne

  • H 40: Berlin 1793. Erste Ausgabe der Bode’schen Übersetzung, mit dem oft fehlenden Registerband (Band 7) und mit den 2 Bl. Nachschrift Bodes an den Verleger in Band 2 sowie beiden Porträts. Dies ist die zweite deutsche Übersetzung. Die erste wurde 1753-54 in 3 Bänden von J. D. Titius (Tietz) herausgegeben (H 56: Leipzig 1753. Mit Portrait.) . Band 6 enthält ein längeres literarisches Porträt Bodes (144 S., mit separatem Titelblatt „Bode’s literarisches Leben”) von Carl August Böttiger und Bodes gestoch. Porträt nach Heinsius von Lips. Das andere Porträt stellt Montaigne (1533-1592) dar, gestochen von Ringck nach Pruneau. Gegenstand der ab 1572, dem Jahr der Bartholomäusnacht, über einen Zeitraum von 22 Jahren verfassten Betrachtungen sind nahezu alle sittlichen Fragen und die Schwächen und Tugenden des Menschen.”. Die zuerst 1580 erschienenen „Essays” – der lapidare Titel wurde in kürzester Zeit zu einem neuen literarischen Gattungsbegriff – wurden von Montaigne ständig erweitert, umgearbeitet und verändert. Die letzte Fassung wurde 1595 von seiner Adoptivtochter Marie de Gournay veröffentlicht.
  • H 50: 1616
  • H 51: La Haye 1727. Mit Portrait.
  • H 56: Leipzig 1753. Mit Portrait.

 Montesquieu:

  • H 57: Œuvres: Amsterdam/Leipzig 1758. Édition publiée par Richer, avocat au parlement, d’après les manuscrits communiqués par la famille et les changements proposés par l’auteur lui-même, et imprimée par Moreau, ancien secrétaire de Montesquieu, célèbre par son érudition, qui corrigea les épreuves.2. Gesamtausgabe (1. London 1757, 2 Jahre nach M.s Tod), und Referenzausgabe.
  • H 58: Œuvres. London 1772.
  • H 60: Œuvres melées et posthumes. Paris 1807.

 Victor Hugo:

  • H 96: La Légende des siècles. Paris 1862. Gedichtzyklus, Erstausgabe Brüssel 1859 im Exil – Widmung “A la France”. Die beiden neuen Serien scheinen zu fehlen.
  • H 97a: Napoleon der Kleine. Gera 1852. Polemik gegen den Staatsstreich Napoleons III 1851, frz. 1852.

 Molière, Racine und Corneille

  • H 67: Oeuvres de Racine, Paris 1768. Titelkupfer.
  • H 90: Oeuvres de Molière. Utrecht 1713. Mit Stichen
  • H 90a: Oeuvres de Molière. Amsterdam 1713. Mit Stichen.

 Fénelon, Telemach.

  • In vielen Ausgaben. Die grösste und bestillustrierte ist H 86, Amsterdam 1734

Andere Autoren:

  • Jules Verne: Capitaine de 15 ans – Jh  mit vielen Ill, H 245a. Dazu einiges in der Bibliothek des Gewerkschaftskartells, o.J., deutsch.
  • Alexandre Dumas: 3 mousquetaires, H 362. Billiges Papier, Ill durch Beaucé und Philipoteaux. Impressions de voyage, 1842 (H 137).
  • Zola: La Débâcle, Paris 1892 H 203, Erstausgabe. (Germinal H 127 1892, Erstausgabe 1885). Mutter Erde dt. H 382 1892, frz Original 1887, wir H 125, 1888. Le rêve H792 1888 – Erstausgabe. Rome H 276, 1896 Erstausgabe; Lourdes 1894 H 212 Erstausgabe. Paris H 277 und H 382, 1898, Erstausgaben. Paris erschien mitten in der Affäre Dreyfus.
  • Balzac: Physiologie du mariage ou Méditations de philosophie éclectique sur le bonheur et le malheur conjugal H 283a, 1843.
  • Salambo deutsch, 1863 H 406. Älteste Mme Bovary 1939, dt. Education sentimentale: 1916 (H 302).
  • Stendhal: Chartreuse de Parme, H 189: 1846. Mit einer Studie Balzacs und der Antwort Stendhals darauf. Rouge et noir: s.a., H 207a.
  • Saint-Exupéry. Vol de nuit 1931 (erstes Erscheinungsjahr, aber x-te Auflage: H 784. Citadelle 1948, dito, H 1332. Petit prince erstmals 1951, H 1016.
  • Proust: Keine alten Ausgaben.
  • Diderot: Weniges 18. Jh., zusammen mit Salomon Gessner (?).
  • Camus: La chute 1956, H 1188, Erstausgabe. La peste 1947 H 926, Erstausgabe. (dt 1949, 1 Jahr nach Erstveröffentlichung: H 778. L’etranger 1942, H 1013, Erstes Jahr (dt. erst 1962, H 1302)
  • Sartre: Werke 1949-1951 H 1004. Erstausgaben: Nausée 1938 H 767. Jeux sont faits 1947 H 783.
  • Baudelaire, Rimbaud, Verlaine: keine Ausgaben älter als 1915.
  • Gide: Die Heimkehr des verlorenen Sohnes. Zürich 1953. Mit 12 Handätzungen von Max Hunziker (Zürcher Maler; die Hand-Zinkätzung des 19. Jhs. wurde durch ihn wiederbelebt. Übersetzung durch den expressionistischen deutschen Dichter Ferdinand Hardekopf. WN 111.
  • Maupassant: Nichts altes.
  • Genet: Journal du voleur, 1959 H 1187. Cocteau: “Leben und Werk des JC”, H 1207, 1961.
  • Voyage au bout de la nuit 1933, H 1358 (Erstausgabe 1932)
  • Duras: Moderato cantabile dt. 1959 H 1284.
  • Ionesco: Nashörner 1959 WA 3825/5
  • Ramuz: Taille de l’homme 1935 (1. 1933) H 535. Derborence 1936 (1. 1934, H 543). Si le soleil ne revenait pas… 1939 (1. 1937) H 574. Chant de pâques 1951 posthum Erstausgabe H 1305. Deutsch: Gesammelte Werke 1921 H426a. Geschichte vom Soldaten Erstausgabe 1924 EC 1337, dito weitere.
  • Cendrars: L’Or 1931 H 613. (1. 1925)
  • Simenon: Ältere Erstausg. nur En cas de malheur 1956, H 1089, le grand Bob 1954 H 1090.

H 2: Werke D’Alemberts. Paris 1799. Bemerkenswert wegen der revolutionären Zählung “an VII 1799 vieux style”

H 6: Louis-Sébastien Mercier: L’an deux mille quatre cent quarante. London 1772. Wie die Erstausgabe anonym. Das Werk ist der “Urvater” der Science Fiction. L’An 2440 ist ein utopischer Roman, in dem die Realität des französischen Absolutismus dem Ideal einer freien, auf vernünftigen Übereinkünften basierenden Gesellschaft gegenübergestellt wird. Dabei nimmt die Kritik der bestehenden Zustände einen grossen Teil ein. Erste Utopie mit kokretem Datum und konkretem Ort (Paris).

H 21: Brantôme, Oeuvres – La Haye 1740 (2. Auflage)

H 22: Alicia, ou le Cultivateur de Schaffhouse, Charlotte Bournon-Malarmé Paris, Jahr 13 (1807).

Charlotte de Bournon (1753-1842) aus Metz, Verfasserin von 117 Romanen.. Im Nebis nicht vorhanden.

Zu SH: Band 2, S. 122; 143. http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k63424357

H 42: Peter Ochs, L’Incas D’Otahis. Basel 1807. Mit Widmung an JvM. Nie aufgeführte (?) Tragödie. Ausgabe evt. selten.

H 48b: Henri Estienne, Les premices. 1594 – Sprichwortsammlung. Erstausgabe.

H 49: le Mars a la Mode  de ce temps: Liège 1672. Offenbar ein Hungaricum (Apponyi 971, ZB GA 31929)

Beigebunden ist das Traktat “les moyens de la france pour ruiner le commerce des hollandois”, Brüssel 1671. Holländisches Pamphlet, beim Buchbinder und Drucker Reyndert Jansz Moerbeeck?

H 75: Madame de Staël: Corinne ou L’Italie. Paris 1807 – Erstausgabe. (De l’Allemagne: H165a, keine Erstausgabe, Oeuvres inédites, Paris 1821, Erstausgabe (inkl. Dix années d’exile).

H 83: Valentin et Orson. Rouen. (Romain de Beauvais, 15xx-1643?). Evt. seltene Ausgabe? “ Valentin et Orson est un roman de chevalerie rattaché au cycle carolingien. C’est l’histoire de deux frères jumeaux, abandonnés dans les bois en bas âge. Valentin est élevé comme un chevalier à la cour de Pépin le Bossu, alors qu’Orson grandit dans la tanière d’une ourse et devient un homme sauvage des bois. Les deux frères seront amenés à se combattre sans savoir qu’ils sont frères, ce qu’ils découvriront plus tard par le biais d’un oracle. Les deux hommes finissent par sauver leur mère Bellisant, sœur de Pépin et épouse d’un empereur étranger qui l’a injustement répudiée, de l’emprise d’un géant nommé Ferragu de Portingal”

H 100: Mistral: Mireia (Mirèio). Heilbronn 1884  -erste dt. Übersetzung 1880, frz. 1859. Sein Hauptwerk. H 100a: provenzalische Ausgabe.

H 157: Histoire de la révolution française F.A. Mignet (Paris ca. 1840-1850). H157a: 60 Kupfertafeln dazu. Stuttgart 1835. 60 Kupfer-Tafeln, nach Zeichnungen von Veny, Prieur, Duplessi Berteaux, Girardet u.a. gestochen von H. Willmar, C. Schleich, Ant. Krüger, Jos. Hutter, Alois Gleich, Joh. Carl Bock u.a. Quer-4to (222 x 27,5 cm). Die Tafeln illustrieren die Ereignisse vom 28. April 1789 bis zum 9. u. 10. November 1799. – François-Auguste Mignet (1796-1884), französischer Historiker, Rechtsanwalt u. Journalist, veröffentlichte 1824 seine zweibändige Geschichte der Französischen Revolution, die entscheidend zur Entstehung des liberalen Revolutionsmythos beigetragen hat. – Heinrich Elsner (1806-1858), Schriftsteller u. Übersetzer. – Jean Duplessis-Bertaux (1747-1820), französischer Maler, Zeichner u. Graphiker; Abraham Girardet (1764-1823), Schweizer Zeichner u. Graphiker (Hist. Lex. d. Schweiz); Johann Carl Bock (1757-1843), Nürnberger Kupferstecher (Thieme/ Becker 4, S. 159).

H* 1: Le Parnasse François (Titon du Tillet)

Paris 1732. Enthält ein Supplement (zwei folgende fehlen) und ein Traktat über Poesie und Musik.

Zweite Ausgabe, die erste im Folioformat, illustriert mit einem schönen Frontispiz, das von N. Tardieu gestochen wurde, einem Porträt des Autors, einer Titelvignette, 4 Kopfzeilen, 12 Tafeln mit Medaillen und 12 sehr schönen Porträts von Literaten und Musikern des grossen Jahrhunderts (Racan, Molière, Henriette de Coligny, Pierre Corneille, Lully, Quinault, Claude-Emmanuel Loullier (mit dem Beinamen Chapelle), Mme Deshoulières, La Fontaine, Racine, Segrais, Madeleine de Scudéry, Boileau und Jean-Baptiste Rousseau). Titon du Tillet plante dieses Projekt ursprünglich als einen riesigen Skulpturengarten zu Ehren der grossen Dichter, Musiker und Künstler der Herrschaft Ludwigs XIV. Die geschätzten Kosten von mehr als zwei Millionen Livres zwangen ihn, das Projekt abzubrechen und mit diesem überschaubareren Monument im Druck zu beginnen. Der Parnasse ist eine grundlegende Informationsquelle über den französischen Barockkomponisten.

H* 7: Paul et Virginie. Bernardin de Saint-Pierre. Paris 1868.

Zeichnungen durch den belgischen Illustrator Hyppolite de la Charlerie. Sehr erfolgreicher Roman des späten 18. Jhs. über Kinder, die auf einer tropischen Insel in Unschuld aufwachsen, später Liebe, Irrungen und Wirrungen.

H* 8: Les types de Paris. 1889. Dessins de Jean-François Raffaëlli.
Jean-François Raffaëlli (1850-1924), Schüler von Gérôme an der École des Beaux-Arts, debütierte 1870 im Salon. Er begann mit Landschaftsmalerei und wandte sich bald naturalistischen Themen zu, den Arbeitern, den Armen in den Vorstädten und den Pariser Vororten. Seine Faktur ist von der Technik der Impressionisten beeinflusst, an deren Ausstellungen er 1880 und 1881 teilnimmt. Er malte auch Pariser Szenen. In den Serien Types de Paris, in denen sie alle Charaktere der Belle Epoque skizzieren, verbindet er Poesie, Humor und Realismus und macht dieses Werk zu einem Kompendium des Pariser Lebens im Jahr 1880. Le Figaro hat die bekanntesten Autoren der Zeit, Schriftsteller und Kolumnisten, zusammengebracht und ihnen ein ausgewähltes Thema anvertraut, damit sie alle Charaktere dieses Paris in voller Blüte heraufbeschwören. In zehn von Raffaëlli reichlich illustrierten Lieferungen zieht ein wahres Kaleidoskop vor den Augen vorbei, das uns in das Leben der Belle Epoque mit all seinen Licht- und Schattenseiten eintauchen lässt. Die Texte stammen u.a. von:  Edmond de Goncourd, Alphonse Daudet, Emile Zola, Guy de Maupassant und Stéphane Mallarmé. Die Illustrationen bestehen aus 178 Zeichnungen, von denen 78 koloriert sind und die sich über die Ränder, den Text oder die ganze Seite verteilen. 10 Kompositionen außerhalb des Textes sind als Heliogravuren reproduziert, der Rest als Strichzeichnungen oder Zinkographie.

 H* 13: Le chat botté (Charles Perrault)

Lausanne: Gonin 1960. Mit Ill. von Hans Fischer [fis].

“”Die von dem Schweizer Hans Fischer (1909-1958) ersonnene Paraphrase ist eine der geglücktesten überhaupt. Er motiviert sie mit den Worten: ‘Was nicht in der Geschichte steht: nämlich, dass es für einen Kater gar nicht einfach ist, in Stiefeln zu stehen und auf zwei Beinen zu gehen. Das musste er zuerst lernen” (Schug)

H* 14: L’homme déguisé en homme: Claude Roy. Ill., num, sign. Hans Fischer. Lausanne Gonin 1959.

Die surrealen Radierungen schuf der Künstler erst vor seinem Tod, darum im Impressum nur vom Verleger signiert.- Hans Fischer, genannt «Fis» (1909-1958), Schweizer Grafiker und Maler, besuchte die Kunstgewerbeschule erst in Genf, dann in Zürich. Er arbeitete als Kunstmaler, Gebrauchsgrafiker, Trickfilmzeichner, Cartoonist (etwa für den Nebelspalter) und auch als Bühnenbildner (für das Cabaret Cornichon), ausserdem bekannt für seine Kinderbücher und Buchillustrationen. Claude Roy (1915-1997), schillernde Figur der franz. Literaturszene, Schriftsteller u. Journalist, Royalist, später Resistancekämpfer und Kommunist. Bereiste in den 1950er Jahren die USA und China und berichtete darüber. Roy vertrat antisowjetische Positionen und trat gegen den Algerienkrieg ein.

5.4 J: Übrige europäische und aussereuropäische Literatur

Unter Signatur J aufgestellt findet sich ein kleiner Altbestand von 57 Titeln. Übersetzungen aus dem Türkischen und Schrifttum aus asiatischen Ländern, historische Darstellungen und Abhandlungen über orientalische Sprachen sind hier ebenso vorhanden wie Werke der slavischen Literaturen. So Johann Jakob Reiskes Proben der arabischen Dichtkunst (Leipzig 1765, J 14) oder Johann Gottfried Eichhorns Übersetzung von Ibn-Tufails Der Naturmensch oder Geschichte des Hai Ebn Joktan (Berlin, Stettin 1783, J 12), eine arabischen Robinsonade. Erwähnenswert auch das indische Fabelbuch Abuschalem und sein Hofphilosoph, oder die Weisheit Indiens in einer Reihe von Fabeln in der Übersetzung von Christian Balthasar Lehmus (Leipzig 1778, J 5),

5.4.1 Portugiesisch /mehrsprachig

J 1: Lusiade (Luís de Camões), Leipzig 1807

Zweite deutsche Gesamtübersetzung durch Carl Gottfried Theodor Winkler (Pseudonym sonst “Theodor Hell”) und Friedrich Adolph Kuhn. In CH 3x.

J 21: Amadis de Gaule (Amadis de Gaula). Paris 1550.

Amadis de Gaula (Amadis von Gallien) ist der Held eines Ritterromans, der – zusammen mit seinen vielen Erweiterungen und Fortsetzungen – in der Renaissance eine der beliebtesten Lektüren in Westeuropa bildete. Nach neueren Studien ist der Autor Heinrich von Kastilien (1230–1304), ein Sohn des Königs Fernando III. von Kastilien. Andere gehen von einem portugiesischen Prosaroman aus, der wohl um 1370 von Vasco de Lobeira geschrieben wurde, dessen Urtext aber verschollen ist. Aus den Urfassungen des 14. Jahrhunderts entstanden in der Renaissance die Amadisromane. Der Text schildert die Heldentaten und Tugenden des Titelhelden und beruht auf dem Stoff der Artussagen: Amadis ist der Sohn des Königs Perion von Gallien und der britischen Prinzessin Elisena; er wird als Säugling ausgesetzt und nach Schottland verschlagen. Dort verliebt er sich in Oriana, die Tochter des Königs Lisuart von England, die er nach Prüfungen und Irrungen heiratet. Die Figur des Amadis war in der Renaissance sehr beliebt. In die französische Sprache gingen in der Folge Wörter ein wie amadis ‚ritterlicher Mann, verführerischer Mann‘, amadisé ‚erlesen; anmaßend, pompös, geschraubt‘, amadisien ‚ritterlich‘ und amadiser ‚verführen‘. Die Beliebtheit hielt sich auch in der Barockzeit: Ausgehend von der 1684 uraufgeführten, von Jean-Baptiste Lully komponierten Oper Amadis, in welcher die Hauptfigur ein Kleid mit engen Ärmeln trug, wurde amadis zum Wort für den ‚engen Hemd- oder Halbärmel‘ und schließlich in der Verkleinerungsform Amadīsli im Elsass und in Basel für den Pulswärmer. Cervantes gab im Don Quijote die Amadis-Texte der Lächerlichkeit preis.

J 85: Le parfait courtisan, Baldassare Castiglione. Lyon 1585.

Zweisprachige Ausgabe ital./deutsch. Erstausgabe 1528, frz.: 1537. Die vorliegende Ausgabe ist die zweite französische, durch Gabriel Chappuys, der auch den “Amadis de Gaule” übersetzte (s.o., J21). Referenzwerk der höfischen Renaissance- Gesellschaft, gehört neben Ariosts Orlando Furioso und Machiavellis Principe zu den bedeutendsten Leistungen der italienischen Literatur der Renaissance.

J 114/1: Histoires tragiques (Matteo Bandello- Pierre Boaistuau), Turin 1582.

Matteo Bandello, italienischer Dichter des 16. Jhs., verfasste Novellen im Stil Bocaccios, Shakespeares Romeo und Julia geht auf die dritte Geschichte daraus zurück (S. 38), in der  vorliegenden frz. Übersetzung von Pierre Boaistuau, auch Pierre Launay or Sieur de Launay weitverbreitet. Diese Ausgabe in der Schweiz offenbar nicht vorhanden (Erstausgabe 1559).

5.4.2 Arabisch und Hebräisch, “Orient”

J 2: Morgenländische Pflanzen auf nördlichem Boden, Frankfurt 1807.

“Sammlung neuer hebräischer Poesien, hebr./dt., Übs. von Salomon Jacob Cohen, dt. Hebräist und Bibelübersetzer der jüdischen Aufklärung (Haskala).

Schweiz nur UB Basel.

J 5: Abuschalem und sein Hofphilosoph, Leipzig 1778.

“mittelbar aus dem Indischen, und unmittelbar aus dem Griechischen übersetzt” von Christian Balthasar Lehmus. Es handelt sich dabei um das Panchatantra (Sanskrit, wörtl.: „fünf Gewebe“), eine altindische Dichtung in fünf Büchern. Die heute bekannte Form ist zwischen dem späten 3. und 6. Jahrhundert n. Chr. entstanden. Es handelt sich um eine Sammlung moralischer Geschichten, Fabeln und Tiergeschichten. Sie wurden im indo-iranischen Kulturkreis zur Erziehung der Prinzen am Hofe benutzt, um die Kunst der Verwaltung und weltliche Weisheiten zu vermitteln. Im persischen Sassanidenreich wurde das Werk stark rezipiert. Auch bekannt als die “Fabeln des Bidpai”.

CH nur Vadiana. Dazu passend: J 8: Sammlung asiatischer Original-Schriften, Band 1: Indische (Zürich 1791). Seiten sind noch nicht aufgeschnitten… ungelesen seit über 200 Jahren!

J 7: Jayadeva: Gita-Govinda. Weimar 1802

Jayadeva, indischer Dichter des 12. Jhs., Verfasser des Gitagovinda, Höhepunkt der späten Sanskrit-Lyrik.

Es beschreibt in zwölf Gesängen die Liebesbeziehung zwischen Krishna (Govinda), seiner Gefährtin Radha und den Hirtenmädchen Gopis. Übersetzer: Friedrich Majer, Weimarer Historiker, erste dt. Übs. aus dem englischen von Sir William Jones, dem bedeutenden Sanskrit-Experten. Schöne Illustration Krishnas auf dem Titelspiegel. William Jones: J6 – Poems… from the asiatick languages. Altenburg, 1774.

J 10: Enzyklopädische Übersicht der Wissenschaften des Orients, Joseph von Hammer-Purgstall

Leipzig 1804. Seltene (Schweiz nur ZB) Erstausgabe des bedeutenden österreichischen Orientalisten, eine Übersetzung von Kâtip Çelebis bibliographischer Enzyklopädie (Universalgelehrter des 17. Jhs. in Konstantinopel, auch Haji Khalifa genannt). Der Autor bleibt anonym, unser Exemplar ist von J.v. Müller, der den Autor handschriftlich nennt. Hammer übersetzt das Werk als eben Dreissigjähriger während seiner Zeit als österreichischer Legationssekretär in Istanbul und ergänzt den Grundtext aus sechs weiteren Handschriften. – Katib Çelebis Einleitung beleuchtet Geschichte, Systematik und Wertschätzung der Wissenschaften im Orient. Es folgen ihre über 300 Verästelungen in sieben Klassen: Schriftkunst; Philologie und Geschichte; Propädeutik; spekulative Philosophie einschließlich sämtlicher Natur- und Geheimwissenschaften, Medizin und Musik (mit knapp 250 Seiten die umfangreichste Abteilung); Praktische Philosophie (Ethik, Staatslehre etc.); Rechtslehre und Theologie; ferner Wissenschaft des Innern oder Askese. Jeder Zweig ist mit dem Originaltitel in Breitkopfs arabischen Typen gegeben, teils ausführlich kommentiert (bis hin zu einer Instrumentenkunde der Astronomie und Musik), und mit einschlägigen Autoren und Werken versehen. Dazu: Die Divan-Übersetzung des Hafis des gleichen Autors (2 Bde., Stuttgart, Tübingen 1812-1813, J 19). Spätere Ausgabe: Hamburg 1856 (Übs. des Georg Friedrich Daumer)

J 11: Latifi, Biographische Nachrichten, Zürich 1800.

Türkischer Chronist des 16. Jahrhunderts.

J 12: Der Naturmensch oder die Geschichte des Hai Ebn Joktan, Stettin 1783.

Es handelt sich um den arabisch-spanischen Philosophen, Mediziner und Mystiker Ibn-Ṭufail

Hayy ibn Yaqzan, “Der Lebendige, Sohn des Wachenden” gehört zu den wichtigsten Werken der arabischen Philosophie und Literatur. In der Geschichte geht es um ein Kind, das von einer Gazelle aufgezogen und nur von Natur und Tieren umgeben auf einer einsamen Insel aufwächst und bis zum 50. Lebensjahr die Erkenntnis der Allmacht Gottes erlangt. Das Werk soll auch Vorbild von Defoes Robinson Crusoe gewesen sein. Die vorliegende Ausgabe ist die erste Übersetzung aus dem arabischen ins deutsche (Johann Gottfried Eichhorn, Orientalist und Historiker im Umfeld von Lessing).

J 14: Reiske, Proben der arabischen Dichtkunst. Leipzig 1765

Johann Jacob Reiske gilt als einer der Begründer der Arabistik und als bedeutendster deutschsprachiger Arabist des 18. Jhs. Arabisch-deutsche Edition von Gedichten des al-Mutanabbi, dem bedeutenden abbasidischen Dichte des 10. Jhs. Schweiz: Genf und ZB Zürich.

J 15: al-Hariri, Consessus.  Franeker 1733

Moralische Essays des irakischen Gelehrten und Dichters al-Hariri al-Basri  des 12. Jhs, aus einem Manuskript der Bibliothek in Leiden ins Lateinische übersetzt vom Groninger Theologen und Orientalisten Albert Schultens. In CH: Basel, Bern, ZB.

J 15b: De fatis linguarum…, Bernhard Freiherr von Jenisch. Wien 1780.

Wiener Orientalist, Neuherausgabe des arabisch-persisch-türkischen Wörterbuchs von Meninski (François Mesgnien, 17. Jh.) in vier Bänden. Der SH Band ist seine Einleitung zum Wörterbuch, anonym als Separatdruck herausgekommen. Jenisch hatte JvM als Hofbibliothekar angestellt. Selten; CH Lausanne, Genf, Bern. Schöne arabische etc. Schriftzeichen.

J 16: Carmina des ʿAlī ibn Abī Tālib (Kalif Ali). Leyden 1745

Lat. arab. Ausgabe von Kalif Ali, dem Stammvater der Schiiten, Vetter und Schwiegersohn des Propheten, erster Imam des Islam, zugeschriebenen Gedichten. Übersetzer: Gerardus Kuypers, niederländischer Theologe. Schweiz: ZB, UB Basel, Bib. de Genève.

J 17: Flores Grammaticales Arabici Idiomatis. Padova 1687

Arabische Grammatik des Franziskaners Agapitus a Valle Flemmarum (Val di Fiemme in den Dolomiten) (1653-1687), Missionar im Orient und später Arabischdozent am Priesterseminar in Padova mit päpstlicher Druckgenehmigung von 1685. Das Werk behandelt nicht nur das Hocharabische, sondern, ganz missionspraktisch, auch umgangssprachliche Elemente. Die in SH vorhandene Originalausgabe ist sehr selten, verbreitet ist das Werk in einem Nachdruck von 1845.

J 18: Grammatica Linguae Persicae des Franz von Dombay, Wien 1804.

Mit Beispielen lat.-pers. Schweiz nur ZB und Genf.

J19a: Studiis sinicis, Antonio Montucci. Berlin 1808.

Vorstudien zu einem ambitionierten chinesischen Lexikon des italienischen Gelehrten Antonio Montucci – sehr farbiges Leben: http://www.treccani.it/enciclopedia/antonio-montucci_(Dizionario-Biografico)/.

Chinesische Zeichen in Europa gedruckt. In der Schweiz nicht vorhanden, auch Deutschland selten. Mit hss Widmung Montuccis an Kaiser Napoleon

J 110: Tausend und eine Nacht. Berlin: Henius, 1814

Vier Bände, erste vollst. Übersetzung durch Gustav Weil. Ill., zT farbig, durch den Mulhouser Illustrator Fernand Schultz-Wettel. Auch: EC 253, 1825, J 439 (Breslau 1827).

5.4.3 Russisch

Tolstoj:

  • J 29: La guerre et la paix. Paris Hachette 1896.
  • J 36: Das Leben, Diederichs 1911. Ausgabe von Raphael Löwenfeld, einen der ersten Übersetzer Tolstojs. J35: An die Arbeiter.
  • J 54: Biographie und Memoiren, inkl. Fotos, Wien 1906.
  • J 83: Briefe, Verlag Ladyschnikow, Berlin 1911; gleicher Verlag: J 116: Nachgelassene Werke

J 39: Melschin, Im Lande der Verworfenen. Leipzig, 1903

Der russische Schriftstellers Pjotr Filippowitsch Jakubowitsch (1860 – 1911) wurde für seine Tätigkeit in der illegalen revolutionären Organisation “Narodnaja wolja” (Volkswille) und seine kritschen Gedichte und publizistischen Arbeiten von der zaristischen Regierung erst zum Tode und dann zu Katorga verbannt. In dem vorliegenden Buch beschreibt er unter dem Pseudonym L. Melschin die Jahre, die er in sibirischen Zwangsarbeitergefängnissen verbracht hatte. Dt. Erstausgabe, recht selten. In SH wegen des NV-Kongresses? https://fr.wikipedia.org/wiki/Piotr_Iakoubovitch

5.4.4 Andere

J 13: Grund-Heurath / Jacob Cats (Basel 1657?)

Seltene Übersetzung des holländischen Moralisten Jacob Cats. In der Schweiz offenbar nur an der KB Chur.

J 31: Ibsens Sämtliche Werke, Berlin 1903 – evt. erste deutsche Gesamtausgabe (S. Fischer)

J 85: Das Buch des Lappen Johan Turi. Leipzig 1912.

Recht selten (CH: Vadiana, MUG, ZHB Luzern).

Hg. Emilie Demant, die Johan Turi, den in Kautokeino im nördlichsten Kreis Norwegens geborenen Lappen, “betreute, bekochte und aufmunterte”, während er die Lebensweise seines Volks nach bestem Wissen und Gewissen niederschrieb. http://www.zeit.de/1993/10/sklaven-der-rentiere. Wichtiges Zeugnis einer untergegangenen Kultur. Inkl. einige Zeichnungen. Erster weltlicher Text in samischer Sprache. 1993 in der Anderen Bibliothek neu aufgelegt.

J 111: Tagore, Das Heim und die Welt. München 1920, dt. Erstausgabe.

J 114: XVIII histoires tragiques (Matteo Bandello). Turin 1568-1595.

Die Erzählungen von Bruder Matteo Bandello wurden erstmals 1554 veröffentlicht. Das in italienischer Sprache verfasste und in Lucca gedruckte Originalwerk enthielt 186 verschiedene Tragödien und Erzählungen. Im Jahr 1559 wurden sechs von Bandellos Kurzgeschichten von Pierre Boisteau in einer frei übersetzten französischen Fassung veröffentlicht. Im selben Jahr veröffentlichte François de Belleforest Comingeois französische Übersetzungen von zwölf weiteren Geschichten Bandellos. 1560 wurden diese achtzehn Erzählungen in einer Ausgabe aus Lyon zum ersten Mal in einem einzigen Band zusammengefasst. Diese Sammlung wurde 1563 und 1564 von Vincent Norment und Jeanne Bruneau in Paris sowie 1564 von Laurens Chancelier nachgedruckt. Die Geschichten gelten seit langem als Referenzquelle für mehrere Werke Shakespeares. Die Histoire dixhuitieme ist möglicherweise die Quelle von Viel Lärm um nichts, was erstmals 1768 von Edward Capell festgestellt wurde. Andere Bände sollen Quellenmaterial für Shakespeares Romeo und Julia sowie Hamlet enthalten. Jede der achtzehn Tragödien wird mit einer Zusammenfassung eingeleitet, und das Buch schließt mit einer Ode und einem Sonett. Es gibt rel. viele Ausgaben des 16. Jhs., diese Turiner Ausgabe scheint aber selten.

 J 359: Frederike Bremer, Skizzen aus dem Alltagsleben. Leipzig: Brockhaus, 1845.

Schwedische Schriftstellerin und Frauenrechtlerin. Original 1828. Schweiz nicht sehr häufig.  J350: Die Familie H. Leipzig 1841.

5.5 K: Linguistik der modernen Fremdsprachen

5.6 L: Griechische und lateinische Linguistik und Literatur, Mythologie

LL 14: Comenius, Eruditionis scholasticae janua, rerum & linguarum structuram externam exhibens

Schaffhausen 1664. Schöne Ill.

L*a 1: De Balneis

Venedig 1553

Erstausgabe. Wichtiges Werk über die Thermalbäder der Griechen, Lateiner und Arabe, besteht aus einer umfangreichen Sammlung von Texten zur Balneologie (Badewesen), mit Auszügen aus den Werken von Agricola, Avicenna, Averroes, Hippokrates, Galen, Fuchs und zahlreichen anderen Autoren. Der Herausgeber war Tommaso Giunti aus der florentinisch-venezianischen Druckerdynastie der Giunta oder Giunti. Das Werk behandelt u.a. die Bäder von Baden (Schweiz), Ischia, Pfaefers, Pozzuoli, Viterbo, Volterra, Wiesbaden, etc. Fünf ganzseitige Holzschnitte, darunter das Bad Fideris im Prättigau (S. 295). Das seit 1464 belegte Bad Fideris wurde nach seiner Zerstörung 1545 durch Hochwasser in den nächsten Jahren völlig neu gebaut. Die hierbei erstellten technischen Einrichtungen zur Wasserförderung galten zunächst als so spektakulär, dass sie 1553 mit diesem Holzschnitt dokumentiert worden sind. Es ist im Textteil “De Thermis Helveticis”, der von Konrad Gessner verfasst wurde. (Später war Fideris wieder eines der vielen kleineren Bäder mit regionalem Einzugsbereich, es ist 1945 vollständig abgebrochen worden). Weitere Abb.: S. 287: Schematische Darstellung eines Bads; S. 299 “Balneum Plummers” (Bad von Plombières-les-Bains). S. 307: Karte der oberen Adria. S. 489: Schematische Darstellung eines antiken Bads.

L*a 5: Das Todtenbuch der Ägypter

Leipzig 1842, Erstausgabe

Das ägyptische “Totenbuch”, eine lose Sammlung religiöser bzw. magischer Begräbnistexte, die den Toten auf ihrer Reise ins Jenseits beistehen sollten, wurde 1842 erstmals von dem preussischen Archäologen Karl Richard Lepsius, einem der Begründer der modernen wissenschaftlichen Ägyptologie, so benannt. Lepsius’ “Todtenbuch” ist die erste gedruckte Ausgabe eines Totenbuchs. Es gibt den ptolemäischen Text wieder, der als “Papyrus Turin 1791” bekannt ist.  Die Texte stammen aus den hieroglyphischen Grabsprüchen, die in die Wände von Königsgräbern eingemeisselt und später auf Särge geschrieben wurden; die frühesten identifizierbaren Zaubersprüche aus dem Buch vom Sarg der Königin Menthuhotep stammen aus der Zeit um 1600 v. Chr. Mit diesem Buch legte Richard Lepsius eine für die damalige Zeit mustergültige Edition eines Totenbuch-Papyrus vor. An seiner Edition orientiert sich bis heute die Nummerierung der Totenbuchsprüche Tb 1 bis 165. Der von ihm verwendete Papyrus Turin 1791 ist noch immer eine der bedeutendsten Totenbuch-Handschriften aus der Ptolemäerzeit und dient in jeder Edition eines Totenbuchs als Referenzobjekt. Die 79 schönen Litographien stammen von Maximilian Ferdinand Weidenbach. Für diese Arbeit nutzte Max Weidenbach Durchzeichnungen, die Lepsius 1836 am Original hergestellt hatte. Das Buch ist in Bibliotheken nicht sehr selten, auf dem Buchmarkt aber gesucht.

L*a 19: Monumenti antichi inediti (Winckelmann)

Roma, 1767

Erstausgabe von Winckelmanns letztem Werk der antiken Kunstgeschichte, erschienen im Eigenverlag ein Jahr vor der skandalumwitterten Ermordung des Autors in Triest. Johann Joachim Winckelmann, der berühmteste Altertumsforscher seiner Zeit und einer der Begründer der Kunstgeschichte, betrachtete dieses Buch als den Höhepunkt seiner Karriere. Darin legte er seine mythologischen Interpretationen bisher unveröffentlichter antiker Denkmäler dar. Die italienischsprachige Einleitung “Giovanni” Winckelmanns ist eine Meditation über die Schönheit, in der die Überlegenheit der griechischen Vorstellungskraft als Schlüssel zu ihrer Kunst behauptet wird. Trotz historischer Ungenauigkeiten wurde das Buch in späteren Jahrzehnten von den zahlreichen “Winckelmann-Fans” enthusiastisch aufgenommen, wodurch es grossen Einfluss auf die Entwicklung des Fachs Kunstgeschichte entwickelte. Bis heute wertvoll ist es auch durch die detaillierte Angabe der damaligen Aufbewahrungsorte der (heute nicht immer erhaltenen) Artefakte von Museen bis zu Privatsammlungen. Der grossformatige Druck enthält zahlreiche illustrierende Kupferstiche. Unser Exemplar stammt aus der privaten “Bibliotheca Amicorum”.

L*a 21: Budé: Commentarii

Basel 1530.

Im September 1529 war beim Pariser Humanisten und Buchdrucker Ascensius als Foliant von 967 Seiten ein enzyklopädisches Nachschlagewerk zum griechischen Wortschatz und -gebrauch aus der Feder des führenden französischen Humanisten Guillaume Budé erschienen, mit königlichem Privileg gegen Nachdruck in und Einfuhr nach Frankreich innert fünf Jahren, um das Budé selber beim König ersucht hatte. Im März 1530, also ganze sechs Monate nach diesem Pariser Erstdruck, erscheint in Basel mit vollem Impressum und einer dreizeiligen griechischen Ehreninschrift auf Budaeus vom Basler Professor für Griechisch Simon Grynaeus ein Nachdruck. Er enthält alle Teile der Pariser Ausgabe, also auch die vierseitige Widmung und das Nachwort, aber natürlich nicht das französische Privileg und Verbot. Zudem ist die Ausgabe leserfreundlicher und ökonomischer gestaltet: statt in Zeilen hat man in Spalten gesetzt, was kleinere Typen und Papierersparnis (und damit einen niedrigeren Verkaufspreis) ermöglicht (statt 976 Seiten nur knapp 1424 Spalten, d.h. 712 Seiten). Dafür ist der Index umfangreich und praktisch gestaltet. Mehr: https://ub.unibas.ch/cmsdata/spezialkataloge/gg/higg0041.html

L*a 27: Thucydides / Thomas Hobbes: Eight bookes on the Peloponnesian war

London 1629, Erstausgabe.

Seltene erste Ausgabe von Thomas Hobbes erstem veröffentlichten Werk, seine Übersetzung von Thukydides Geschichte des Peoloponnesischen Kriegs. Sie ist die erste Übersetzung des Werks aus dem griechischen Original ins Englische. Thukydides gilt als der bedeutendste antike Historiker. Sein Bericht über den Krieg zwischen Athen und Sparta im 5. Jahrhundert v. Chr. ist eines der ersten Geschichtswerke, das politische und ethische Überlegungen in die Geschichtsschreibung einbringt. Hobbes’ Thukydides-Übersetzung, die seine Karriere als Gelehrter, Literat und Philosoph begründete, gilt als Ausgangspunkt für seine spätere politische Theorie. So übernahm Hobbes zentrale Ideen von und ordnete sie in die Struktur seiner ersten Theorie des Gesellschaftsvertrags ein. Weltweit nur in wenigen Bibliotheken nachgewiesen, BN Paris, BL London, Edinburgh, Harvard.

L*a 32: Poetae Graeci Principes

Genf 1566

Henri Estiennes meisterhafte Zusammenstellung vorwiegend griechischer Hexameter-Gedichte, vor allem seine Homer-Ausgabe, die auf einer sorgfältigen Prüfung aller bisherigen Druckausgaben sowie eines späten byzantinischen Manuskripts in Estiennes Besitz beruhte. Neben Homer, Hesiod und Apollonius sind viele seltene und weniger bekannte Texte enthalten, darunter Nicanders Alexipharmica (Über Gifte), Aratus’ Phaenomina und die Technopaignia (Figurengedichte) des Simias von Rhodos. Dieses Werk wird zusammen mit seinem Plato von 1578 und dem Thesaurus Graecae Linguae von 1572 als Estiennes grösste wissenschaftliche und typografische Errungenschaft und als ein Höhepunkt der französischen Gelehrsamkeit und Druckkunst der Renaissance gefeiert. Das Werk ist in der Regel in zwei Bänden in einem einzigen Band gebunden (wie in unserem Fall). Nicht superselten.

L*a 35: Thucydides, Heraklit

Basel 1541 und 1540 in einem Band. Aus der Bibliothek von Johann Georg Müller mit zahlreichen Randnotizen, Zusammenfassungen usw (vorzeigbar).

 L* a 39a: Flavius Josephus, Flavij Josephi Historien und Bücher; von alten jüdischen Geschichten zwentzig, sampt eynem von seinem Leben … auss dem griechischen Exemplar … von newem verteutscht und zugerichtet, dazu mit biblischen Concor­dantzen … und schönen Figuren, dessgleichen vorhin im Truck nie aussgangen, gezieret. Strassburg : Theodosius Rihel, 1590.

Zwischen 1574 und 1630 erschienen nicht weniger als 14 Strassburger Ausgaben des Flavius Josephus, die von Konrad Lautenbach (1534–1595) besorgt und vom Schaffhauser Maler und Zeichner Tobias Stimmer (1539–1584) illustriert worden sind. Stimmer zählt zu den bedeutendsten Künstlern der Spätrenaissance. Die “Jüdi­sche Geschichte” ist mit 111 Holzschnittdarstellungen geschmückt, stellenweise mit Wiederholungen. Die Abbildungen (Bl. 68) zeigen links: eine Schlachtszene zwischen den Israeliten unter Barak und den Kanaanitern des Jabin, rechts: die grausame Ermordung des kanaanitischen Hauptmanns Sisara durch Yael, die ihm mit einem Hammer einen Zeltpflock durch die Schläfe treibt.

In 2 Exp. vorhanden, Exp 2 ist aus der Bibliothek des Kunstvereins und in besserem Zustand.

L*a 48: Descriptionis Ptolemaicae Augmentum (Corneille Wytfliet)

Leuven 1598. 2. Edition

Zweite Ausgabe des frühesten Amerika-Atlas, der erstmals 1597 veröffentlicht wurde. Cornelis van Wytfliet war Sekretär des Generalrats der Provinz Brabant in den spanischen Niederlanden. In der Universitätsstadt Leuven / Louvain veröffentlichte er sein Augmentum zur Geographie des Ptolemäus. Sein Ziel war es, eine systematische Beschreibung der Amerikas, des “vierten Teils der Welt”, den Ptolemäus nicht kannte, zu liefern. Das seltene Werk enthält neunzehn Karten, eine Weltkarte und achtzehn regionale Karten von Nord- und Südamerika. In der Geschichte der frühen Kartographie geben die Karten in Wytfliets Atlas eine wertvolle Zusammenfassung der frühen Kartographie Amerikas und enthalten die ersten Karten von Kalifornien und Alaska sowie die erste Nennung des Lands “Canada”.

L*a 49: Geographia Universalis Ptolemaei (Sebastian Münster)

Basel 1545

Frühe Ausgabe dieses grundlegenden Werks der Geographie aus dem 16. Jahrhundert. Die Geographia Universalis, die von Sebastian Munster zusammengestellt und 1545 in Basel von Henri Petri herausgegeben wurde, ist ein bemerkenswertes Stück Kartographiegeschichte. Es handelt sich um die vierte Ausgabe nach den Basler lateinischen Ausgaben von 1540, 1541 und 1542, die sich dadurch auszeichnet, dass sie viele Karten enthält, die in den früheren Ausgaben der Geographia nicht enthalten waren. Münsters Geographia setzte einen neuen Standard für Weltatlanten, indem sie spezifische Kontinentalkarten von Amerika, Europa, Afrika und Asien enthielt und damit eine Konvention setzte, die in zukünftigen Atlanten befolgt werden sollte. Darüber hinaus war die Geographia das erste gedruckte Werk, das Breiten- und Längengrade in der heute üblichen Form von Grad-Minuten-Sekunden darstellte. Der Einfluss globaler Entdeckungen wie Magellans Weltumsegelung im Jahr 1522 ist in dem Atlas ebenfalls deutlich zu erkennen und spiegelt das wachsende Interesse an der weltweiten Geografie in der Renaissance wider. M ünsters Geographia war maßgeblich an der Entstehung einer Reihe von Weltatlanten im “modernen” Stil beteiligt, die im Theatrum Orbis Terrarum von Abraham Ortelius aus dem Jahr 1570 ihren Höhepunkt fanden. Sebastian M ünsters Bemühungen um die Geographia Universalis markierten einen entscheidenden Punkt in der Geschichte der Kartographie. Sein Werk diente nicht nur als Momentaufnahme des geografischen Verständnisses in der Renaissance während der Renaissancezeit. Die Geographia Universalis von Sebastian M nster leitete eine Reihe “moderner” Weltatlanten ein, die ihren Höhepunkt im Theatrum Orbis Terrarum von Abraham Ortelius aus dem Jahr 1570 fanden. Sebastian M ünsters Bemühungen um die Geographia Universalis markierten einen entscheidenden Punkt in der Geschichte der Kartographie. Sein Werk diente nicht nur als Momentaufnahme des geografischen Verständnisses in der Renaissance, sondern wirkte auch als Katalysator für die Entwicklung moderner Atlanten. Durch die durchdachte Zusammenstellung von Karten und die Beachtung neuer geografischer Prinzipien wurde Münsters Geographia zu einem wertvollen und faszinierenden Dokument, das die sich entwickelnde Wahrnehmung der Welt im 16. Vergleich mit der vorherigen Ausgabe Im Vergleich zur Ausgabe von 1542 wurden in diesem Buch die folgenden Karten hinzugefügt: Nova Graecia, Helvetia I Rheni, Secunda Rheni, Brabant III Rheni, Slesia, Septentr. Regiones, Transsylvania, Sclavonia, Bohemia, Valesia I, Valesia II und Nigra Silva. Die ersten sieben dieser Karten erschienen bereits in der Erstausgabe der Cosmographia von 1544, die anderen sind in diesem Buch völlig neu. Sechs Karten, die in den ersten drei Ausgaben erschienen sind, wurden in dieser Ausgabe entfernt: Helvetia I Rheni, Alsatia II Rheni, Tertia Rheni, Quarta Rheni, Brabantia V Rheni und Schonlandia. Insgesamt ist die Zahl der Karten in der Ausgabe von 1545 also von 48 auf 54 gestiegen.

L*a 69: Reden des Demosthenes (Demosthenis Orationes)

Basel: 1532.

Zweite Ausgabe von Demosthenes im griechischen Original und erste Ausgabe des Kommentars von Erasmus und Budaeus. “Ein aussergewöhnlich schönes Buch, hergestellt von einem der grossen Gelehrten-Drucker der Renaissance”. Nicht sehr selten.

L*a 78 Theatrum geographiae veteris (Petrus Bertius)

Amsterdam: Hond 1618

Die ist eine berühmte Ausgabe der Geographie des antiken Gelehrten Ptolemäus, besorgt durch den flämischen Gelehrten Petrus Bertius (Pieter de Bert). Bertius studierte in London, Leiden und Heidelberg und wurde nach seinem Übertritt zum katholischen Glauben Hofgeograph beim französischen König Ludwig XIII. Bertius’ Werk enthält im ersten Teil die “Geographia” des griechischen Gelehrten Ptolemäos mit parallel gedrucktem griechischen und lateinischen Text. Dazu gehören 28 Karten unter Verwendung der 1587 von Mercator für seine Ptolemäus-Ausgabe gestochenen Platten. Sie setzen sich wie folgt zusammen: die Universalis Tabula iuxta Ptolemaeum (die antike Welt, umgeben von einer dekorativen Grenze von zwölf Köpfen, die die Winde darstellen), zehn Karten von Europa, fünf von Afrika und zwölf von Asien. Der zweite Teil enthält die Tabula Peutingeriana, eine kartographische Darstellung des römischen Strassennetzes aus dem 12. Jh. verteilt auf 4 Doppelblätter und 14 (22?) Karten des flämischen Kartographen Abraham Ortelius: “Parergon”, ein Atlas der antiken Welt, die ab 1579 als Ergänzungen zu Ortelius’ Hauptwerk Theatrum Orbis Terrarum erschienen und in den folgenden Jahren ergänzt wurden.

Die von Koeman nicht genannte und von Shirley erwähnte Kte. “Scheda posterior – a later print” vorliegend nicht eingebunden. Das schöne Porträt von Mercator wurde aus der Ausgabe von 1605 übernommen. Es handelt sich um eines der ersten Bücher aus der berühmten Amsterdamer Verlegerdynastie Elzevier. Denn obwohl die Elzeviers schon länger als Buchbinder, Buchhändler und Verleger tätig waren, erwarb erst Isaac Elzevier 1617 eine Presse.

L*a 86: Strabōnos Geōgraphikōn bibloi 17 = Strabonis Rerum Geographicarum Libri XVII

Genf 1587

Eine Weltkarte ist vor Seite 1 gebunden und macht diesen Druck wertvoll. Es handelt sich nämlich um eine Mercator-Karte und gehört damit zu den Glanzstücken der Kartographie. Sie stammt von Rumold Mercator und wurde in dieser Ausgabe erstmals gedruckt, basierend auf der Weltkarte von 1569 des Vaters von Rumold, dem berühmten Gerhard Mercator. In dieser wurde die heute noch verwendete Mercator-Projektion eingeführt (winkeltreue Abbildung der Erdoberfläche, Flächen unterschiedlich gross dargestellt). Rumold zeigt die Welt aber in seiner Ausgabe nicht im neuen Projektionsstil, sondern in einem Doppelhemisphärenformat. Andere Elemente von 1569 behielt Rumold bei, so die markante Ausbuchtung in Südamerika. Feuerland ist Teil eines riesigen südlichen Kontinents, der sich in der östlichen Hemisphäre fortsetzt. Und am Nordpol sind zwei der vier Inseln zu sehen, von denen Gerard Mercator annahm, dass sie den Pol umgeben. In gut sortierten Bibliotheken ist das Werk vorhanden (UB BS, BE, ZB Z, Solothurn, ETH hingegen nein). Bei uns ist das Buch, wie es sich gehört, Altbestand. Die 1589er Karte hat übrigens einen eigenen Wikipedia-Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Mercator-Weltkarte_von_1587.

L*a 87 Speculum Romanae Magnificenciae

Rom [1575]

1540 begann der Antiquar Antonio Lafreri (1512-1577), der als Antoine Lafréry aus Besançon nach Rom gekommen war, Karten und andere Grafiken zu veröffentlichen, die bedeutende Monumente und Altertümer Roms darstellen. (Besonders berühmt sind im übrigen Lefreris Atlanten von 1570, für die er mit den berühmtesten italienischen Kartographen der Zeit zusammenarbeitete.) Diese Bilder spiegeln und beflügeln die Begeisterung der Renaissance für das klassische Altertum. Mitte der 1570er Jahre druckte Lafreri die Titelseite “Speculum Romanae Magnificentiae” (das Bild der von Karyatiden gestützten Architektur wird Etienne Dupérac zugeschrieben). Fortan konnten Sammlungen seiner Drucke damit zusammengefasst werden: Touristen und andere Sammler, die Druckgrafiken von Lafreri gekauft hatten, stellten ihre eigene Auswahl zusammen und banden sie mit dem Titelblatt. Kopien des Speculums variieren stark in der Anzahl der Drucke und in ihrer Reihenfolge. Gewisse Motive wurden immer wieder neu herausgegeben und auch angepasst. Insgesamt geht man von einem Grundstock von etwa 200 Lafreri-Graphiken für das Speculum aus. Das Schaffhauser Exemplar besteht aus über 150 Kupferstichen aus den Jahren 1546 bis 1591. Hervorzuheben sind etwa:

  • Blatt 3: Urbis Romae descriptio (Ambrosius Brambilla, 1590) – Sicht auf das zeitgenössische Rom vom Gianicolo, zeigt die bedeutenden städtebaulichen Veränderungen der Zeit (neue Strassenachsen zur Verbindung der Pilgerkirchen, Kuppel des Petersdoms usw.).
  • Blatt 4: Vera antiqui capitolii descriptio (1591): Überformat. Theatralische Darstellung eines imaginierten Kapitols inkl. Göttern wie Merkur und Amor. Diese eindrückliche Darstellung eines unbekannten Künstlers, (Hrsg.: Antonio Salamanca, Geschäftspartner und Rivale Lafreris) ist in vielen Specula enthalten.

L*a 93: Giambattista Piranesi: Le antichità romane. Rom 1756. Tomo primo

Giovanni Battista Piranesi (*1720 in Mogliano Veneto bei Treviso; † 1778 in Rom), war ein italienischer Kupferstecher, Archäologe, Architekt und Architekturtheoretiker. Nach acht Jahren des Studiums von Artefakten, Gebäuden und Grabstätten veröffentlichte er diese Sammlung von über zweihundert Tafeln. Diese umfangreiche Dokumentation stellt eine monumentale Vermessung und Dokumentation des antiken Roms dar, wie es um 1750 erhalten war. Dabei betont er die Überlegenheit der etruskischen und römischen Architektur gegenüber der griechischen, im Gegensatz etwa zu Winckelmann. Piranesi etablierte sich mit diesem Werk als führender Experte der Archäologie Roms, und seine Darstellungen dienten in der Folge Künstlern in ganz Europa als Vorlage für eigene Werke. Etwa die Hälfte der von ihm aufgenommenen Objekte ist heute verloren. Die vorliegende Erstausgabe ist sehr selten und wertvoll, es ist aber nur Band 1 (von 4) vorhanden.

L*a 93b: Jean Barbault, Les plus beaux monuments de Rome ancienne, Rom 1761

Nach dem Vorbild von Giovanni Battista Piranesi bildet Jean Barbault auf 128 Kupferstichen die berühmtesten antiken Ruinen und Kunstwerke ab, die Touristen des 18. Jahrhunderts in Rom zu besichtigen pflegten. Abnehmer des grossformatigen Bandes waren wohlbetuchte französische Reisende, die sich, wieder zu Hause, das Gesehene vergegenwärtigen und mehr darüber erfahren wollten.

Dt. Ausgabe 1767: Gym 735.

L*b 17: De Ludis circensibus

Venedig 1600.

Der Autor Onofrio Panvinio war ein Augustinermönch und ein bedeutender Historiker der Renaissance über das frühe Rom, der auch als Korrektor und Revisor der Bücher der Vatikanischen Bibliothek fungierte. Das vorliegende Werk über die Spiele, Triumphe und Zirkusse von Rom, Pompeji und Konstantinopel ist reich mit Stichen illustriert, die Gladiatorenkämpfe, Tieropfer, römische Münzen, Statuen, klassische Architektur usw. zeigen. Erstausgabe. Selten, Schweiz nur Basel, dort aber vermisst. Schöner Schenkungsnachweis von 1643 auf dem Titelblatt (“Joh. Jacobus Stockarus”).

L*b 18: Roma Subterranea Novissima

Paris 1659

Zweite Ausgabe dieses ersten Buchs über die christlichen Altertümer Roms, schöne Illustrationen. Autor: Antonio Bosio.

L*b 24: Opera Vergiliana

Paris 1512

Schöne Post-Inkunabel der Texte Vergils, eingebettet in wissenschaftliche Kommentare, sorgfältige Edition des Humanisten Josse Bade. Vgl. https://insula.univ-lille.fr/2011/09/23/virgile-edition-josse-bade-en-1512/

Selten, in der Schweiz offenbar nicht vorhanden.

L*b 30: Sammelband des 16. Jhs mit lateinischen Autoren

  • Caesars De Bello Gallico in deutscher Übersetzung (Gaii Julii Cesaris des großmechtigen ersten Römischen Keysers Historien vom Gallier und der Römer Burgerische krieg, Augsburg 1532). Enthält über 100 Holzschnitte von hoher Qualität, die meisten wohl vom sog. “Petrarca-Meister”.
  • Des hochberümptesten Geschicht Schreybers Justini… Historien (Augsburg 1531). Zweite deutsche Ausgabe des “Epitoma historiarum phillipicarum” (EA 150)), eines umfangreichen historiographischen Werks von Pompejus Trogo, das nur durch das Kompendium des Justinus überliefert ist. Die Ausgabe wird wegen ihrer prächtigen ikonografischen Gestaltung geschätzt, die durch das Frontispiz mit der Darstellung von Ninus, dem Gründer der antiken Hauptstadt Assyriens, und Alexander dem Grossen in mittelalterlicher Rüstung wirkungsvoll eingeleitet wird. Sie enthält gegen 50 Holzschnitte von Jörg Breu, zahlreiche Vignetten und Initialen.
  • Herodianus: Historiae in deutscher Übersetzung (“Der fürtrefflich Griechisch geschichtschreiber Herodianus” Augsburg 1531), mit Titelholzschnitt von Jörg Breu. Erstausgabe.
  • Cicero: Officia, in deutscher Übersetzung (“ein Buoch, So Marcus Tullius Cicero der Römer zuo seynem Sune Marco: … in Latein geschriben”, Augsburg 1532). Titelblatt und Porträt des Widmungsempfängers Johann von Schwarzenberg nach Dürer fehlen (diese sind aber vorhanden in unserer Ausgabe V* 27; in Z 101 fehlt das Titelblatt, aber das Porträt ist da). Zahlreiche Holzschnitte von H. Weiditz (Petrarca-Meister). Erstausgabe.
  • Vier Bücher Sexti Julii Frontini (Mainz 1532), ein Buch über die Kriegskunst mit einigen Holzschnitten.

L*b 41: Heydenweldt des Johannes Herold

Basel 1554

Johannes Herold( (1514-1567), auch Johannes Basilius Acropolita (von Höchstädt) genannt, war Herausgeber zahlreicher Erstdrucke literarischer, historiographischer und theologischer Texte. Dieses Buch ist eine 1554 ist eine Zusammenstellung antiker Texte zur antiken Götterwelt, erstmals in der deutschen Volkssprache. Im Unterschied zu den bis dato erschienenen italienischen, weitgehend bildlosen Werken zur Mythographie setzt Herold auf eine reiche Bildausstattung mit Holzschnitten. In den ersten Büchern “Von den heydnischen Göttern” sind einige der beschriebenen Götter im Kleinformat abgebildet. Neben diesen Illustrationen zum Lauftext finden sich zwischen zwei Büchern auf Doppelseiten auch synoptische Bildzusammenstellungen der wichtigsten Götter. Darüber hinaus weist das Werk einige doppelseitige Tafeln auf, die Herold auf dem Titelblatt als „Planetentafeln“ beschreibt, wo die nach Göttern benannten Planeten in Bezug zu anderen Planeten und Sternbildern gesetzt werden und in einer Art Horoskop die angebliche Wirkung dieser Konstellationen auf Erde und Menschen erläutert wird. Ausserdem gibt es Landkarten antiker Gegenden und Inseln, Tierdarstellungen usw. Der Druck besteht aus vier Teilen: Herolds eigene Schrift (ungezählte Seiten) über die antiken Götter und ihre zahlreichen Namen und Beinamen, in der er, mit Ergänzungen aus andern nicht genannten Quellen und Kürzungen, recht genau Giglio Giraldi folgt, dessen wissenschaftlichen lateinischen Stil in deutsche Erzählung umsetzend; dann als umfangreichster Teil (295 Seiten) die deutsche Übersetzung der Ägyptenbücher Diodors, vor allem zur ägyptischen Religion; dann, mit dem kürzeren vierten Teil zusammen auf 130 Seiten, Herolds Übersetzung des Berichts vom Trojanischen Krieg des Dictys und Dares und schliesslich die “Bildschrift Oder Entworffne Wharzeichen dero die uhralten Ägypter in ihrem Götzendienst.. an statt der buochstäblichen schrifften gepraucht habend”. Diese griechisch überlieferte Schrift wurde im Humanismus zunächst dem Gott Horus oder einem König Horus, zugeschrieben; heute neigt man eher dazu, den Traktat einem Horusapollon zuzuweisen, der unter Zenon (474-491) in Menuthis bei Alexandria gelehrt hat. Herolds eigener Text zu Beginn ist ähnlich wie die “Planeten Tafeln” und die Hieroglyphen illustriert: im ersten Buch zwei Doppelseiten mit zuerst den “Consentes: Die entworffen abbildung und verzeichnung der zwölff Göttern, so bey den Heyden als die Obersten… gehalten” und folgend den “Selecti: Abbildung unnd fürgestellte entwerrffung der Acht auszerlesznen Götter, so vorigen Obersten Zwölffen zuogethon..”; in den fünf folgenden dann die Beschreibungen dieser Götter mit jeweils ihrem Holzschnitt zu Beginn. Zum Teil weniger fein als die kleineren Hieroglyphen-Darstellungen, dürften sie doch vom selben oder von den selben Künstlern wie jene für diesen Druck geschaffen sein. Besonders fein der der zweiten Tafel zur Füllung beigegebene grössere Holzschnitt “Ritter Spil”, der die Spiele von Olympia darstellt und zu ihrer Beschreibung nochmals erscheint. Die Illustration der Diodorübersetzung stammt ausnahmslos aus dem Holzschnittvorrat der Offizin. Die Dictys-Übersetzung ist, da sich der erwähnte Vorrat hier weniger eignete und auch keine Vorlage existierte, nicht illustriert worden.

L*b 50: Sammelband 16. Jh., enthält:

  • Das Ackerwerck Lucii Columelle (Strassburg 1538). Recht seltene Ausgabe des Landwirtschaftsbuchs des römischen Autors Lucius Junius Columella (Erstausgaben 1472 und 1482), ohne Illustrationen.
  • Polydorus Vergilius: “Von den Erfyndern der Dingen”, Augsburg 1537, recht seltene Ausgabe des Hauptwerks des italienischen Humanisten Polidoro Virgilio aus Urbino, De rerum inventoribus (Erstausgabe Venedig 1499 und Basel 1521). Darin beschreibt der Autor Erfindungen und Erfinder, wobei der Begriff sehr weit gefasst ist und eher eine Art Kulturgeschichte darstellt. Seine nicht unkritische Darstellung der Kirchengeschichte liess das Werk schnell auf den Index gelangen. Recht viele Holzschnitte.
  • Apuleius’ Fabel vom Goldenen Esel (Ain schön lieblich Gedichte Lucii Apuleii von ainem gulden Esel” (Augsburg 1538), übersetzt von Johann Sieder, Erstausgabe mit 78 Holzschnitten von Johann Lucas Sieder, seinem Bruder. Der “Goldene Esel” passt inhaltlich nicht zu den andern beiden Büchern. Es ist eines der berühmtesten belletristischen Werke der Antike, in dem die Hauptperson in einen Esel verwandelt wird und so die Torheiten der Menschheit “von aussen” begutachten kann. Motive des recht freizügigen Buchs finden sich u.a. bei Bocaccio, Cervantes und Shakespeare und in den Fabeln von La Fontaine. Das Buch enthält u.a. auch die Geschichte von Amor und Psyche (5. und 6. Buch) – der Liebesgott Amor widersetzt sich seiner Mutter Venus, die eifersüchtig ist auf die schöne Psyche und bringt sie in den Olymp, wo er mit ihr ein Kind zeugt (Voluptas – Wollust) genannt. Venus gelingt es beinahe, Psyche zu töten, aber Amor verhindert das und erwirkt bei Jupiter, dass Psyche zur Göttin erhoben und unsterblich wird. Diese Story hat auf die Kunstgeschichte grossen Einfluss gehabt – zahlreiche Gemälde und Skulpturen zeugen davon, ebenso Ballette und Opern.

L*b 59: Historia naturalis von Plinius

Basel 1545

Seltene grossformatige Ausgabe. Auf dem Titelblatt Besitzeintrag Johann Konrad Ulmer (selten), kam via Nikolaus Stokar von Neunforn und die Bibliotheca Amicorum in die Stadtbibliothek. Auf dem Titelblatt auch eine Preisangabe (2 Gulden 5 batzen). Vorsatzblätter aus einem anderen alten Druck, wohl eine Inkunabel, Bibeltexte: Vorne auf der ersten Seite “circumspexi et non erat auxiliator quaesivi et non fuit qui adiuvaret et salvavit mihi brachium meum et indignatio mea ipsa auxiliata est mihi”, Isaiah 63. Und hinten auf der ersten Seite um das Markus-Evangelium (Et si omnes scandalizati fuerint in te, sed non ego (14,29 VUL).

L*b 78 Athanasius Kircher: Obelisci Aegyptiaci

Athanasius Kircher: Ad Alexandrum VII. Pont. Max. obelisci Aegyptiaci

Rom: Varesius, 1666.

Athanasius Kircher (1602-1680) war ein Universalgelehrter und gilt als einer der Begründer der Ägyptologie. Als jesuitischer Priester und Lehrer am Collegium Romanum in Rom betrieb Kircher Forschungen in einer Vielzahl von Disziplinen wie Geographie, Astronomie, Mathematik, Sprache, Medizin und Musik. Rigorose wissenschaftliche Neugier paarte sich dabei mit einer mystischen Vorstellung der Naturkräfte. Er nahm an der Aufstellung der Obelisken in Rom teil. In der vorliegenden Monographie beschreibt er den “Obelisco della Minerva”, der 1667 auf dem Rücken von Berninis Elefanten vor der Kirche S.M. Sopra Minerva aufgestellt worden war und beschreibt dessen Hieroglyphen.

6. Gesellschaft

6.1 M: Recht, Ökonomie, Gesellschaft

M* 132: Bayrisches Landrecht

München 1616.

9 Teile plus Register in 1 Bd. Folio. 10 Bl., 827 S., 6 Bl., 136 S., 1 Bl. Mit gestoch. Titel, wdh. Holzschnitt-Wappen auf den 8 Zwischentiteln und 12 Holzschnitten auf 6 Tafelseiten. Äusserst umfangreiches Landrecht, das sich mit allen juristischen Aspekten beschäftigt und auch in kulturhistorischer Hinsicht eine sehr reiche Fundgrube darstellt. Erstausgabe, die erstmals die gesamten bayerischen Rechtsordnungen zusammenfasst und damit eine neue Epoche der Rechtsentwicklung einläutet, nämlich die der Kodifikationen des Territorialrechts. Das hauptsächlich von den Hofkanzlern J. Gailkirchner und S.Wagnereck sowie dem Münchner Stadtschreiber G. Locher verfasste Werk hatte eineinhalb Jahrhunderte Bestand und wurde erst von den Kodifikationen Kreittmayrs ersetzt (vgl. Kaspers, Vom Sachsenspiegel zum Code Napoléon, S. 86 und Spindler II, 585).- Typographisch großzügig ausgestattet. Die in der Fischordnung enthaltenen Tafeln stammen aus dem Landrecht von 1553 und waren die ersten Darstellungen von Fischen in Lebensgröße, zugleich auch die ersten naturgetreuen Abbildungen von Fischen in Deutschland überhaupt (Belon’s Fischbuch war erstmals 1551 in Paris erschienen). Sie zeigen die Mindestmaße für den legalen Fang von Hecht, Huchen, Forelle, Karpfen, Flusskrebs usw.

Vgl. Württembergisches Landrecht: Tübingen 1610, M* 134. (Enthält auch eine Hofgerichtsordnung von 1587).

 MA 75: Thomas Morus, Utopia

Frankfurt: Saur, 1601. Erstausgabe 1516, dies ist die 14. Ausgabe, VD17: 23:283342H, basiert auf der Ausgabe von Nov. 1518.

MB 7 und MB 26: Adam Smith: Wealth of Nations

London: Strahan and Cadell, 1789 in drei Bänden (5th edition) MB 26.

Leipzig: Weidmanns Erben, 1776 (Erstausgabe in zwei Bänden). MB 7.

Die Erstausgabe erschien 1776 und ist das Hauptwerk des schottischen Ökonomen und Moralphilo­sophen Adam Smith (1723-1790). Es markiert die Abkehr vom barocken Merkantilismus und gilt als Beginn der modernen Wirtschaftswissenschaften. Am Beginn der industriellen Revolution erörtert Smith auf grundlegend neue Art Fragen wie Arbeitsteilung, Produktivität und freier Märkte. Smiths Werk ist nach Karl Marx’ Kapital das meistzitierte Werk der Sozialwissenschaften vor 1950. – Die vor­liegende fünfte Ausgabe aus dem Vorbesitz von Johannes von Müller ist die letzte, die noch zu Leb­zeiten Smiths publiziert wurde. Sie orientiert sich eng an der dritten Ausgabe von 1784, die wichtige Ergänzungen und Korrekturen des Autors enthält. Die in Schaffhausen vorhandene deutsche Erstaus­gabe stammt aus dem aufgeklärten Lesezirkel “Bibliotheca amicorum”. Sie wurde von Johann Fried­rich Schiller übersetzt, einem Cousin des berühmten Dichters. Die Qualität der Übersetzung gilt als schlecht, grössere Verbreitung fand das Werk auch deshalb erst durch eine spätere Übersetzung (Garve, 1794).

6.2 N: Theologie und Religionswissenschaften, Pädagogik

Christian Knorr von Rosenroth (1636-1689 war ein schlesischer Gelehrter und Dichter. Seine Zusammenstellung von Schriften der jüdischen Mystik (Kabbala) wollte den einheitlichen Ursprung Unter den Signaturen NA-NM und N* aufgestellt finden sich etwa 3000 Schriften und Periodika. Darunter über 200 Bibelausgaben, -teilausgaben, -kommentare und -auslegungen in den verschiedensten Sprachen. Reformiertes Schrifttum überwiegt; es sind aber auch hebräische und arabische Texte vorhanden. Titel zu den Themen Spiritualismus, Theosophie, Prognostik und radikalem Pietismus, die im Altbestand der Ministerialbibliothek mehrheitlich fehlen, finden sich hier. Werk des in Konstanz 1415 auf dem Konzil verbrannten Ketzers Jan Hus (3 Bde., Strassburg um 1524) unter ND 13 oder Gottfried Arnolds Kirchen- und Ketzer-Historien (3 Bde., Schaffhausen 1740-1742, N* 106). Unter die Signatur NN gestellt finden sich die Schriften zur Pädagogik, die damals noch in engem Zusammenhang (christliche Erziehung und Moral) mit Religion gesehen wurde.

NB 2, 14a und b: Sebastian Hofmeister, treüwe ermanung / Antwurt uf die ableinung Doctor Eckens

[Basel[ [1523] und Zürich (Froschauer) 1524.

a: Ermanung: “Ein treüwe ermanung an die Strengen, Edlen, Festen, Frommen vnd weyssen Eidgnossen, das sy nit durch ire falschen propheten verfürt, sich wider die lere Christi setzend”. Der Text wurde früher Zwingli zugeschrieben. Erste Druckschrift Hofmeisters, in zwei Ausgaben von 1523 erhalten.

b: Antwurt: “Antwurt vff die ableinung doctor Eckens von Ingoldstatt, gethon vff die widergeschrifft Huldrychs Zuinglis, vff sin Missiuen an ein lobliche Eydgnoschafft durch Sebastian Hoffmeyster Predicantem zuo Schaaffhusen”. Hofmeister unterstützt Zwingli in der “Antwurt” gegen den Angriff Johannes Ecks. Seltener Druck aus der Froschauer-Druckerei. Daneben gibt es nur noch einen weiteren Druck von Hofmeister, „Acta vnd handlung des Gesprächs, so von allen Priesteren der Tryen Pündten im M.D.XXVI. jar, vff Mentag vu Zynstag nach der heyligen III. Künigen tag zu Inlantz im Grawen Pundt … geschehen [Zürich, Chr. Froschower, 1526].

NB 2, 48: 11: Caspar Goldwurm, Historia von Joseph. Wittenberg 1551. Die Historia ist eine erbauliche Auslegung der biblischen Josephsgeschichte des lutherischen Theologen Goldwurm (oder Goltwurm). Sie orientiert sich an den biblischen Kapiteln und stellt eine fortlaufende Reihe von ‘Minipredigten’ vor. Diese werden im Vorwort von Philipp Melanchthon auch als “Predigten” bezeichnet – von daher wohl auch die Einbindung in einen Predigtsammelband. Gemäss der Forscherin Christine Thumm sind in Europa über 20 Exp. des Textes nachweisbar, relativ viel für diesen Autor. Lit.: Thumm, Christine: Reformation fürs Volk. Der Weilburger Hofprediger Kaspar Goldtwurm als Reformationspublizist. In: Jahrbuch der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung 67 (2016), 56–74, hier v.a. S. 62-64. [Diss. der Autorin in Vorbereitung, geplant Harrassowitz 2019].

ND 13: Martyrium des Jan Hus (Otto Brunfels, Strassburg 1525). Mit Holzschnitt Hus’ auf dem Scheiterhaufen.

N* 106: Gottfried Arnold, Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historien

Schaffhausen : Emanuel und Benedict Hurter, 1740–1742 (3 Bde.).

Obschon bis 1729 bereits drei Ausgaben von Arnolds Hauptwerk vorlagen, wurde die Schaffhauser Fassung ihrer vorzüglichen Edition wegen (u.a. durch den Göttinger Kirchenhistoriker und Orientalisten Johann Friedrich Cotta, 1701–1779) sehr geschätzt. Arnold als lutheranischer Theologe und Anhänger des Spenerschen Pietismus suchte die traditionelle Lehrmeinung zur Kirchengeschichtsschreibung umzubilden und verwertete hierzu neu zahlreiche häretische Quellen und Dokumente ketzerischer Strömungen.

N* 116: Chorographica descriptio provinciarum S. Francisci Capucinorum

Mailand 1712. Selten.

Der Generalminister des Ordens, Giovanni da Moncalieri (1579-1655) war der Auftraggeber dieses bemerkenswerten thematischen Atlas, an dem eine Gruppe von Brüdern 1632 zu arbeiten begann, als man beschloss, ein Werk herauszugeben, das die Verteilung der Kapuzinersitze aufzeigen und ein praktisches Hilfsmittel für die Organisation der Pastoralbesuche sein sollte. Die vorbereitenden Zeichnungen stammen von Bernardino da Bordeaux, Ludovico da Mondovì und Massimino da Gauchen, während die Stiche von einem Mönch stammen, der sich mit Gallo unterzeichnet. Die letzte und kartenreichste Ausgabe dieses ungewöhnlichen Atlas, der seit 1643 in Rom erschien, umfasste 46 Karten (23 für Italien, 5 für Spanien, 11 für Frankreich und 7 für Deutschland), die 1646 und 1649 nachgedruckt und 1654 auf 51 Tafeln erweitert wurden, darunter die große Europakarte. Ein halbes Jahrhundert später wurde das Kunststück von G. Battista da Montecassino mit dieser Mailänder Ausgabe vollendet. Die Karten zeigen alle Kapuzinerklöster anhand einer ummauerten Stadt, deren Glockenturm je nach Bedeutung des Sitzes von einem Kreuz oder einem anderen Symbol überragt wird; sie sind durch Kartuschen mit Masken, Putten, Instrumenten, Füllhörnern, Symbolen sowie Schiffen auf dem Meer bereichert. Jeder Tafel ist ein Blatt mit einem großen Zierrahmen vorangestellt, auf dem die Art und die Anzahl der Sitze und Brüder in diesem Gebiet erläutert werden.

N* 357, Strassburg 1630: Merian-Bibel.

Im Jahr 1630 erschien in Strassburg Lazarus Zetzner eine gross angelegte Lutherbibel, in der zum ersten Mal die berühmten Kupferstiche von Matthäus Merian d. Ä. in den zweispaltig gesetzten Text eingefügt wurden. Der Druck war mitten im Dreissigjährigen Krieg ein verlegerisches Risiko. Merians Bilderwerk ist ein Höhepunkt der Buchillustration des 17. Jahrhunderts und leitet den Siegeszug des Kupferstichs in der Bibelillustration ein. Sie führte vom belehrend-reformatorischen Zweck der älteren Illustrationen hin zum Darstellerisch-Künstlerischen.

N* 360: Tabulae Analiticae des Szegedi Kis István

Schaffhausen, Waldkirch 1592. Der zweite Schaffhauser Druck, dem Schaffhauser Rat gewidmet und wohl als Schaustück gedacht (edler Einband, schönes Titelblatt (Tobias Stimmer), drucktechnisch aufwendiger Einband). Der eher entlegene theologische Inhalt dürfte nicht im Vordergrund gestanden sein.

NB 2: Glaubensartikel des Waldshuter Täufers Balthasar Hubmaier (Fridberger ) von 1524 (“die warhait ist untödtlich”)

NB 2, 10:  Evangelistarium des kroatischen Humanisten Marko Marulic, Basel 1519 (Erstausgabe 1516?) (siehe unter ZA 655)

NEa 1: Hebräische Bibel quinque legis… Paris 1543

Quinque libri Legis, Drucker Robert Estienne

NEa 23: Wormser Propheten (Hätzer/Denk)

Worms: Schöffer 1527

Weitere Ausg.: Z Bib 176 (JGM, hinterer Buchdeckel gebrochen)

1527 erschien eine deutsche Übersetzung der prophetischen Bücher des Alten Testaments mit dem Titel Alle Propheten nach hebräischer Sprache verdeutscht, von Ludwig Hätzer und Johannes Denck. Luther, Zwingli u. a. griffen bei ihren Übersetzungen des hebräischen Textes auf diese Ausgabe, die sog. Wormser Propheten zurück.

Bei den Wormser Propheten handelt es sich um die erste gedruckte deutsche Übersetzung der Prophetenbücher des Alten Testaments nach dem hebräischen Originaltext. Das Werk erschien 1527 von in Worms bei Peter Schöffer dem Jüngeren und fand bald in zahlreichen Ausgaben weite Verbreitung. Die Motivation und Zielsetzung der Übersetzer war nicht nur theologisch, sondern auch herrschafts- und sozialkritisch: Vor dem Hintergrund der blutigen Niederwerfung der Bauernaufstände im Bauernkrieg und der einsetzenden Täuferhinrichtungen erhielt die Polemik der alttestamentlichen Propheten gegen Unrecht und Machtmissbrauch eine besondere Aktualität. Einen wesentlichen Beitrag zu der hochwertigen Übersetzung leisteten jüdische Gelehrte, die von Hätzer und Denck konsultiert wurden. Als Folge dieser Zusammenarbeit ist jüdischer Einfluss in den Wormser Propheten erkennbar. Auffällig ist der völlige Verzicht auf die gängige christologische Interpretation der alttestamentlichen Texte, also auf Hinweise auf das künftige Auftreten Christi als Messias aufzufassen. Die Wormser Propheten stiessen bei führenden zeitgenössischen Reformatoren auf ein negatives Echo, das nicht auf philologischen Einwänden gegen die Qualität, sondern auf Abneigung gegen die Theologie der Übersetzer basierte. Luther, der seine eigene Übersetzung der Prophetenbücher erst 1532 fertigstellte, äusserte sich zwar anerkennend über den in Worms aufgewandten Fleiss, tadelte aber die Mithilfe jüdischer Gelehrter. Wegen deren Beteiligung lehnte er das Ergebnis ab, da es nicht aus dem rechten Glauben erwachsen sei. Zwingli warf den Übersetzern – ohne sie namentlich zu nennen – vor, eine irrige Theologie zu vertreten und daher zu einer durchgängig korrekten Übersetzung ausserstande zu sein. Bullinger bezeichnete 1560 Denck und Hätzer gar polemisch als „Rabbiner“ der Täufer, womit er auf ihre Zusammenarbeit mit Juden anspielte und eine Nähe der beiden Dissidenten zum Judentum suggerierte.

Ludwig Hätzer, geboren vor 1500 Bischofszell TG, war Reformator im Umfeld Zwinglis und protokollierte u.a. die Zweite Zürcher Disputation. 1525 wurde er als Täufer aus Zürich ausgewiesen. In Strassburg wandte er sich gemeinsam mit Denck dem Spiritualismus zu, dort begann die Übersetzung der Propheten. 1529 wurde er in Konstanz als Ketzer und “Bigamist” hingerichtet. Hans Denck, um 1500 in Oberbayern geboren, war einer der prominentesten Exponenten und Prediger der Täuferbewegung. 1521 übersiedelte er nach Basel zu Oekolampad und wurde Korrektor in der Druckerei von Valentin Curio, 1523 wurde er Rektor der Lateinschule in Nürnberg, wo er sich unter dem Einfluss von Müntzer (?) und Hans Hut radikalisierte. 1525 wurde er aus der Stadt ausgewiesen und ging nach St. Gallen und Augsburg, wo er Balthasar Hubmaier begegnete und sich der Täuferbewegung anschloss. 1527 war er offenbar u.a. in Zürich und Schaffhausen, er starb 1527 in Basel an der Pest, nachdem er sich dort von der Gläubigentaufe distanziert hatte, ohne allerdings dem Zwingli- oder Luthertum wieder nahezukommen.

NEc 134: Christian Knorr von Rosenroth: Kabbala Denudata

Frankfurt 1684. In zwei Bänden. Stadtbibliothek, NEc 134

von christlicher Lehre und Kabbala nachweisen. Seine Übersetzungen ins Lateinische machten viele Texte der Kabbala nicht-jüdischen Gelehrten erstmals bekannt. In Band 2 findet sich der Zohar (“Sefer ha Zohar”, hebr. “Das Buch des Glanzes”). Diese bedeutendste kabbalistische Schrift entstand gegen Ende des 13. Jahrhunderts aus der Tradition des spanischen Judentums. Als Autor des Hauptteils gilt der spanische Kabbalist Mosche de León. Dieser Hauptteil wurde in altertümlichem Aramäisch verfasst und als Werk aus dem 2. Jahrhundert ausgegeben. Unter Kabbalisten gilt der Zohar bis heute als heiliges Buch. Er enthält in Auslegungen der Tora, Erzählungen zu mystischen Gestalten des Judentums sowie Spekulationen zu Zahlen und Buchstaben als den Fundamenten der Welt. (Ill. z.B. S. 243).

NGb 9a: Richentaler Chronik

Augsburg, Steiner 1536

Die berühmte Chronik des Konstanzer Konzils von 1415 durch den Konstanzer Bürger Ulrich von Richental. Überliefert in 16 Handschriften, die  meisten in der Zeit um 1460/1475. Die Erstausgabe im Druck ist Augsburg 1483 (Anton Sorg). Unsere Ausgabe mit zahlreichen Ill. und Wappen. Titelblatt nur in Kopie erhalten. Zweite Ausgabe: Z 259 (1575).

NGb 38: Friedrich Emanuel Hurter: Geschichte Papst Innocenz des Dritten. Hamburg 1834. 4 Bände. Noch aus seiner reformierten Zeit, aber bereits “zweifelhaften Inhalts” für den Antistes der Schaffhauser Kirche. Dazu NM 712: Papst Innocenz sechs Bücher von den Geheimnissen der heiligen Messe. Schaffhausen 1845.

NGb 164: Bullingers Schrift gegen die Täufer (Der Widertöufferen Ursprung, Zürich 1560)

NL 145a: Das Dritt Byechlin der geistlichen Geseng. Das vierde Byechlin…

Strassburg 1536, Unikat.

Eine grosse Rarität im Magazin der Stadtbibliothek verweist auf Strassburg, mit dem Schaffhausen seit jeher enge Beziehungen pflegte. Es handelt sich um das vierteilige Gesangbuch, das Katharina Zell in den Jahren 1534 bis 1536 beim Drucker Jacob Frölich veröffentlichte. Die ersten beiden Teile des Gesangbuches (1534, 1535) sind nur noch in einem Faksimile erhalten (Médiathèque protestante, Strasbourg). Vom dritten und vierten Teil (1536) besitzt einzig die Stadtbib­liothek Schaffhausen noch ein Exemplar.

Katharina Zell (1497-1562) war eine aussergewöhnliche Frau. Bereits mit zwölf Jahren hörte sie die Predigten von Johann Geiler von Kaysers­berg, dem wortgewandten Strassburger Münsterprediger. Als Ehefrau des Strassburger Reformatoren Matthias Zell pflegte sie ein offenes Pfarrhaus, um Vertreter der verschiedensten Glaubensrich­tungen zu beherbergen. So traf sie mit Martin Bucer, Wolfgang Capito, Johannes Oekolampad und Huldrych Zwingli zusammen. Sie pflegte Kranke und besuchte Gefangene und veröffentlichte auch eigene theologische Schriften. Ihr Gesangbuch, das den Titel Von Christo Jesu unserem säligmacher trägt enthält 187 Gesänge. Sie stammen zu zwei Dritteln aus dem Repertoire der Böhmischen Brüder, einer Bewegung, die auf Jan Hus zurückgeht;  Michael Weisse veröffentlichte 1531 in Jungbunzlau (heute Mladá Boleslav in Tschechien) das erste Gesangbuch der Böhmischen Brüder in deutscher Sprache. Die Veröffentlichung des Gesangbuches einer „dissidenten“ Bewegung durch Katharina Zell in Strassburg, genau zu dem Zeitpunkt, als der Rat eine Synode zur Bekämpfung von Täufern und anderen Abweichlern einberief, kann durchaus als mutiger Aufruf zur Toleranz gesehen werden. Es ist nicht für den gottesdienstlichen Gebrauch, sondern für die private Frömmigkeit bestimmt. Die Herausgeberin richtet sich im Vorwort an Laien, im Besonderen an Hausfrauen. Für das Alltagsleben, für bestimmte Tage im christli­chen Festkalender sowie für schwierige Lebenssituationen werden Lieder angeboten, als Ersatz für die alten, abgelehnten Heiligenlieder. Sie schreibt in ihrem Vorwort, wo und wann gesungen werden soll:

„Der handtwercks gsell ob seiner arbeyt: die dienstmagt ob jrem schisselweschen: Der acker und reb­mann uff seinem acker; und die muoter dem weinenden kind inn der wiegen: sollich Lob: Gebett und Leer gseng braucht: Psalmen oder andere jrs gleichen.“

NL 159: Psalterz Dawidowego

Krakau 1610. In der Schweiz nicht vorhanden. Autor ist der polnische humanistische Dichter Jan Kochanowski. Seine Psalterübersetzung aus der Vulgata stammt von 1579. Europaweit seltene Ausgabe.

NL 175: [Württembergisches Gesangbuch]: Auszerlesene Psalmen und Geistliche Lieder. Tübingen 1585.

(War in einer Ausstellung Württ. Landesbibliothek 1996). Selten, da viele Verluste im Dreissigjährigen Krieg und Oktavformate eher “Wegwerf-Ausgaben).

NL 191: Jean-Jacques Rousseau: Emile

[Paris] 1762.

Erstausgabe. Das Buch trägt als Erscheinungsort Amsterdam und als Verlagsnamen Jean Néaulme; das Buch erschien aber in Paris bei Duchesne – aus Angst vor Zensur und Verfolgung wählte man diese Tarnung. Der Emile ist das pädagogische Hauptwerk Rousseaus. Er entwirft das Vorbild einer an der Natur des Menschen orientierten Erziehung, nur diese könne die moralisch verwahrloste Gesell­schaft vor dem Verderben retten. Das Werk wurde ein europaweiter Skandalerfolg. In Paris wurde der Emile sogleich verboten, und auch in Genf wurde das Werk auf den Index gesetzt und öffentlich verbrannt. Sein Autor, der sich auf dem Titelblatt stolz als „citoyen de Genève“ be­zeichnet hatte, war hier wie in Frankreich mit Verhaftung bedroht, der er nur durch Flucht in die Schweiz entgehen konnte. Sicherheit fand er erst in der liberalen preussischen Enklave Neuchâtel.

6.3 O: Philosophie, Esoterik, frühe Psychologie

Etwa 620 Titel unter den Signaturen OA bis OC, die Philosophiegeschichte und Lehrbücher zu philosophischen Disziplinen (Rhetorik, Logik, Metaphysik und Naturphilosophie) behandeln. Unter der Untergruppe Occulta (OC) finden sich die alten Drucke zu Alchemie, Magie und Astrologie. So beispielsweise das Traumbuch des Artemidorus (Basel 1544, OC 2) und fünf Paracelsus-Ausgaben aus dem 16.-17. Jh. (z.B. Opera, ander Theyl, Strassburg 1616, O* 2)

OB 26: Tractatus de risu des Elphidius Berrettarius

Florenz 1603

Offenbar ein Rarissimum, weltweit nur British Library, Chicago und C.G. Jung. (Dazu in Italien Rom, Florenz, Genova, Ventimiglia, Lucca, Palermo und Pavia).

Einziges Werk dieses Autors.

OB 184: Adolph Freiherr von Knigge: Ueber den Umgang mit Menschen

Frankfurt und Leipzig, 1803 (5. Auflage). Aus dem Vorbesitz von Harder. Das Werk des deutschen Aufklärers Knigge erschien erstmals 1788 und beschreibt gute Umgangs­formen oder allgemeiner: ein ethisch richtiges Verhalten gegenüber den Mitmenschen im Sinne eines humanistischen, aufgeklärten Weltbilds. Das Buch erfuhr bis ins 20. Jahrhundert viele Neuauf­lagen und Übersetzungen, wurde dabei aber immer mehr in Richtung eines Anstands- und Benimm­ratgebers umgeschrieben. Frühere Ausgabe: OB 15 (1797)

OC 27: Athanasii Kircheri… Magnes sive de arte magnetica

opus tripartitum quo praeterquam quod universa magnetis natura, eiusque in omnibus artibus & scientiis usus nova methodo explicetur, e viribus quoque & prodigiosis effectibus magneticarum, aliarumque abditarum naturae motionum in elementis, lapidibus, plantis & animalibus elucescentium, multa hucusque incognita naturae arcana per physica, medica, chymica & mathematica omnis generis experimenta recluduntur. 1643. Nicht selten, aber spannend: https://blogs.ethz.ch/digital-collections/2013/01/25/athanasius-kircher-magnes-sive-de-arte-magnetica-opus-tripartitum-coloniae-agrippinae-1643/. ” Kircher examines all aspects of magnetism-from that of the earth to animals, music, and love–and presents some daring theories such as the positive effects of music on the victims of tarantula bites. He also describes his construction of a magnetic clock and how it functions.”

OC 35: La physique occulte, ou traité de la baguette divinatoire.

Paris 1709
Pierre Le Lorrain, Abt von Vallemont, verfasste 1698 diese Zusammenstellung von physikalisch-chemischen Erkenntnissen oder wissenschaftlichen Experimenten. Sie sollte den Beweis führen, dass sich die Wünschelrute nach den Naturgesetzen bewegt. Le Lorrain war nämlich Anhänger des rationalistischen Philosophen Descartes und versuchte, die zu seiner Zeit unbestrittene Praxis der Wünschelrute mechanisch statt magisch zu erklären, damit sie in ein wissenschaftliches Weltbild passte. Die hübschen Kupferstiche zeigen Wünschelrutengänger, Hygrometer, Camera obscura, Laterna magica usw. Mehr zum Abbé und der Wünschelrute findet sich hier: https://www.lindahall.org/abbe-de-vallemont/

OC 45: Caspar Schott, Physica curiosa, Nürnberg 1662
Die Physica curiosa des Jesuiten und Würzburger Lehrers Caspar Schott gehört zu den ältesten systematischen Darstellungen von Kuriositäten und Abnormitäten. Dabei werden sowohl reale Wesen (wie z. B. “Missgeburten” und extrem behaarte Menschen) und exotische Tiere als auch mythologische Fabel- und Mischwesen behandelt. Das Werk spiegelt so einerseits die aufblühende Wissenschaft und das Interesse am Fremden, Exotischen der Barockzeit wie auch Elemente der Volksfrömmigkeit und des Aberglaubens. So behandeln die mit Kupferstichen illustrierten Bücher 1-2 Engel, Dämonen und Geister, Buch 3 und 4 Menschen,  Buch 5-10 Tiere und Monstren, 11-12 Meteore und “Verschiedenes”.

6.4 P: Medizin

Umfasst unter der Signatur P an die 1300 Titel. Nebst Arzneilehren, Werken zur Anatomie und Gynäkologie finden sich auch einige Kräuterbücher (so das Herbary oder Krüterbuch von Johann von Cuba, Strassburg 1507, P* 40). Vom Schaffhauser Johann Georg Seiler illustriert ist der anatomische Atlas Theatrum anatomicum von Jean-Jacques Manget (2 Bde., Genf 1716, P* 47). Durch die Schaffhauser Ärzte aus den Familien Screta und Wepfer (17. Jh.) kamen zahlreiche, wertvolle Drucke auf die Stadtbibliothek. Interessant auch John Hunters Natürliche Geschichte der Zähne und Beschreibung ihrer Krankheiten (Leipzig 1780, P 334).

P* 14 Kanon der Medizin/Liber canonis / Avicenna

enthält 5 Bücher. Zufallsfund: eine handschriftliche Notiz auf einem Zettel

nicht auf e-rara, aber mehrfach in versch. Ausgaben auf swissbib nachgewiesen. Wie es scheint aber nicht unsere Ausgabe von 1593. Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Kanon_der_Medizin. “1593 wurde es als eines der ersten persischen Werke in Rom in arabischer Sprache gedruckt.”

P* 17: Hieronymus Bock: Kreutterbuch, darin undterscheidt, Name unnd Würkunng der Kreutter, Stauden […]”. ca. 820 S., Ill., Strassburg: 1565 (Erstausgabe 1539).

Hieronymus Bock (1498-1554) war ein deutscher Botaniker, Arzt und lutherischer Prediger. Zusammen mit Otto Brunfels ( Z103) und Leonhart Fuchs zählt er zu den „Vätern der Botanik“. Der grosse Erfolg seines Werks beruht auf den sorgsamen Beobachtungen Bocks und den daraus resultierenden etwa 700 Pflanzen umfassenden Beschreibungen samt schönen Holzschnitt-Illustrationen.  Bocks Pflanzenbeschreibungen sind dabei weitaus genauer und zutreffender als frühere Werke. Seine Systematisierung allerdings, die noch nicht auf den Blüten beruht, leidet unter dem Versuch, die eigenen Erfahrungen und Beobachtungen mit der antiken Überlieferung in Einklang zu bringen.

P* 25 Andrea Lorenzio /André Du Laurens: Historia anatomica humani corporis

Frankfurt 1600.

André du Laurens (1558 – 1609) was a French physician who served King Henry IV. The plates in Anatomica Humani Corporis are taken from Andreas Vesalius, who wrote one of the most influential books on human anatomy, De Humani Corporis Fabrica Libri Septem. du Laurens’ text was first published in 1593 in Lyon and in 1595 in Hanau under the title “Opera anatomica”…In it, du Laurens defends Galen and his teachings, challenged by Vesalius. The Historia Anatomica also includes 178 controversies that are argued in this book. Du Laurens’ anatomical text uses concise and clear descriptions, one of the reasons for the success of the textbook

P* 44 De Indiae utriusque re naturali et medica libri quatuordecim, quorum contenta pagina sequens exhibet / [Gulielmo Piso]

[12] Bl., 327 S., [2] Bl. ; 39, 226 S., [1] Bl. : Ill. (Holzschnitte)

auf e-Rara vorhanden (ETHZ), gleiche Auflage: https://www.e-rara.ch/zut/doi/10.3931/e-rara-51035

P 181: Prob dess Uszsatzes

gantz kurtzer unnd klarer Underricht, wie unnd in was Gstalt, die so in Argwon dess Praesten des Uszsatzes kommen, söllind beschouwet und erkennt werden durch Johann Cossman Holtzach

Schaffhausen 1558

P* 47 Jean Jacques Manget, Theatrum anatomicum

Genève : Cramer & Perachon, 1716–1717 (2 Bde.). Stadtbibliothek P* 47

Das Theatrum des Genfer Arztes Manget (1652–1742) ist eine eigentliche Kompila­tion aus verschiedenen anderen anatomischen Werken, so auch aus demjenigen von Barthélémy Eustache (um 1510–1574). Die insgesamt 136 Kupfertafeln des Atlas­bandes sind mehrheitlich vom Schaffhauser Zeichner und Kupferstecher Johann Georg Seiler (1663–1740) angefertigt, ebenso das Frontispiz und die Vignette auf dem Titelblatt.

P 4 Johann Conrad Ammann: Surdus loquens … Amsterdam 1692

Das zweisprachige Werk – latein und niederländisch – stammt vom Schaffhauser Arzt und Gehörlosenpädagogen Johann Konrad Ammann (1669-1724). Sein Werk Surdus Loquens ist eines der ersten zur Pädagogik der Taubstummen. Ammanns Vorschläge bestanden darin, die Schüler auf die Lippen- und Kehlenbewegungen des Lehrers zu beobachten und nachzuahmen. Ammanns Buch erfuhr weite Verbreitung und verschiedene Auflagen in ganz Europa. Seine Lautbeschreibung ist die umfassendste seiner Zeit und hatte für über ein Jahrhundert Gültigkeit.

P 615: Kräuter-Büchlein für den häuslichen Gebrauch

oder, Angabe derjenigen Kräuter, welche bei menschlichen Krankheiten und Gebrechen so wie bei solchen des Rindviehes und der Pferde lindernd und heilend angewendet werden können.

Schaffhausen: Joh. Friedr. Schalch, [1855]

P 716: Edward Jenner zu den Pockenimpfungen

  1. Sie verhalf den Pockenimpfungen zum Durchbruch. Er beschreibt darin seine erfolgreichen Tests, quasi Impfstoffzulassungsverfahren vor 220 Jahren. In der Schweiz ein seltenes Werk – wir, Basel und Bern. Hintergrund: In diesen Jahren begann man damit, Kinder mit den Kuh-Pocken zu impfen. Sie wurden dann krank, aber starben nicht dran wie an den menschlichen Pocken und waren gegen diese dann geimpft. Von Anfang an gab es Skeptiker und Gegner, darunter der berühmte Philosoph Immanuel Kant. Er befürchtete, der Mensch werde “viehisch” wegen der Kuh-Injektion. Wegen dieser Kühe des 18.Jhs – lat. Vaca – gibt es ja übrigens den Begriff Vakzin.

PTSS

Peyersche Tobias-Stimmer-Stiftung. Drucke des 16. bis 18. Jhs., i.d.R. mit Bezug zu Tobias Stimmer. Aus den Reparationszahlungen der USA wegen der Bombardierung des MzA.

PTSS 3: Nicolaus Reusner: Icones sive imagines virorum…

Strassburg 1587. Ill. teils von Tobias Stimmer.

Antiquariat Schumann: ” An outstanding German woodcut book with a fine collection of portraits after Christoph Murer (1558-1614). It is an iconographic source for 16th-century German and Swiss humanism, scholarship, reformation, medicine, natural history, and music, containing many uncommon portraits. Among those appearing in the book are Apianus, Brant, Copernicus, Paracelsus, Bullinger, Albertus Magnus, Zwingli, Oecolampadius, Hus, Gesner, Vesalius, Hutten, Luther, Savonorola, Schwenckfeld, Münster, Amerbach, Oporinus, Melanchthon, and others of equal note. Andresen’s attribution of these portraits to Stimmer has been refuted, not only on stylistic grounds – Stimmer had been dead for three years when they were first published (1587); only the portraits of Mathias Flaccius Illyricus and Paracelsus are after Stimmer. (Auch BA 18)

PTSS 6: Johann Konrad Ulmer: Geodaisia

Strassburg: Bernhard Jobin, 1580. Mit Titelholzschnitt von Tobias Stimmer. Auf dem Buchrücken die alte Signatur: RC 400. Heute Depositum der Peyerschen Tobias Stimmer Stiftung

6.5 Q: Ökonomie und Technologie

Aufbewahrt unter den Signaturgruppen QA, QB, Q*. Unter QA 1 stehen die ersten 150 von 242 Bdn. der monumentalen Oeconomischen Encyclopädie von Johann Georg Krünitz (Berlin 1773 ff., im Lesesaal). Nebst sog. Hausväterliteratur (z.B. die Georgica curiosa aucta von Wolf Helmhardt von Hohberg, (2 Bde., Nürnberg 1701-1715, Q* 58), Kochbüchern, Titeln zu Telegraphie, Post, Forstwirtschaft und Jagd sind auch solche der mechanischen Künste und Handwerke, der Architektur, des Bergbaus und Hüttenwesens, des Instrumenten- und Maschinenbaus hier aufgestellt. Siehe auch die Description du manège moderne von Friedrich Wilhelm von Eisenberg und Bernard Picart (S.l. 1727, QB 10b) und den Entwurf einer historischen Architektur. Vier Bücher deutsch und französisch von Johann Bernhard Fischer (Wien 1721, Q 83). Beide stammen aus dem Besitz der fürstlichen Bibliothek von  Johann Friedrich von Anhalt-Zerbst (1695-1742).

Q* 70: Architecture moderne,

ou L’art de bien bâtir pour toutes sortes de personnes tant pour les maisons des particuliers que pour les palais. Briseux, Charles Étienne; Courtonne, Jean. 1728

 Q* 74: Charles Estienne: Siben Bücher von dem Feldbau

Strassburg: Jobin, 1580. Stadtbibliothek Q*74

Das Werk ist eine Enzyklopädie des Landlebens im 16. Jahrhundert mit Informationen und Illustrationen zu Landwirtschaft, Gartenbau, Weinbau, Viehzucht, Jagd (u.a. Wolfsjagd) und Falknerei. Der Verfasser, Charles Estienne, war Mediziner, Verleger und Buchdrucker in Paris. Sein Buch erschien nach seinem Tod 1564 in Paris unter dem Titel  “L’agriculture et maison rustique”, darauf folgten Übersetzungen in viele andere Sprachen, deutsch erstmals 1579. Die feinen Holzschnitte wurden vermutlich vom Drucker Bernard Jobin nach Tobias Stimmer, J. Amman u.a. geschnitten.

Q* 82: Encyclopédie raisonnée

Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, par une société de gens de lettres / mis en ordre et publié par M. Diderot ; et quant à la partie mathématique par M. d’Alembert. Paris, Neuchâtel 1751f…

Das Werk entstand unter der Herausgeberschaft von Denis Diderot und Jean Baptiste le Rond d’Alembert und enthält Beiträge weiterer 142 Bearbeiter, der sogenannten Enzyklopädisten. Der erste Band erschien im Jahr 1751. 1780 wurde die Reihe mit dem 35. und letzten Band abgeschlossen. Sie umfasst mehr als 70.000 Artikel. und ist das bedeutendste Werk der Aufklärung, zudem bis heute eine der herausragenden Quellen für die Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft des 18. Jhs. Die detailreichen, meist grossformatigen Abbildungen illustrieren Handwerk, Technik und Gewerbe im 18. Jh. und wurden eigens für die Enzyklopädie hergestellt. Der Kupferstich mit dem Stammbaum der Erkenntnis im ersten Band zeigt, wie alle Künste und Wissenschaften aus den drei geistigen Fähigkeiten hervorspriessen: Vernunft, Erinnerung und Einbildungskraft. Gott und die Religion haben nur noch einen beschränkten Platz in dieser Ordnung.

Diderot und D’Alembert beabsichtigten mit dem Werk, nicht nur das ganze Wissen ihrer Zeit zu bündeln, sondern auch das Denken der Menschen im Sinn der Aufklärung zu beeinflussen. Sie verzichteten weitgehend auf historische und biographische Artikel, legten dafür umso mehr Wert auf die Behandlung der angewandten mechanischen Künste, denen sie gleichberechtigten Status neben Kunst und Wissenschaft zubilligten. Von den etwas mehr als 4000 gedruckten Exemplaren fand rund die Hälfte ausserhalb Frankreichs einen Käufer, obgleich Hof, Kirche, und Richterschaft ausser sich vor Empörung waren. Im Jahr 1759 wurden die bis dahin veröfentlichten sieben Bände vom Pariser Generalstaatsanwalt verboten und vom Papst auf den Index gesetzt. Nach jahrelangem Rechsstreit konnten die übrigen Bände doch noch in “Neuchâtel” (Druckort Paris) und Amsterdam erscheinen. Auch die beiden Geistesgrössen Montesquieu und Voltaire sind übrigens Autoren der Encyclopédie. Montesquieu verfasste für die Encyclopédie einen Essai “Sur le goût dans les choses de la nature & de l’art”, der jedoch Fragment blieb. Obwohl die Herausgeber für Montesquieu ursprünglich die Einträge Démocratie und Despotisme vorgesehen hatten und der Artikel Goût bereits Voltaire zugesagt worden war, wurde Montesquieus Aufsatzfragment posthum und ergänzend zu Voltaires Text im siebten Band 1757 abgedruckt. Der Eintrag „Aguaxima“ von Diderot ist eine berühmte Reflexion über das Wesen der Enzyklopädie – es handelt sich um eine brasilianische Pflanze, zu der nichts weiter bekannt war, weshalb sich Diderot fragte, ob man überhaupt aufnehmen solle. Ebenfalls berühmt ist der Eintrag „Anthropophages“ (Menschenfresser): Auf die nüchterne Beschreibung des Kannibalismus folgt der Hinweis: Voyez „Eucharistie“. Umgekehrt wird von „Eucharistie“ auf Menschenfresser verwiesen. Das Schaffhauser Exemplar in 13 Foliobänden wurde 1764 von Bürgermeister Franz von Meyenburg, Statthalter David Meyer, Seckelmeister Heinrich Keller, Seckelmeister Johann Conrad Ringk von Wildenberg und Stadtschreiber Johann Ludwig Peyer geschenkt. Die Schenkung dürfte die Bände 1 bis 7 und die Abbildungsbände (“Planches”) 1, 2,1 und 2,2, d.h. gesamthaft 10 Bände umfasst haben, die sich durch ihre einheitliche Bindung vom Rest abheben.

QA 1: Johann Georg Krünitz: Oeconomische Encyclopädie

Die zwischen 1773 und 1858 vom deutschen Gelehrten Johann Georg Krünitz geschaffene und von seinen Nachfolgern vollendete deutschsprachige Enzyklopädie gilt als wichtige Quelle zu Wirtschaft und Technik der Zeit zwischen Aufklärung und Industrialisierung. Das lexikalisch-alphabetisch aufgebaute Gesamtwerk umfasst rund 169.400 Seiten mit 9398 Abbildungen auf Kupferstichen, die jedoch aus Kostengründen den späteren Bänden spärlicher beigefügt wurden als den früheren. Besonderes: Das Schriftbild des ersten Bandes ist sehr unruhig, weil Begriffe unterschiedlicher Sprachen durch Wechsel zwischen Fraktur- und Antiquaschriften voneinander abgesetzt sind, ausserdem gibt Hervorhebungen kursiv und mit Schriftgrösse. Kuriosum: Der Herausgeber starb, wie im Vorwort zu Band 73 vermerkt ist, just bei der Arbeit zum Artikel Leiche des selbigen Bandes, am 20. Dezember 1796. (Die 150 Bände der Stadtbibliothek stehen im Lesesaal, obere Etagen).

QA 47: Schwäbisches Kochbuch

Tübingen: Cotta, 1766. Inkl. “Trenchier-Buch” mit Grafiken.

QA 91: Spärlich und nährlich.

Schaffhausen 1865 (Kochbuch)

QA 98: Das Brod, eine Studie für Bäcker und Consumenten.

Schaffhausen 1871

QA 107: Kochbuch, den Hausfrauen des Arbeiterstandes gewidmet

Gas- und Wasserwerke Schaffhausen und Neuhausen am Rheinfall . – 1907

 WP 190: Orientalisch kochen (Tomi Egami, 1973)

QB 14: Johann Joseph Prechtls Technologische Enzyklopädie

25 Bde, Stuttgart 1830-1869. Johann Joseph Prechtl wurde im fränkischen Bischofsheim geboren und studierte an der Universität Würzburg Philosophie und Recht. Von 1815 bis 1849 stand er dem von ihm begründeten Polytechnischen Institut in Wien als Direktor vor und war außerdem Gründungsmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Prechtl verfasste zahlreiche Publikationen zu technisch-naturwissenschaftlichen Themen. Ab 1830 besorgte er die Herausgabe der berühmten “Technologischen Enzyklopädie”. Sie ist die bedeutendste Technik-Enzyklopädie des 19. Jahrhunderts, die keineswegs auf Fragen der Technik und Technologieentwicklung begrenzt ist, sondern ebenfalls in ausführlicher Form Auskunft zu Fragen der Volkswirtschaft, der Industrieproduktion sowie des Handwerks und Kunsthandwerks gewährt.

QB 120: Constanzer Kochbuch

Konstanz 1825. Schmalz-Torte S. 281

QB 600 : Oberrheinisches Kochbuch (oder Anweisung für junge Hausmütter und Töchter)

Mülhausen 1819.

7. Naturwissenschaften

7.1. R: Theoretische und angewandte Mathematik, Astronomie

Da diese beiden Wissensgebiete, vor allem die Astronomie, von Schaffhauser Gelehrten des 16. bis 19. Jh. überaus geschätzt und gepflegt wurden, ergibt sich hier auch ein reicher und grosser Altbestand (ca. 800 Titel). Viele solcherart ausgerichtete Privatbibliotheken fanden dann nach und nach den Weg in den Bestand der Stadtbibliothek (so z.B. jene des Physik- und Mathematikprofessors Christoph Jezler). Die Werke der führenden Astronomen Tycho Brahe, Galileo Galilei, Petrus Gassendi, Christian Huygens, Nikolaus Kopernikus, Johannes Kepler sind unter RC in den nahezu besten Ausgaben vorhanden Unter RB finden wir vor allem Werke zur Kriegstechnik (z.B. L’art de jeter les bombes von François Blondel, Amsterdam 1690, RB 43) und Festungsbau, zu allen Gebieten der Mechanik und anderen Erfindungen (wie Sonnenuhren). RA vereinigt die Altbestände zu den mathematischen Wissenschaften (Geometrie, Algebra, Infinitesimalrechnung, Wahrscheinlichkeitsrechnung etc.).

R* 34 Theatrum instrumentorum et machinarum Jacobi Bessoni Delphinatis, mathematici ingeniosissimi

cum Francisci Beroaldi figurarum declaratione demonstrativa, necnon utilissimis additionibus auctum per Julium Paschalem. 1582. Unsere Ausgabe in MA Handschrift mit Noten eingebunden

R* 51: Albrecht Dürer: Underweysung der Messung mit dem Zirckel

Nürnberg 1525 (Erstausgabe).

Das Buch ist das erste Mathematikbuch deutscher Sprache mit bedeutenden neuen Erkenntnissen. „Messung“ bedeutet im heutigen Wortsinn eher „Konstruktion“ in der Geometrie. In der Underweysung definiert Dürer spezielle Kurven, insbesondere erstmals die Muschellinie und die Pascalsche Schnecke), gibt eine neue Konstruktion einer Ellipse an, erkennt Ellipse, Parabel und Hyperbel als Kegelschnitte, zeigt ein neuartiges und sehr genaues Verfahren zur Winkeldreiteilung und stellt die Tangens-Funktion grafisch dar. Im Vorwort äussert Dürer seine lebenslanger Überzeugung, dass deutsche Maler allen anderen in Geschicklichkeit und Vorstellungskraft gleichgestellt waren, aber den Italienern “wissenschaftlich” unterlegen. Mit seinem Buch wollte Dürer Malern, aber auch Architekten, Goldschmieden, Bildhauern und Zimmerleuten geometrisches Wissen zu Verfügung stellen, das ganz konkret angewendet werden konnte.

Die Holzschnitte und Diagramme sind mit großer Präzision ausgeführt. Abb. 15. Säule, Abb. 16 Säulenfuss mit Ochsen und Lämmern. Etwas weiter hinten die schön proportionierten Buchstaben des Alphabets. Ganz hinten Dazu gehören die berühmten Abbildungen der beiden Figuren, die ein mit Dürers Monogramm signiertes Zeicheninstrument zeigen und ein Künstler, der einen sitzenden Mann zeichnet. Einband schöne Renaissance.

R* 67b: Atlas Coelestis (John Flamsteed)

London, 1708 (1729)

Der Atlas Coelestis ist ein grossformatiger Sternenatlas, der 1729 veröffentlicht und von John Flamsteed (1646-1719) geschaffen wurde. Er ist die Krönung von Flamsteeds Arbeit als erster königlicher Astronom des englischen Königshauses und besticht durch die Schönheit und Genauigkeit seiner Darstellungen. Grundlage ist die Beobachtung von über 3’000 Sternen von der Sternwarte Greenwich aus. Der riesige Atlas (72x58cm) enthält zwei Planisphären sowie 25 Karten der Sternbilder.

R* 74 Nikolaus Kopernikus, De revolutionibus orbium coelestium Libri VI

Nürnberg: Johann Petreius, 1543.

Eines von 277 bekannten Exemplaren der Erstausgabe von Kopernikus’ epochaler Schrift, die das heliozentrische System begründet. Seinen besonderen Wert erhält das Exemplar durch die unzähligen Anmerkungen des Tübinger Astronomen Michael Mästlin (1550–1631), dem Vorbesitzer des Buchs und Lehrer Johannes Keplers. Im 17. Jahrhundert gehörte der Band dem Schaffhauser Stephan Spleiss (1623–1693). Im Bestand der Stadtbibliothek nachgewiesen seit 1812. Enthält auch ein Traktat in zwei Teilen von Johannes Regiomontanus (Der triangulis und De quadratura circuli) unter der Signatur R*74, 1.

Vgl. Hanspeter Marti, Frühneuzeitliche Astronomica in der Stadtbibliothek Schaffhau­sen, in: Librarium 2012, Nr. 3, S. 150–166.

RC 20: Cosmographia Petri Apiani

per gemmam Frisium apud Lovanienses medicum & mathematicum insignem, iam demum ab omnibus vindicata mendis, ac nonnullis quoque locis aucta, figurisque novis illustrata additis eiusdem argumenti libellis ipsius gemmae Frisii. Erstausgabe 1551, unsere Ausgabe Köln 157x, offenbar selten.

RC 57: Galilei: Dialogus

1699

Von Galilei haben wir auch eine schöne Ausgabe seiner “Dialogo”, in denen in Form eines Streitgesprächs das kopernikanische (um die Sonne) und ptolemäische (um die Erde) Weltbild verhandelt werden. In RC von 1699 findet sich ein tolles Titelkupfer: Darauf sind Kopernikus und Ptolemäus zu sehen, die Aristoteles ihre jeweiligen Systeme zeigen. Aber bereits da ist klar, wofür sich Aristoteles entscheidet…

RC 58: Galilei: Sidereus Nuncius (Venedig 1610 – Erstausgabe). Dazu die Londoner Ausgabe von 1653 (RC 60). Darin beschreibt Galilei die unebene Oberfläche des Mondes, sowie dem Auge unsichtbare Sterne und Jupitermonde. Kupferstiche! Darin weitere astronomische Schriften: Keplers Dissertatio Prag 1610 mit Widmung Keplers an Mästlin; Schrift über das Fernrohr (Ffm 1618) und eine “Widerlegung” Galileis (Modena 1610) des böhmischen Physikers Martin Horky, ein Geschenk an Mästlin.

RC 88: Mästlins Astronomielehrbuch, Tübingen 1610. RC81: Keplers Epitome astronomiae (Linz 1618, Erstausgabe); R*80: Harmonices libri V (Linz 1619). RC 110: Bericht von den… Cometsternen (Stephan Spleiss, Schaffhausen 1664 (Zweitauflage: Ffm 1665, RC 402). Spleiss sieht Kometen nicht als Unheilbringer, aber als Aufforderung Gottes, sich moralisch zu bessern

7.2 S: Naturwissenschaften (Botanik, Zoologie, Anthropologie, Geologie, Physik, Chemie)

Unter SA, SB, SC und S* sind hier etwa 1440 Titel aufbewahrt. Naturwissenschaftliche Lexika und “Klassiker” (Linné, Blumenbach, Buffon, Darwin) stehen mehrheitlich unter der Signatur SA. Histoire naturelle générale et particulière, u.a. von Buffon (42 Bde., Paris 1774-1802, SA 6-11) oder: Dictionnaire des sciences naturelles (74 Bde., Paris 1804-1830, SA 1, 2). Altbestände zu Botanik, Paläontologie, Anthropologie und vor allem Zoologie stehen in derselben Gruppe. Die Sachgruppe SB kennzeichnet Druckwerke zu den Themen Physik und Chemie. Titel zu Barometern, Thermometern Mikroskopen, Luftpumpen und Fernrohre etc. haben hier ihren Platz. Die Signatur SC weist vor allem Bücher des 19. Jahrhunderts aus zu Naturgeschichte, Obst-, Garten- und Weinbau, Pflanzenzucht, Gebirgsbildung, Gletscher und Mineralogie sowie Einführungen in die Naturkunde (auch für Kinder). Bei den grossformatigen naturwissenschaftlichen Werken S* stehen zumeist reichhaltig illustrierte Werke zu botanischen Gärten, Naturalienkabinetten, Kräuterbücher etc. (z.B. Scheuchzers Kupferbibel, 4 Bde., Augsburg, Ulm, 1731-1735, S* 8; Gessners Historia animalium liber I, Zürich 1551, S* 40; Swammerdams Biblia naturae sive historia insectorum, 2 Bde., Leiden 1737-1738, S* 34; das Kreuterbuch, new zugericht von Adam Lonicerus, Frankf. a. M. 1557, S* 47).

SA 6-11: Buffon, Histoire naturelle

Paris 1750-1799. Aus der Bibliotheca amicorum, 42 Bände

  • SA 6: Suppléments [der Histoire Générale, SA 10], 7 Bände, 1774-1789
  • SA 7: Oiseaux, 9 Bände, 1783-1790
  • SA 8: Poissons, 4 Bände, 1798-1799 (Autor: Cépède)
  • SA 9: Serpens, 2 Bände, 1788-1789
  • SA 10, Histoire générale, 15 Bände, 1750-1774
  • SA 11: Minéraux, 5 Bände, 1783-1788

Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon, war einer der bedeutendsten Naturforscher des achtzehnten Jahrhunderts. Er ist vor allem für seine umfangreiche Histoire Naturelle bekannt, die zu seinen Lebzeiten in 36 Bänden veröffentlicht wurde. Das Werk wurde von seinem Freund Bernard Germain de Lacépède fortgeführt, der nach Buffons Tod im Jahr 1788 weitere acht Bände veröffentlichte, so dass sich die Gesamtzahl auf 44 belief. Der aus einer bescheidenen Beamtenfamilie stammende Buffon reiste 1732 nach Paris, nachdem er ein Vermögen geerbt hatte, das ihm sein Patenonkel vermacht hatte. Dort beschäftigte er sich zunächst mit dem Studium verschiedener Holzarten für den Schiffsbau, was ihm die Leitung des Jardin du Roi, des größten botanischen Gartens der Stadt, einbrachte, die er bis zu seinem Tod innehatte.

Im Jardin du Roi begann Buffon seine Karriere als Naturforscher. Er sammelte zahlreiche botanische und zoologische Exemplare und wollte den Garten zu einem bedeutenden Forschungsinstitut machen. Im Jahr 1749 begann er mit der Veröffentlichung der Histoire Naturelle. Das Werk war eine enorme Anstrengung und erforderte die Unterstützung mehrerer prominenter Naturforscher, mit denen Buffon in Korrespondenz stand. Er begann mit drei Bänden einer allgemeinen Naturgeschichte und veröffentlichte dann 12 Bände über Vierbeiner (1753-67), neun über Vögel (1770-83) und fünf über Mineralien (1783-8) mit weiteren sieben Ergänzungsbänden, die zwischen 1774 und 1788 erschienen. Lacépède fügte zwei weitere Bände über Reptilien (1788-9), fünf über Fische (1798-1803) und einen letzten Band über Wale (1804) hinzu. Das Werk war sehr umfangreich und wurde von Naturforschern und wohlhabenden Amateuren sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien erworben, um es in ihre Bibliotheken aufzunehmen. Der Text verwendet jedoch eine blumige Sprache und übertriebene Beschreibungen, was bei den Zeitgenossen zu einem gemischten Ruf führte. In seinem Werk über Mineralien wurde Buffon vom Klerus dafür kritisiert, dass er behauptete, die Welt sei viel älter als die 6.000 Jahre, die gemeinhin angenommen wurden. Er wurde auch angegriffen, weil er das von Linnaeus vorgeschlagene sexuelle System zur Klassifizierung von Pflanzen kritisierte (ein System, das im folgenden Jahrhundert in Ungnade fallen sollte), und er löste eine Kontroverse in Nordamerika aus, als er behauptete, die amerikanische Tierwelt sei der europäischen unterlegen. Diese Anschuldigungen erzürnten Thomas Jefferson so sehr, dass er in der Folge viel Zeit damit verbrachte, diese Behauptung zu widerlegen, und Expeditionen in Auftrag gab, um spektakuläre Exemplare von Elchen und ausgestorbenen Megafauna zu finden und an europäische Institutionen zu schicken.

SA 13: Systema naturae (Carl von Linné)

Halle 1747 (2. Ausgabe).  Die von Linné als fünfte Auflage geführte Fassung der zweiten Auflage wurde vom Siebenbürger Naturforscher  Michael Gottlieb Agnethler bearbeitet. Sie enthielt an Stelle der schwedischen Namen deutsche Bezeichnungen (87 Seiten!). Dt. Ausgabe SA 26-28 (1773-1788)

Systema Naturae  ist die Kurzbezeichnung eines erstmals 1735 erschienenen Werkes von Carl von Linné, das bis 1768 insgesamt zwölf Auflagen erfuhr. Linné klassifizierte darin die “Naturreiche” Tiere, Pflanzen und Mineralien durch die fünf aufeinander Rangstufen Klasse, Ordnung, Gattung, Art und Varietät. Während die Erstausgabe aus sieben Doppelfolioblättern bestand, umfasste das Werk nach der Veröffentlichung des dritten Bandes der 12. Auflage mehr als 2300 Oktavseiten. Linné beschrieb auf ihnen etwa 7700 Pflanzen-, 6200 Tier- und 500 Mineralienarten. Er gab in der 12. Auflage für alle Arten aller drei Naturreiche am Seitenrand einen sogenannten „Trivialnamen“ an. Diese bilden die Grundlage der zweiteiligen Namen, auf denen die heutige biologische Nomenklatur beruht. Besondere Bedeutung für die Zoologie hat der 1758 veröffentlichte erste Band der 10. Auflage, in dem Linné erstmals durchgängig für die Tiere zweiteilige Artnamen angab. Sein Erscheinen markiert gemeinsam mit Carl Alexander Clercks ein Jahr zuvor herausgegebenem Werk Svenska Spindlar den Beginn der modernen zoologischen Nomenklatur. Linnés Mineralogie erwies sich hingegen bald als bedeutungslos.

SA 15B: Brittisches Museum

Berlin 1764

Der erste Katalog und Führer für das neu gegründete British Museum. Geschrieben und veröffentlicht 1761 von Robert Dodsley auf der Grundlage seiner eigenen Besuche im Museum und der Notizen von Freunden, und herausgegeben, um einen Taschenführer im Vorfeld der geplanten offiziellen Kataloge zu bieten. Das British Museum wurde durch das Gesetz von 1753 gegründet, das den Kauf der Sammlungen von Sir Hans Sloane und anderer Sammlungen sowie den Kauf von Montague House als Sitz des neuen Museums genehmigte, das 1759 seine Pforten für die Öffentlichkeit öffnete. Dodsley kündigte an, dass nur fünfzehn Personen pro Gruppe die Sammlung besichtigen durften und dass für Besichtigungen maximal zwei Stunden zur Verfügung standen. Dodsleys Führer führt den Besucher von Raum zu Raum, weist auf die interessanten Objekte hin und gibt viele Hintergrundinformationen.. Der erste illustrierte Museumsführer war Rymsdycks Museum Britannicum von 1778. Recht selten. Schweiz nur ZB und UB Basel.

SA 17: Johann Jakob Bossart: Kurze Anweisung Naturalien zu samlen.

Barby 1774. Aus der Bibliothek von JGM.

Bossart (1721-1779), Leiter des Naturalienkabinetts und Dozent im Seminarium der Brüdergemeine in Barby, verfasste eine der frühesten deutschsprachigen Sammelanweisungen für Naturalien. Mit einem Begleitschreiben wurden die Missionare aufgefordert, geeignete Objekte einzusenden. Auf Seite 17 unten wird beispielsweise eine Transportkiste für den Versand von Insekten beschrieben. Selten, Schweiz nur UB Basel.

SA 19: Antoni van Leeuwenhoek: Arcana Naturae Detecta

Delft/Leiden 1695-1697

Eines der wahrscheinlich weniger bekannten Werke von Antoine van Leeuwenhoek (1632-1723) sind seine Arcana naturae detecta, die 1695 in erster Auflage erschienen. Dieses Werk ist eine Zusammenstellung von 38 Briefen zu wissenschaftlichen Themen, schön illustriert. Ein bemerkenswerter Teil des Werkes ist die erstmalige Beobachtung und Beschreibung von Gärungshefen und seine Experimente zur spontanen Entstehung von Mikroorganismen. Antoni van Leeuwenhoek (1632-1723), der als “Vater der Mikrobiologie” bekannt ist, gilt als einer der ersten Mikroskopiker und Mikrobiologen.

SA 24: Johann Friedrich Blumenbach: Abbildungen naturhistorischer Gegenstände.

Göttingen 1796-1810. Mit 100 (davon 9 kolorierten) Kupfertafeln.

Wissenschaftliche Illustrationsreihe des Göttinger Anatomen, Zoologen und Anthropologen Johann Friedrich Blumenbach (1752 – 1840). Blumenbach gilt als massgeblicher Mitbegründer der Zoologie und der Anthropologie als wissenschaftlicher Disziplinen. Seine Göttinger Vorlesungen zur Naturgeschichte fanden regelmäßig eine internationale Zuhörerschaft. Das Werk, zu dem die Vorarbeiten bereits in den 1770er Jahren begannen, widmete sich bis dato wenig bekannten Tierarten, der Unterteilung der Menschenrassen, sowie einigen geologischen Phänomenen. Unter den behandelten Arten finden sich recht zahlreich diverse (Menschen-)affen, aber auch der Dodo (Dronte), das erst kurz zuvor entdeckte Schnabeltier, Krokodile, Nashörner, einige Meeressäuger (darunter der Narwal), Kasuar, der Sekretär, (Esels-)pinguin, Wanderheuschrecke, aber auch Kuriosa wie ein frisch geschlüpfter Strauß und ein sich aus dem Ei pellendes Krokodil und der “Bildschoene Schaedel einer Georgianerinn (sic!)”. Die Abbildungen oftmals nach Exemplaren aus Blumenbachs eigener Naturaliensammlung von ihm selbst gezeichnet, hierunter neben der Rana pipa das seinerzeit einzige in Kontinentaleuropa befindliche Exemplar eines Schnabeltieres (ein Geschenk des Naturforschers J. Banks an Blumenbach).

SA 26-28: Carl von Linné: Natursystem des Thierreichs (SA 26, 1773-1775), des Mineralreichs (SA 27, 1777-1779) Vollständiges Pflanzensystem (SA 28, 1777-1788)

9, 4 und 15 Bände aus der Bibliothek von Christoph Jetzler. Lat. Ausgabe SA 13 (Halle 1747)

Systema Naturae  ist die Kurzbezeichnung eines erstmals 1735 erschienenen Werkes von Carl von Linné, das bis 1768 insgesamt zwölf Auflagen erfuhr. Linné klassifizierte darin die “Naturreiche” Tiere, Pflanzen und Mineralien durch die fünf aufeinander Rangstufen Klasse, Ordnung, Gattung, Art und Varietät. Während die Erstausgabe aus sieben Doppelfolioblättern bestand, umfasste das Werk nach der Veröffentlichung des dritten Bandes der 12. Auflage mehr als 2300 Oktavseiten. Linné beschrieb auf ihnen etwa 7700 Pflanzen-, 6200 Tier- und 500 Mineralienarten. Er gab in der 12. Auflage für alle Arten aller drei Naturreiche am Seitenrand einen sogenannten „Trivialnamen“ an. Diese bilden die Grundlage der zweiteiligen Namen, auf denen die heutige biologische Nomenklatur beruht. Besondere Bedeutung für die Zoologie hat der 1758 veröffentlichte erste Band der 10. Auflage, in dem Linné erstmals durchgängig für die Tiere zweiteilige Artnamen angab. Sein Erscheinen markiert gemeinsam mit Carl Alexander Clercks ein Jahr zuvor herausgegebenem Werk Svenska Spindlar den Beginn der modernen zoologischen Nomenklatur. Linnés Mineralogie erwies sich hingegen bald als bedeutungslos.

SA 29: Albertus Magnus

Liber aggregationis De virtutibus herbarum, lapidum, animalium (Köln 1506).

Sehr seltenen Ausgabe. Albertus Magnus (1200-80) war ein deutscher Mönch, der später heiliggesprochen wurde und für die Einführung des Curriculum studiorum der Dominikaner, einschließlich des Studiums von Aristoteles, verantwortlich war. Er war auch in den Naturwissenschaften, der Philosophie und der Astrologie bewandert. Nach seinem Tod wurden ihm mehrere Werke über die Geheimnisse der Natur zugeschrieben. Das Liber aggregationis wurde 1477 zum ersten Mal gedruckt. Die drei Hauptwerke sind kurze Handbücher über die natürlichen, medizinischen und okkulten Eigenschaften von Kräutern, Steinen und Tieren: z. B. über die Zubereitung und Verabreichung von Kräutern zur Behandlung von Abszessen oder Brustentzündungen, über die Verwendung von Steinen zur Erzeugung eines ewigen Feuers oder zur Verjagung von Visionen ( phantasmata ) oder über die Art und Weise, wie Teile von Tieren nützliche Wirkungen entfalten konnten (z. B. konnte man durch das Tragen der Augen eines Wiedehopfs auf der Brust Freunde besänftigen oder durch die Aufbewahrung seines Kopfes in der Geldbörse gegen die Betrügereien der Kaufleute immun werden). Das vierte Werk, De mirabilibus mundi, befasst sich mit der segensreichen Nutzung der wundersamen Eigenschaften der Natur zur Lösung von Alltagsproblemen, von der Verhinderung von Schwangerschaften durch das Trinken von Widderurin oder Hasenblut bis hin zu Möglichkeiten, Maulwürfe zu fangen. Das letzte Werk, Regimen sanitates contra pestilenciam siue epidimiam, wurde dem Bischof und Arzt Ranutio zugeschrieben; es enthält nützliche Ratschläge, entsprechend den Monaten und dem Tierkreis, um ein gesundes Leben zu führen und Epidemien zu vermeiden, z. B. die Vermeidung von Aderlässen im August und, für Fische, die Vermeidung von Gichtbehandlungen, wenn der Mond ihr Zeichen trifft.

De natura locorum. Wien 1514.

Mit breiter architekturaler Holzschnitt-Titelbordüre und 1 blattgr. Wappenholzschnitt von Kaiser Maximilian I. Seltene erste Ausgabe von Albertus Magnus’ Hauptwerk zur Geographie. Die Abhandlung bildet einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der naturwissenschaftlich begründeten Geographie, indem sie auf Grundlage von Ptolemaeus’ Ideen über das Verhältnis der Erde zum Kosmos eine Klimalehre formuliert. Zugleich ein frühes Americanum mit Erwähnung von Vespuccis Reisen in einer gedruckten Randglosse auf Bl. d4 recto. – Herausgegeben wurde die Schrift durch den Mathematiker, Astronomen und Astrologen Georg Tanstetter, der am Ende die bisher ungedruckten Werke von Albertus auflistet.

SA 30:  August Batsch: Botanik für Frauenzimmer und Pflanzenliebhaber, welche keine Gelehrten sind

Weimar 1798.

Kuriosum, 2. Auflage. Schöne farbige Stiche! Das Werk ist im Wikipedia-Artikel des Botanikers – immerhin Leiter des Botanischen Gartens Jena und Bekannter Goethes – nicht aufgeführt.

SA 34: Giambattista Della Porta: Phytognomonica

Frankfurt 1591.

Zweite Ausgabe des erstmals 1588 in Neapel erschienenen kuriosen Kräuterbuchs. – Ein späterer Anhänger der Signaturenlehre, der sie mit höchst raffinierter pseudowissenschaftlicher Plausibilität darstellte, war Giambattista Porta. Seine Studien über die menschliche Physiognomie, in dem er sich bemühte, in der körperlichen Gestalt des Menschen Hinweise auf seinen Charakter und seine geistigen Fähigkeiten zu finden, brachten ihn auf die Idee, dass sich die inneren Qualitäten und Heilkräfte der Kräuter auch durch äußere Zeichen offenbaren könnten. Dies führt er in seinem bemerkenswerten Werk, der “Phytognomonica” aus. Deren Illustrationen helfen bei der Interpretation von Portas Sichtweise. Der Körperteil des Menschen, der durch ein bestimmtes Kraut geheilt wird, oder das Tier, dessen Bisse oder Stiche damit geheilt werden können, sind im selben Holzschnitt wie das Kraut dargestellt. So wird zum Beispiel die Rückenansicht eines menschlichen Kopfes mit einem dichten Haarschopf in den Block mit dem Jungfernhaar eingefügt – eine Fähigkeit zur Heilung von Kahlheit wird durch die haarähnliche Zartheit der Blattstiele dieses Farns suggeriert. Ein Skorpion vervollständigt das Bild von Pflanzen mit gegliederten Samengefäßen; ein Heliotrop-Spross ist ebenfalls enthalten, da dessen gekrümmter Blütenstachel in Portas lebhafter Phantasie an einen Skorpionschwanz erinnerte. – Die Holzschnitte, Kopien Peter Fischers nach den Originalen, sollen so die physiognomischen Ähnlichkeiten zwischen Pflanzen, Tieren und menschlichen Organen.

SA 37: Charles Plumier: Nova Plantarum Americanarum Genera

Paris 1703

Charles Plumier (1646-1704) aus Marseille war ein Mönch des Paulaner-Ordens, der Mathematik und Botanik studierte. Der französische König Ludwig XIV beauftragte ihn mit drei grossen Forschungsreisen nach Mexiko und in die Karibik 1689, 1693 und 1695. Die dritte Reise führte ihn Brasilien und auf die Guadeloupe,  Martinique und  Santo_Domingo. Von seinen Reisen brachte Plumier viele neue Pflanzen aus über 100 neuen Gattungen mit. Er entdeckte beispielsweise auf Santo Domingo Fuchsien und Begonien.

Er hinterließ 6000 Zeichnungen, von denen etwa 4300 Darstellungen von Pflanzen sind.

Beigebunden: Caspar Commelin: Praeludia Botanica (Leiden 1703). Erstausgabe. Lugduni Batavorum: Caspar(us) Commelijn (1667/8-1731) wurde in Amsterdam geboren, studierte aber in Leiden, wo er eine Dissertation über Regenwürmer schrieb. Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt wurde er zum Botaniker des Hortus Medicus, dem heutigen Hortus Botanicus Amsterdam, ernannt.. Dort hielt er die im Titel genannten “Botanischen Präludien” in Form von Vorlesungen, die im Buch abgedruckt sind. Der zweite Teil des Werks illustriert und beschreibt viele der in diesen Vorlesungen besprochenen Exemplare. Hier werden zum ersten Mal einige südafrikanische Pflanzen veröffentlicht, die von der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) mitgebracht worden waren. Die Tafeln stammen von Aquarellen von Jan und Maria Moninckx, die in der Bibliothek des Hortus Botanicus Amsterdam erhalten sind. Das Geranium africum (Tafel 1), Vorfahre der meisten modernen Geranien, wurde Ende des XVII. Jahrhunderts in Europa eingeführt. Auffallend ist die lange Falttafel der Aloe Americana Polygona (mod. Aloe vivipara, S.64). Die erste Tafel ist von P[ieter] Sluyter signiert, die weiteren dürften auch von ihm stammen.

SA 39: Joseph Pitton Tournefort: Institutiones Rei Herbariae

Paris 1700, 3 Bände.

Erste Ausgabe der erweiterten lateinischen Übersetzung der “Elemens de botanique” des Autors von 1694), vom Autor selbst verfasst “für den europäischen Gebrauch”. Sie enthält 489 sehr schöne, von Claude Aubriet gestochenen Tafeln. Joseph Pitton de Tournefort, (1656-1708) aus Aix-en-Provence beginnt schon früh, seiner Leidenschaft, der Botanik zu frönen. Mit der Flora der Haute-Provence beginnt er, ein Herbarium anzulegen, das er sein Leben lang erweitert. 1679 trat er in die medizinische Fakultät von Montpellier ein, während er weiterhin das Land auf der Suche nach neuen Pflanzen durchstreifte. Er erlangte bald einen so guten Ruf als Naturwissenschaftler, dass ihm Guy Fagon, der Arzt von Ludwig XIV, eine Stelle als Botaniker im Jardin du Roi anbot. Als unermüdlicher Reisender setzte Tournefort seine Beobachtungen der Flora in Spanien, Portugal, England und den Niederlanden fort. 1693 war er Stellvertreter von Fagon in der Intendanz des Königsgartens. 1694 veröffentlichte er seine Elemens de botanique ou méthode pour connaître les plantes, in der er ein Klassifizierungssystem darlegte, dessen Klarheit und Genauigkeit ihm in Europa einen gewissen Erfolg einbrachte. Er bestimmte die Gattung nach zwei Kriterien (Blüte und Frucht) und klassifizierte die Pflanzen, indem er die Blüten (vorrangig die Krone), die Blätter, die Wurzeln, die Stängel und den Geschmack untersuchte. Linné änderte zwar seine Methode, zollte Tournefort aber dennoch Respekt.

SA 52: René Descartes: De Homine figuris

Leiden 1664, Zweite Auflage (erste 1662).

Posthum erschienene Originalausgabe dieses Werkes, in dem Descartes seine berühmte Theorie vom “Maschinentier” sowie eine mechanische Theorie der unwillkürlichen Bewegung darlegt, die manchmal als Keimzelle der Konzeption des bedingten Reflexes angesehen wird. Ds Buch gilt auch als erstes Textbuch der Physiologie. Descartes hatte das Buch 1633 in französischer Sprache fertiggestellt. Im selben Jahr wurde Galileo Galilei wegen der Veröffentlichung seines Dialogs über die beiden großen Weltsysteme verurteilt; da Descartes befürchtete, dass sein Buch ebenfalls als ketzerisch angesehen werden könnte, liess er die Abhandlung aber nicht mehr zu seinen Lebzeiten veröffentlichen. Das Werk erschien schließlich 1662 in Leiden und wurde von Florent Schuyl (1619-1669) aus dem Französischen übersetzt, wobei er sich auf eine handschriftliche Kopie stützte, die als unzureichend angesehen wurde. Das Buch ist mit zahlreichen Holz- und Kupferstichen im Text sowie mit zehn sehr schönen, teils gefalteten Kupferstichtafeln geschmückt.

SA 53: Agostino Doni: De Natura Hominis

Basel 1581

Einziger erhaltener Druck des kalabresischen Philosophen Doni, Erstausgabe, selten.

SA 62: Nicolas Venette, Erzeugung der Menschen

Königsberg 1738.

Eines der wichtigsten Werke zur Sexualität zu seiner Zeit, das bekannteste Kompendium sexuellen Wissens des gesamten 18. Jahrhunderts. Venette lieferte detaillierte Informationen zur Sexualphysiologie, aber auch zu sexuellem Verlangen und Vergnügen. 16 detailliert gestochene Figuren (Anatomie der Sexualorgane und -funktionen), inkl der Tafel “von den Hermaphroditen” mit fünf Figuren. Venette (1602-1698) war Chirurg in La Rochelle.

SA 63: Edgar Zimmermann: Geographische Geschichte des Menschen und der allgemein verbreiteten vierfüssigen Thiere

Leipzig 1773, 3 Bände

Dieses bahnbrechende Werk von E. A. W. Zimmermann (1743-1815), einem Pionier auf dem Gebiet der Biogeographie, enthält die erste zoologisch-geographische Weltkarte, die die Verbreitung der Säugetiere nach dem Verständnis des letzten Viertels des 18. Jhs zeigt. Die Karte fehlt in unserem Exemplar aber…

SA 73 Georg Christoph Petri von Hartenfels: Elephantographia curiosa

Erfurt 1715

Von Hartenfels (1633-1718) war ein Erfurter Arzt und Naturwissenschafter, Hochschullehrer und Rektor der Universität Erfurt. Die Elephantographia ist eine der frühesten Monographien zum Tier und versammelt die gesamte Kenntnis des 18. Jhs. dazu. Es liefert relativ zuverlässige Fakten über Anatomie, Eigenschaften und Lebensweise, aber auch eine Reihe von phantasievollen Zuschreibungen von Tugenden, Lastern und Eigenschaften wieFrömmigkeit und Weisheit dieser Tiere. Detailliert wird die Verwendung von Elefanten als Transport- und Nutztier und in Schlachten beschrieben. Die zahlreichen qualitätvollen Kupferstiche stammen von Jakob Petri nach Zeichnungen von T.J. Hildebrandt.  – Aus der Bibliothek von Johannes von Müller.

SA 79: Insecten-Belustigung des August Johann Rösel

Nürnberg 1746-1761.

Der Nürnberger Miniaturmaler und leidenschaftliche Naturbeobachter Roesel von Rosenhof wurde durch das gefeierte Insektenwerk Maria Sibylla Merians inspiriert, das er während eines Besuchs in Hamburg kennenlernte. In eine Künstlerfamilie geboren, richtete sich sein Interesse ab 1730 verstärkt auf die Wissenschaften. Er besuchte u.a. Vorlesungen des Altdorfer Professors für Mathematik und Physik Michael Adelbulner und lernte beim Arzt Georg Leonhard Huth und dem Physiker und Astronomen Johann Gabriel Doppelmayer. Roesel war einer der ersten in der entomologischen Forschung verwendete. Die Beobachtungen seiner Studien notierte Roesel von Rosenhof sorgfältig und fertigte er zahllose Skizzen und Zeichnungen von hervorragender Qualität an (heute in der BSB). 1740 erschien die erste Monatslieferung seines die verschiedenen Entwicklungsstadien einzelner Insekten darstellenden Werks. Während der erste Band nahezu ausschliesslich die Tagschmetterlinge behandelt, beschreibt der zweite Band sieben Gattungen Erdkäfer sowie Wasserkäfer, Libellen, Ephemeren, Panorpen, Grillen, Heuschrecken, Zikaden, Hummeln, Wespen, Mücken und Schnaken. Der dritte Band ist, wie auch der vierte, als Supplement zu den beiden vorhergehenden verstanden und handelt von den Flusskrebsen, Wasserwanzen, Skorpionen und enthält Nachrichten über das Regenerationsvermögen der Süsswasserpolypen. Der postum durch Christian Friedrich Carl Kleemann herausgegebene vierte Band enthält zu Beginn die Lebensbeschreibung seines Schwiegervaters. Die Insecten-Belustigung bietet eine Fülle exakter und detailreicher Insektendarstellungen. Der Verfasser pflegte dabei auch systematische Interessen und bemühte sich, die zu den Insekten gezählten Objekte als taxonomische Einheiten aufzufassen und in einzelnen Gruppen systematisch zu ordnen. Schöne farbige Illustrationen, nicht selten, aber wertvoll.

S* 8 Johann Jakob Scheuchzer Physica Sacra, oder Geheiligte Natur-Wissenschaft 4 Bde.

Augsburg, Ulm, 1731-1735 (sog. Kupfer-Bibel)

Der Universalgelehrte Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733) war Stadtarzt in Zürich, Mathematikprofessor, Kurator der Kunstkammer und Leiter der Bürgerbibliothek. Die Kupferbibel gehört zu seinen Hauptwerken und umfasst in vier Bänden über 2000 Seiten mit 750 Kupfertafeln. Darin sollte die Existenz Gottes aus der Natur(wissenschaft) hergeleitet werden (“Physikotheologie”): Die belebte und unbelebte Natur in ihrer Schönheit und Perfektion beweist Gottes Existenz. Die Zürcher Obrigkeit hatte keine Freude an diesem An­satz, so dass Scheuchzer das Werk in Augsburg drucken liess. Der Autor konnte die Manuskripte für die deutsche und die lateinische Ausgabe noch fertigstellen, erlebte aber die Vollendung nicht mehr. Die Bibel bildet das Gerüst des Buchs, an dem sich die Kapitel in Inhalt und Reihenfolge orientieren. Im Zentrum jedes Kapitels steht ein Bibelzitat, illustriert mit einem aufwendigen Kupferstich nach Vorlagen von Johann Melchior Füssli. So gibt etwa die Schlange im Paradies Anlass, alle bekannten Schlangen der Welt zu erklä­ren; die Erwähnung des Lorbeers führt zu einem Essay über die Pflanze und den Lorbeer als Siegeszeichen.  Die Stadtbibliothek erhielt das Werk 1767 aus dem Nachlass von Maria Cleophea Peyer-Stokar.

S* 34 Jan Swammerdam: Biblia naturae sive historia insectorum

Leiden 1737-1738. 2 Bände.

Swammerdam war ein holländischer Naturforscher und Anatom des 17. Jhs. Sein berühmtestes Werk ist die vorliegende Abhandlung zur Naturgeschichte der Insekten mit schönen detaillierten Abbildungen (Erstaus­gabe 1667, diese Ausgabe ist bedeutend ergänzt mit nachgelassenen Papieren u.d.T. Biblia Naturae und gilt als sein “Gesamtwerk”). Swammerdam gehörte zu den ersten Forschern, die das Mikroskop verwendeten und sich systematisch für Insekten interessierten. Er erkannte als erster die Bienenkönigin und wies nach, dass es sich bei den Metamorphosen um unterschiedliche Lebensphasen derselben Insekten handelte. Swammerdam ist im Übrigen auch der Entdecker der roten Blutkörperchen.

S* 40 Conrad Gessner: Historia Animalium

Zürich 1555. Stadtbibliothek, S*40 und andere Ausgaben

Conrad Gessner, der Zürcher Universalgelehrte, Naturwissenschafter, Arzt und Übersetzer, legte mit der “Historia Animalium” den Grundstein für die moderne Zoologie. Sein fünfbändiges Werk beschreibt die gesamte ihm bekannte Tierwelt methodisch und präzis in Physiologie, Ver­halten, Verbreitung und Nutzen für den Menschen. Die hochwerti­gen Illustrationen stammen teils von Gessner selbst. Gessner stand am Übergang zwischen anti­ker Gelehrsamkeit, mittelalterlichem Aberglauben und neuzeitlicher Tierbeobachtung. Fabelwesen hatten im Schöpfungsplan einen Platz und waren für Gessner damit denkbar. 21 der 25 in seinem Werk beschriebenen Fabelwesen zweifelte er an; das Ein­horn aber bestätigte er, nachdem ihm der Zahn eines Narwals zugekommen war.

S* 41: New vollkommen kreuterbuch

Jakob Theodor Tabernaemontanus, Basel 1664.

Die Erstausgabe erschien in 2 Bänden von 1588-1591. Dies ist die erweiterte Ausgabe von Caspar und Jean Bauhin 1664 mit einigen hundert neuen Holzschnitten (erstmals 1613, letztmals 1731). Jacobus Theodorus, genannt Tabernaemontanus, geboren zwischen 1520 und 1530 zu Bergzabern in der Pfalz, gestorben 1590 zu Heidelberg, gilt als  einer der “Väter der Botanik”. Er war Apotheker und Leibarzt verschiedener Fürsten. Sein gross angelegtes Kräuterbuch zur Identifikation von Pflanzen und deren medizinischer Anwendung ist die Frucht langjähriger Studien. Ganz in der üblichen Weise der Kräuterbücher seiner Zeit abgefasst, zeichnet sich das Werk durch gelungene Holzschnitte und treffende Beschreibungen aus Grosse Bedeutung hat sein Werk durch seine Systematik, sie zeigt Ansätze zur Klassifizierung der einzelnen Pflanzen in Familien. Ausserdem finden sich ausführliche Angaben zur Nomenklatur (Register in zehn verschiedenen Sprachen), die auch die volkstümlichen Benennungen enthalten. Die Abbildungen zeigen die ganze Pflanze relativ plastisch schraffiert (weshalb eine Kolorierung nicht erforderlich war) und nehmen Rücksicht auf botanische Besonderheiten. Es finden sich zahlreiche genaue Angaben zu Rezepturen, Dosierungen sowie zu Anbau und Kultivierung der jeweiligen Pflanzen.

S*47: Kreuterbuch New zuogericht…

Adam Lonicerus, Frankfurt 1557. Erstausgabe.

Eines der beliebtesten Kräuterbücher der Zeit. Der Verfasser Adam Lonitzer (1528-1586) war Mediziner, Botaniker und Stadtarzt in Frankfurt am Main. 1551-55 veröffentlichte er eine bearbeitete lateinische Neuauflage des Kräuterbuchs seines Amtsvorgängers Rösslin. Dessen vorliegende deutsche Fassung wurde für fast 250 Jahre eines der bekanntesten volkstümlichen Heilpflanzenbücher. Es behandelt neben Pflanzen auch Tiere, Erze, Edelsteine und Metalle und enthält eine ausführliche Anleitung für die Techniken der Destillation, insbesondere für die Gewinnung ätherischer Öle.

S* 57f: Heinrich Rudolf Schinz: Naturgeschichte und Abbildungen der Fische

Schaffhausen: Brodtmann, 1836. 312, VIII S.; 97 Blätter Tafeln.

Der Zürcher Zoologe Heinrich Rudolf Schinz (1777–1862) war Professor an der Universität Zürich und Konservator der Zürcher Naturforschenden Gesellschaft. Seine illustrierte Naturgeschichte, grossangelegte naturkundliche und ethnologischen Bildatlanten richtete sich an ein breites Publikum und war ein grosser Erfolg mit vielen Auflagen: Einerseits in Zürich 1824 (Säugetiere) und 1835 (Menschen), sodann in Leipzig 1833 (Reptilien) und 1836 (Fische). Daneben kam auch Schaffhausen zum Zug. Denn der Überlinger Lithograph, Zeichner, Drucker und Buchhändler Joseph Brodtmann (1787–1862), der in Zürich den Säugetiere-Band herausgegeben hatte, war von 1831 bis 1841 in Schaffhausen aktiv. Hier verlegte er den Reptilien- und den Fischeband, für den er 199 Bildtafeln zeichnete und lithographierte. Brodtmann erwarb zwar 1838 das Schaffhauser Stadt- und Kantonsbürgerrecht, verkaufte aber sein Unternehmen bereits 1841 wieder und ging nach Basel. Seine Bücher sind Pionierwerke aus der Frühzeit der Lithographie. Neben den Fischen wurden von uns auch die Reptilien (S* 57e) für e-rara digitalisiert. Es handelt sich jeweils um einen Text- und einen Tafelband.

S* 167 New Kreüterbuch, in welchem nit allein die gantz histori, das ist namen, gestalt, statt vnd zeit der wach=sung, natur, krafft vnd würckung des meysten theyls der Kreüter so in Teütschen vnnd andern Landen wachsen, mit dem besten vleiss beschriben, sonder auch aller derselben wurtzel, stengel, bletter, blumen, samen, frücht, vnd in summa die gantze gestalt, allso artlich vnd kunstlich abgebildet vnd contrafayt ist mit dreyen nützlichen Registern

durch Leonhart Fuchsen. 1543 – auf e-rara ist die Ausgabe von 1567

8 T: Länder, Völker, Reisen

Zu dieser Thematik (ca. 1350 Titel) finden sich die Bücher unter den Signaturen mit T (TA, TB, TC etc.) sehr differenziert in Sachgruppen aufgeteilt. TA bis TD bezeichnen den Altbestand zur Länder- und Völkerkunde sowie Geographie und Kosmographie. TEa bis TEg umfassen – regional und kontinental geordnet – Reisebeschreibungen, Expeditionsberichte und Missionsreisen, Entdeckungsreisen und Reisetagebücher: um die Welt und in mehrere Länder (TEa und TEb), Reisen in Europa (TEc), solche in Asien (TEd), welche in Afrika (TEf) und zuletzt jene in Amerika und Australien (TEg). Ein beträchtlicher Teil dieses wertvollen Bestandes trägt den Vorbesitz der beiden Schaffhauser Johannes von Müller und Johann Georg Müller und ist nach deren Tod auf die Stadtbibliothek gekommen. Die kontinentale Aufteilung zeigt einen stolzen Besitzstand: Europa 200 Titel, Asien 148 Titel, Amerika und Australien 125 Titel, Afrika 102 Titel mit Druckjahren vor 1900. Unter das Grossformat T* fallen die wichtigen topographischen Werke von Matthäus Merian d. Ae. und Martin Zeiller (T* 21) sowie verschiedene grundlegende Atlanten und Landkarten. Zu Russland finden sich u.a. die Publikationen von Johann Georg Gmelin Reise durch Sibirien von dem Jahr 1733 bis 1743 (4 Bde., Göttingen 1751-1752, TEb 41), Samuel Gottlieb Gmelin Reise durch Russland zur Untersuchung der drey Natur-Reiche (4 Bde., Petersburg 1770-1784, TEd 57) und Peter Simon Pallas Reise durch verschiedene Provinzen des russischen Reiches (3 Bde., Petersburg 1771-1776, TEb 42a). Zu Arabien: z.B. Carsten Niebuhr’s Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern (3 Bde., Kopenhagen, Hamburg 1774-1837, TEd 22). Zu Asien: z.B. Johann Neuhofs Die Gesandtschaft der Ostindischen Gesellschaft der Niederlande 1655-1657 (Amsterdam 1666, TEd 61), des Jesuiten Engelbert Kaempfer Geschichte und Beschreibung von Japan (2 Bde., Lemgo 1777-1779, TD 147). Zu Afrika: z.B. James Bruces’ Reisen zur Entdeckung der Quellen des Nils (5 Bde., Leipzig 1790-1791, TEf 7). Zu Amerika: z.B. Georg Forsters Geschichte der Reisen, die seit Cook an der Nordwest- und Nordost-Küste von Amerika unternommen worden sind (3 Bde., Berlin 1791, T* 59). Zu den Atlanten und Landkarten: Claudius Ptolemäus’ Cosmographia (Pt. de Turre 1490, Inc. XLIV), Tabula itineraria Peutingeriana (Leipzig 1824, T* 29), Guilelmus Blaeuw, Novus Atlas, d.i. Weltbeschreibung (3 Bde., Amsterdam 1641-1642, T* 8b).

T* 6: Journal du voyage du chevalier Chardin en Perse et aux Indes orientales, par la Mer Noire et par la Colchide. Première partie, qui contient le voyage de Paris à Ispahan

London 1686.

Jean Chardin (1643-1713), ein französischer Hugenotte, beschreibt darin kenntnisreich und interessiert die Sitten und Gebräuche der Länder, die er auf einer Handelsreise über Georgien und Armenien in den Iran kennenlernt. Schöne Stiche illustrieren den grossformatigen Band. Chardins Reise nach Persien startete 1671. Ausgangspunkt war das heutige Izmir;  über Istanbul und das Schwarze Meer gelangte er nach Migrelien, einer Landschaft im Westen Georgiens am Schwarzen Meer. Über Tiflis und Eriwan ging es weiter in das Gebiet der heutigen autonomen Republik Nachitschewan, einer Exklave Aserbaidschans, zwischen  Iran und Armenien. Nächste Etappen waren die Städte Täbris, Saweh und Ghom im Norden des heutigen Irans. Von dort reiste Chardin ins zentrale Hochland Persiens nach Kaschan und schließlich nach Isfahan. Chardins Informationen sind weitreichend: Sie umfassen landeskundliche Themen, die Geschichte, die Wissenschaften und Künste, die Religion, das Gewerbe und den Handel, Fauna und Flora, das Klima, Beschreibungen einzelner Städte und Siedlungen und die Herrschaftsverhältnisse. Chardin verliess Frankreich im Jahre 1681 und liess sich in London nieder. Von Charles II wurde er zum Ritter geschlagen; nach seinem Tod fand er die letzte Ruhe in Westminster Abbey.

T* 35: Itinerarium Italiae nov-antiquae, oder, Raissbeschreibung durch Italien

darinn nicht allein viel underschiedliche Weg durch das Welschland selbsten, und in dasselbe, auss Teutschland und Franckreich, oder das Gebuerg, oder die Alpen, sampt den Meilen, verzeichnet, und das alte Italien mit dem jetzigen Welschland verglichen

durch Martinum Zeillerum 1640. Viele Ill. Italiens

T* 36: Entdeckungs-Reise der französischen Corvette Astrolabe: Schaffhausen, Brodtmann, 1836

Das bekannte Forschungsschiff “Astrolabe” wurde 1826 auf eine Expedition geschickt, um u.a. die Überreste der vermissten Schiffe “La Perouse” und der ersten “Astrolabe” ausfindig zu machen. Obwohl die Astrolabe sechs mal auf Grund ging, verlief die Expedition erfolgreich und brachte wichtige wissenschaftliche Ergebnisse. In Paris erschien eine mehrbändige Reisebeschreibung von Jules Dumont d’Urville. Der Schaffhauser Verleger Joseph Brodtmann gab 1836 die erste deutsche Übersetzung mit 60 Tafeln heraus und stellte dazu selber die Lithographien her.

Auch Gym 356.

T* 48: Voyages de Corneille Le Brun par la Moscovie, en Perse et aux Indes orientales

1718

Das Werk ist mit mehr als 320 Kupferstichen angereichert, die Ansichten Russlands, Persiens und Indiens Länder, Tiere, Vögel, Fische und Pflanzen illustrieren.

T* 54: Navigatio Iohannis Hugonis Linscotani in…Indiam

Den Haag 1599

Erste lateinische Ausgabe. Gestochener Titel, ganzseitiges Autorenporträt, 36 gestochene Platten (alle doppelseitig oder gefalzt) und 7 gefalzte Kupferstichkarten. Seltene lateinische Erstausgabe des berühmten Reisebuches des Entdeckers, Kaufmanns und Historikers Jan Huygen van Linschoten (1553-1611), ein an Informationen über die niederländische Expansion in Ostindien reicher Bericht, hier reich illustriert mit den gleichen 36 Kupferstichplatten und 5 Kupferstichkarten der niederländischen Erstausgabe (1596).

Der erste Teil des Buches von Linschoten bietet Beschreibungen der verschiedenen Völker, Bräuche, Trachten, Flora und Fauna des Fernen Ostens, die alle wunderbar mit Stichen, Panoramen und Stadtplänen illustriert sind, von denen viele von Linschoten selbst entworfen und von Johannes van Doetecum und seinen Söhnen ausgeführt wurden. Der erste Teil enthält die Weltkarte, die Ostafrika-Karte und sowohl die Arabien/Indien-Karte als auch die berühmte Karte der Gewürzinseln von 1595, die alle von den Brüdern van Langren entworfen und gestochen wurden. Zu den bemerkenswerten Ansichten und Plänen gehören Linschotens Goa und Angra sowie seine beiden Kupferstiche von St. Helena. Der zweite Teil des Bandes mit dem Titel Descriptio totius Guineae tractus behandelt Afrika, Südamerika und die Polarreisen von Barentz (die berühmte und seltene Barentz-Karte der Arktis fehlt). Das Itinerarium ist die beste Darstellung dieser Periode mit den Segelrouten nach Ostindien und den portugiesischen Niederlassungen in Indien, den Gewürzinseln und Südostasien. Die Veröffentlichung dieses Werkes war ein entscheidendes Element bei der Zerschlagung des Monopols, das die Portugiesen im ostindischen Handel im 16. Jahrhundert innehatten, und bei den späteren Erfolgen der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC). Von der Zeit ihrer Veröffentlichung bis zum Ende des nächsten Jahrhunderts war Linschoten ein wesentliches Hilfsmittel für die Seefahrer in Ostindien.

T* 55: Nicolas de Nicolay: Der erst Theyl. Von der Schiffart und Rayß In die Türckey unnd gegen Oriennt

Nürnberg: Gerlatz, 1572.

Der Geograph Nicolas de Nicolay (1517-1583) war 1551 Mitglied einer französischen Gesandtschaft nach Istanbul an den Hof von Sultan Suleiman dem Prächtigen. Die “quatre premiers livres des navigations”, 1567 veröffentlicht, hielten Nicolays Beobachtungen der Reise fest. Neben einer eigentlichen Reisebeschreibung umfasst der Text Berichte über ethnische Gruppen und das osmanische Hofleben sowie über die religiöse und militärische Verwaltung in Istanbul. Louis Danet fertigte nach Nicolays Originalzeichnungen 60 Kupferstiche an. Sie zeigen alle Aspekte des osmanischen Alltagslebens und enthalten Figuren, die von Sultanen und Generälen über Bauern, Kaufleute und Pilger bis hin zu Musikern und Ringern reichen. Nicolays Werk hatte einen grossen Einfluss auf die europäische Wahrnehmung des Osmanischen Reichs und trug wesentlich zur Verbreitung von “exotischen” Kostümbüchern und einer eigentlichen Orientalismus-Mode in Europa bei.

TD 14: Le cose maravigliose dell’alma città di Roma

Rom 1575.

Kleiner Stadtführer ohne Ill. zu den wichtigsten Stätten (v.a. Kirchen) Roms, mit Itineratien und Listen von Päpsten und Fürsten. Spätere Ausgaben sind ill., diese Ausgabe in der Schweiz nicht vorhanden. Hinten die Bitte eines Gioan Paier (?), das Buch im Verlustfall bei Kardinal Altemps abzugeben (Marcus Sitticus von Hohenems, auch Bischof von Konstanz).

TD 57: Louis-Sébastien Mercier, Tableau de Paris, Amsterdam 1782-83

In 674 reportageähnlichen Skizzen entwirft Louis-Sébastien Mercier (1740-1814) ein Bild der Grossstadt Paris am Vorabend der Revolution von 1789. In Momentaufnahmen des privaten wie öffentlichen Lebens schildert er die herrschende, kalte Gleichgültigkeit und die sozialen Kontraste und übt Kritik an Adel, Kirche und Hof. Die Illustrationen schuf der Schweizer Karikaturist Balthasar Anton Dunker (1746-1807).

TD 82: Nuovo itinerario d’Italia / Franz Schott

Rom 1620

Italienische Ausgabe des erstmals 1600 in Antwerpen in lateinischer Sprache erschienenen Werkes des Antwerpener Ratsherrn und gelehrten Reiseschriftstellers Franz Schott (1549-1622). Schott verwertete darin das Werk des Philologen Stephan Pighius ‘Hercules Prodicius’, Karten seines ihm nahe stehenden Landsmannes Ortelius, Werke unterschiedlicher Schriftsteller und außerdem persönliche Mitteilungen seines Bruders Andreas Schott, der als Jesuit längere Zeit in Italien verweilt hatte. Inkl. Stadtpläne verschiedener italienischer Städte.

TD 83: Mercurius Italicus des Johann Heinrich von Pflaumern

Augsburg 1625.

Der Reisebericht des süddeutschen Adligen angesichts des Heiligen Jahres 1625, gewidmet dem Konstanzer Fürstbischof Johann Jakob Fugger, ist ein gelehrter Italienführer mit detailbesessener Architkekturbeschreibung. Alltagsfragen interessieren Pflaumern nicht, katholische Glaubenstreue und Abwehr des protestanischen Irrglaubens umso mehr. Erstausgabe, in der Schweiz selten.

J.H. von Pflummern, Bürgermeister in Überlingen? Kleinere Stadtpläne und Veduten, ein grösserer Plan Roms und von Loreto (lose). Unsere Ausgabe die einzige und älteste in der Schweiz?

TD 106: Serviliano Latuada: Descrizione di Milano

Milano 1737. Stadtbibliothek, TD 106.

Fünfbändige Beschreibung Mailands in der österreichischen Zeit. Der Autor aus einer adligen Mailänder Familie, war Abt in San Satiro und Historiker seiner Stadt. Das Buch ist die umfassendste Beschreibung der Stadt im 18. Jh. Die 42 Kupferstiche wurden gezeichnet von Girolamo Ferroni  und gestochen vom Schaffhauser Johann Georg Seiller. In der Schweiz selten (6 Bibliotheken auf swissbib), das ZB-Exemplar ist auf e-rara.

TD 147: Geschichte und Beschreibung von Japan (Engelbert Kämpfer)

Lemgo 1777

Engelbert Kaempfer (1651 -1716) war ein deutscher Arzt und Forschungsreisender aus Lemgo. Im Zuge einer fast zehnjährigen Forschungsreise (1683 bis 1693), die ihn über Russland und Persien nach Indien, Java, Siam und schließlich Japan führte, sammelte er zahlreiche Kenntnisse zur Geographie, Natur, Gesellschaft, Religion, Politik, Verwaltung sowie den Wissenschaften und Künsten der bereisten Regionen. Seine Schriften gelten als wichtige Beiträge zur frühmodernen Erforschung der Länder Asiens. Sie prägten zugleich das europäische Japanbild des 18. Jahrhunderts, fanden Eingang in die Encyclopédie Diderots und dienten bis ins frühe 19. Jahrhundert vielen Forschungsreisenden als Referenzwerk. Sein Bild einer genügsamen, fleissigen und unter der strengen Herrschaft des Kaisers (Shōgun) harmonisch zusammenlebenden Gesellschaft, die sich zu ihrem Schutz von der Welt zurückgezogen habe, prägte das europäische Japanbild weit über das 18. Jahrhundert hinaus. Johann Caspar Scheuchzer bearbeitete und übersetzte das Japanmanuskript Kämpfers und publizierte es 1727 unter dem Titel The History of Japan. Schon 1729 erschienen die erste Auflagen einer französischen und einer niederländischen Übersetzung. Nach der Entdeckung eines zweiten Manuskriptes im Nachlass von Kaempfers Nichte, gab der Aufklärer, spätere Staatsrat und Archivar Christian Wilhelm Dohm eine erste deutsche Version heraus. Schweiz selten, bereits auf e-rara. Aus der Biblioteca amicorum. Kupfertafel 17, Band 1: Wallfahrtstempel der Sonnengöttin Amaterasu, zentrales Shinto-Heiligtum, Ansicht aus japanischen Quellen entlehnt.

Dazu TD 139: Amoenitatum Exoticarum, Lemgo 1712 (über Persien), das Hauptwerk Kaempfners. Schönes Ex Libris. Enthält für Europa erstmalige Darstellungen japanischer Pflanzen, Meisterwerke botanischer Buchillustration (naturgetreue Graphitstiftzeichnungen von Kämpfer selber. Bsp. S. 813. Gingko).

TD 176: Hugo Grotius: Dissertatio de origine gentium americanarum, und Johan de Laet, Notae ad dissertationem…

o.O. und  Amsterdam 1642, 1643 und 1644.

Kleinschrift des niederländischen Begründers des Völkerrechts Hugo Grotius, in der er europäische Herkunft der indigenen Bevölkerung Amerikas “nachweist”. Viel ausführlicher ist die nachgebundene Widerlegung seiner Theorien durch den Humanisten Johan de Laet (Notae ad dissertationem, Amsterdam 1643). Darauf folgt eine polemische Antwort Grotius’ (dissertatio altera, 1643) und die Replik de Laets (Responsio, Amsterdam 1644) darauf. – Im Europa der Renaissance war die Frage, wie der Mensch den Weg zu den isolierten Kontinenten der westlichen Hemisphäre gefunden haben konnte, eine beunruhigende Frage mit theologischen, historischen und anthropologische Dimensionen. Grotius zog für seine These vor allem antike und christliche Quellen bei, um eine möglichst bibelnahe Erklärung zu finden. So gelangt er zum Schluss, dass die nordamerikanischen Indianer norwegischer Herkunft seien, die Völker Mittelamerikas ursprünglich aus Äthiopien stammten und die Peruaner von schiffbrüchigen Chinesen abstammten. Johan de Laet war Gründungsdirektor der Westindischen Kompanie und hatte bereits 1625 eine massgebliche Geschichte der Neuen Welt geschrieben. Darin spekulierte er nicht über die Ursprünge der amerikanischen Völker, stimmte aber der Theorie des spanischen Jesuitenmissionars José de Acosta zu, dass die amerikanischen Indianer über eine Landbrücke von Asien aus auf den neuen Kontinent gereist seien. In seinen Antworten widerlegte er die phantasievollen Theorien Grotius’ detailliert, indem er auf sachliche Ungenauigkeiten und geographische Widersprüche hinwies. Er bot zwölf mögliche alternative Ursprünge für die amerikanischen Ureinwohner an und untermauerte seine Vorschläge mit Verweisen auf die empirischen Daten, die von Reisenden in die Neue Welt gesammelt wurden. Seine bevorzugte Theorie bezeichnete Nordasien als den Ursprung der amerikanischen Ureinwohner und legte dar, dass die Migration in der fernen Vergangenheit stattgefunden haben müsse.  – In der Schweiz nicht nachgewiesen, insgesamt sehr selten, zumal in dieser gemeinsamen Bindung. Aus der Bibliothek von Johannes von Müller.

TD 183: Jakob Begert (Baegert), Nachrichten von der amerikanischen Halbinsel Californien

Mannheim 1773.

Christoph Johannes Jakob Baegert, auch: Begert (* 22. Dezember 1717 in Schlettstadt; † 29. September 1772 in Neustadt an der Haardt) war ein deutscher Jesuit, Missionar und Verfasser eines bedeutenden ethnologischen Werkes. 1750 bis 1767 wirkte er als Missionar in Kalifornien (San Luis Gonzaga Chiriyaqui, Baja California in Mexiko). Zurück in Deutschland, verfasste der seine Missionserinnerungen aus Kalifornien, die erstmals 1771 in Mannheim publiziert wurden.  In diesen stark autobiographischen “Nachrichten” berichtete er über Land und Leute, besonders auch über die Indianer, deren einfachen Lebensstil er mit offener Sympathie beschrieb. Das Werk enthält auch eine Einführung in die dortige Indianerkultur bzw. -sprache sowie deutsch-indianische Übersetzungen von gängigen Gebeten, ausserdem einen Anhang mit “Berichtigung weit verbreiteter Vorurteile über Amerika und die Tätigkeit der Missionare”. In den USA ist Begerts Buch ein landeskundlich-heimatgeschichtliches Standardwerk und gilt als wichtige geographische, ethnologische, entdeckungs- und missionsgeschichtliche Darstellung gewertet; in Europa weitgehend vergessen.

Baegert  gibt eigene Erlebnisse mit hier nicht vorkommenden Arten, wie z. B. dem Stinktier zum Besten:

„Ein gar feines Thierlein, an Gestalt dem Eichhörnlein nicht viel ungleich und Sorillo genannt, mit Ehren zu melden, von einem so pestilenzischen, übelriechenden Urin, daß einem in dem Zimmer, wo es ihn aus Angst lassend, wenn man es verjagen will, der Athem aus- und nach einem Monat noch ein Rest des höllischen Gestanks überbleibet.“  – Aus der Bibliothek von Johannes von Müller, Schweiz nur UB Basel. Wenige Ill, netter Sonnenschirm auf S. 105.

TD div: Samuel Pletscher

Schaffhauser Lehrer und Lokalforscher, der viele regionalkundliche Büchlein schrieb, die allesamt sehr selten sind. Seine “Erinnerung an den Schluchsee”  (TD 12cc) z.B. ist weltweit nur bei uns nachgewiesen.

TEa 8: Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande

Leipzig 1747ff., 21 Bände

Edited by Johann Joachim Schwabe (1714-1784), the most extensive and important German-language collection of travel descriptions of the 18th century published by Arkstee and Merkus in Leipzig in 21 volumes from 1747 to 1774. The collection was based on the English New general collection of voyages and travels (4 volumes 1745-1747) and the French Histoire générale des voyages (20 volumes 1746-1791) but complemented the works selected by the English and French editors Thomas Astley and Antoine-François Prévost and translated them more faithfully than the French edition.

TEa 9: Histoire générale des voyages, Antoine François Prevost

La Haye, 1747

Es handelt sich um Antoine Prevost, den “Abbé Prevost” des Romans Manon Lescaut. Die “Allgemeine Geschichte des Reisens” ist eine Mischung zwischen Reiseberichterstattung und historischen, geographischen und anthropologischen Abhandlungen. Diese zwanzigbändige Bibliothek spiegelt das Wissen des kultivierten Menschen des achtzehnten Jahrhunderts wider. Prévost stützt sich dabei in deen ersten sieben Bänden auf ” A New general Collection of Voyages and Travels” von John Green, das er übersetzt. In den späteren Bänden fasst er verschiedene Quellen zusammen und arbeitet sie um. 15 Bände von Prevost, dann weitere Autoren, die letzten beiden Bände deutlich später. Aus der Bibliotheca Amicorum. Nicht selten, aber bedeutend.

TEa 10: Geschichte der See-Reisen und Entdeckungen im Süd-Meer

Berlin 1774ff., 8 Bände

Dt. Erstausgabe der Reisen Cooks. Important plates in this volume include maps of New Zealand and the East Coast of Australia, some of the earliest engravings of Maori and Australian First nations, and the earliest depiction of the Kangaroo.

TEa 18: Johann Sommers See- und Land-Reys nach der Levante

Frankfurt 1664.

Reisebericht nach der Türkei: Eine von zwei deutschen Ausgaben, die im selben Jahr erschienen sind (die andere, eine völlig andere Übersetzung, bei Cunradus in Amsterdam; die in mehreren Bibliographien genannte Nürnberger Ausgabe ist fiktiv). Niederländische Ausgaben waren bereits 1649 (die erste) und 1661 erschienen. Obwohl die in Amsterdam erschienene deutsche Ausgabe die Reise auf 1640-42 datiert, machen sowohl die niederländische Erstausgabe als auch die vorliegende Übersetzung deutlich, dass sie bereits 1590-92 stattgefunden hat! Somers Reise begann unglücklich – er wurde im Hafen von Famagusta von einer türkischen Galeere gekapert und kurzzeitig versklavt, kam aber bald wieder frei, nachdem der französische Konsul in Alexandria für ihn interveniert hatte. Trotz dieser Episode bereiste er das Osmanische Reich in einer Zeit relativen Friedens (der lange Türkenkrieg mit den Habsburgern sollte erst 1593 ausbrechen) und verbrachte mehrere Monate in Ägypten, Konstantinopel und Palästina. Sein farbenfroher Bericht enthält eine Beschreibung der Sandstürme in der Wüste und des Handels mit ägyptischen Mumien sowie ausführliche Kapitel über Konstantinopel, den osmanischen Hof, die allgegenwärtigen Bäder, türkische Sitten und Gebräuche, den muslimischen Glauben, Flüche und Magie usw. Somer kehrte über das damals osmanische Griechenland und Ungarn zurück, das er ebenfalls beschreibt. Ein Anhang (S. 170ff.) enthält Stockrams  Bericht über die Reise des holländischen Schiffes Arnheim, das auf der Rückkehr von Batavia vor Mauritius unterging. Die Übersetzung wird “Philemerus Irenicus Elisius” (d.h. Martin Meyer) zugeschrieben. Schweiz nur wir, D selten, im Antiquariat “äusserst selten”.

TEb 4: William Dampier: Nouveau voyage autour du monde

Amsterdam 1711-1712, 5 Bände.

TEb 6: Johann Reinhold Forsters Bemerkungen… auf seiner Reise um die Welt

Berlin 1783

Erste deutsche Ausgabe der “Observations” von 1778. Durch die zahlreichen Anmerkungen von Georg Forster und das von ihm selbst verfasste 5. Hauptstück ist das vorliegende Werk auch als vollständige Neubearbeitung anzusehen. – An der zweiten Weltumsegelung Cooks nahmen nach der Abweisung von Joseph Banks dafür Johann Reinhold Forster und sein Sohn Georg teil, denen allerdings anschließend der Auftrag für die Abfassung des offiziellen Reiseberichtes entzogen wurde. Forster veröffentlichte seine “Observations” daraufhin auf eigene Faust. “Ich liefre in gegenwärtigem Werke diejenigen Bemerkungen, welche ich, auf meiner Reise um die südliche Halbkugel, über verschiedene Gegenstände der Natur, zu sammlen Gelegenheit gefunden habe” (Einleitung). – Behandelt werden Flora, Fauna, Klima, geographische Funde und insbesondere die Sitten, Bräuche, Religion, Kunst und Sprachen der Südseebewohner. Bemerkenswert ist auch die Tabelle der Südseesprachen. – “Mit seinen ‘Observations’ gehört er zu den gültigen Anregern der Geographie des 18. Jahrhunderts, den Peschel ‘weit bedeutender als den Sohn’ einschätzte, sah er doch in ihm den ersten Reisenden, ‘welcher einen physikalischen Ueberblick über die von ihm geschaute Welt gegeben und die höchste Verrichtung eines Geographen, nämlich den wissenschaftlichen Vergleich am frühesten geübt hat'” (Henze). – Die sehr große Faltkarte der südlichen Halbkugel fehlt, die kleinere Faltkarte die Südsee-Inseln “nach den Begriffen der Taheitier und ihrer Nachbarn” ist vorhanden.

TEb 19, Miroir oost & west indical

Amsterdam 1621.

Das Werk berichtet von den Reisen des niederländischen Seefahrers und Entdeckers Joris van Spilbergen (ca.1568-1620), der im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompagnie von 1614 bis 1617 eine Weltumsegelung unternahm. Joris van Spilbergen zählt zu den ersten Weltreisenden seines Landes und besuchte alle vier damals bekannten Kontinente. 1614 führte er im Auftrag der Niederländischen Ostindien-Kompanie eine Flotte von sechs Schiffen an, die über die Kanarischen Inseln und die Kapverden durch die Magellanstrasse nach Peru und Kalifornien führte, wo er als die spanischen Siedlungen plünderte, bevor er zu den Molukken und Java segelte. Die zahlreichen Kupferstiche und Kupferstichlandkarten wurden von dem niederländischen Kartographen Nicolaas Geelkerken angefertigt. Inklusive übergrosse Pinguine, Lamas und einen Kondor. Erste und einzige Ausgabe der französischen Übersetzung eines der Bestseller der illustrierten Reiseliteratur des 17. Jahrhunderts. Ein kurzer Überblick über eine weitere der wichtigsten frühen Weltreisen von Schouten und Le Maire in den Jahren 1615 bis 1617 ist am Ende als “Navigationes Australes” hinzugefügt. CH selten (ZB, Yverdon).

TEb 22b: Martin Gerbert: Iter alemannicum

St. Blasien 1773.

Beschreibt die 1760/61 unternommene Reise des späteren Fürstabtsvon St. Blasien durch die Klöster und Bibliotheken vornehmlich des deutschen Südwestens, erstmals 1765 veröffentlicht. Er interessierte sich vor allem für Material zur Liturgie und Musikgeschichte. Unter Gerberts Regentschaft wurde St. Blasien zu einem Zentrum benediktinischer Geschichtsforschung, das Projekt der “Gemania sacra” wurde von ihm begründet. – Gerbert besuchte auf seiner Reise unter anderem Augsburg, Buxheim, Füssen, Isny, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen, Ottobeuren. Die Tafeln zeigen Handschriftenfaksimiles und Altertümer. Schaffhausen ist S. 289-291 beschrieben, dahinter Rheinau.

TEb 41: Johann Georg Gmelin: Reise durch Sibirien

Göttingen 1751ff, 4 Bände

Die Zweite Kamtschatkaexpedition, auch als Grosse Nordische Expedition bekannt, war eine zwischen 1733 und 1743 durchgeführte Forschungs- und Entdeckungsreise unter der Leitung des Marineoffiziers Vitus Bering, deren Teilnehmer Sibirien erforschten, die nördlichen Küsten des Russischen Reiches vermassen und Seewege vom ostsibirischen Ochotsk nach Nordamerika und Japan erkundeten. Zu den Ergebnissen der strapaziösen Expedition gehören die Entdeckung Alaskas, der Aleuten und der Kommandeurinseln, die genaue kartografische Erfassung der nördlichen und nordöstlichen Küsten Russlands und der Kurilen, die Widerlegung der Legende von der Existenz sagenhafter Länder im Nordpazifik und die ethnografische, historische und naturwissenschaftliche Erforschung Sibiriens und Kamtschatkas. Mit über 3000 direkt und indirekt beteiligten Personen war die Zweite Kamtschatkaexpedition eines der größten Expeditionsvorhaben der Geschichte. Die Gesamtkosten des vom russischen Staat finanzierten Unternehmens beliefen sich auf die für damalige Zeiten unvorstellbar hohe Summe von geschätzten 1,5 Millionen Rubeln, was ungefähr einem Sechstel der Einnahmen Russlands im Jahr 1724 entsprach. Johann Georg Gmelin stammte aus einer Württemberger Apothekerfamilie. Mit 13 Jahren wurde er Student der Universität Tübingen, beendete später das Studium der Medizin sowie der Naturwissenschaften mit Auszeichnung und promovierte 1728. Als jungen Gelehrten trieb es ihn zuvor bereits nach Sankt Petersburg, wo er an der 1724 gegründeten Russische Akademie der Wissenschaften ein Stipendium verliehen bekam. Mit 22 Jahren erhielt er 1731 den Professorentitel für Chemie und Naturgeschichte. 1732 wurdeer  zusammen mit Gerhard Friedrich Müller, Professor und Historiker an der St. Petersburger Akademie, für die Expedition ausgewählt. Neben den drei Expeditionsleitern waren außerdem sechs Studenten, zwei Maler, zwei Jäger, zwei Bergsteiger, vier Landvermesser, ein Offizier, zwölf Soldaten, ein Trommler sowie eine Pallas-Eule in einem Pinienstamm unterwegs. Gmelins Reiseroute führte über die Stationen Jaroslawl, Kasan, Tobolsk, Semipalatinsk, Ust-Kamenogorsk, Tomsk, Jenisseisk und Irkutsk bis Jakutsk. Mit Karten. Wertvoll.

TEb 42a: Peter Simon Pallas: Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reichs

St. Petersburg 1771-1776.

1767 ordnete Zarin Katharina II. eine grossangelegte Expedition ihres Reiches bis an die chinesische Grenze an. Die Leitung hatte der preussische Arzt und Ethnologe Peter Simon Pallas (1741-1811), inne, Professor in St. Petersburg. Sie dauerte von 1768 bis 1774 und führte vom Ural durch Westsibirien bis ans Kaspische Meer. Die Zarin erhoffte sich durch die Reisen eine Verbesserung des Ansehens Russlands, daher wurden die Reiseberichte schon während der Expedition vorbereitet. Die erste Auflage erschien mit einem Umfang von 2000 Seiten und zahlreichen Illustrationen und wurde ein grosser Erfolg; Pallas gelangte zu grossem wissenschaftlichen Ruhm.

TEb 44: Eggert Olafsens Reise durch Island

Kopenhagen und Leipzig 1774.

Erste deutsche Ausgabe von Olafssons wegweisendem Werk, das als Grundlage für alle späteren Forschungen über Island gilt. Die Autoren bereisten Island zwischen den Jahren 1752 und 1757 und beschrieben die Geologie, Geographie, Zoologie, Botanik, Archäologie, Mineralogie etc. sowie die wirtschaftlichen Verhältnisse – eine von der Königlich Dänischen Gesellschaft initiierte Expedition. Im Gegensatz zu früheren Reiseberichten strukturiert Eggert seine Beschreibung nach seinen tatsächlichen Reisen. So macht er keine allgemeinen Aussagen über Land und Leute, sondern gliedert sein Werk in vier Kapitel, die den vier Bezirken des Landes entsprechen, und behandelt sie entsprechend seiner Reisen.

In Island ist Eggert Ólafsson auch für seine moralistischen Gedichte bekannt, von denen sich einige auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen, und er gilt als einer der frühesten Begründer des isländischen Nationalismus. Das Werk wurde später ins Deutsche, Französische und Englische übersetzt. Ein Anhang über isländische Pflanzen (Flora Islandica) von Johan Zoega befindet sich am Ende von Band II.

TEc 16: Friedrich Nicolai: Reisen

Berlin und Stettin: 1783-1796. 12 Bände.

21 Kupfer auf Tafeln oder im Text, davon 5 mehrfach gefaltet (Wien, Ulmer Münster, 3 Kupfer der Abtei St. Blasien), 3 gefaltete Tafeln teils mit Holzschnitten, 1 Holzschnitt im Text. 4 S. Notenbeispiele. Erstausgabe, in dieser Vollständigkeit selten. Bedeutende Reisebeschreibung des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Nicolai hatte zusammen mit seinem Sohn die Reise durch süddeutsche Städte bis Wien unternommen. Er versuchte damit ein objektives Bild der wirtschaftlichen, gelehrten, religiösen und gesellschaftlichen Zustände im deutschen Reich zu veranschaulichen. Jedem Band wurden in Form von “Beylagen” umfangreiche Statistiken wie: Geburts- und Heiratsregister, Bevölkerungsdichte, Verkehrswege etc. beigegeben. Mit diesem Werk wollte Nicolai auch den Kampf gegen die neuen Strömungen in Literatur und Philosophie aufnehmen. Den größten Teil nimmt Wien, nicht als Hauptstadt des Habsburgischen Reiches, sondern als Zentrum des Josephinismus ein. Diese Bewegung orientierte sich an den Prinzipien des aufgeklärten Absolutismus, dem Nicolai sehr nahe stand. Band 10 enthält ein sorgfältig gearbeitetes Register. – Nicolai erhielt auf sein Werk 1100 Vorbestellungen.

TEc 19c: Heinrich Moos: Album vom Höhgau und Untersee

Schaffhausen 1867.

Sehr selten!  Mehr zum Randegger jüdischer Herkunft Heinrich / Chaim Moos unter https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/509/edith-moos

TEc 31: Friedrich Emanuel Hurter: Ausflug nach Wien und Pressburg.

Schaffhausen 1840. Reisebericht noch vor der Konversion des Antistes der Schaffhauser Kirche ins Herz des Katholizismus.

TEc 110: Herrn v. Tschitschagow Reise nach dem Eismeer (Gerhard Friedrich Müller)

Petersburg 1793

Selten; Schweiz nur wir.

TEc 111: Réginald Outhier: Journal d’un voyage au nord en 1736 & 1737

Paris 1744.

Abbé Outhier, 1694-1774) ein typischer Polyhistor der französischen Aufklärung (Kartographie, Astronomie, Geodäsie, Mechanik) und Mitglied mehrerer wissenschaftlichen Akademien, nahm 1736–37 an der Expedition von Graf Pierre-Louis de Maupertuis nach Lappland teil. Die Expedition sollte im Auftrag der französischen Académie des Sciences eine genaue Gradmessung eines langen Meridianbogens vornehmen, um aus den Unterschieden (eine andere Gruppe unternahm identische Messungen in Ecuador und Peru) im Krümmungsradius der Erde ihre Größe und Form zu bestimmen. Sein erstmals 1744 in Paris veröffentlichter Bericht bringt, ausser der Zusammenfassung der wissenschaftlichen Ergebnisse, auch diverse Beobachtungen über Land und Leute, die unter teils extremen klimatischen Bedingungen durchgeführt werden mussten. Die Tafeln zeigen neben mehreren Karten, Stadtplänen und Sehenswürdigkeiten auch die Lappländer, ihre Gerätschaften und Kostüme.   – Nicht besonders selten.

TEc 115: Herrn Iwan Lepechin… Tagebuch der Reise durch verschiedene Provinzen des Russischen Reiches

Altenburg 1774. 3 Bände, viele Ill. (Tiere, Pflanzen)

Ivan Ivanovič Lepëchin war ein russischer Botaniker, Zoologe und Forschungsreisender.

Einzige deutsche Übersetzung,  vom Verfasser autorisiert. Gegenüber Pallas und Gmelin ein weit weniger bekannter Bericht der fünf russischen Landexpeditionen anlässlich des Venusdurchgangs von 1769. Das astronomische Ereignis veranlasste europaweit wissenschaftliche Wettläufe. Lepechins Gruppe bereiste bis 1771 das große Dreieck Moskau-Tobolsk-Archangelsk.

TEc 116: Peter Simon Pallas: Bemerkungen auf einer Reise in die südlichen Statthalterschaften des Russischen Reichs in den Jahren 1793 und 1794

Leipzig 1803 (2 Bände). Nicht EA.

Der Naturforscher und Ethnograph Peter Simon Pallas (1741-1811) bereiste in den Jahren 1793 und 1794 die südlichen Gebiete Russlands. Die Ergebnisse dieser wissenschaftlich sehr ertragreichen Forschungsreise legte er in vorliegendem Werk nieder. Die Umrissradierungen zeigen Trachten, Tiere sowie Pläne, Kunst- und Kulturgegenstände, gezeichnet von G. Geissler und gestochen von Adam, Aubertin, Frosch und Scheffner. Stadtansichten (EA) fehlen in dieser Ausgabe.

TEc 123: Lady Elisabeth Craven: Voyage en Crimée et a Constantinople

London 1789

Nach der Trennung von ihrem Mann, mit dem sie sieben Kinder hatte, unternahm Lady Elisabeth Craven 1785 eine 14-monatige Reise von über 8000 Kilometern – über Frankreich und Italien nach Konstantinopel und die Krim und über Russland und Bulgarien wieder zurück. Die Reise beschrieb sie in 48  Briefen an den Markgrafen von Ansbach-Bayreuth, den sie später in Lissabon heiratete. Lady Craven war eine der ersten Frauen, die zu Studienzwecken eine Reise durchführte und ihre Erfahrungen und Eindrücke veröffentlichte. Ihre Schilderungen bieten eine Fülle von Informationen über die Reise, vor allem aber auch ihre allgemeine Wahrnehmung des Unbekannten und ihre persönliche Entwicklung im Laufe der Reise. Das Werk war sehr erfolgreich und erschien 1789 in London und im gleichen Jahr in einer französischen Übersetzung, die wir in der Stadtbibliothek unter der Signatur TEc 123 haben; es gehörte zuerst dem aufklärerischen Schaffhauser Lesezirkel “Bibliotheca Amicorum”. Lady Craven schrieb neben Reiseberichten auch Theaterstücke und eine Autobiographie. Sie starb 1828 78-jährig in Neapel, wo sie auf dem Cimitero degli Inglesi beerdigt ist.

TEc 125: Baron Jean de Reuilly: Voyage en Crimée et sur les bords de la mer noire

Paris 1806.

In diesem wichtigen Werk beschreibt Reuilly die Krim vor der russischen Eroberung. Jean Baron de Reuilly (1780-1810) war ein französischer Politiker. Wie er in der Einleitung zu seinem Werk schreibt, reiste er 1803 auf die Krim und veröffentlichte seine Reiseeindrücke in einem dem französischen König gewidmeten Bericht. Wie er sagt, verdankt er viele der Informationen, die er zitiert, einer früheren, ähnlichen Ausgabe, aus der er mehrere Auszüge entlehnt hat. Auf der Krim traf er P.S. Pallas, der ihn über die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen in der Region informierte. Reuilly reiste von Sankt Petersburg nach Odessa und erreichte dann die Krim. Sein Bericht enthält eine geografische Beschreibung der Halbinsel, eine Beschreibung ihrer Naturlandschaft, einen historischen Überblick, eine Darstellung der politischen und wirtschaftlichen Situation unter russischer Herrschaft, Einzelheiten über das soziale und private Leben der Einwohner und eine Beschreibung von Sewastopol. Die Ausgabe enthält Tabellen mit antiken Münzen, die der Autor gesammelt hat, sowie Informationen über Exporte und Importe in Odessa, Preise für Produkte im Jahr 1803 und eine detaillierte Karte des Hafens von Sewastopol.

TEd 6: Ignatius Eggs: Neue jerosolymitanische Bilger-Fahrt.

Würzburg 1667.

Der Kapuzinerpater und Missionar Eggs, geboren 1618 in Rheinfelden, nahm 1655 am 6. venezianischen Türkenkrieg teil und missionierte in der Ägäis. 1656 schloss er eine Palästinareise an. Beide Reisen beschrieb er in seiner Bilger-Fahrt, die 1664 erstmals, 1667 erstmals illustriert erschien. Nicht auf e-rara, recht selten. Aus der Bibliothek von JGM, mässig gut erhalten.

TEd 12: Leonharti Rauwolfen Aigentliche Beschreibung der Raiss… inn die Morgenländer

1583.

Leonhard Rauwolf (1535 oder 1540-1596) war ein deutscher Naturforscher, Botaniker, Arzt und Entdeckungsreisender. Der Sohn eines Kaufmanns studierte in Deutschland in Italien und Frankreich. 1562 erwarb er den Doktorgrad an der Universität Valence. 1563 ging Rauwolf nach Italien. Aus seinen überlieferten Pflanzenfunden zu schließen, war er in dieser Zeit unter anderem in der Umgebung der Städte Verona, Bologna, Florenz und Parma. Ebenfalls anhand seiner Pflanzenfunde kann man auf seinen Rückweg schließen: Er reiste über den Gotthard, Luzern, Basel und den Schwarzwald. Auf seinem Weg durch die Schweiz traf er auch Conrad Gessner in Zürich und Leonhart Fuchs in Tübingen. Im Mai 1573 brach Rauwolf zu einer Orientreise auf, die sein Schwiegersohn (?) Melchior Manlich finanzierte, um neue Produkte aus dem Orient zu finden. Sie brachte ihn zunächst über Mailand, Nizza und Marseille, wo er sich einschiffte. Ziel war Tripoli im Libanon, wo er im September ankam und sogleich damit begann, Pflanzen zu sammeln und zu trocknen. Weiters hat er auch die Umgebungen von Aleppo, Bagdad (?). Konstantinopel und Jerusalem erkundet. Nach seiner Rückkehr 1576 praktizierte er als Arzt in Augsburg und später in Linz. In den Türkenkriegen zog er mit dem österreichischen Heer nach Ungarn, wo er an Dysenterie starb.

Rauwolfs Pflanzensammlung kam nach dessen Tod in den Besitz des Bayerischen Kurfürsten, dann im Dreissigjährigen Krieg nach Schweden und von dort nach London und später nach Holland. Dort ist sie im Besitz der Bibliothek der Universität Leiden. Dem Autor zu Ehren wurde später die Gattung “Rauvolfia” der Pflanzenfamilie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae) benannt. Rauwolf hat im Nahen Osten eine ganze Reihe dort heimischer Pflanzen neu beschrieben. Zudem berichtete er ausführlich über Nutzpflanzen wie Kaffeebaum, Banane, Zuckerrohr oder Dattelpalme. Daneben hat Rauwolf viele medizinische Beobachtungen gemacht und darüber berichtet: von Heilmitteln, Bädern und verschiedenen Krankheitsbildern. Um 1576 veröffentlichte er die Berichte über seine Reise in einem Kräuterbuch. 1582 folgte sein ausführlicher Reisebericht “Raiß inn die Morgenländer.” Die hier vorliegende zweite Auflage enthält erstmals den wichtigen vierten Teil mit den Pflanzenholzschnitten zuvor teils unbekannter orientalischer Gewächse. In der Schilderung seiner Reise gibt der Autor ausserdem die erste Beschreibung des Kaffees und eines Kaffeehauses: “Under andern habens ein gut getränck / welliches sie hoch halten / Chaube von jnen genennet / das ist gar nahe wie Dinten so schwartz / vnnd in gebresten / sonderlich des Magens / gar dienstlich. Dises pflegens am Morgen frü / auch an offnen orten / vor jedermenigklich one alles abscheuen zutrincken / auß jrdinen vnnd Porcellanischen tieffen Schälein / so warm / alß sies können erleiden.” (S. 102f.).

TEd 13: Sammelband mit Zürcher Reiseberichten (Vorderer Orient, Karibik, Ghana)

Zürich 1677/1678. In der Schweiz nicht sehr selten, in Deutschland selten.

Enthält:

  • Hans Jakob Ammanns “Reiss in das gelobte Land”. Hans Jakob Ammann (* 31. Juli 1586 in Thalwil; † 3. September 1658 ebenda) war ein Schweizer Wundarzt, Ägyptenreisender und Reiseschriftsteller. Als Leibarzt begleitete er im Jahre 1612 den kaiserlich österreichischen Gesandten Andreas Negroni nach Konstantinopel. Ammann setzte die Reise in Begleitung von türkischen Kaufleuten über Anatolien nach Jerusalem und Ägypten fort. Auf seiner Weiterreise entlang der historischen Karawanenstrasse nach Kairo wurde Ammann dann von seinem holländischen Freund Pieter Dircksz Graeff und zwei Italienern begleitet. Auf einem sizilianischen Handelsschiff kehrte Ammann schliesslich von Alexandria aus über Rom in die Heimat zurück. Dort kam er als Chirurg zu Ansehen und erhielt 1614 das Bürgerrecht von Zürich. Ammann war jedoch in religiösen Anschauungen nicht gefügig und geriet in Konflikt mit der geistlichen Obrigkeit. 1634 wurde gegen ihn ein Verfahren wegen Verunglimpfung bedeutender Kirchenmänner eingeleitet, das aber folgenlos blieb. Um 1652 zog sich Ammann nach Thalwil zurück. Dort widmete er sich bis zu seinem Tod dem Weinbau und der Familiengeschichte. Über seine Pilgerfahrt verfasste Ammann das Buch Reiß in das Gelobte Land (erstmals gedruckt 1618). Dieser Reisebericht zeigt ihren Verfasser als unorthodoxen und ungewöhnlich offenen Berichterstatter, der auch über einen guten Blick für architektonische Fragen verfügte und dessen Interesse für alles Medizinische nie erlahmte. Ab der zweiten Fassung 1630 fügt Ammann Stellen hinzu, die zum einen seine christliche Gesinnung herausstellen sollen, zum anderen aber auch die religiöse Toleranz im Osmanischen Reich. Die Ergänzungen sind wahrscheinlich eine Reaktion auf die Konflikte mit der Geistlichkeit in Zürich.
  • Mit fortlaufender Seitenzählung: Neue Beschreibung der Insul Jamaica (Hans Jakob Zeller und Heinrich Huser). Der 1639 geborene Hans Jakob Zeller, Sohn eines Chorherrn, zog nach dem Studium der Theologie nach England, wo er eine Anstellung als Hauslehrer bei Edward Morgan fand, welcher bald darauf zum Vize-Gouverneur in Jamaika ernannte wurde. Hans Heinrich Hauser weilte ebenfalls in England, wo er sein in Zürich begonnenes Studium der Theologie in Oxford und Cambridge fortsetzte. Beide bewarben sich für eine Stelle auf Jamaika und reisten 1664 von England auf die Karibikinsel, welche die Briten erst wenige Jahre zuvor von Spanien erobert hatten. Zumindest in der Kirchgemeinde von Zeller, die rund 240 Hektaren Pfrundland umfasste, befand sich auch ein landwirtschaftlicher Betrieb und man darf annehmen, dass dieses Land von versklavten Arbeitskräften bestellt wurde. “Kuhn und Ziegler-Witschi kamen ferner zu dem Schluss, dass die beiden vermutlich auch persönliche Sklaven besassen, weil dies in Jamaika damals üblich war”. (Brengard/Schubert/Zürchers Sklavereibericht für das Präsidialdepartement Zürich 2000).
  • Americanische Reiss-Beschreibung nach den Caribes Insslen (Felix-Christian Spöri), ein seltener früher Bericht über die Karibik, insb. Barbados und New England, insb. Rhode Island durch einen Zürcher Wundarzt, der 1660 und 1662 dorthin reiste.
  • Africanische Reiss-Beschreibung in die Landschaft Fetu (Hans Jacob Zur Eich). Der Verfasser arbeitete als Schlosser für die Königlich-Dänisch-Afrikanische Kompanie während neun Jahren in einem Sklavenhandelsfort an der Küste des heutigen Ghana arbeitete und verfügte dort auch über versklavte afrikanische Arbeitskräfte.

 

TEd 17: Melchior von Seydlitz: Walfart nach dem heiligen Lande

Görlitz 1580.

Reisebericht über die Wallfahrt nach Jerusalem des schlesischen Adeligen Melchior von Seydlitz, die dieser 1556 bis 1559 gemeinsam mit Wolff von Opffersdorff, Nicolaus von Reidburg und Moritz von Altmannshausen unternahm. Die Reiseroute führte von Breslau nach Mailand, Venedig, Korfu, Zypern, nach Jerusalem und zurück über Konstantinopel, Venedig, Augsburg und Prag. Die “Gesellschaft Seydlitz” wurde in Palästina gefangen genommen und in Ramleh (Ramallah) vom “ehrliebenden Kriegsmann Hans von Ehrenberg besucht”. Der Titelholzschnitt zeigt die Gefangenahme der Reisenden (im Text zweimal wiederholt). Ein blattgrosser Textholzschnitt zeigt das heilige Grab zu Jerusalem. In der Schweiz offenbar nicht vorhanden.

TEd 18: Reyss und Pilgerfahrt zum heiligen Grab… des Herren Ludwigen Tschudis von Glarus

Rorschach 1606.

Erstausgabe des Reiseberichts von Ludwig Tschudi in das Heilige Land 1519. Ludwig Tschudi (der Jüngere, 1495-1530), Mitglied der angesehenen Schweizer Familie Tschudi aus Glarus, Bruder von Aedigus, dem Verfasser des Chronicon Helveticum, war ein Offizier, der 1519 eine Pilgerreise nach Jerusalem unternahm, wo er vom Orden des Heiligen Grabes zum Ritter geschlagen wurde. Sein Reisebericht wurde indes erst 1606 veröffentlicht, herausgegeben von einem seiner Nachfahren, Melchior Tschudi. Die Reise führte nach Venedig, Kreta, Rhodos, Cypern nach Palästina. Auf seiner Reise wurde Tschudi von sechzehn Männern begleitet, darunter Peter Falck (1468-1519), Stadtschreiber von Freiburg, der auf der Reise an der Pest erkrankte und auf Rhodos starb, und der Schaffhauser Hans Stockar. A2usführlich berichtet Tschudi von Jerusalem, Bethlehem und Jericho. Dabei werden die verschiedenen Völker und ihre Gebräuche ebenso beschrieben, wie die heiligen Städte. Es handelt sich um eine umfangreiche und wichtige Quelle für frühe Pilgerreisen ins Heilige Land. Selten.

TEd 22: Carsten Niebuhrs Reisebeschreibung nach Arabien und andern umliegenden Ländern.

Kopenhagen 1774. 3 Bände, dritter Band 1837.

Carsten Niebuhr (1733-1815) wurde 1761 vom dänischen König auf eine Expedition nach Arabien gesandt. Bald nach Beginn der Reise starben seine Begleiter und Niebuhr setzte diese alleine fort. Er bereiste Palästina, Syrien, Persien, Kleinasien und brachte wichtige Nachrichten über Ägypten, Arabien, den Jemen, Oman und Hadramaut mit. Als erster Landreisender führte er astronomische Längenbestimmungen durch Messungen der Mond-Stern-Abstände durch. Mit Niebuhr begann die wissenschaftliche Erforschung Arabiens und des Orients. Die zahlreichen Tafeln zeigen Ansichten, Pläne, Trachten, Musikinstrumente, Inschriften, usw. Die grosse gefaltete Karte zeigt die Reiserouten im Jemen und blieb über 200 Jahre die Dtandardkarte der Gegend-

TEd 23: Herrn Thomas Shaws Reisen oder Anmerkungen verschiedene Theile der Barbaren und der Levante betreffend

Leipzig 1765.

Reisebeschreibungen, Geographie und Gebräuche vornehmlich Algeriens. Karten, Ill. Recht selten, aber offenbar nicht sehr speziell (?). Mässig gut erhalten.

TEd 27: Relation d’un voyage du levant (Pitton de Tournefort)

Lyon 1727, Zweite Ausgabe (EA 1717) in drei Bänden.

Der Botaniker Pitton de Tournefort wurde 1700 von Ludwig XIV. auf eine Mission in die Levante geschickt. Er bereiste die griechischen Kykladen-  und Sporaden-Inseln und verbrachte eine beträchtliche Zeit auf Kreta, bevor er nach Konstantinopel und Kleinasien, an die Küsten des Schwarzen Meeres und dann auf dem Landweg durch Armenien nach Persien ging. Die 153 schönen Kupferstich-Tafeln (in der Erstausgabe nur 87) zeigen neben Pflanzen, Stadt-Ansichten (z.B. Gallipolis, Tiflis, Trapezunt, Tripolis und Smyrna), Karten (z.B. griechischer Inseln), ferner Geräte, Tiere, Trachten, antike Bauwerke u. a. Der Botaniker war in Begleitung seines Malers Claude Aubriet aufgebrochen und brachte 1702 eine riesige botanische Sammlung von rund achttausend Pflanzen zurück nach Paris. Aus der Bibliothek von Johannes von Müller, in Bibliotheken nicht sehr selten, auf dem Buchmarkt recht gesucht.

TEd 32: Reisen nach der Küste des glückseligen Arabiens (Henry Rooke)

Leipzig 1787. Schweiz nur UB Basel, D nicht besonders selten. Aus der Bibliothek von Johannes von Müller.

TEd 33: Tage-Reisen von Gross-Cairo nach dem Berge Sinai (Robert Clayton)

Hannover 1754. Schweiz nur ZB. Einige Ill.

TEd 34: Voyages et avantures de Jacques Massé

Cologne 1710 [d.i. ca. 1734]

Der Autor, Simon Tyssot de Patot, war ein bekannter hugenottischer Freidenker, dessen Schriften immer wieder für Skandale sorgten. Dieser utopische Roman spielt auf der Insel “Brustol” nach einem Schiffbruch. Während die meisten Überlebenden sich damit begnügen, an der Küste zu bleiben, reisen der Held Massé und sein Freund Moret ins Landesinnere, wo sie sich in einem gut organisierten, egalitären, reichen und polygamen Utopia niederlassen und erst Jahre später nach Liebe und Intrige fliehen müssen. Es handelt sich um die 3. Ausgabe des Romans, der zuerst 1710 erschien und ein wichtiger Vertreter der “Robinsonaden” ist.

TEd 49: Zwölffte Schiffahrt oder Kurtze Beschreibung der Newen Schiffahrt gegen Nordosten (Henry Hudson)

Oppenheim 1614.

Erster, sehr gesuchter Druck der ersten deutschen Ausgabe der 1613 in Amsterdam erschienenen Descriptio ac delineatio geographica. Der Engländer Henry Hudson wurde durch vier Entdeckungsreisen berühmt. Die beiden ersten Reisen gingen zur Erforschung der Nordostpassage, die beiden weiteren Reisen zur Erforschung der Nordwestpassage. Auf seiner 4. Reise wurde Hudson mit einigen Begleitern durch eine Meuterei ausgesetzt und blieb verschollen. Dies ist der Bericht von seiner Reise nach der Nordostpassage 1608. Der Band enthält Kupfertafeln mit Orten und Kostümen in Lappland und Karten der Nordküste Russlands mit Nowaja Semlja, den Nordatlantik zwischen der Hudson Bay und Irland sowie die europäische Nordwestküste mit Lappland und dem Land der Samojeden. Selten, in der Schweiz offenbar nur wir.

Der Band enthält zwei weitere Drucke:

  • Von wunderbarer Natur und Eygenschafft der Hunde (1614), sehr selten (Justus Lipsius)
  • Drey Franckfurtische Predigten (Bartholomäus Pitiscus (1612)

TEd 57: Samuel Georg Gmelins Reise durch Russland

St. Petersburg 1770-1784 in vier Bänden. Aus der Bibliothek von Johannes von Müller.

Erste Ausgabe der naturwissenschaftlichen Reise Gmelins durch die südlichen Provinzen und die Grenzländer des Russischen Reiches in vier Bänden, reich illustriert, mit über 150 Tafeln und Karten zur Zoologie, Botanik, Ethnologie und Geographie Russlands und Persiens. Der deutsche Arzt und Naturforscher Samuel Gottlieb Gmelin (1744 -1774) war Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften und ab 1767 Professor der Botanik in Sankt Petersburg. Im Auftrag von Zarin Katharina der Grossen unternahm Gmelin mehrere Expeditionen nach Russland, ans Kaspische Meer und bis nach Persien im Rahmen der naturwissenschaftlichen, aber auch wirtschaftlichen Vermessungen und Positionsbezüge des Russischen Imperiums. Gmelin starb mit lediglich 30 Jahren in Dagestan im Kaukasus an der Ruhr.

Band 1: “Reise von St. Petersburg bis nach Tscherkask, der Hauptstadt der Donischen Kosacken (1768-1769)

Band 2: “Reise von Tscherkask nach Astrachan und dem Aufenthalt in dieser Stadt ” (1769-1770)

Band 3: “Reise durch das nördliche Persien” (1770-1772)

Band 4: “Reise von Astrachan nach Zarizyn und von da durch die Kumanische Steppe, über Mosdok zurük; imgleichen zweyte Persische Reise (1772-1774). Nebst dem Leben des Verfassers. Von P.S. Pallas. Dieser seltene, später erschienene Band wurde von Peter Simon Pallas herausgegeben.

TEd 61: Johann Neuhof Die Gesandtschaft der Ostindischen Gesellschaft der Niederlande 1655-1657 (Amsterdam 1666), dt. Erstausgabe.

Nieuhof lernte China als Mitglied einer niederländischen Delegation an den Kaiserhof von Peking kennen (1655–1657). Die 2400 Kilometer lange Reise von Kanton nach Peking, zu Land und zu Wasser, ist Gegenstand des ersten Teils von Nieuhofs China-Bericht. Der zweite Teil ist einer systematischen Beschreibung von Land und Leuten sowie der Geschichte des Landes gewidmet.. Nieuhof lernte China als Mitglied einer Delegation der Ostindischen Kompanie an den Kaiserhof von Peking kennen (1655–1657). Das Buch mit 150 Kupferstichen gab die bis dahin umfassendste und genaue Darstellung Chinas, wobei es sowohl auf eigenen Beobachtungen Nieuhofs  als auch jesuitischen Quellen der Zeit beruhte. Es stand am Anfang des Booms der “Chinoiserie” des 18. Jahrhunderts. Viele Auflagen zeugen von der grossen Beliebtheit des Werks trotz eines hohen Preises:  neben den niederländischen (1665, 1669, 1670, 1680 und 1693) und deutschen (1666, 1669 und 1675) Auflagen gab es englische (1669 und 1673), französische (1665) und lateinische (1668).

TEd 149: Ceylanische Reise-Beschreibung (Robert Knox)

Leipzig 1689.

Beschreibung des Königreichs Kandy auf Sri Lanka durch den englischen Seefahrer Robert Knox. Wichtig, da er auch Alltag und das einfache Volk beschrieb. Einige Illustrationen. In Bibliotheken nicht selten.

TEf 1: Aegyptiaca servitus (Michael Heberer)

Heidelberg (ca. 1610). Selten, viele Exemplare unvollständig.

“Das ist Warhafte Beschreibung einer Dreyjährigen Dienstbarkeit, so zu Alexandrien in Egypten ihren Anfang und zu Constantinopel ihr Endschafft genommen. Mit zwo angehenckten Reisen, die er nach seiner Dienstbarkeit in Vier Königreich, Böhem, Polen, Schweden, Dennemarck… vollbracht”. Mit 5 Kupferkarten u. 20 teilw. gefalt. Kupfertafeln.  Unser Exemplar ist in eine mittelalterliche Handschrift eingebunden, Abbildungen teils stark verblichen.

Erstausgabe des Berichts über den abenteuerlichen Orientaufenthalt des Humanisten und Lyrikers Michael Heberer aus Bretten. Er wurde zwischen 1555 und 1560 geboren und war ein Grossneffe des Reformators Philipp Melanchthon. 1585 schloss er sich den Johanniterrittern auf Malta an. Als er bei einer Kaperfahrt in Gefangenschaft geriet, lernte er als Galeerensklave das Osmanische Reich kennen. Von diesen Erlebnissen legte er später in seinem Aegyptiaca Servitus literarisches Zeugnis ab. Nach drei Jahren wurde er durch den französischen Botschafter in Konstantinopel freigekauft – eine damals nicht unübliche Praxis. 1589 kehrte er nach Heidelberg zurück. Wegen ihrer Seltenheit besonders hervorzuheben sind die Karten von Zypern, Malta, Koriska und Kythera, aber auch von Skandinavien. Unter den Ansichten finden sich mehrere Städte des Mittelmeers, so Alexandria, Konstantinopel und Messina. Nach David Defoes Bestseller “Robinson Crusoe” wurde das Buch 1719 übrigens nochmals neu aufgelegt, unter dem Titel der ” Chur-Pfältzische Robinson”.

TEf 4: Voyage dans la haute et basse Egypte (C.S. Sonnini)

Paris, An VII (1798), 3 Textbände und ein Tafelband. Erstausgabe.

Der Naturforscher und Forschungsreisende Charles Sonnini de Manoncourt brach 1777 mit der Expedition des Barons de Tott nach Ägypten auf. Der Bericht über diese Reise liefert wichtige Informationen über Naturgeschichte, Flora und Fauna, Bräuche, Altertümer.Der Tafelband enthält 40 Platten gestochen von Pierre Tardieu, bestehend aus 1 Porträt des Autors, 38 Platten von Ansichten, Pflanzen, Tiere, Statuen und archäologischen Artefakten sowie einer grossen Karte Ägyptens.

TEf 7: Reisen zur Entdeckung der Quellen des Nils (James Bruce Kinnaird)

Leipzig 1791, 5 Bände.

Der Schotte Bruce (1730-1794) reiste 1768 nach Ägypten und zog mit einer Karawane nach Kosseir am Roten Meer. Von dort fuhr er über Massaua, Adua und Aksum nach Gondar, wo ihm seine ärztlichen Kenntnisse Ansehen und die Gunst des Hofes verschafften. Während seines Aufenthaltes dort suchte er auch die Quellen des Blauen Nils, die er im Tanasee und jenseits desselben nachwies. Nach einer langen und gefährlichen Reise durch Nubien kam er Ende 1772 in Syene an und kehrte über Alexandrien nach England zurück. Das 5-bändige deutsche Werk besticht durch seine 3 gefalteten Karten und die zahlreichen Tafeln, die unter anderem Pflanzen, Säugetiere, Vögel und Reptilien sowie einige ethnologische Abbildungen darstellen

TEf 10: Guillaume Bosman: Voyage de Guinée

Utrecht 1705.

Erste Ausgabe der französischen Übersetzung eines Werkes über die Handelsniederlassungen an der Westküste Afrikas. Der Autor, Willem Bosman (geb. 1672), war 14 Jahre lang für die Niederländisch-Westindische Kompanie an der Westküste Afrikas tätig. Sein Reisebericht gilt als die erste massgebliche und detaillierte Darstellung der Westküste Afrikas und isteine wichtige Quelle für den niederländischen Sklavenhandel der Zeit. Bosman schreibt in Form von Briefen und gibt wenig schmeichelhafte – rassistische  – Beschreibungen. Karten des niederländischen Kartographen Herman Moll zeigen die zunehmende Zahl der Küstensiedlungen der Europäer im frühen achtzehnten Jahrhundert. Das Werk wurde sofort auf englisch und französisch übersetzt, was vom grossen Interesse der Kolonialmächte zeugt. Aus der Bibliothek von JGM. Nicht auf e-rara.

TEf 13: Reisen im Innern von Afrika (Mungo Park)

Berlin 1799, aus der Bibliotheca Amicorum.

Gestochenes Portrait Parks vorne sowie 5 weitere Kupferstiche, im einzelnen: – “Rhamnus Lotus” (Pflanzendarstellung) – “Ali in seinem Zelte im Lager zu Benaum” (Zeltlager, Reisende, Kamele) – “Prospect der Stadt Kamalia” (Hüttendorf vor bergiger Landschaft, davor Einheimische) – “Die hängende Brücke über den Basing oder schwarzen Fluß” (Hängebrücke über Fluss inmitten weiter, bergiger Landschaft) – “Shea oder der Butter Baum” (Pflanzendarstellung und Querschnitt der Frucht).  Es handelt sich um einen Klassiker der Reiseliteratur und eine der ersten Reisebeschreibungen über das Landesinnere von Afrika überhaupt (und nicht nur von Küstengebieten und dem Nordosten) und ist eine von zwei deutschen Übersetzungen aus dem Jahr 1799 der im selben Jahr erschienenen englischen Originalausgabe “Travels in the Interior Districts of Africa”.  Der schottische Arzt Mungo Park (1771-1806) ist der Entdecker und erste Erforscher des Niger. Dieser Bericht über seine erste Reise wurde nach mündlichen Aufzeichnungen Parks von Mitgliedern der “African Society” verfasst. In der Nachschrift des Berliner Verlags wird darauf hingewiesen, dass diese gekürzte deutsche Ausgabe sich nicht an das gelehrte Publikum wende und die Karte von Rennell separat zu beziehen sei; die umfangreichere Parallelausgabe kam in Hamburg bei Hoffmann heraus.  – Mungo Park ist auch die Hauptfigur in T.C. Boyles berühmtem Roman “Water Music”.

TEf 14: Herrn Adansons Reise nach Senegall

Brandenburg 1773. Selten, dt. Erstausgabe (frz. 1757). Enthält eine Karte von Senegal.

Michel Adanson (1727-1806) war ein französischer Botaniker und Naturforscher. Er bereiste im Auftrag der Compagnie des Indes Westafrika und hielt sich auf der Insel Senegal auf. Er beobachtete und sammelte Pflanzen und Tiere und experimentierte mit Indigo.

TEf 15: Relations de plusieurs voyages à la cote d’ Afrique (Voyages au Sénégal) de M. Saugnier.

Paris 1792.

Saugniers „Relations“, die zuerst 1791 und dann 1799 veröffentlicht wurden, sind in vieler Hinsicht problematisch. Dazu gehört insbesondere auch die Identität des Autors selbst und seine tatsächliche Beteiligung an der Abfassung der Texte. Saugnier ist eine biographisch kaum zu fassende Person, von der nicht einmal der Vorname bekannt ist. Zu Beginn jeder seiner beiden Reisen gibt er eine kurze Autobiografie ab. Sie ist wenig erhellend und manchmal widersprüchlich, wobei er sich als jungen Abenteurer voller Ehrgeiz darstellt, der so schnell wie möglich reich werden möchte. Wie die meisten Reiseberichte der Zeit zeugt Saugniers Text von einer starken Intertextualität mit anderen Berichten; Gravuren werden übernommen, das Handelswissen aus früheren Berichten wird ohne Bezugnahme integriert. Es ist nicht auszuschliessen, dass es den Autor “Saugnier” einer solchen Kompilation gar nicht gibt. Der Text enthält zwei sehr unterschiedlichen Reisen. Die erste handelt von einer Reise in den Senegal, die durch einen Schiffbruch an der mauretanischen Küste unterbrochen wurde, wo Saugnier als Sklave festgehalten und dann von verschiedenen Auftraggebern nach Marokko und Tanger gebracht wurde, wo er wieder freigekauft wurde (1783-1784). Der zweite Bericht handelt von Saugniers erneuter Reise in den Senegal, um dort im Inland Sklaven zu kaufen und sie an der Küste an Sklavenschiffe zu liefern (1785-1786).

Der Bericht über die zweite Reise ist ein akribisches ökonomisches Journal eines Sklavenhändlers über die “Ware” der Sklaven und die “afrikanischen Prinzen” und “Mohren“, die diese Sklaven liefern. Gleichzeitig ist dieser Teil auch ein Bericht über ein persönliches Scheitern in einem Senegal, der negativ gesehen wird und in dem der Aufenthalt als eine Art geplanter Selbstmord betrachtet wird. Der Autor verurteilt darin die Mächtigen und die Indien-Kompanie, die er für seine Situation verantwortlich macht.

TEf 21: Reise nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung (Andreas Sparrmann)

Berlin 1784.

Der Schwede Andreas Sparrmann (1748-1820) war ein Mitglied der zweiten Weltreise von Cook und wurde dabei begleitet von Johann R.Forster und dessen Sohn Georg, der das vorliegende Werk herausgab. In Südafrika trennte sich Sparrmann von Cook und führte hier als Schüler Linnés vor allem botanische Forschungen durch. Die zahlreichen Kupfertafeln zeigen Landschaften, Indigene, Gerätschaften und verschiedene Tierarten.

TEf 23: Voyage de M. le Vaillant dans l’intérieur de l’Afrique

Paris 1790.

Nur 1 Band (von 2?).

Seltene Erstausgabe mitkolorierten Stichen, darunter auch eine Darstellung einer nackten Khoi Frau (“Hottentote” genannt), die später zensiert wurde. Le Vaillant war ein französischer Naturforscher, der von 1780 bis 1785 Südafrika bereiste, um Material für sein Buch über die Vögel Afrikas sammelte. Seine Reisen führten ihn bis nach Namaqualand, Bechuanaland und in Teile der Kalahari. Dieses Buch schildert Erlebnisse und Begebenheiten von Le Vaillants erster Reise zum Kap, auf der er über Mossel Bay nach Algoa Bay und in das damals als „Bruyntes Hoogte“ bekannte Gebiet reiste und durch das „Camdeboo“-Land zurückkehrte und die Flüsse Gamka, Buffalo und Touws überquerte. Auch zu Südafrika: Wilhelm Pattersons Reisen in das Land der Hottentotten (TEf 22, Berlin 1790, mit Illustrationen).

TEf 31: David Livingstone: Missionsreisen und Forschungen in Süd-Afrika

Leipzig 1858

Der schottische Missionar und Entdeckungsreisende David Livingstone (1813-1873) beschrieb in dem Buch seine verschiedenen Forschungsreisen im südlichen Afrika von 1852 bis 1856. Er durchquerte dabei als erster Europäer den Kontinent von Osten nach Westen auf einer Strecke von 6500 Kilometern  nd entdeckte den Ngami-See, den Verlauf des Sambesi-Flusses und die Victoria-Fälle. Entsetzt über den vor allem arabischen Sklavenhandel in der Region, wurde Livingstone zu einem entschiedenen Kämpfer für die Abschaffung der Sklaverei. Die geographischen Ergebnisse seiner Reisen waren von überragender Bedeutung und ermöglichten es, grosse Teile der Karten Zentralafrikas auszufüllen, die bis dahin leer geblieben waren. Die vorliegende deutsche Erstausgabe ist reich illustriert.

TEg 1: Reise nach Hudsons Meerbusen (Heinrich Ellis) (Göttingen 1750).

Erste deutsche Ausgabe. Heinrich Ellis (1721-1806) nahm 1746/47 im Auftrag der Hudson Bay Company an der Expedition zur Auffindung der Nordwestpassage unter der Leitung von William Moore teil. Neben der Entdeckung der von ihm benannten Chesterfield-Einfahrt konnte er wichtige ethnologische Neuigkeiten über die damals noch wenig bekannten Inuit sammeln. Ausserdem belegte er, dass die gesuchte Nordwestpassage nicht durch die Hudson Bay führte.

TEg 6: Voyage dans les parties sud de l’Amérique septentrionale par William Bartram

(Paris, an 7 = 1798, 2 Bände).

Erste französische Ausgabe. William Bartram war ein amerikanischer Naturforscher und der Sohn des Naturforschers John Bartram. Als Junge begleitete er seinen Vater auf vielen seiner Reisen in die Catskill Mountains, die New Jersey Pine Barrens, nach Neuengland und Florida. Im Jahr 1773 begab er sich auf eine vierjährige Reise durch acht südliche Kolonien. Bartram fertigte zahlreiche Zeichnungen an und machte sich Notizen über die einheimische Flora und Fauna sowie über die amerikanischen Indianer. Im Jahr 1774 erforschte er den St. Johns River, wo er denkwürdige Begegnungen mit aggressiven Alligatoren hatte, und besuchte auch ein wichtiges Seminolen-Dorf in Cuscowilla. Bartram setzte seine Erkundungen in der Alachua Savannah, der heutigen Paynes Prairie, fort und schrieb über seine Erfahrungen bei der Erforschung des Südostens. Es galt damals als eines der bedeutendsten Bücher über die amerikanische Naturgeschichte. Viele von Bartrams Berichten über historische Stätten waren die frühesten Aufzeichnungen, darunter die georgische Hügelgräberstätte Ocmulgee. Neben seinen Beiträgen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen ist Travels auch für seine originellen Beschreibungen der amerikanischen Landschaft bekannt. Bartrams Schriften beeinflussten viele der romantischen Schriftsteller seiner Zeit.

TEg 7: Des Herren Peter Kalms… Beschreibung der Reise nach dem nördlichen Amerika (Göttingen 1754). 3 Bände. Der Schwede Pehr Kalms (1716-1779) bereiste im Auftrag der Schwedischen Akademie der Wissenschaften und mit Anweisungen von C. von Linne 1748-1751 das östliche Nord-Amerika. Er besuchte große Teile von Pennsylvanien, New Jersey und New York, ging über den Champlain-See ins St.-Lorenz-Strom-Gebiet, durchstreifte anschließend das westliche Pennsylvanien und die Seeküsten von New Jersey, zog nach Albany und durch das Mohawk-Tal nach dem Ontario-See, den er bis zu den Niagara-Fällen befuhr. Kalm beschrieb nicht nur naturwissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch über die Landwirtschaft als auch über die Bewohner der bereisten Gebiete.

TEg 7a: Bericht für diejenigen, welche nach Nord-Amerika sich begeben, und alldort ansiedeln wollen

aus dem Englischen des berühmten Doktors Benjamin Franklin (1786)

TEg 9: Voyage dans les États-Unis d’Amérique (François-Alexandre-Frédéric La Rochefoucauld-Liancourt) (Paris, an VII (1799) (8 Bände).

Der Sozialreformer und Demokrat La Rochefoucauld-Liancourt (1747-1827) verbrachte während der Terrorherrschaft fünf Jahre im nordamerikanischen Exil. Seine Reisetagebücher, die er nach seiner Rückkehr nach Frankreich veröffentlichte, sind ein unglaublich detaillierter Bericht über die entstehenden Vereinigten Staaten und gehen Tocquevilles bekannterem Bericht um dreißig Jahre voraus. Während seiner Reise mit fünf Begleitern durch den größten Teil der Vereinigten Staaten und Oberkanada notierte La Rochefoucauld-Liancourt seine Eindrücke über die sozialen Verhältnisse, die Industrie, die Geologie, die Flora, die Fauna, das Klima usw. Er beobachtete die Beziehungen zwischen der weißen und der indianischen Bevölkerung und wies auf die schädlichen Auswirkungen des Alkohols hin. Als er erfuhr, dass er nicht nach Niederkanada reisen durfte, kehrte er abrupt nach Frankreich zurück. Eine vierbändige Ausgabe sowie die ersten englischen und deutschen Übersetzungen wurden ebenfalls 1799 veröffentlicht.

TEg 10b: Gottlieb Mittelbergers Reise nach Pennsylvanien (Stuttgart 1756).
Mittelbergers Tagebuch enthält eine Fülle von Informationen über die deutschen Kolonisten in Pennsylvania. Diese erste Ausgabe ist recht selten.

TEg 14: Nouveau voyage aus isles de l’Amerique

(Paris 1742-1743, 8 Bände).

Jean-Baptiste Labat (1663-1738) wirkte als Missionar und Plantagenbetreiber auf den westindischen Inseln. Seine Reiseerlebnisse schrieb er nach seiner Rückkehr nach Frankreich. Die 94 Kupfer zeigen hauptsächlich Flora und Fauna sowie die Kulturpflanzen Kakao, Ananas, Palmen etc., aber auch Gerätschaften, Mühlen, Schiffe, Eingeborene usw.

TEg 15: Relation abrégée d’un Voyage fait dans l’intérieur de l’Amérique méridionale (Charles de la Condamine)

(Paris 1745).

Der Autor war der Geograph einer grossen wissenschaftlichen Expedition nach Südamerika, um den Längengrad am Äquator zu messen und so die genauen Abmessungen des Planeten zu bestimmen. Nach Abschluss der Messungen kehrten die Mitglieder der Expedition auf verschiedenen Wegen von Peru nach Frankreich zurück, um möglichst viele wissenschaftliche Beobachtungen machen zu können. La Condamine entschied sich für die Rückreise über den Amazonas und berichtet in diesem Band über die erste wissenschaftliche Erkundung des großen Flusses; seine Beschreibungen werden durch interessante und Beobachtungen ergänzt.

TEg 18: Histoire des avanturiers (Alexandre Olivier Oexmelin). (Paris 1688).

2 Bände in einem. Erste französische Ausgabe. Neben ihrer Seltenheit ist diese Ausgabe auch deshalb von Bedeutung, weil ihre Illustrationen weder aus dem niederländischen Original noch aus den beiden frühesten englischen Ausgaben stammen. Diese Übersetzung wurde von Frontignières auf der Grundlage von Exquemelins eigenem Manuskript angefertigt; die erste Gesamtausgabe wurde 1678 in niederländischer Sprache unter dem Titel De Americaensche Zee-Roovers veröffentlicht. Der Erfolg stellte sich sofort ein, es folgten Übersetzungen und weitere Ausgaben bis ins 18. Jh. Der Verfasser, Oexmelin oder Exquemelin (1645 – 1707) war ein französischer Hugenotte, der sich 1666 auf den Weg zu den Antillen machte. Sein Schiff wurde angeblich von Piraten angegriffen, und nachdem er Tortuga erreicht hatte, wurde er offenbar an einen Einheimischen verkauft, der ihn anschließend an eine Art Chirurgen verkaufte, der ihm sein Amt beibrachte und ihm schließlich gegen Bezahlung die Freiheit gewährte. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde Exquemelin Freibeuter; als Pirat nahm er 1669 an der Plünderung von Maracaibo und 1670 an derjenigen von Panama unter Morgan teil. Seine Erfahrungen und Beobachtungen hat er in seinen Memoiren festgehalten. Die Detailgenauigkeit, mit der Exquemelin die Beutezüge, Plünderungen, das Leben und die Abenteuer dieser Seeleute beschreibt, war lange Zeit unübertroffen. Die Illustrationen umfassen sieben Faltkarten und Ansichten.

TEg 25: Hrn.Frézier allerneuste Reise nach der Süd-See und den Küsten von Chili, Peru und Brasilien.
Hamburg 1718. Deutsche Erstausgabe (2. Auflage 1749) des frz. Originals (Paris 1716).

Das Buch ist ein Klassiker der pazifischen Forschungsreisen und enthält 10 nummerierte Kupferstichkarten und -tafeln, von denen einige gefaltet sind. Amédée Frezier, ein französischer Militäringenieur, hatte den königlichen Auftrag, die Stärke der spanischen Siedlungen an der Pazifikküste Südamerikas zu ermitteln und die vorhandenen Karten zu überarbeiten. Der erste Teil dieses Buches gibt einen Bericht über die Reise von Frankreich um Kap Hoorn und wurde von zeitgenössischen und späteren Seefahrern verwendet. Der zweite Teil bezieht sich auf die Reise entlang der Küsten Chiles und Perus und beschreibt die wichtigsten Orte und Städte, die Fauna und Flora und die Bevölkerung und Gebräuche. Frezier, ein Mann der scharfen Beobachtung, brachte Informationen von grossem geographischen, militärischen und wissenschaftlichen Wert für die Kolonialmacht Frankreich zurück. Man muss diese Bücher ja immer im Kontext der Kolonialisierung sehen, es sind keine “unschuldigen Reiseführer”. Fun fact: Frézier führte auf seiner Reise die “Stranderdbeere” oder Chile-Erdbeere aus Chile nach Frankreich ein und wurde so seinem Namen (“fraisier” – Erdbeerpflanze) überaus gerecht. Das dt. Buch ist in der Schweiz nicht vorhanden, in Deutschland selten. Bei uns aus der Bibliothek von Johann Georg Müller.

TEg 28: An authentic journal of the expedition under Commodore Phillips to Botany Bay by an officer. London 1789.
Es handelt sich um ein Tagebuch der “First Fleet” von England nach Australien. Nach der Niederlage Grossbritanniens im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg hatte die britische Regierung mit der Suche nach einem neuen Standort für eine Strafkolonie begonnen und 1786 die Botany Bay beim heutigen Sydney als Standort für eine Sträflingssiedlung festgelegt. Die Gründung einer dauerhaften Siedlung in New South Wales und damit der Beginn des modernen Australien begann dann im Mai 1787 mit der Reise dieser “ersten Flotte” von elf Schiffen, darunter sechs Sträflingstransporten, unter Commodore Arthur Phillip. Am 18. Januar 1788 traf Phillip in der Botany Bay ein; bereits im Juli 1788 verliessen die Transportschiffe der Flotte Sydney wieder. Sie kehrten 1789 nach England zurück. Die Besatzungen brachten Skizzen und Briefe der Zurückgebliebenen mit, zudem offizielle Dokumente – und Manuskripte von Reiseberichten, darunter auch den Text des vorliegenden Büchleins. Der als Verfasser genannte anonyme “Officer” war Kapitän Watkins Tench. Tench, ein belesener und schriftstellerisch gewandter Marineoffizier, stammte aus Chester war an Bord des Transportschiffs Charlotte mit nach Australien gesegelt. Sein Buch gilt als der lesbarste aller Berichte über die First Fleet und ist einer der ersten Berichte über Australien überhaupt. Offenbar ist es ein Rarissimum, in Deutschland nur in Leipzig, international nur in Australien in wenige Exemplaren nachgewiesen. Die Recherche nach dem Titel ist etwas mühsam, weil es in vielen Bibliotheken Faksimiles des Textes gibt, die in KVK und Worldcat nicht immer gleich als solche zu erkennen sind. Unser Original ist aus der Bibliothek von Johann Georg Müller.

TEg 29: Tagebuch einer Entdeckungs Reise nach der Südsee. Berlin 1781.
Mit gestochenem Frontispiz und einer gefalteten Kupferstichkarte. Es ist die anonym erschienene Publikation über James Cooks dritte und letzte Pazifikreise, zwei Jahre vor dem ersten offiziellen Reisebericht erschienen. Einige der enthaltenen Details widersprechen den später erschienenen “offiziellen” Berichten, insbesondere was Cooks Tötung durch Indigene auf Hawaii betrifft, die erst später als völlig unprovoziert dargestellt wurde. Die Übersetzer Johann Reinhold Forster und sein Sohn Georg Forster waren auf Cooks zweiter Reise dabei gewesen; der Vater wurde aber vertraglich daran gehindert, eigene Aufzeichnungen zu publizieren, weshalb sein Sohn das übernahm und mit der “Reise um die Welt” gleich einen Klassiker des Genres produzierte. Für das vorliegende, etwas entlegenere Buch fügten die Forsters ein Vorwort sowie zahlreiche Anmerkungen hinzu und korrigierten die Karte. Ihre Vorlage dürfte  “Journal of Captain Cook`s last Voyage” von 1781 sein, die erste Veröffentlichung nach der Reise, über dessen Autor die Forsters auch nach intensiven, im Vorwort beschriebenen Nachforschungen nichts erfahren konnten. Es war wohl John Rickman, Cooks 2. Leutnant, Das Werk ist in Deutschland recht selten und in der Schweiz nur in der ZB vorhanden. Unser Exempar stammt aus der “Bibliotheca amicorum”, einer Bibliothek von Stadtbürgern der Aufklärungszeit.

Reiseführer des 19. und 20 Jhs.:

  • UB 785: Baedeker Schweiz, Leipzig 1907. UB 1586: Leipzig 1920.
  • ZD 14: Baedeker Syrien und Palästina. Leipzig 1880.
  • TD 265a: Baedekers Mittelmeer. Leipzig 1909.
  • Weitere zu anderen Ländern im SWK.
  • WA 1832: Illustriertes Reisehandbuch Schweiz. Bern 1957. WA 2232: Guide Bleu Suisse. Paris 1958.
  • UB 1558: Schweizer Kur-Almanach 1887. Kurorte, Bäder und Heilquellen der Schweiz. Mit Ill. alter Hotels.
  • UO 361. Europäische Wanderbilder. Schaffhausen und der Rheinfall. Mit Ill. und Textteilen auf e und f. Zürich [1881]. UO 744: Führer durch Schaffhausen und seine Umgebung. Hg. städtische Verkehrskommission. Schaffhausen 1908.

9 U, V, X, Y: Helvetica, Schaffhauser Drucke, Geschichte

Das UG beherbergt auch die Sammlungen zu den verschiedenen Helvetica. Unter der Signatur UA befinden sich geschichtliche Quellenwerke, unter UB Schweizergeschichte, Spezielles und Monographien. Unter den gleichen Aspekten sind die Kantone als Untergruppen aufgeteilt: von Signatur UC (Aargau) bis UZ (Zürich). Sie umfassen jeweilen Druckwerke bis und mit Erscheinungsjahr 1949. Der Altbestand Helvetica umfasst um die 5’300 Titel und an die 200 Periodika.

9.1. Allgemeines und Kantone

UA 1, 14: Traktat zur Pockenimpfung

Zürich, 1777. Ein Traktat pro Pockenimpfung, Einpfropfung genannt nervt sich: “…helfen keine Vorstellungen, wenn die Aufforderung durch die vielen Todesfälle..die Leute nicht dazu bereden könne, und sie lieber ungegründeten Erzählungen und Mährlein als der Stimme der Vernunft Gehör geben”. Hintergrund: In diesen Jahren begann man damit, Kinder mit den Kuh-Pocken zu impfen. Sie wurden dann krank, aber starben nicht dran wie an den menschlichen Pocken und waren gegen diese dann geimpft. Von Anfang an gabs Skeptiker und Gegner, darunter der berühmte Philosoph Immanuel Kant. Er befürchtete, der Mensch werde “viehisch” wegen der Kuh-Injektion. Wegen dieser Kühe des 18.Jhs – lat. Vaca – gibt es ja übrigens den Begriff Vakzin. Unter P 716 haben wir übrigens die Arbeit von Edward Jenner von 1799, die den Pockenimpfungen zum Durchbruch verhalf. Er beschreibt darin seine erfolgreichen Tests, quasi Impfstoffzulassungsverfahren vor 220 Jahren. In der Schweiz ein seltenes Werk – wir, Basel und Bern.

UB 144: David Herrliberger

Neüe Topographie helvetischer Gebirge, Alpen, Gletscher, Lavenen, Berg-Straassen, Quellen, etc

Nouvelle topographie des Alpes, montagnes de neige et de glace, chemins sur des montagnes, sources etc. de la Suisse [David Herrliberger] ; [Text von Daniel Roder]

1774

UZ 19: Memorabilia Tigurina

Zürich 1704.

Enthält Abbildungen von Zürcher Orten und Landstädten.

Andere Exemplare: UZ 186, UZ 107 (1780), UZ 107 (1820), UZ 336 (1845)

UZ 23: Bibliotheca Nova Tigurinorum…

Zürich 1629

Der erste Bibliothekskatalog der Zürcher Stadtbibliothek

9.2. UO: Scaphusiana

Scaphusiana sind Publikationen, die sich in irgendeiner Form auf Schaffhausen beziehen: von Schaffhausern geschriebene Werke, über Schaffhausen verfasste Titel und in Schaffhausen gedruckte Bücher (Signaturen UO, UO Per etc.). Sie umfassen für unseren Zeitraum etwas über 3000 Titel. Die Stadtbibliothek ist zuständig, diese Dokumente zu sammeln und zu erschliessen, soweit es sich nicht um Unikate handelt.

UO 1/7 II b: Kurze jedoch gründliche Anleitung zu dem Reb-Bau

wie solcher um die Stadt Schaffhausen herum von Anfang bis zu End müsse geführet werden, denen Eigenthümmern zu Gut, und denen Rebleuten zu ihrem künftigen Verhalt : meist aus langer Erfahrung beschrieben. von M. S 1759

 UO 17 Wappenbuch der Stadt Schaffhausen.

SH 1819.

U0 22: Reformation löblicher Statt Schaffhausen / Leonhardt Meyer

Schaffhausen: Suter, 1656. – Besitzeintrag Tobias Holländer. Hauptwerk des Schaffhauser Pfarrers Leonhardt Meyer (1627–nach 1684). Meyers Absicht war es, in seinem Buch »die fürtreffliche Gutttat Gottes « zu schildern. Diese bestehe in der Wiederherstellung »der wahren alleinseligmachenden

Religion«, die »wegen Ausstrettung auss dem Papsttum / Reformierte Religi « genannt werde (Vorrede, S. 6). Was in dieser Zeit geschah, bezeichnete Meyer als »ein werck Gottes, die edle Reformation und Reinigung der Religion« und er sah darin eine Manifestation der Macht und Gnade Gottes (ebd., 11). Meyers Werk hat eine ausgeprägte theologisch-erbauliche und apologetisch-polemische Zielsetzung und ist mehr eine Predigt als eine historische Darstellung, doch sie ist das erste Werk, das weit über 100 Jahre nach den Ereignissen über die Schaffhauser Reformation nachdenkt (Briner, Reformation in SH, Zwingliana 39, 2012, S. 79-92)

U0 53: Johann Jakob Rüeger, Chronist von Schaffhausen / J.J. Mezger

UO 157: Johann Heinrich Schalch, Baro- und Thermometres oder so genannte Wetter-Gläser, Leipzig 1705

UO 273: Illustrirter Reise-Führer auf den Eisenbahnen und Seen der nordöstlichen Schweiz

Schaffhausen 1857

UO 633 und ZA 885: Der erste Schaffhauser Druck

Christliche Ordnung und breuch der Kirchen zu Schaffhausen in der Eydgenoss-schaft, wie sie alda und in der Landschafft geübt und gebraucht werdend … Jetzt newlich und zum aller ersten zu trost … in den Truck verfertiget und aussgangen. Schaffhausen : Conrad Waldkirch, 1592 (83 S. : Ill.).

Das Buchdruckgewerbe hält erst spät Einzug in Schaffhausen. Der Magistrat bestellte 1591 den in Basel mit Peter Perna (um 1520–1582) tätigen Schaffhauser Stadtbürger Conrad von Waldkirch (1549–1616) zwecks Verlegung einiger Werke hierhin. Die vorliegende Kirchenordnung von 1592, ist das erste in Schaffhausen gedruckte Buch. Der Druck wurde mit 22 bereits früher verwendeten Holzschnitten illustriert, die Josias Murer (1530–1580) und Matthias Greuter (1564–1638) zugeschrieben werden. Wohl in Ermangelung weiterer Aufträge ging Waldkirch spätestens 1593 nach Basel zurück, und Schaffhausen blieb weitere 50 Jahre ohne Drucker. (Den zweiten Schaffhauser Druck: (Stefan Szegedi, Tabulae analyticae, Schaffhausen 1592), hatte Conrad von Waldkirch dem Rat überreicht: N*360).

UO 3094: Der hürnen Siegfried

Schaffhausen : Hurter, 1843 [Depositum Sturzenegger-Stiftung]

Bearbeitung des Volksbuches “Hörnerner Siegfried” durch den Sohn von Joseph Görres, Guido Görres (1805–1852), dem Mitbegründer der “Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland” (ab 1838). Illustriert ist das Werk vom Port­rät- und Historienmaler Wilhelm von Kaulbach (1805–1874) mit einem lithographier­ten Titelblatt, 13 ganzseitigen lithographierten Tafeln und 3 Holzschnitten. Die Hurter’sche Verlagsbuchhandlung in Schaffhausen war eine wichtige Akteurin der römisch-katholischen Bewegung (oder Reaktion) in der Schweiz.

U0 3105: Die Kinder im Schlaraffenland

Bilderbuch von Hans Witzig ; Mit Versen von Karl Stamm

1917

Hurter

Hurter’sche Buchhandlung und div. Buchdrucker Hurter in Schaffhausen. Berühmt für katholische und reaktionäre Werke, siehe hürnen Siegfried. Diverse interessante Werke des Antistes Friedrich Emanuel Hurter, der 1844 skandalöserweise zum Katholizismus übertrat und nach Wien emigrierte und dort k.k. Hofrat und Reichshistoriograph wurde.

  • Geburt und Wiedergeburt Hurter. Schaffhausen 1845. UO 71 (3 Bände). Autobiographie. Biographie durch Heinrich von Hurter, Graz 1876: BB 378.
  • Geschichte Papst Innocenz des Dritten. Hamburg 1834. 4 Bände. Noch aus seiner reformierten Zeit, aber bereits “zweifelhaften Inhalts”. NGb 38. NM 712: Papst Innocenz sechs Bücher von den Geheimnissen der heiligen Messe. Schaffhausen 1845.
  • Maria, Erzherzogin zu Österreich. Biographie, bereits als “Friedrich von Hurter”. Schaffhausen 1860. VH 66b. Geschichte Kaiser Ferdinands und seiner Eltern. Schaffhausen 1850. VH 89. In 11 (!) Bänden.
  • Ausflug nach Wien und Pressburg. Schaffhausen 1840. Reisebericht noch vor der Konversion. TEc31.

9.3. V: Geschichte (ohne die Schweiz)

Unter den Signaturengruppen VA bis VT und V*, X* und Y* sind die Werke zur Allgemeinen Geschichte, Universalgeschichte und Kulturgeschichte, zu den historischen Hilfswissenschaften (Diplomatik, Genealogie, Heraldik, Numismatik etc.) und zu Geschichtsquellen aufgestellt, daran anschliessend die Bestände zu einzelnen Länder- und Regionalgeschichten. Die Untergliederung ist ebenso differenziert wie bei der Sachgruppe T (Länder, Völker, Reisen). So stehen unter VGa bis VGh die Werke zur deutschen Geschichte: VGa (Bearbeitungen der deutschen Geschichte), VGb (Quellensammlungen der deutschen Geschichte), VGc (Monographien zur deutschen Geschichte), VGd (Spezialgeschichte einzelner deutscher Staaten und Städte), VGe (Württemberg, Baden und Elsass), VGf (Bayern), VGg (Sachsen, Thüringen, Hannover), VGh (Preussen). Die europäischen Länder sind einzeln aufgestellt (VH bis VQ), die übrigen mehrheitlich nach Kontinenten (VR bis VT). Die Signatur vereinigt einen repräsentativ-überdurchschnittlichen und hochstehenden Altbestand zur Sachgruppe Geschichte, was teilweise auf die Bibliotheca Amicorum und die nachgelassene Privatbibliothek von Johannes von Müller zurückgeht. Es sind hier insgesamt 3400 Werke aufgestellt, davon beispielsweise 560 allein in französischer Sprache.

VA 10: Der durchlauchtigen Welt vollständiges Wappenbuch (Johann Friedrich Seyfarth)

2. Auflage, Nürnberg 1772, vier Bände

Umfangreiches und ausführliches Wappenbuchs mit ausführlichen Registern. Schweiz selten (3 Bibliotheken). Der Autor war ein Heraldiker und Schriftsteller aus Halle (1727-1786)

VA 11 Das New Wapenbuch (Johann Siebmacher)

Nürnberg 1605-1609

Erstausgabe, Besitzvermerk Eberhardus Imthurn 1636. Nicht selten, offenbar ein Standardwerk in Bibliotheken.

VA 11b: Das erneuerte und vermehrte teutsche Wappenbuch (Johann Siebmacher, Paul Fürst)

Nürnberg 1657. Zwei Bände, vier Teile.

Geschätzte und gesuchte Ausgabe des bekannten heraldischen Werks, dessen Hauptteil die Wappen der nobilitierten Familien des Hl. Römischen Reichs bilden und das zahlreiche Bearbeitungen und Erweiterungen erlebte. Von Siebmacher selbst stammen nur die Teile 1 und 2 (in dieser Form erstmals 1605/1609 erschienen); nach seinem Tod gelangten die Kupferplatten an Paul Fürst, der Teil 1 geringfügig erweiterte und weitere Teile hinzufügte. Die Kupfertitel der vorliegenden Ausgabe wurden von Abraham Aubry und von P. Troschel gestochen.. Der erste Teil wurde um vier weitere Tafeln ergänzt, der zweite Teil blieb unverändert bei 164 Tafeln. Paul Fürst erstellte den 3. Teil (1656) mit 200 Tafeln und den 4. Teil des „Neuen Siebmachers“ (1657) mit ebenfalls 200 Tafeln und kurz vor seinem Tod (1666) den 5. Teil (1665) mit 312 Tafeln, wobei in diesen fünften Band verstärkt Eingang fand. Dabei hatte er als Mitarbeiter J. W. Fabricius  und GabrielBucelinus. Diese fünf Bände sind der sogenannte „Neue Siebmacher“. Alle Auflagen bis 1667 liegen im Querformat (eine Tafel je Seite) vor, und alle sind schwarz-weiß mit Initiale für die Farbangaben. Der 5. Teil in SH nicht vorhanden?

VA 29: Tabulae historico-genealogicae

Augsburg: Stridbeck, ca. 1700

Stammbäume europäischer Herrscherhäuser, hübsches Querformat.

VA 42: Friedrich Nicolai: Über den Gebrauch der falschen Haare und Perrucken

Berlin und Stettin 1801

Mit 66 (kleinen) Kupferstichen

Ein Spätwerk des Berliner Aufklärers Nicolai über den Gebrauch von Perücken und falschem Haar, von der griechischen Antike bis in die Gegenwart. Basierend auf historischen Notizen zu Modestilen und der eigenen, über viele Jahre zusammengetragenen Porträtsammlung beschreibt Nicolai die Entstehung, Variationen, Herstellung und Bedeutung von Perücken im Laufe der Zeit. Illustriert wird seine Darstellung durch die gestochenen Tafeln am Ende des Bandes, die verschiedene Frisuren im Laufe der Geschichte zeigen. Es sind fast durchweg Porträts bekannter oder berühmter Persönlichkeiten von den alten Ägyptern bis ins 18. Jahrhundert dargestellt. – Schweiz selten, aus der Bibliothek von JvM.

VA 43: William Alexander: Geschichte des weiblichen Geschlechts

Leipzig 1780.

Deutsche Übersetzung von ” The history of women, from the earliest antiquity, to the present time” des schottischen Arztes William Alexander (geb. 1742?, gest. 1788?) Das vorliegende Werk, das soziologische und anthropologische Obertöne hat, ist sein bekanntestes. Alexander versuchte die Geschichte der Frauen und der Geschlechterrollen fest in die Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft einzubinden. Das Werk richtet sich an gebildete oder zu bildende Frauen und verzichtet auf wissenschaftliche Referenzen. Das Werk erlebte mehrere englische, eine französische und eine deutsche Ausgabe. In der Schweiz nicht nachgewiesen, in Deutschland auch nicht? Übersetzung von Friedrich von Blanckenburg (anonym). Aus der Biblioteca amicorum. (Auch das englische Original ist selten).

VB 86: Vergilius Polydorus: Eigentlicher bericht, der Erfinder aller ding

Frankfurt/Main, ca. 1560

Von Marcus Tatius Alpinus verdeutschte und bearbeitete Ausgabe von De inventoribus rerum”. – Diese frühe Kulturgeschichte des italienischen Humanisten Polydorus Vergilius (1470-1555) war zu seiner Zeit weit verbreitet und eines der meisterwähnten Bücher auf dem Index librorum prohibitorum”. Neben technischen, wissenschaftlichen und zivilisatorischen Erfindungen wie Musik, Medizin, Astrologie, Magie, Mathematik, Buchdruck, Jagd, Festlichkeiten, Handel, Schiffahrt usw., behandelt es – erstmals in historischer Weise – auch die Ursprünge der christlichen Religion, ihre Gesetze, Institutionen, Riten und Gebräuche. – Unter den Textholzschnitten (darunter zahlr. Berufsdarstellungen) fünf von Schäufelein, davon einer (Bl. 150 verso) in erster Verwendung.

Schweiz nur Solothurn?

VB 109: Hundt-Radowsky, Hartwig: Die Judenschule

oder gründliche Anleitung, in kurzer Zeit ein vollkommener schwarzer oder weisser Jude zu werden : Nebst einem Angebinde für den Würtenbergischen Abgeordneten, Herrn Weber von Künzelsau, über den Nachdruck.

Jerusalem ; [Aarau?] : Neue Buchhandlung, 5582 / [1822-1823].

Hauptwerk des christlichen Antisemitismus des 19. Jahrhunderts, teilweise mit Tötungsphantasien. Enthält im ersten Band als Titelkupfer die berüchtigte “Judensau”, an deren Zitzen mehrere Juden saugen.

Auch wenn Autor und Werk heute fast völlig vergessen sind, so stellt das dreibändige Werk eines der umfangreichsten (1160 Seiten!) und frühesten antisemitischen Schriften dar, in denen durch eine Verbindung von religiösem Judenhass und rassekundlichen Vorstellung die Vernichtung von Juden propagiert wird. Der Autor war eine gescheiterte Existenz. Religiös verblendet und sowohl beruflich als auch privat gescheitert fristete er als Verfasser von antijüdischen Hetzschriften sein Leben. Sein Hauptwerk, “Der Judenspiegel” von 1819 wurde recht bald verboten; aus Angst vor der Verfolgung als “Demagoge” flüchtete von Berlin und Sachsen in die Schweiz bzw. nach Frankreich. Die “Judenschule” verfasste er in Aarau. Ursprünglich hatte er eine Neuauflage des “Judenspiegels” geplant, doch war ihm ein anonymer Verleger aus Württemberg zuvorgekommen und hatte die Schrift bereits ohne seine Zustimmung in Reutlingen nachgedruckt. Verarmt und vereinsamt verstarb er 1835 in Burgdorf (Bern). Die antisemitische Grundhaltung der “Judenschule” macht einem schon ein Titel-Kupferstich mit der Abbildung einer “Judensau” klar; ‒ die beleidigende und verhöhnende Darstellung von Juden, die an den Zitzen eines Schweines saugen. In unserem Exemplar ist zudem das Titelblatt einer weiteren Neuauflage eingebunden, die 1830 unter dem Titel “Die Juden wie sie waren, wie sie sind und wie sie seyn werden” in Reutlingen erschienen war. In deutschen Bibliotheken sind die Bücher häufig anzutreffen, laut KVK sind wir in der Schweiz die einzige Bibliothek, die die “Judenschule” im Bestand haben.

VDa 66: Moralische Bilderbibel, Kaspar Friedrich Lossius

Gotha 1812.

Mit 74 Kupfertafeln von G. Boettger nach Zeichnungen von Johann David Schubert, 5 Bände.

Lossius war ein Erfurter Theologe und Pädagoge. Diese Bilderbibel stellte einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte der Kinder- und Jugendbibel dar. Sie löst die bis dahin von naiver Lehrhaftigkeit geprägte Kinderbibel durch ein Geschichtswerk ab, das Mythologie, Heilsgeschichte und Geschichte der antiken Welt in sich vereint und neu betrachtet. Auch die Illustrationen des Werkes tragen zur neuen Konzeption bei. Die 74 Kupfertafeln des Dresdner Malers und Zeichners J.D. Schubert (1761-1822), die das Hauptwerk des Illustrators darstellen, zeigen Anklänge an Rousseausche Ideen. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Bilderbibeln spätbarocker Prägung steht die Zeichnung des einzelnen Menschen mit seinen Gefühlen und Regungen im Vordergrund.

VGc 206: «eine überaus seltene und wertvolle Druckschrift des Schaffhauser Reformators Sebastian Hofmeister» (Ant-wurt uff die ableinung doctor Eckens, Zürich 1524)

 VH 3: Geschichte der aboriginen dazischen Völker / Michael Lebrecht

Hermannstadt: Hochmeister, 1791. – Aus der Bibliothek von JvM.

VH 16: Osservazioni storiche… intorno la Valachia e Moldavia

Napoli: Gaetano Raimondi, 1788

Autor: Ignaz Stephan Raicevich aus Ragusa, österreichischer Konsul

VH 89: Friedrich Emanuel Hurter: Geschichte Kaiser Ferdinands und seiner Eltern. Schaffhausen 1850. In 11 (!) Bänden. Bereits als “Friedrich von Hurter”: Maria, Erzherzogin zu Österreich. Biographie, bereits als Schaffhausen 1860. VH 66b.

VM 6 Barocker Sammelband, darin: Der frantzösische Cato, Berlin 1615

Offenbar das Werk eines Jacques Gillot. Dient u.a. der Verleumdung der Herzogin Anna von Preussen, einer erfolgreichen reformierten Fürstin. Im Cato wird sie mit der französischen Regentin Maria von Medici verglichen, die dem Vorwurf des Gattenmordes ausgesetzt war. Frz. Original: Instructions et Missives des Roys très-chrestiens et de leurs ambassadeurs. In Swissbib nicht vorhanden.

Die anderen Teile sind:

 – Campanella, Von der Spannischen Monarchy, 1623 (Tommaso Campanella, kalabresischer Philosoph)

 – Postport der Iesuiten, Passau 1608 mit weiteren antijesuitischen Traktaten. Aus der Feder des Johann Cambilhon, eines angeblichen Jesuiten aus Graz, der Protestant wurde und als Schriftsteller in Augsburg wirkte.

 – Wolmeinder discurs, warumb sich die Römisch-Catholischen… (Vincenz Müller) 1616.

W* 58: Anfang, Ursprung unnd Herkommen des Thurnirs in teutscher Nation

[Thurnierbuch des Georg Rüxner]: Simmern, Hieronimus Rodler, 1530 (Erstausgabe)

Das berühmte Turnierbuch des Georg Rüxner, der wohl im Umfeld des Pfalzgrafen Johanns II von Simmern und möglicherweise auch für Kaiser Maximilian I. und Kaiser Karl V als Herold tätig war, ist eine Art frühneuzeitliche Adels-Genealogie mit schon zeitgenössisch als oft unzuverlässige empfundenen Angaben. Es enthält die Beschreibung von 36 Turnieren zwischen 938 und 1487 mit den kompletten Angaben aller Teilnehmer. Die ersten 14 Turniere gelten als frei erfunden. Das Schaffhauser Turnier ist das 21. (mit Ill. und Wappen der Stadt).

WO 132: Pomme endormie (Léna Leclerq) Paris 1961

Mit acht Originallithographien von Alberto Giacometti ; Buch ist signiert von der Autorin und dem Künstler

X* 1: Robert Gaguin: La mer des croniques

Paris 1518. Chronik der Geschichte Frankreichs des französischen Humanisten Robert Gaguin. Es handelt sich um dessen Hauptwerk, das Compendium de origine et gestis Francorum. Zu seinen Lebzeiten gab es vier jeweils erweiterte Ausgaben, 1495, 1497 und 1501; mit jeder Ausgabe wurde der Bericht ein wenig erweitert; die letzte endet mit dem Jahr 1499. Das Compendium wurde auch nach dem Tod des Autors häufig neu aufgelegt, und dies bis 1586 mit verschiedenen Ergänzungen; mehrere dieser Nachdrucke tragen den Titel Annales rerum Gallicarum. Pierre Desrey besorgte eine französische Übersetzung und führte die Chronik bis 1514 fort,  sie erschien u.d.T. La mer des croniques & mirouer hystorial de France 1518 in Paris.

Schweiz nur Aarau KB, Deutschland nur Preussischer Kulturbesitz Berlin. Der Titel “mer des croniques” will wohl an den Erfolg des berühmten “mer des hystoires” anknüpfen. Mit mehreren Holzschnitten.

X* 3: Frantzösische History

Basel, Samuel Apiarius 1574

Allerlay Religion und Wälthändlen so sich under Konig Henrico II. Francesco II unnd Carolo IX. inn Franckreich bisz auff gegenwärtige zeyt erhörter unnd unerhörter weiss sich habend zugetragen.

Dt. Übersetzung des Commentariorum de statu religionis et rei publicae in regno Galliae des Calvinisten Jean de Serres (1571). Dieses Werk behandelte die Religionskriege von 1557 bis 1570 und war die erste Geschichte dieser Kriege, die auf den Zeugnissen französischer Flüchtlinge basierte, die die Schweiz erreicht hatten. Im Jahr 1575 fügte er einen vierten Teil hinzu, der das Werk bis 1574 erweiterte. Schweiz selten, Deutschland weniger. Schöne Ill. als Faltblätter!

X* 7: Omnium regum francorum a Pharamundo usque ad Carolum Nonum vitae

breviter complexae, atque certis epigrammatis illustratae.

Basel, Brylinger, 1574

Schöne Portraits der fränkischen Herrscher, in CH selten, in D weniger.

X* 9: Jean Du Tillet, Recueil des roys des France

Paris 1580

Unsere Ausgabe nur Lausanne und Bern. Güldener Einband. Einige Ill mit farbigen Wappen.

X* 22: Chronica… aller Hertzogen zu Venedig

Frankfurt 1574.

Nicht sehr selten, viele kleinere Porträts, Holzschnitte von Jost Ammann (Zürich und Nürnberg).

Y* 13 Guillaume Caoursin: Historia von Rhodis

Strassburg 1513. Eine Übersetzung des Schaffhauser Stadtarztes Johannes Adelphus.

Y* 20 Asia, Olfert Dapper

Nicht sehr selten, aber nicht auf e-rara

Etwa 440 S. deutsche Erstausgabe Nürnberg 1681.

Y* 21 China illustrata (Athanasius Kircher)

https://en.wikipedia.org/wiki/China_Illustrata

Auf e-rara mit anderem Verlagsort, CG Jung-Institut und recht faltig.  

10 Z: Ministerialbibliothek

Sie wurde unter dieser Bezeichnung 1780 gegründet und umfasst ca. 9’200 Titel und 73 Periodika an Altbeständen (inkl. der eigenen Handschriften- und Inkunabelsammlung). Diejenigen mit Enstehungs- und Erscheinungsjahr bis 1800 sind unter den Signaturen Z, Z Bib, ZA, ZB und ZC im Schutzraum aufbewahrt, Werke mit Druckjahr ab 1801 im 1. Stock. Die Ministerialbibliothek wird von der Stadtbibliothek seit 1923 als Depositum verwaltet.

Z 43: Machumetis Alcoran, Basel 1543 (Bibliander).

Der Zürcher Orientalist und Theologe Theodor Bibliander ist der Heraus­geber dieser ersten gedruckten Ausgabe des Korans. Er griff dabei auf mittelalterliche Übersetzungen ins Latein zurück (Petrus Venerabilis (ca. 1092 bis 1156) und Robert von Ketton (ca. 1110 bis 1160). Neben dem Korantext enthält die Ausgabe zahlreiche theologische und historische Abhandlungen, darunter die Cribratio Alcorani („Durchsicht des Korans“) des Nikolaus von Kues, die bedeutendste spätmittelal­terliche theologisch-philosophische Auseinandersetzung mit dem Islam. Biblianders Werk ist damit die erste eigentliche “Islamenzyklopädie”. Die Übersetzung war umstritten, der Basler Rat verbot zunächst den Druck und inhaftierte den Drucker Oporinus. Erst nach einer Intervention Martin Luthers kam der Druck zustande. Der Rat ordnete jedoch an, dass Drucker und Verlagsort nicht angegeben werden durften, und Luther versah das Buch mit einem warnenden Vorwort. Bibliander gilt heute als Vorreiter des interreligiösen Dialogs, betont er doch in seinem Vorwort das Gemeinsame der Religionen und verweist auf das jüdisch-christliche Gedanken­gut, das der Koran verarbeite. – Im islamischen Kulturraum wurde der Koran erst ab dem 19. Jh. verbreitet gedruckt. Zur Verschriftlichung des Korans: http://www.deutschlandfunkkultur.de/schatz-in-der-staatsbibliothek-die-aelteste.1278.de.html?dram:article_id=340380

Z 103 Contrafayt Kreuterbuch / Otto Brunfels, 1532-37

Brunfels gilt als einer der “Väter der Botanik” und korrespondierte mit Hieronymus Bock. Die lateinische Ausgabe des vorliegenden Werke Herbarum vivae eicones, hat die Signatur Z 52, ist jedoch bereits auf e-rara vorhanden. Zusammengebunden mit dem Kreutterbuch von allem Erdgewächs von Johann Cuba (Frankfurt 1533).

Z 232 Bibelkommentar Pellikan

Prominente Hebraist Konrad Pellikan, der insbesondere mit seinem siebenbändigen Bibelkommentar (1533-1535), der einzigen vollständigen Bibelauslegung des Jahrhunderts, vertreten ist.

Z 504: Mercator-Atlas

Amsterdam 1613. Weitere Ausgabe 1631: T*8. ( Dazu Mercator, Basel 1545 L* a 49)

Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts war eine Zeit rasanter Umwälzungen und großer Fortschritte in der wissenschaftlichen Kartographie, die untrennbar mit dem Namen Gerhard bzw. Gerardus Mercator verbunden sind. Mercator, eigentlich Gerhard De Kremer, wurde 1512 in Rupelmonde bei Antwerpen geboren, studierte später Theologie, Philosophie und Mathematik bei Gemma Frisius an der Universität Löwen, Astronomie, und Kupferstichtechniken brachte er sich im Selbststudium bei. Schon zu Lebzeiten galt Mercator als einer der größten Geo- oder Kosmographen seiner Zeit und war auch als Instrumenten- und Globenbauer berühmt. Eine seiner herausragenden Leistungen war die Entwicklung der nach ihm benannten winkeltreuen Projektion zur Erleichterung der Navigation, die bis heute von Bedeutung für die See- und Luftfahrt ist. Mercator war auch einer der ersten, der Landkarten zu einem Kartenwerk in Buchform zusammenfügte, von ihm stammt der Begriff Atlas. Gemeint war damit allerdings nicht, wie später meist angenommen, der Titan und Atlas der griechischen Mythologie, der auf dem Titelblatt der Ausgabe von 1633 die Welt auf seinen Schultern trägt, sondern der sagenhafte mauretanische König Atlas, der ein großer Astronom und Kosmograph gewesen sein soll. Diese Symbolfigur ist auf dem Titelblatt der 1613er Ausgabe beim Vermessen der Erdkugel dargestellt, umgeben von Frauenfiguren, die die sechs Erdteile verkörpern, Königin Europa, Asien, Peruana (Südamerika, eine Indianerin), Magalanica, eine nackte Dame mit einer Fackel, die den hypothetischen Kontinent Feuerland symbolisiert, Mexicana und Africa.

Ein erster Teil des Mercator-Atlas, eine Überarbeitung der ptolemäischen Karten, erschien bereits 1578, 1585 folgten Kartenreihen von Frankreich, Deutschland und Holland. Mercator wurde jedoch ein Opfer seines Perfektionismus und zögerte die Publikation in der Hoffnung auf neue Informationen hinaus, so dass er 1594 vor Fertigstellung des Großprojekts starb. Der Atlas wurde von seinem Sohn Rumold ergänzt, die insgesamt 107 Karten mit kurzen landeskundlichen Begleittexten, einer Biographie Mercators verfasst von dem Duisburger Magistraten Walter Ghim und Mercators Text „De mundi creatione et fabrica liber“ wurden 1595 publiziert. Diese Auflage war aber wenig erfolgreich und wurde vom Theatrum Orbis Terrarum (1570) des Abraham Ortelius weitestgehend verdrängt.

1604 wurden die Kupferplatten des Mercator-Atlas an den flämischen Kupferstecher, Kartographen und Verleger Jodocus Hondius verkauft, der das Werk um 37 Karten erweiterte, die zum Teil von ihm selbst stammten- insbesondere ergänzte er 7 Karten der Iberischen Halbinsel, die bei Mercator völlig gefehlt hatte, und Detailkarten von Afrika, Asien und Amerika. Hondius bezeichnete sich selbst zwar nur als Herausgeber, seine Nachfahren sehen seinen Beitrag aber als genauso wichtig an wie den Mercators, weshalb ab 1613 das berühmte Doppelportrait der beiden Kartographen eingefügt wird. Es wurde von Hondius’ Witwe Colletta van den Keere gestochen wurde, einer erfolgreichen Verlegerin, die das Geschäft nach dem Tod ihres Mannes weiterführte. Hondius’ Ausgabe war ein Riesenerfolg, es folgten zahlreiche erweiterte Ausgaben durch Hondius und seine Erben, auch eine „Taschenbuchausgabe“, der Atlas Minor. Mit den Mercator-Hondius-Atlanten begann der weltweite Siegeszug des Atlas, dessen inzwischen über 400-jährige Erfolgsgeschichte sich auch in den elektronischen Kartenwerken und Satellitenbildatlanten der Gegenwart, etwa Google Earth, fortsetzt. Die Stadtbibliothek besitzt Exemplare der Mercator-Hondius-Atlanten von 1613 und 1631, deren Vergleich die ständige Zunahme der topographischen Kenntnisse zeigt, die Gestalt Südamerikas etwa wandelt sich radikal, die Insel Korea wird zur Halbinsel. Die Illustrationen sind s/w.

 ZA 30: Psalter, Augsburg: Sigmund Grimm 1523

Psalter des küniglichen prophetten davids geteutscht nach warhafftigem text der hebraischen zungen. Übersetzt von Caspar Amman, einem schwäbischen Augustiner und Humanisten, herausgegeben von Johann Böschenstein, der 1522 Zwinglis Hebräischlehrer war.

ZA 107: Heinrich Bullinger, Compendium christianae religionis, Lyon 1562.

Sehr seltene Ausgabe, die wir als einzige (?) vollständig mit Titelblatt haben. Aus dem kurzzeitigen Flirt Lyons mit dem Calvinismus (Lyon 1562, capitale protestante, dir. Yves Krumenacker, Lyon, 2009). William Kemp, McGill University, schreibt uns: “Edition first cited by Sybille von Gültlingen (Bibliographie Lyon, vol. 14, p. 110). But the copy she cites at Wolfenbüttel is lacking the title page. I believe it is VD that mentions your copy with title page. I assume that ‘Christianus Juvenus’ is an invented name. For now, we will assume that the book really was printed in Lyon.” Beigebunden und den Bullinger-Text unterbrechend ist das Traktat Epitome ecclesiasticorum dogmatum des Thomas Naogeorgus (ZA 107, 1)

ZA 150 Catechismus mit ausslegung in der Syruischen Sprach

Tübingen (Urach) 1561

VD16 B7667

Dies ist der kleine Katechismus Trubars, im kyrillischen Alphabet. In Urach in einer 2000er-Auflage gedruckt, noch in fünf Bibliotheken vorhanden (St. Petersburg, Ljubljana, Tübingen, Wien und Schaffhausen).

Trubar verwendete für diesen Katechismus Luther, Brenz, Flacius und andere Quellen. Es ist das erste kyrillische Buch aus Urach, eine Übertragung von Konsuls glagolitischer Ausgabe durch Dalmata. Grundlage ist Trubars slowenische Ausgabe von 1550, das erste Buch in slowenischer Sprache. Von dieser haben wir eine spätere Ausgabe (Tübingen 1567, ZA 151, s.d.). Die Uracher Ausgabe enthält zwei Vorreden: Trubars deutsche Vorrede ist an König Maximilian von Böhmen gerichtet. Die zweite, serbokroatische Vorrede richtet sich an südslawische Leser und kündigt weitere Bücher an.

Drucke des slowenischen Reformators Primos Trubar

Primoz-Trubar-Drucke

Primož Trubar (1508-1586) wird in Slowenien als Vater der modernen slowenischen Sprache geehrt. Unter den rund 30 Werken, die er veröffentlicht hat, befinden sich die ersten in slowenischer Sprache gedruckten Bücher. Trubar wurde 1508 als Sohn eines Müllers im Dorf Rašica bei Ljubljana geboren. Er ging in Rijeka (Fiume); und Salzburg zur Schule und studierte in Triest und Wien. 1530 wurde er in Triest zum Priester geweiht und war zunächst als Priester in Laško (dt. Tüffer) in der Untersteiermark (heute östliches Slowenien) tätig. Als er 1536 zum Prediger in der St. Nikolaus-Kathedrale in Ljubljana ernannt wurde, begann er sich im Geist des Erasmus offen über eine Kirchenreform zu äussern und las Werke Luthers und der Schweizer Reformatoren. 1548 wurde Trubar ins Exil gezwungen, er flüchtete nach Nürnberg. In Rothenburg ob der Tauber wurde er Prediger und begann Pläne zur Reformation seiner slowenischen Heimat. Schon 1550 veröffentlichte Trubar in Schwäbisch Hall einen Katechismus – das erste Buch auf Slowenisch. Der von den Katechismen Martin Luthers und Johannes Brenz‘ beeinflusste Text enthielt auch einige Hymnen, Auslegungen über Bibelpassagen sowie eine Schrift von dem aus Istrien stammenden lutherischen Theologen Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) über den wahren Glauben. Das Abecedarium, eine weitere Veröffentlichung Trubers, folgte im selben Jahr mit der Absicht, das Lesen in der slowenischen Sprache zu lehren. 1553 bis 1561 war Trubar Pfarrer in Kempten. Während dieser Zeit übersetzte er das Neue Testament aus der Lutherbibel ins Slowenische. Die Schaffung einer standardisierten slowenischen literarischen Sprache aufgrund des Krainer Dialektes war eine Herausforderung, denn es gab nicht nur zahlreiche unterschiedliche slowenische Sprachvarianten, sondern der damals in Krain gesprochene Dialekt war nicht verschriftlicht; daneben war unter der Bevölkerung auch die Verwendung des Deutschen sowie des Lateinischen weit verbreitet. 1555 begann Truber eine Korrespondenz mit dem Zürcher Reformator Heinrich Bullinger, was ihm in Württemberg zeitweise den Verdacht eintrug, Zwinglianer zu sein. In der Hoffnung, nach Slowenien zurückkehren zu dürfen, begann Trubar eine Zusammenarbeit mit Hans Ungnad von Sonnegg, dem Landeshauptmann der Steiermark und obersten Feldhauptmann der südlichen Provinzen der Habsburger Monarchie, der ein Sympathisant und Unterstützer der Reformation war. Ungnad liess sich nach 1556 in Württemberg nieder und finanzierte die Errichtung einer Druckerei in Tübingen, die später nach Urach verlegt und als Zweig der Druckerei von Ulrich Morhart tätig wurde. Das Unternehmen trug den Namen „Windische [slowenische], chrabatische [kroatische] und cirulische [kyrillische] Thrukerey“. Ungnads Druckerpresse veröffentlichte Texte in slowenischer, italienischer und kroatischer Sprache unter Verwendung des lateinischen, kyrillischen und glagolitischen Alphabets. Die Druckerei veröffentlichte von 1561 bis zu Ungnads Tod im Dezember 1564 etwa 31.000 Exemplare von 37 verschiedenen Titeln, darunter biblische Texte und Übersetzungen von Werken führender lutherischer Theologen sowie Originalarbeiten von Trubar und einer Reihe weiterer Reformatoren. Zu den Mitarbeitern der Druckerei zählten Stephan Consul aus Istrien, der 1549 ins Exil gezwungen worden war, und Anton Dalmata, ebenfalls Exulant aus dem Territorium des heutigen Kroatien. Die beiden waren Hauptübersetzer des im Jahr 1562 veröffentlichten Neuen Testaments in Kroatisch, das stark auf Trubers neutestamentlicher Übersetzung ins Slowenische basierte. Der württembergische Herzog Christoph erteilte Trubar die Erlaubnis, als Pfarrer in Urach tätig zu sein, wo er direkt an der Arbeit der Druckerei beteiligt war. Allerdings blieb Trubar nur ein Jahr lang in Urach, bevor er nach Slowenien zurückkehrte, um erster Superintendent der lutherischen Kirche in Ljubljana zu werden.1565 wurde Truber jedoch zum zweiten Mal aus Ljubljana verbannt. Daraufhin kehrte er in das Herzogtum Württemberg zurück und wurde Pfarrer in Lauffen am Neckar. Im Jahre 1566 veröffentlichte er eine Übersetzung der Psalmen auf Slowenisch. Danach ließ er sich in Derendingen, ausserhalb von Tübingen, nieder, wo er als Pfarrer der St. Gallus-Kirche wirkte und sich weiter mit Schreiben und Übersetzen beschäftigte. Trubar starb am 15. Juni 1586 in Derendingen.

Für die kleine Nation der Slowenen und ihr Selbstverständnis spielt Trubar eine wichtige Rolle. Bis zum Ende seines Lebens schrieb Truber aus Derendingen an seine alten Vertrauten in Ljubljana, um von der Ferne aus weiterhin auf die Entwicklungen in Slowenien Einfluss zu nehmen. Seine wahre Liebe zeigt sich aber in dem Pseudonym, unter welchem er seinen Katechismus veröffentlichte: „Philopatris Illyricus“, illyrischer Patriot. Trubar ist denn auch das Gesicht auf der slowenischen Ein-Euro-Münze.

In der Stadtbibliothek sind insgesamt neun der seltenen Trubar-Drucke vorhanden, die meisten in der Ministerialbibliothek, drei davon aus der temporären Druckerei in Urach. Das ist eine grosse Zahl: Tübingen, die “Heimatbibliothek” Trubars, hat 19 (davon 17 aus der Druckerei in Urach); die ZB hat 5, die UB Basel 20.

Insgesamt gibt es laut VD16 etwa 40 Trubar-Drucke (Sönke Lorenz, Primus Truber, der slowenische Reformator und Württemberg). Besonders interessant sind die Drucke mit Glagoliza (in Nürnberg beschafft) oder Kyrilliza (in Urach hergestellt). Seltenheit: Beschlagnahmung durch katholische Seite, Zerstörung in der Gegenreformation. Oft haben sich nur die Exemplare erhalten, die als Geschenke oder Belegexemplare an Fürsten, Städte und Förderer schickte (schöne Einbände aus der Werkstatt des Tübinger Buchbinders Samuel Streler). Entweder also SH als Förderer der Uracher Bibelanstalt, oder Privatpersonen, die später an SH schenkten. Siehe Treffenliche, S. 81 und Hüttl-Hubert, Provenienz in: Reformation in Mitteleuropa, S. 47 (“Tübinger Reformationseinbände” aus braunem Schafleder mit goldgepressten Bildnissen.

Die Signaturen: KSt 2, Kst 31, ZB 149, ZA 150, ZA 151, Z Bib 88, Z Bib 191

ZA 151: Ta celi catehismus

Tübingen 1567

Die Erstausgabe 1550 war das erste Buch in slowenischer Sprache. Es war die Grundlage für die serbokroatische Übersetzung 1561, die wir unter ZA 150 haben. Diese Ausgabe VD16 T 2110. Mit Widmung an Gabriel von Gallenberg, den Sohn des verstorbenen Landesverwesers von Krain, Jobst von Gallenberg.

Der Band enthält auch auch ein “Abecedarium” von 1566 für die Alphabetisierung. Es erschien erstmals ebenfalls 1550, ausserdem 1555 und zudem 1561 in Urach serbokroatisch-glagolitisch. Unsere Ausgabe VD16 T 2099. Am Schluss der Widmung setzte Truber den Namen seines 10j Sohnes Felizian und lässt ihn seinen Ljubljaner Mitschüler Jurko Forest anreden. Ursprünglich Stadtbibliothek, im 19. Jh. Ministerialbibliothek. Ebenso enthalten ist “Ena Duhovska Peissen ein Lied gegen die Türken von 1567 mit Noten. VD16 T 2100. Trubars Lieder erschienen 1550 erstmals in seinem Katechismus und 1563 in Tübingen, ergänzt durch weitere Lieder aus dem Umfeld von Bürgern Ljubljanas. In dieser Ausgabe nur ein Lied und nicht wirklich ein Kirchenlied.

ZA 350: Katholische Kampfschrift gegen Luther (Evangelische Inquisition, Wien 1574 des Hofrats Georg Eder, aus dem Besitz des Engener Pfarrers Wolfgang Keller.

ZA 459: Elias Hutter: Dictionarium harmonicum biblicum (1598), aus der Bibliothek von Johann Georg von Werdenstein, Kanoniker in Augsburg und Eichstätt.

ZA 466: Sammelband

  • Antonius Margaritha: Der gantz Jüdisch glaub, Augsburg 1530. VD16 M 973 Margaritha (1492-1542) aus Nürnberg war ein jüdischer Konvertit, dessen Hauptwerk eine Art “Insider-Enthüllungsbuch” über das Judentum darstellt. Es ist ein von den Reformatoren stark rezipierter Klassiker des Antisemitismus, aber auch eine Quelle für den jüdischen Alltag im frühen 16. Jahrhundert. Das Buch enthält auch die erste Übersetzung eines jüdischen Gebetbuches ins Deutsche.
  • Sebastian Franck: Paradoxa Ducenta Octoginta, Das ist, Zweyhundert und Achtzig Wunderreden. Ulm [ 1534]. VD16 F 2116. Sebastian Franck (1499-1542) war ein radikaler Reformator, der sich gegen jede Form von weltlicher und kirchlicher Autorität auflehnte und darin den Täufern nahe stand. Pazifismus und Toleranz machen ihn zu einer besonderen Figur der frühen Neuzeit. Die “Paradoxa” sind eine Sammlung von paradoxen Aussagen, die der Autor als Ausgangsbasis für religionsphilosophischeErörterungen nutzt. Die Widersprüche sollen den Leser geistig weiterbringen und sein “inneres Wort” erkennen lassen, das die verborgene Wahrheit bedeute.
  • Die sieben weisen Meyster. Strassburg 1536. VD16 ZV 14413. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von 15 Erzählungen, die ursprünglich aus Persien stammen (Sindbad-Buch) und via Byzanz nach Frankreich gelangten. Deutsche Übersetzungen in Prosa oder Versen gibt es seit dem 15. Jahrhundert, im 16. Jh. war das reichlich frauenfeindliche Buch immens populär. Der römische Kaiser Pontianus lässt nach dem Tod seiner Frau seinen einzigen Sohn Diocletian von sieben weisen Meistern fern der Heimat erziehen. Nach sieben Jahren kehrt der Sohn zurück, schweigt am Hof aber sieben Tage eisern, denn eine Vision hat ihm andernfalls den Tod angekündigt. Seine Stiefmutter will ihn verführen, scheitert aber und behauptet, der Sohn habe sie vergewaltigen wollen (8v). Der Vater verurteilt den Sohn zum Tode. Sieben Tage lang gelingt es den weisen Meistern, das Todesurteil aber durch Geschichten hinauszögern, aber der Stiefmutter gelingt es mit sieben Gegengeschichten immer wieder, die Sache am Laufen zu halten. Nach sieben Tagen darf der Sohn wieder sprechen und entlarvt seine Stiefmutter und deren als Dienerin verkleideten Liebhaber. Vater und Sohn sind versöhnt, aber Stiefmutter und Liebhaber werden zum Tod verurteilt. Unsere Ausgabe sehr selten, interessante Holzschnitte. Digitalisiert auf e-rara.

ZA 492: Reformationsdruck (Bullinger) mit ma. Hss. als Buchumschlag (Bsp.)

ZA 524: Index librorum prohibitorum

1560er Jahre, früh.

ZA 655, ZA 656: Werke des kroatischen Humanisten Marko Marulić (Marcus Marulus, 1450-1524)

Wegen seiner Werke in kroatischer Sprache wird er in Kroatien „Vater der kroatischen Literatur“ genannt, doch seine in lateinischer Sprache verfassten Werke verschafften ihm weitherum Bekanntheit. Unter den Lesern seines wichtigsten theologischen Werks, „Evangelistarium“, waren Schriftsteller, Übersetzer, Humanisten, Prälaten, Staatsmänner und andere Würdenträger aus zahlreichen europäischen Ländern. Der berühmteste unter ihnen war König Heinrich VIII. von England, der im „Evangelistarium“ eine theoretische Rechtfertigung für die Auflösung seiner Ehe mit Katharina von Aragon zu finden erhoffte.

Marko Marulić ist der Autor vieler weiterer bedeutender Werke, wie beispielsweise “De institutione bene vivendi per exempla sanctorum” (Venedig, 1506), das im 16. Jahrhundert ein sehr populäres Werk war und rund 60 Auflagen in mehreren europäischen Sprachen erfuhr: Italienisch (Venedig, 1563), Deutsch (Köln, 1563), Portugiesisch (Lissabon, 1579), Französisch (Douai, 1585) und Tschechisch (Prag, 1621).

  • ZA 655: Evangelistarium, Köln 1529.
  • ZA 656: Aus dem Bestand von Wolfgang Keller: “De institutione bene vivendi”, Köln 1530 (Erstausgabe Venedig 1506)
  • NB 2, 10: Evangelistarium, Basel 1519 (Erstausgabe 1516?)

ZA 776 Van den Slotelen (Luthers Traktat von den Schlüsseln)

Magdeburg 1531. Niederdeutscher Druck, nicht in HAB nachgewiesen.

ZB 62: Heidelberger Katechismus (Schaffhausen, Ziegler 1699)

Prominent vertreten in Schaffhausen ist der von der Regierung gemäss den Vorgaben der Dordrechter Synode 1643 für verbindlich erklärte Heidelberger Katechismus, der in Schaffhausen denjenigen Ulmers als eigentlichen Volkskatechismus ablöste. (Erstdruck 1563, in SH 1643 zum offiziellen Glaubensbekenntnis ernannt. Versöhnt bis zu einem gewissen Grad Lutheraner und Reformierte, moderne Pädagogik. Auch in St. Gallen und Neuchâtel verwendet, nicht aber in Zürich).  Die früheste in der Ministerialbibliothek greifbare Fassung findet sich in der Textvorlage für die jahreszyklische Sammlung von 52 Predigten zum Heidelberger Katechismus von Georg Spindler (Amberg 1597). Aus demselben Jahr stammt auch eine Übersetzung des lateinischen Textes ins Griechische durch Friedrich Sylburg (Heidelberg 1597). Die älteste vorhandene deutsche Textausgabe stammt aus dem Jahr 1606 (Herborn); es folgen etliche badische und schweizerische Ausgaben. Ab der Ausgabe von 1827, der innerhalb weniger Jahrzehnte nicht weniger als zwei Dutzend weitere Auflagen folgten, wird er schlicht als „Schaffhauser Katechismus“ bezeichnet. Diese Umbenennung verdankt sich nicht allein einer lokalspezifischen leichten sprachlichen Modernisierung und einer veränderten Auswahl der biblischen Belegstellen, sondern wohl noch mehr einer über die Jahre und Jahrzehnte gewachsenen Identifikation in der eigenen Kirche mit Geist und Inhalt des überragenden pfälzischen Dokuments. Weitere Ausgaben: Ausgaben: UO 416 b: Schaffhausen 1735,  UO 416 c: SH 1827

Vgl. den Artikel von D. Bolliger in den SN vom 27.3.2013.

Katechetische Werke sind in der Bibliothek 271 vorhanden (46 aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 56 aus dem 18. Jh, 159 aus dem 19. Jh). Neben den Klassikern der Reformationszeit, dem tridentinischen Katechismus und den beiden Katechismen Luthers in etlichen Ausgaben, weist die Sammlung ein spezifisch süddeutsch-eidgenössisches, auch für die Bildungsgeschichte Schaffhausens aufschlussreiches Profil auf. Von den zahlreichen frühprotestantischen Katechismen sind derjenige Philipp Melanchthons und – in mehreren Ausgaben – der im lutherischen Süddeutschland und im Elsass verbreitete Katechismus von Johannes Brenz vorhanden. Es fehlt hingegen der Katechismus von Johann Konrad Ulmer (UO 131). Wegen einiger Anleihen bei Brenz war dieser Katechismus erst sehr umstritten, erlangte dann aber bis mindestens 1618 obrigkeitliche Verbindlichkeit. Unter den reformierten Katechismen eidgenössischer Herkunft sind die Zürcher Katechismen von Otto Werdmüller (1559) und Heinrich Bullinger (Erwachsenenkatechismus von 1563) zu finden. Erstaunlicherweise fehlt jedoch jener von Leo Jud, Basis für den über Jahrhunderte hinweg gültigen offiziellen Zürcher Katechismus. Von den in den eidgenössischen Orten eingeführten Katechismen finden sich vergleichsweise späte Ausgaben (Genf 1632, Zürich 1728, Neuenburg 1747, Bern 1752, Basel 1796, St. Gallen 1853, Thurgau 1857).

Bibeln

Einen zentralen Teil des Bestands bilden 294 Ausgaben der Bibel oder von Teilen davon (zwei Inkunabeln, 98 aus dem 16. Jh, 40 aus dem 17. Jh, 69 aus dem 18. Jh, 85 aus dem 19. Jh). Neben den üblichen reformatorischen bzw. protestantischen Bibeln aus Basel (Sebastian Münster), Zürich (Zwingli in den diversen Ausgaben und Auflagen), Wittenberg, Genf (Pierre Robert Olivétan, Theodor Beza, Immanuel Tremellius), Neuenburg (Jean-Frédéric Ostervald) und etlichen Ausgaben in den Originalsprachen, so der Biblia hebraica (Leipzig 1793) von Johann Christoph Döderlein finden sich auch Ausgaben, deren Anwesenheit eher überraschend wirkt. Erwähnenswert ist etwa die pietistisch kommentierende “Berleburger Bibel” (Berlenburg 1726-1742), die trotz des wenig pietismusorientierten Profils der Sammlung sowohl in einer vollständigen als auch in einer Teilausgabe vorhanden ist. Vorhanden sind auch die meisten Schaffhauser Bibeldrucke des 18. Jhs.

Hutter-Polyglotte, Nürnberg 1599

Der aus Görlitz stammende Elias Hutter (*1553; †1605-1609) war Professor der hebräischen Sprache in Leipzig und Hebräischlehrer des Sachsenkönigs August. Er veröffentlichte ein hebräisch-deutsches Wörterbuch (1578) und 1587 das ganze AT in der Ursprache, die “Hebräische Bibel von Hutter.” Während seines Aufenthaltes in Nürnberg veröffentlichte er zwei Polyglott-Bibeln: die Tora in 6 Sprachen und das Neue Testament in 12 Sprachen. Die Sprachen der Polyglotte sind: Griechisch, Lateinisch, Syrisch, Hebräisch, Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Polnisch, Dänisch und Böhmisch. Es ist wohl eine Sammlung von verschiedenen bestehenden Übersetzungen dieser Sprachen. Hutter “vervollständigte” aber den syrischen Text mit Übersetzungen aus anderen Sprachen und schuf die hebräische Übersetzugn selber. Seine Polyglotte ist die erste, die einen englischen Text enthält und die erste gedruckte hebräische Übersetzung des NT überhaupt.  Auf eine einzigartige Art und Weise kulminiert mit Hutters Polyglotte der protestantische Drang zur Übersetzung in die Volkssprachen. Der Druck trieb Hutter in den Bankrott, und er verliess Nürnberg auf der Flucht vor den Gläubigern. https://archive.kenan.ethics.duke.edu/wp-content/blogs.dir/5/files/2018/04/Deutsch_NC-NT.pdf

Z Bib 53: Köln 1529 (Emser). NT.

Emser, 1478 in Ulm geboren, 1527 in Dresden gestorben, gehörte als humanistischer Hoftheologe, Autor und Herausgeber zahlreicher religiöser Schriften zu den wichtigsten kirchenpolitischen Mitarbeitern Herzog Georgs des Bärtigen von Sachsen. Mit seinen antireformatorischen Flugschriften war er in den frühen Jahren der Reformation einer der wichtigsten Gegenspieler Luthers im Reich und verfasste mit die frühesten öffentlichen Antworten der alten Kirche auf die Reformation. 1527 gab Emser im Auftrag Herzog Georgs eine auf der Grundlage der Vulgata überarbeitete und kommentierte Fassung von Luthers Septembertestament heraus, um, wie Herzog Georg selbst im Vorwort schrieb, dem Volk statt der zu Recht verbotenen Verfälschung Luthers nun das von der Kirche gelehrte wahre Wort Gottes in die Hand zu geben. Emsers Neues Testament ist die erste der sog. “Korrekturbibeln” blieb in der ganzen Reformationszeit die massgebliche altgläubige Übersetzung und wurde in verschiedenen Fassungen und fast 100 Auflagen gedruckt (letztmals Augsburg 1778). Luther selbst warf Emser Plagiat vor: „… vnd nam fur sich mein New Testament / fast von wort zu wort / wie ichs gemacht hab … / schrieb seinen namen … dazu / verkaufft also mein Testament vnter seinem namen /“ (Sendbrief vom Dolmetschen 1530).

http://saebi.isgv.de/biografie/Hieronymus_Emser_(1478-1527)

Z Bib 65: Biblia: Das ist die gantze heilige Schrifft Deudsch. Wittenberg: Hans Lufft, 1545.

Letzte Bibelausgabe mit Korrekturen von Luthers eigener Hand, erschien noch zu seinen Lebzeiten (er starb 1546). Unser Exp mit kolorierten Holzschnitten. 1522 hatte Luther seine erste Übersetzung des Neuen Testaments in Wittenberg drucken lassen, 1534 erschien die gesamte Bibel mit dem Alten und Neuen Testament. Zeit seines Lebens unterzog Luther den Bibeltext immer wieder einer neuen Bearbeitung. Diese Ausgabe letzter Hand gehört zu den berühmtesten Drucken der Lutherbibel und  erhielt einen geradezu “kanonischen Status”, d.h. nur dieser Text wurde Jahrhunderte lang unverändert abgedruckt. Die Bibel wurde wegen ihres mächtigen Umfangs oft in zwei Bände gebunden. Da im Dreissigjährigen Krieg viele Lutherbibeln ein Opfer des Feuers wurden, sind sie von grosser Seltenheit. Holzschnitte des Meister MS (?)

Weitere Lutherbibeln:

  • ZA 670: Leipzig 1542. Hinten handschriftliche Ergänzungen.
  • N* 281: 1543. Vorbesitz JGM. Ill, gut zu öffnen. 5 Bände.
  • N* 346: Württemberger Bibel (Luther?) 1591. Unvollst., gross.
  • Z Bib 210: Klein, Danzig 1624, nur AT
  • N* 358, Frankfurt/Main 1668. Gross, schöner Einband.
  • Z Bib 80, Basel 1680.
  • Z Bib 81, Ulm 1688.
  • N* 340, Basel 1701. Viele Ill, öffnet gut
  • Z Bib 106, Nürnberg 1702
  • Z Bib 142 und N*341: Tübingen 1729 – grosses Format
  • N* 88: Tübingen 1736
  • Z Bib 124: 1741
  • Z Bib 144: Lörrach 1748
  • Z Bib 278: Bielefeld 1856 (Luther>v.Meyer>Rudolf Stier)

Z Bib 55: Holländische Bibel, Antwerpen 1535 des Jacob van Liesvelt. Dieser hatte 1526 die erste niederländische Vollbibel übersetzt (also vor Zwingli und Luther). Das NT übersetzte er nach Luthers deutschem Text, das AT nach Luther und der Vulgata. Die 1535er Ausgabe stützte sich dann ganz auf Luther. Liesvelt als Buchdrucker druckte sowohl katholische als auch reformierte Werke; sein Neudruck 1542 brachte ihm dann aber die Anklage als Ketzer und 1545 die Hinrichtung ein. Bibel auch bei Täufern begehrt. Ill. u.a. vielleicht von Jan Swart. Z Bib 56:  Italienische Bibel “in lingua toscana”, Antonio Brucioli. Venezia 1541.Brucioli, ein Florentiner Humanist, ist. v.a. durch seine Bibelübersetzung bekannt, die von Luther beeinflusst scheint, dessen Werk er im politischen Exil in Lyon kennengelernt hatte. 1528 wurde er aus Savonarolas Florenz verbannt und verbrachte den Rest seines Lebens in Venedig, wo er aber auch mehrfach wegen Häresie angeklagt wurde, und Ferrara. 1559 landete seine Bibelübersetzung von 1532 auf dem päpstlichen Index, und er wurde erneut als Häretiker angeklagt. Die Brucioli-Bibel war bis zur Diodati-Bibel von 1607 die verbreitetste reformierte italienische Bibel. Das AT nahm er aus dem Latein, das NT zum Teil aus dem Griechischen und Hebräischen. Z Bib 79 rätoromanische Bibel Coira 1718. Titel in Rot und Schwarz. Mit 2 Titelvignetten in Holzschnitt (Wappen der drei Bünde). Erste vollständige rätoromanische Bibel in romanischer oder surselvischer Mundart. Im Jahr 1713 von der evangelischen Synode beschlossen, wurde auf Grund der Ursprachen und unter Beizug der zürcherischen, italienischen, französischen und ladinischen Fassungen die Uebersetzung in Angriff genommen. Das Alte Testament wurde von den drei protestantischen Geistlichen Peter Saluz, Martin Nicolaus Anosi und Christian Caminada übersetzt, für das Neue Testament, die tatsächlich zuerst gedruckt vorlag, übernahm Steffen Gabriel die Verantwortung, wobei er nahezu unverändert die Fassung Luci Gabriels von 1648 übernahm. Gedruckt wurde die Bibel vpn Andreas Pfeffer. Sehr selten erhalten ist die die auf Französisch gedruckte vierseitige Widmung des Buchdruckers an den englischen König, der ihm und den Übersetzern ein Geschenk von 50 Guineen übermittelte, das Pfeffer aber ganz für sich behielt. Diese Foliobibel fand im gesamten Bündner Oberland weite Verbreitung und wurde in Bezug auf Sprache und Orthographie zu einem Vorbild. 

Z Bib 94 [Biblia Plantiniana.] Biblia sacra Hebraice, Chaldaice, Graece & Latine. Philippi II. Reg. Cathol. Pietate, et studio ad Sacrosanctae Ecclesia usum. Antwerpen : Plantinus, 1569–1573 (8 Bde., Folio)

Die Polyglottenbibel, die sog. Biblia Regia oder Plantiniana aus der Offizin des Christopher Plantin (1520–1589), zählt zu den typographischen Meisterleistungen der frühen Neuzeit. Im Auftrag König Philipps II. von Spanien wurde der Bibeltext aufwändig in hebräischer, chaldäischer, griechischer, lateinischer und altsyrischer Sprache in einer Paralleltextfassung vom Orientalisten Benito Arias Montano (1527–1598) u.a. quellenkritisch herausgegeben. Es war das Verdienst des Schaffhauser Theologen und Reformators Johann Conrad Ulmer (1519-1600), das “städtische Regiment” von der Anschaffung eines Exemplars der kostbaren Polyglotte für “89 Guldin, 34 Kreutzer” überzeugt zu haben.

 Z Bib 99: Französische Bibel Genf 1588. (“Bible de Genève”)La Bible, qui est toute la Saincte Escriture du Vieil et du Nouveau Testament (Jérémie des Planches]. Vorwort von Jean Calvin, Vorwort von de Bèze. Vier Auflagen im gleichen Jahr in verschiedenen Formaten. Unsere Quart. Nachfolgerin der ersten frz. Bibel durch Pierre Olivétan (1535), gründliche Revision unter erstmaligem Einbezug des Hebräischen durch die Genfer Professoren, v.a. Corneille Bertram (von ihm auch Ill.) und Bèze. Arbeit eines Teams, angestossen durch Calvin, 16 Jahre lang. Verzicht auf philologische Anmerkungen, dafür doktrinär-ekklesiastische. Text hatte Bestand für 100 Jahre. Grossauflage in drei Formaten, 10’000 Exp. Z Bib 197 polnische Bibel Gdansk 1632 (Erstausgabe). Populäre calvinistische, auch von den Lutheranern akzeptierte Bibel aus der Hünefeld-Druckerei in Danzig. War bis 1975 die Standardübersetzung der polnischen Protestanten. Die ersten Ausgaben der Danziger Bibel enthielten zwischen AT und NT auch apokryphe Bücher (z.B. das Gebet des Manasse). Hinten Lieder inkl. Noten. http://wystawy.areopag.org.pl/de/biblia-gdanska. SH Exemplar: Es gibt einen hss. Eintrag im Buch: Johann Jakob Spleiss, Bibliothekar der Stadtbibliothek, schenkt die Bibel seiner Bibliothek im Jahr 1705. Ein weiterer Eintrag belegt, dass der Vater von Johann Jakob, Stephan Spleiss, die Bibel von seinem „amicus“ Petrus Rzeczycki 1646 in Basel geschenkt bekommen hatte. 

Z Bib 206: Zürcher Bibel, Froschauer 1529.

Bibel im Sedezformat (12cm) in 6 Bänden. Bd 2, 3, 5 und 6 ohne Jahresangabe, Band 4: Zürich, Froschauer 1529 (Teil 4 des AT). Band 1: 1530. Sehr schöner Buchschnitt. Inkl. Apokryphen. Zweites Exemplar: NEa 8 (nur 5 Bände). Bereits 1524 war ein Nachdruck von Luthers Neuem Testament bei Froschauer in Zürich erschienen, und zwar in einer sprachlich der Eidgenossenschaft angepassten Form nach Basler Vorbild. Dies war der Kern der eigenständigen Übersetzung – regionale Verständlichkeit sollte, neben philologischer Genauigkeit, auch in Zukunft in Zürich im Vordergrund stehen. In diesem Geist erschienen auch die ersten Ausgaben des Alten Testaments nach Luther und Basel (1525). Bis 1529 lag dann die ganze Bibel in drei Formaten vor, 1530 mit einer Oktavausgabe komplettiert. Krönender Abschluss war die Foliobibel von 1531 mit den Holzschnitten von Hans Holbein d.J., der ersten Vollbibel in einem Band mit umfangreichen Konkordanzen und Glossen, mit der die Entwicklung zur eigentlichen Studienbibel begann. Froschauer unternahm auch weitere Auflagen, die zum Teil wieder auf ältere Textstände verwiesen, zum Beispiel kleinformatige Neue Testamente 1533, 1534 und 1539, deren Abnehmerschaft man teils bei den Täufern vermutet. 1534 erschien zudem eine Oktavbibel mit Retouchen am Text von 1531 und 1536 die Zweitauflage der Foliobibel, bei den Täufern offenbar hochgeschätzt. Die vierte Auflage der Foliobibel von 1546 ist besonders reich illustriert und bildet den Höhepunkt der Übersetzungstätigkeit von Hans Jud. In die 1540er Jahre fallen auch weitere Textrevisionen am AT, 1574 dann am NT. Weitere Schaffhauser Exemplare:

  • NEa 25b: Froschauer 1530
  • NEa 27: Froschauer 1534 (AT)
  • N* 307: Froschauerbibel von 1540, Folio, 3. Ausgabe der Bibel von 1531. Ausgabe beinhaltet eine Neubearbeitung des Texts des Alten Testaments. Mit farbigen Ill. (die gleichen wie 1531?). Letzte Seiten fehlend?
  • NEa 25: Froschauer 1548: 2 Bände, gutes Format für Ausstellung

Ende des 16. Jhs., mit der letzten Froschauer-Bibel hat die “Zürcher Bibel” dann endgültig ihre Gestalt gefunden. Seit 1570 heisst sie im Übrigen wie die Lutherbibel “Biblia”. Im Unterschied zu Luther folgen aber die Geschichtsbücher und die Apokryphen stets zwischen AT und NT, nicht ganz am Schluss. Nach 1548 hat SH keine Zürcher Bibel mehr bis zur Ausgabe von 1629. 17. Jahrhundert: Neben den 120 Editionen aus der Offizin Froschauer spielten andere Drucker im 16. Jh. fast keine Rolle. Im 17. Jh. wurde die Bibel nun zur offiziellen Staatspublikation; Privilegien und Subventionen gewährten Kontrolle. 1629 erfolgte eine Neuübertragung des NT (Z Bib 118) durch Johann Jacob Breitinger. Seine sprachliche Überarbeitung brachte eine Annäherung an die Hochsprache vor allem in der Orthographie. Ähnlich dann die  Gesamtausgabe von 1638 als deren “Fortsetzung”: (N*1). Sie nahm letztmals den Einsatz der Holzschnitte aus der Froschauerbibel vor. Staatliche, “offizielle” Edition, Druckerpersönlichkeit weniger wichtig, dafür das Hoheitszeichen Zürichs auf dem Titelblatt. Die wichtigeTotalrevision von 1665/67 mit einer weiteren Annäherung an das Hochdeutsche ist in SH nicht vorhanden, ebensowenig die Gessnersche Foliobibel von 1690/91. 18. Jahrhundert: Im Unterschied zum 17. Jahrhundert gibt es eine Vielzahl an Ausgaben von verschiedenen Druckereien, die fusionierten, kooperierten und zedierten, ausserdem viele Privatdrucke. Nachdem 1710 in der Druckerei Hardmeier eine besonders fehlerhafte Ausgabe der Zürcher Bibel erschienen war, handelte die Zürcher Regierung und berief ein Professoren-Kollegium ein, das über die Qualität einer neuen, “staatlich geprüften” Ausgabe wachen sollte, die 1711/1712 gleichzeitig bei Gessner und bei Bodmer gedruckt wurde (Z Bib 288: Zürich 1712, N*350 ZH 1711 wohl das Gleiche, schöner Einband). Durch die gemeinsame rationellere Herstellung der Bibel in zwei Druckereien konnten Kosten gespart werden und die Bibel rasch und preiswert an die Kirchgemeinden abgegeben werden. Die Ausgabe ist ohne Bilderschmuck und exegetische Glossen, puristisch-puritanisch. Spätere Auflagen von Staatsbibeln, z.B. auch die Quartbibel von 1724, Zürcher Standard bis 1807, sind in SH hingegen nicht vorhanden. Abweichende Bibeln werden in Zürich verboten (die mystisierende Berleburger 1726/48, die rationalisierende Wertheimer 1735). In SH ist die Berleburger Bibel hingegen doppelt vertreten: Z Bib 82/83 und N*275. Die pietistische Ulrich-Bibel von 1755/1756 (des Herrnhuter Fraumünsterpfarrers Johann Caspar Ulrich) mit viel Exegese und Glossen fehlt in SH wieder, nicht aber die umstrittene aufklärerische Bibel von 1772 (N*324 und 335) (nicht Altbestand?). Anstoss erregte das vorgestellte “Real-Wörterbuch der meisten biblischen Wörter, die es vorzüglich nöthig haben erklärt zu werden”. Es ersetzte Konkordanzen und wollte “dunkle Stellen und Redensarten” in der Bibel erklären. Die Bibel erschien so als moralische Erlösungslehre und vermittelte einen intellektuellen Glaubensbegriff. Die Ausgabe wurde fallengelassen und man kehrte zum Text von 1724 zurück. (Titelholzschnitt von David Redinger 1745. Im anonymen Vorwort “lichtvolle Tage”. Letzte offizielle Bibelausgabe bis 1860. Fünferkommission unter der Leitung von Johann Jakob Breitinger. Letzter Schritt zum Neuhochdeutschen vollzogen). 19. Jh.: Nach dem Sturz des Ancien Régime erfolgten zu Beginn keine Neuübersetzungen. An die Stelle des Staates traten die Bibelgesellschaften, in Zürich 1812. Erste SH Ausgabe: N*362: Zürich 1817.

Z Bib 289: Französische Diodati-Bibel, Genf 1644″Sainte Bible”, AT und NT, Apokryphe fehlen. Kein Drucker angegeben. Giovanni Diodati (1576-1649) war ein Genfer reformierter Theologe italienischer Herkunft, Sohn eines toskanischen Adligen aus Lucca, Schüler von Théodore de Bèze, ab 1609 dessen Nachfolger als Theologieprofessor an der Genfer Akademie. Seine italienischen Bibelübersetzungen (die ersten aus dem Griechischen und Hebräischen) sind wegen ihrer klaren Sprache berühmt und bildeten den Standard des italienischen Protestantismus bis ins 20. Jh. Seine französische Übersetzung von 1644 hingegen wurde in Genf von der dortigen Pfarrerschaft abgelehnt und bekämpft.

Schaffhauser Bibeln

  • Z Bib 87: Lutherbibel 1772 bei Johann Conrad Müller, Onkel Johannes von Müllers.
  • N* 351: SH 1724, viele Ill, teils lose Blätter
  • Z Bib 125: 1743;
  • Z Bib 126: 1745 (auch: NEa 6)
  • Z Bib 246: 1746 (kleinformatig)
  • N* 359: 1770 – schön. Einzige in der Schweiz gedruckte Ausgabe mit der Vorrede des Tübinger Theologen und Philologen Johann Christian Klemm (1688-1754).
  • Z Bib 87: 1772 – viele Ill.
  • NM 424: 1842
  • NM 703: 1854

ZC 522: Al-Coranus, Leipzig 1721

Übersetzung ins Lateinische durch Ludovico Marracci, hg. Christian Reineccius. 1698 hatte der bedeutende italienische Arabist Ludovico Marracci (1612 – 1700) in einem umfangreichen Folianten den arabischen Korantext zusammen mit einer sehr genauen lateinischen Übersetzung, Kommentaren und einer aus katholischer Sicht geschriebenen Widerlegung veröffentlicht. Der aus Anhalt stammende Theologe Christian Reineccius (1668 – 1752), der durch zahlreiche Veröffentlichungen auf dem Gebiet der hebräischen Philologie hervorgetreten ist, gab Marraccis lateinische Übersetzung mit einer neuen Einleitung und sehr nützlichen Registern in handlicher und wohlfeiler Form neu heraus.

ZD 1590: Der Koran oder Das Gesetz der Moslemen (Samuel Friedrich Günther Wahl), Halle 1828.

Friedrich Günther Wahl (1760 – 1834) gab 1828 die Übersetzung Friedrich Boysens in veränderter und erweiterter Form heraus, fand damit aber nicht den Beifall des führenden Leipziger Arabisten Heinrich Leberecht Fleischer, der Wahl vorwarf, die Fortschritte der arabischen Sprachwissenschaft zu ignorieren. Auch ist die abweisende Haltung Wahls dem Koran gegenüber unverkennbar. 1772 erschien die erste direkt aus dem Arabischen veröffentlichte Koranübersetzung des schwäbischen Gelehrten David Friedrich Megerlin (1699 – 1778). Sie wurde von Goethe vernichtend rezensiert. (1773 hatte der Quedlinburger Oberhofprediger und Konsistorialrat Friedrich Eberhard Boysen seine wegweisende Koranübersetzung aus dem Arabischen veröffentlicht, ein Jahr nach der ersten solchen Übersetzung).

Moderne Korane WA 2087 arab/eng (Lahore/Woking 1917; WC 4403 arab/dt., [1977]. Weitere in der Agnesenschütte.

Luther, Zwingli usw.

  • Luther: ZA 490, An den christlichen Adel deutscher Nation, Wittenberg 1520.
  • Hofmeister: UG 19. Ilanzer Akten
  • Calvin: Z 91, Paulusbriefkommentare, Genf 1562 (“la traduction est comme réduite à la perfection)
  • ZA 677: Schlesischer Protestantismus, Apologia von Schwenckfeld
  • ZA 949: U.a. Zwinglis “Wurstpredigt” Von erkiesen und freyheit der spysen (Zürich 1522)
  • Z 147: Gwalther-Predigten in schönem Renaissance-Einband (Zürich, Froschauer 1563)

Bücher aus dem Besitz des Schaffhauser Reformators Sebastian Hofmeister

ZA 488; (VGc 206 siehe dort).

  • Z 10: Johannes Damascenus (Kirchenvater): Theologia (Paris 1512) mit Hofmeisters Besitzeintrag auf dem Titelblatt und beigebunden der Chrysopassus des Gegenreformatoren Johannes Eck (Augsburg 1514) (schönes Titelblatt). Nicht besonders selten.
  • ZA 488: Resolutiones diputationum (Luther), beigebunden De Risu Paschali (Oekolampad). Neben Hofmeister auch Besitzeintrag Johannes Habermann (Avenarius). Basel 1518.
  • ZA 721: Fünf verschiedene Kleinschriften, teils hebräisch, selten (in dieser Zusammenbindung wohl einmalig): Gebete hebräisch/deutsch, hebräische Kleingrammatik, Briefe des Erasmus von Rotterdam, theologische Pädagogik des Petrus Mosellanus, Traktate von Luther, Melanchthon u.a.

 ZB 149: Artikuli. Confessio oder Bekanntnuss des Glaubens

Primoz Trubar, Tübingen [Urach] 1562

Augsburger Confessio. VD16 C 4795 . Die Artikuli ili Deli prave stare krstianske vere sind eine kroatische Übersetzung und Bearbeitung von Melanchthons Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) im glagolitischen Alphabet von Anton Dalmatin und Stipan Konzul, die sich massgeblich auf die slowenische Übersetzung des gleichen Werkes von Primož Trubar stützten. Sie erschien in einer Auflage von 1000 Exemplaren. Im gleichen Jahr erschien auch eine Ausgabe mit kyrillischen Buchstaben und die slowenische Übersetzung. In 11 Exemplaren überliefert, in der Schweiz nur BS und SH. Trubar hatte das Werk aus Melanchthon, der württembergischen und der sächsischen Konfession kompiliert, was sowohl Ungnad als auch Dalmatin und Konsul bedenklich fanden. Im deutschen Titel der vorliegenden Version wird nicht erwähnt, dass es sich um eine Übersetzung aus dem slowenischen handelt. Es wird auch nicht offengelegt, dass es eine Kompilation der drei Konfessionen ist. Die lange slowenische Vorrede Trubars enthält eine ausführliche Widmung und eine kurze Geschichte der Reformation und des Augsburger Bekenntnisses. Die  serbokroatische Ausgabe adressierten die Übersetzer an die “Christen in Dalmatien, Kroatien und allen anderen… slawischen Ländern” statt nur an die Krainer. Dalmatin und Konsul unterzeichneten die Vorrede, was, wie auch zwei Portraits der beiden, auf die veränderten Machtverhältnisse in der Uracher Druckerei hinzudeuten scheint. Diese beiden Portaits sind die einzigen der beiden Übersetzer, die es gibt. Die Abkürzung ping. bei Consul weist auf seinen Geburtsort Buzet (Pinguente) in Istrien hin. Neben Dalmata ein Holzschnitt mit dem siegreichen Christus auf dem Drachen (Vorlage vermutlich von Jakob Salb, Sönke Lorenz).

ZB 322 Malleus maleficarum, Frankfurt 1600

Der “Hexenhammer” ist ein Werk zur Legitimierung der Hexenverfolgung, das auf die beiden Dominikanerbrüder Heinrich Kramer (Henricus Institoris) und Jakob Sprenger zurückgeht; Erstausgabe Speyer 1486 im Kontext der frühen Inquisition. Das Traktat ist ein Rechtfertigungstext, der bestehenden Vorurteile übersichtlich präsentiert und theologisch begründet. Durch klare Regeln wird eine systematische Verfolgung und Vernichtung der betroffenen Personen, zumeist Frauen, gefordert. Der Hexenhammer fand nie offizielle kirchliche Anerkennung – die er aber mit dem Abdruck einer päpstlichen Bulle am Beginn des Werks gerne vorgab, ist aber ein wichtiges Referenzwerk für die Jahrhunderte währenden “Hexenverfolgungen” bis zu den Hexenprozessen von Salem, Massachusetts. Das Werk erschien in 29 Ausgaben, zuletzt 1669 in Lyon.

ZB 394: Barocker Sammelband mit “orientalischen Schriften”

Ein interessanter Sammelband aus der Bibliothek von Johann Georg Müller. Er enthält drei seltene Bücher des 17. Jahrhunderts mit “orientalischem Inhalt” und drei Alphabete: das lateinische, hebräische und arabische. Das mittlere Buch ist ein arabischer Text, der von rechts nach links läuft, die anderen beiden Texte laufen wie üblich von links nach rechts. Daher stossen der erste und der zweite Text mit ihrem Schluss aneinander, und der zweite und dritte mit ihren Titelblättern. Für einmal keine Fehlbindung, sondern im Gegenteil Umsicht! Die drei Bücher sind:

  • Sefer Yezirah (Liber Iezirah), Amsterdam 1642. Das Sefer Yezirah (hebräisch ספר יצירה, “Buch der Formung”) ist einer der wichtigsten Texte der jüdischen Mystik (Kabbalah). Er stellt die Schöpfung in ihrer Entstehung und Struktur dar und verwendet dafür die zehn “Urziffern” und die 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets. Der Herausgeber und Übersetzer dieser lateinisch-hebräischen Ausgabe,  Johann Stephan Rittangel, war eine schillernde Persönlichkeit. Er war entweder Jude, der zum Katholizismus konvertierte und anschliessend Calvinist und schliesslich Lutheraner wurde. Andere Quellen beschreiben ihn als Katholiken, der via Judentum zu Luther gelangte… Geboren bei Bamberg, lebte er in Konstantinopel, Amsterdam und London und publizierte als Professor im baltischen Königsberg in den 1640er Jahren verschiedene Übersetzungen hebräischer Werke.
  • Ibn Arabsah: Vitae et rerum gestarum Timuri, Amsterdam 1636. Dies ist die erste gedruckte arabische Ausgabe der Biographie des mongolischen Eroberers Tamerlan (Timur) durch den syrischen Autor Ahmad b. Muhammad Ibn’Arabsah, herausgegeben durch Jacobus Golius, einen niederländischen Mathematiker und Orientalisten. Das Buch ist eine wertvolle Quelle eines Zeitgenossen Tamerlans, auch wenn der Autor ein sehr negatives Bild Tamerlans zeichnet- kein Wunder, wurde er doch bei der Eroberung Syriens durch Tamerlan 1401 aus Damaskus nach Samarkand verschleppt.
  • Paul Colomiès: Gallia ​Orientalis, Amsterdam 1642. Colomiès war Protestant und Bibliothekar. Er stammte aus la Rochelle, war aber vor allem in London tätig, u.a. in der Bibliothek des Lambeth Palace. Das Werk, sein Hauptwerk, ist ein biographisches Lexikon französischer Hebraisten und Orientalisten und fällt im Vergleich zu den anderen beiden Büchern des Sammelbands von seiner Bedeutung her doch etwas ab.

ZC 16: Erasmus Alber: L’Alcoran des cordeliers

Amsterdam, 1734.

Mit Kupferstichen von Bernard Picart. Lutherisches Pamphlet, das in zwei Teile gegliedert ist: Der erste Teil wurde vom Reformator Erasmus Alber verfasst, der zweite ist das Werk von Conrad Bade, dem französischen Übersetzer beider Teile. Basierend auf der Genfer Erstausgabe von 1578 enthält diese schöne Ausgabe die französischen und lateinischen Texte Seite an Seite sowie ein Vorwort Martin Luthers und Bades. Die Kupferstichillustrationen von Bernard Picart enthalten ein Titel-Frontispiz und 21 aus dem Text gestochene Figuren, von denen eine ein Faltblatt ist. Inhaltlich geht es gegen Bartholomäus von Pisa, der in seinem um 1390 von verfassten Werk De conformitate vitae Beati Francisci ad vitam Domini Jesu Ähnlichkeiten zwischen dem Leben von Jesus Christus und dem Leben des heiligen Franziskus hervorgehoben hatte. In der Reformationszeit wandte sich Martin Luther gegen die Schrift, und sein Schüler Alber verfasste 1542 die vorliegende Streitschrift, dt. u.d.T. “Koran der Franziskaner, das heißt Blasphemien- und Lügen-Babel eines stigmatisierten Götzenbildes, genannt Franziskus”. Der streitbare Reformator und Fabeldichter Alber griff als wortmächtiger Anhänger Luthers aber auch andere Reformatoren an. Unser einziger Originaldruck Albers ist ZA 5 (Neubrandenburg 1556): Widder die verfluochte lere der Carlstader, die sich in erster Linie gegen Andreas Bodenstein, genannt Karlstadt, richtete, einen ehemaligen Lutheraner, der dann ins Täufertum wechselte (diesen Druck haben in der Schweiz nur wir). Es bekommen aber auch alle anderen ihr Fett ab, wie der ganze Titel zeigt:

“Widder die verfluchte lere der Carlstader, und alle fürnemste Heubter der Sacramentirer, Rottengeyster, widderteuffer, Sacramentlesterer, Eheschender, Musicaverechter, Bildstürmer, feiertagfeinde und Verwüster aller guten ordnung”.

ZC 251: Gottfried Wilhelm Leibniz: “Mathematische Beweis der Erschaffung und Ordnung der Welt“, Wolfenbüttel 1734.

In Leibniz’ Schrift von 1696 an den Herzog Rudolf August zu Braunschweig wird ein Medaillon als “Imago Creationis”, Abbild der Schöpfung, entworfen und beschrieben. Die Zahlen stellten “„gleichsam als in einem Spiegel die Schöpfung oder den Ursprung der Dinge aus Gott und sonst Nichts dar.“ Leibniz stützt sich dabei auf seine Dyadik, ein mathematisches Dualsystem, das alle Rechenoperationen durch die Zahlen 0 und 1 durchzuführen sucht. Der Wahlspruch “De Omnibus ex nihilo ducendis sufficit unum” auf dem Medaillon (“Um alles aus dem Nichts herzuleiten, genügt eins”) verweist auf das duale Zahlensystem, aber auch auf einen eben “mathematisch bewiesenen” Gott. Die Schrift ist in einem Sammelband mit medizinischen  und theologischen Schriften und Dissertationen, an sie anschliessend folgt ein Artikel aus der Acedémie Royale des Sciences von 1705 “zu mehrerer Erläuterung obstehender Beschreibung des Medallions”. Durch seine mathematischen und technischen Forschungen und Erfindungen im Bereich der Rechenmaschinen war Leibniz wegbereitend für die Informatik, Kryptologie und letztlich den Computer.

ZC 562: Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft; ZC 563: Critik der praktischen Vernunft;

Riga: Hartknoch, 1788. Erstausgabe. Kants Kritik der praktischen Vernunft ist neben der zuvor erschienenen „Kritik der rei­nen Vernunft“ das zweite Hauptwerk des Königsberger Philosophen und eines der wichtigsten Werke der praktischen Philosophie, die sich mit dem menschlichen Handeln beschäftigt. Es enthält den berühmten „Kategorischen Imperativ“. Das Werk erschien im Verlag Johann Friedrich Hartknoch in Riga, einem der wichtigsten Verlage der deutschen Aufklärung, der u.a. auch die Werke Schopen­hauers, Herders und des Freiherrn von Knigge herausbrachte. Die Ministerialbibliothek besitzt die Erstausgabe der praktischen Vernunft. Bei der Kritik der reinen Vernunft liegt die zweite Auflage von 1787 vor, die, da wesentlich erweitert, als Referenzausgabe gilt.

ZC 594: John Locke: Vernunftmässiges Christentum

Berlin und Leipzig, Christian Friedrich Günther 1758. “Des berühmten Engländers Johann Loke Vernunftmässiges Christenthum”. John Locke (1632-1704) war einer der bedeutendsten englischen Philosophen und ein zentraler Vordenker der Aufklärung. Seine politische Philosophie beeinflusste die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die Ver­fassung der Vereinigten Staaten und des revolutionären Frankreichs stark. Lockes theologische Wer­ke sind puritanisch geprägt. In seinem Essay „The Reasonableness of Christianity as Deliver’d in the Scriptures“ von 1695 verband er rationalistisches Gedankengut mit dem traditionellen Glauben und legte dar, dass das in der Bibel Bezeugte von der Vernunft als logisch anerkannt werden müsse. Locke hielt dabei auch am kosmologischen Gottesbeweis fest. Die vorliegende dt. Übersetzung ist die zwei­te und letzte Ausgabe des 18. Jahrhunderts.

ZC 1423: Berlinische Bibliothek. Berlin 1747-1750.

Johann Carl Conrad Oelrichs, Berliner Jurist und Historiker sowie Gymnasiallehrer. Vierbändige gelehrte Zeitschrift. Aus dem Nachlass von Prof. Werner Weber via ZB Zürich 2011 wieder nach SH zurück. Die Bände waren in den 1950er Jahren ausgeschieden und vom Bearbeiter Peter Vogelsanger behändigt worden.

11 Sondersignaturen, Varia

11.1 Schalch

Die Bibliothek des Schaffhauser Paläontologen Ferdinand Schalch umfasst fast 2000 Bände. Sie ist die beeindruckende spezialwis­senschaftliche Sammlung eines Privatgelehrten mit unermüdlichem Sammeltrieb in den Berei­chen Geologie und Paläontologie. Die Schwerpunkte der Sammlung liegen in der Geologie, Mineralogie und Paläontologie mit den geographischen Schwerpunkten Sachsen, Baden-Württemberg und Nordschweiz/Schaffhausen – den Wirkungsstätten Schalchs. Eine Besonderheit sind die mehreren hundert Separatdrucke wissenschaftlicher Aufsätze befreundeter Forscher, die den Kenntnisstand der deutschsprachi­gen Forschung um 1900 und das weitgespannte berufliche Beziehungsnetz Schalchs widerspie­geln. Im Bereich der regionalen Geologie besteht eine enge Beziehung der Bücher zur Beleg­sammlung und den Kartenblättern.

Es ist nicht restlos geklärt, ob es sich bei der Sammlung um die reine Privatbibliothek des Gelehrten handelt oder um eine Kombination aus beruflicher Hand- und Privatbibliothek. Preise sind selten, Besitzstempel oder Ex Libris scheint es in den Büchern nicht zu geben. Randnotizen und Widmungen finden sich hingegen regelmässig. Bereits 1896 hatte der Gelehrte seine Bibliothek der Stadt Schaffhausen vermacht; diese über­trug nach seinem Tod 1919 die Aufbewahrung und Erschliessung der Naturforschenden Gesellschaft. Die Bücher waren im Untergeschoss des Naturgeschichtlichen Museums am Herrenacker unterge­bracht und überstanden daher, im Gegensatz zum handschriftlichen Nachlass Schalchs, den Bomben­angriff von 1944.

Nach dem Krieg waren die Bücher im Haus zur Freudenfels an der Safrangasse aufgestellt. 1969 über­nahm die Stadtbibliothek den Bestand von 4000 Bänden und erfasste ihn im Autoren- und Sachkata­log des Zettelkatalogs. Etwa 2000 Bände wurden in eine eigens geschaffene Signatur Sch übernom­men. Die andere Hälfte wurde makuliert. Sie bestand aus Dubletten, Separatdrucken aus Publikationen, die in der Stadtbibliothek bereits vorhanden waren und aus Werken in sehr schlechtem Erhaltungszustand. Aus Anlass des 100. Todestags von Ferdinand Schalch wurde die Sammlung Anfang 2018 im elektronischen Katalog der Bibliotheken Schaffhausen nacherfasst (nur formale, keine Sacher­schliessung).

Sch 1: Friedrich von Alberti: Beitrag zu einer Monographie des bunten Sandsteins, Muschelkalks und Keupers, und die Verbindung dieser Gebilde zu einer Formation

Stuttgart 1834. In der Schweiz sonst nur an den Universitätsbibliotheken Lausanne und Genf.

Sch 46: Fortsetzung der Höllenthalbahn von Neustadt über Löffingen nach Hüfingen

Karlsruhe 1901. In der Schweiz sonst nicht vorhanden, in Deutschland selten. Mit Kartenmaterial. Der erste Teil des Werks fehlt in der Sammlung.

Sch 68:  The Cotteswold Hills. Hand-book by John Lycett

London 1857. In der Schweiz einmalig, auch in Deutschland selten.

Sch 72: Abbé Paramelle: Quellenkunde

Leipzig 1856. Seltenes Werk des südwestfranzösischen Hydrogeologen, der eine wissenschaftliche Herange­hensweise an das Auffinden von Wasserquellen begründete. Dt. Erstauflage (frz. im gleichen Jahr). In der Schweiz an der UB Basel, der ETH-Bibliothek und in Schaffhausen vorhanden.

Sch 87: Die gefiederten Sängerfürsten des europäischen Festlandes / Mathias Rausch. Magdeburg Creutz 1900. Kuriosum, mit Ill. (ohne besondere Qual.), in CH selten.

Sch 148: Albrecht Rengger. Beyträge zur Geognosie

Stuttgart und Tübingen 1824. Wissenschaftliches Werk des bedeutenden Aargauer Politikers der Helvetik. In der Schweiz sonst nur an der ETH-Bibliothek nachgewiesen.

Sch f 3: Friedrich August Quenstedt. Ammoniten des Schwäbischen Jura

Stuttgart 1883f. Standard- und Spätwerk des bedeutenden dt. Geologen, mit Tafelbänden und Ill. von Ferdinand Schlotterbeck. Dazu gehört: Sch f 12: Quenstedt zu den Brachiopoden (Leipzig 1871)

Sch f 5: Petrefacta germaniae tam ea quae in museo universitatis Regiae Borussicae Fridericiae Wilhelmiae Rhenanae servantur…

Düsseldorf 1826ff. Hauptwerk von August Goldfuss, eines der Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie. Mit Illustrationen von Christian Hohe, einem Bayreuther Zeichner und Maler, bekannt als Landschaftszeichner des Rheinlands. Erstausgabe. In der Schweiz neben SH noch vorhanden in Basel, Bern, ZB Zürich, Lausanne, Porrentruy.

Sch f 6: Karl Hartwig von Zieten: Die Versteinerungen Württembergs

Stuttgart 1830. Das zweibändige Grundlagenwerk, ein deutsch/fran­zösischer Textband und ein Tafelband, besticht durch seine 72 hochwertigen kolorierten Lithographien. Sie ent­standen auf der Grundlage der Zeichnungen des Paläontologen Karl Hartwig von Zieten (1785-1846). Dieser wertete die Sammlung des Stuttgarter Naturforschers Friedrich von Hartmann aus, deren erhaltene Teile heute im Naturalienkabinett in Stuttgart und im Natural History Museum Lon­don liegen.

Sch q 38: Johann Friedr. Wilh. Charpentier: Mineralogische Geographie der Chursächsischen Lande

Leipzig 1778. Das älteste Buch und einzige Werk des 18. Jhs. in der Sammlung. Charpentier war ein deutscher Geologe mit Ahnen in der Normandie. Sein Werk gilt als die erste geologische Beschreibung eines grösseren Territoriums. Die dazugehörige petrographische Karte fehlt offenbar.

Sch q 40: Auguste Dollfus La Faune Kimméridienne du Cap de la Hève

Paris 1863. Dollfus, Geologe und Mittelamerikaspezialist aus Havre, starb erst 29-jährig an einer Tropenkrank­heit. In der Schweiz ist das Werk mit seinen schönen Illustrationen von Humbert Lith. nur in Schaffhausen vor­handen, europaweit (elektronisch nachgewiesen) in etwa 30 Bibliotheken.

Sch q 43: Charles Darwin. A monograph on the fossile balanidae and verrucidae of Great Britain London 1854. Erstausgabe. In der Schweiz neben SH vorhanden an UB Genf, Basel, ETH-Bibliothek und Lausanne Sciences de la terre. Acht Jahre lang studierte Charles Darwin auf seinem Landgut die Biologie, Anatomie und Systematik der Rankenfusskrebse. Heute werden seine Untersuchungen als Stilübungen für die Evolutionstheorie angese­hen, die 1859 erschien.

https://www.darwinproject.ac.uk/commentary/life-sciences/darwin-and-barnacles/darwin-s-study-cirripedia

Sch q 49: Die Versteinerungen des norddeutschen Oolithen-Gebirges. Friedrich Adolph Roemer. Hannover 1836. Bedeutender dt. Geologe, beschreibt in diesem Werk hunderte neuer Fossilien. 2. Ausgabe: Schq 142, 1839.

Sch q 50: Pillet/Fromentel: Description géologique et paléontologique de la colline de Lémenc Chambery 1875. Text- und Tafelband, Erstausgabe. Seltenes Werk über die paläonto­logische Landschaft Savoyens, in der Schweiz sonst nur an der ETH-Bibliothek vorhanden. Einmalig in der Schweiz sind die beiden russischsprachigen Werke zu den Ammoniten Ostrusslands (Petersburg 1886, Schq 54) und zur Fauna…des Rjasanischen Gouvernements (Petersburg 1883, Schq 121). Ebenso einmalig ist Reuss: Die tertiären Süsswassergebilde des nördlichen Böhmens (Schq 156).

Sch q 82: Der weisse Jura im Klettgau. Karlsruhe 1866. Scaphusianum von Franz Joseph und Leopold Würtenberger. Mit Widmung der Autoren.

Sch q 96: Louis Agassiz: Etudes critiques sur les mollusques fossiles

Neuchâtel 1840. Erstausgabe, mit vielen Illustrationen. Frühwerk Agassiz’ vor seiner Zeit in den Staaten. In der Bibliothek findet sich auch eine Vorstudie Agassiz’ (Sch Brog 9) und eine Replik (Observations sur les études…, Metz 1855, Signatur Sch 93) von Olry Terquem.

Sch q 152: Cephalopoden, Friedrich August Quenstedt. Tübingen 1849. Mit Atlas > Ill. Bedeutender Geologe, in Schweiz nicht dutzendfach vorhanden.

Sch q 158: Beiträge zur Petrefacten-Kunde: Georg Graf zu Münster. Bayreuth 1839.

Mit schönen Ill. von Ammoniten usw. (Sch q 156: Die tertiären Süsswassergebilde des nördlichen Böhmens, A.E. Reuss, in swissbib nicht vorhanden).

Sch Bro 496: Manuskript von Julius Schill “Meine Untersuchungen an der Wutach”; 1856. Badischer Geologe, der die Wutachabweichung nachwies.

11.2 Offiziersgesellschaft

Off B 119: Der siebenjährige Kampf auf der pyrenäischen Halbinsel. F. X. Rigel, Darmstadt 1819.

Mit einigen Ill und Karten. Rigel: badischer General auf Seiten Napoleons. Schöner Dreibänder.

Off B 132: Agathon (Baron) Fain: Manuscrit de 1812, Paris 1827.

Zuverlässige Kriegsgeschichte des Russlandfeldzugs des napoleonischen Beamten und Historikers Fain. Inkl. kleine Karten (Smolensk, Moskau usw.). in der Schweiz recht breit vorhanden. Ebf. vorhanden: 1813 (Off B 133)l

Off B 135: Tagebuch geschrieben während der nordamerikanisch-mexikanischen Campagne in den Jahren 1847 und 1848 auf beiden Operationslinien /Otto Zirckel

In CH nur in ZB und UB Basel

Off B 136: Neuf-Brisach, souvenirs de siège et de captivité. (Charles Risler, Gaston Laurent-Attalin)

Paris 1873. In der Schweiz nicht vorhanden.

Off B 142: Mémoires pour servir à l’histoire de France, sous Napoléon

“écrits à Sainte-Hélène, par les généraux qui ont partagé sa captivité, et publiés sur les manuscrits entièrement corrigés de la main de Napoléon”. ‎ Paris, Firmin Didot, Bossange Frères, 1823

Erstausgabe der Erinnerungen Napoleons, der Generäle Gourgaud und Montholon, die mit Napoleon auf St. Helena waren. Von Napoleon diktiert. Schwerpunkt ist der Anfang von Napoleons Laufbahn, mit Italien und Ägypten. Teilausgabe, vollständig publiziert wurde das Werk erst 1847.

Off B 161: Hippolyte Bellangé: Die Soldaten der französischen Republik und des Kaiserreichs

Leipzig 1843

Reich illustrierter Klassiker mit vielen Farblithos oder Holzschnitten von H. Bellangé. Erste deutsche Ausgabe mit den Uniformdarstellungen der napoleonischen Armee, darunter Porträts von Napoleon, Beauharnais, Murat und Poniatowsky, unter den Soldaten auch das Dromedar-Regiment sowie ein Invalide.

Off B 177: Geschichte des Fürsten Italiiski. Mitau 1851. (nach N.A. Polewoi von J. De la Croix).

Selten, mit Holzschnitten.

Off B 179: Beat Emmanuel May: Histoire militaire de la Suisse

Lausanne 1788.

Zweite, stark vermehrte Ausgabe eines recht seltenen militärhistorischen Werks in acht Bänden, inkl. Darstellung der Söldnerdienste und der Schweizergarde im Vatikan. Gut erhalten. Der Autor May aus Romainmôtier (1734-1802) kehrte vor 1772 wegen Verlusts seines Vermögens aus französischen Kriegsdiensten in die Schweiz zurück und war 1778-98 Landschreiber der Landvogtei Fraubrunnen. 1772 erschien seine “Histoire militaire des Suisses Dans les différens Services de l’Europe” in zwei Bänden. Die letzten vier der insgesamt acht Bände der 2. Auflage (1788) enthalten Offiziersbiografien.

Off B 211: Réflexions militaires et politiques – Álvaro de Navia Osorio y Vigil. Den Haag 1739/40

Klassiker der Militärliteratur eines spanischen Diplomaten und Generals, “spezialisiert” auf die Niederschlagung von Aufständen. Original 1724, dies eine der ersten Übersetzungen ins Französische.

Off B 232: Die Kämpfe der deutschen Truppen in Südwestafrika.

Berlin 1906. Band 1: Feldzug gegen die Hereros. Band 2 (gegen die Hottentotten) fehlt (?). Dokumentation eines Völkermords aus Sicht der Täter.

Off B 314: Albert und Berty Bruckner: Schweizer Fahnenbuch

St. Gallen 1942.

Prunkvolles Grossformat mit 88 Farbtafeln. Referenz- und Standardwerk über die Fahnen im schweizerischen politisch-geographisch-historisch-kulturellen Kontext seit dem Mittelalter, akribisch verfasst. Berty Bruckner ist auch die Autorin des Standardwerks über die Schaffhauser Wappen.

Off C 14: Vauban: Mémoire pour servir d’instruction dans las conduite des sièges

Leiden 1740.

Belagerungslehre des berühmten Festungsbauers. Inkl. zahlreiche Pläne.

Off C 140: Versuch einer Theorie des Dienstes der leichten Truppen (Friedrich Leopold Klipstein)

Darmstadt 1799.

Schweiz nur wir und StA Bern, D mässig selten.

Off C 161: Des Herrn Marschalls von Puysegur Grundsätze und Regeln der Kriegs-Kunst

Leipzig 1753. 2 Bände

Schweiz nur ETH. Viele Ill.

Off E 153: François Robichon de la Guérinière, Ecole de Cavalerie, Paris 1751. Off E 153
Die erstmals 1729-1731 erschienene Ecole de Cavalerie von François Robichon de la Guérinière (1688-1751) gilt als Klassiker der Reitlehre und Pferdedressur des 18. Jahrhunderts. La Guérinière plädiert dafür, bei der Abrichtung eines Pferds von dessen Naturell und individuellen Anlagen auszugehen. Dies ist die illustrierte Folio-Ausgabe von 1751.

11.3 Gewerkschaftskartell

GK C 40: Kennen Sie Russland?

Berlin 1916. Propagandaschrift zur Zerschlagung des Zarenreichs der “Liga der Fremdvölker Russlands”.

GK D 9 Du Noir au Blanc Von Schwarz zu Weiss – Frans Masereel

Zürich 1939.

Geschenk des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes an das Gewerkschaftskartell Schaffhausen zu seinem 50jährigen Jubiläum. Vom berühmten belgischen Holzschnitzer Frans Masereel numeriert und handsignierte Ausgabe (27/100). Masereel zeigt eine Schöpfungsgeschichte in 57 Bildern. Gilt als Vorläufer der “Graphic Novels”.

11.4 Bibliothek der Kantonsschule

Schenkung 2017, 1535 Bände. Neue Signatur: Gym. Davon sind 191 Titel latein, 32 griechisch, 32 französisch, 31 englisch und 3 italienisch. Bücher vor 1800 sind mehrheitlich deutsch und latein.

Griechisch

Gym 13: Novus Thesaurus Philologicus, Den Haag 1779 in drei Bänden des Lutheraners Johann Christian Biel, ed. Esdras Heinrich Mutzenbecher (Swissbib: ZB, Bern, AG). Gym 15: Joh. Caspar Schweizer, Lexicon graeco-latinum, Zürich 1683. Gym 29: Ellipses Graecae des Lambert Bos, Leiden 1750. Gym 30: Griechische Grammatik Erpenius (Leiden 1662). Gym 90: Erklärende Anmerkungen zum Homer, Justus Heinrich Köppen, Hannover 1787ff, 4 von 6 Bänden.

Römer, Latein

Gym 17: Ole Borch (Olaus Borichius), Cogitationes, Hafniae (Kopenhagen) 1675. Borch, dänischer Arzt und Universalgelehrter des 17. Jhs. Erstausgabe seines lexikalischen Werks. In CH selten. Besitzeintrag Stephan Spleiss. Gym 20: Basedow, Liber provocabularis. Lat. Grammatikübungsbuch, Dessau 1776, in CH offenbar nicht vorhanden. Gym 24: De vitiis sermonis des Gerardus Voss (Giessen 1666) und Gym 51: ders. De Arte Grammatica (Amsterdam 1635, Erstausgabe, nicht besonder selten). Niederländischer Gelehrter.

Gym 23: Lexicon Latinae Linguae Antibarbarum Quadripartitum, Johann Friedrich Nolte. Helmstedt 1744. (https://www2.uni-mannheim.de/mateo/camenaref/nolte.html). Der Autor, 1694 in Grubenhagen bei Einbeck geboren, war Rektor in Schöningen (östlich von Braunschweig). Der Typus des für den Schulgebrauch bestimmten lateinischen Lexikons normwidriger Ausdrucksweisen tritt in Deutschland im späten 17. Jahrhundert beinahe gleichzeitig in zwei Werken in Erscheinung: Johann Georg Seybold: Antibarbarus Latinus (Nürnberg 1676) und Christoph Cellarius: Antibarbarus Latinus (Jena 1678). Ihnen trat 1730 Noltes wesentlich umfangreicheres Lexicon zur Seite. Seine Neubearbeitung von 1744 übertrifft die erste Ausgabe an Umfang und gründlicher Durcharbeitung. Nolte behandelt mehr als 12’000 Stichwörter, wobei neben Fragen der Gebräuchlichkeit, der Bedeutung und der syntaktischen Fügung auch Zweifelsfälle der Schreibung und Prosodie erörtert werden. Er will einen Leitfaden für die Schule bieten, um den den Schülern die “Kraft und Reinheit des römischen Stils” zu vermitteln. Als sicheren Boden klassischer Latinität definiert Nolte die Werke der „Aurea Aetas“ vom zweiten Punischen Krieg bis zum Tod des Augustus. Noltes Antibarbarus stellt ein interessantes Komplement zu den gebräuchlichen Lexika der lateinischen Sprache dar.

Gym 190: Antiquarius des Johann Lauremberg (Lyon 1622, Anard).

Rostocker Humanist und Schriftsteller. “Lexikon obsoleter Termini und Idiotika”.  Erstausgabe.

Cicero: Insgesamt 25 Exemplare.

  • Gym 121: Orationes. Strassburg: Josias Ribelius 1578 (Ciceronis Orationum volumen secundum). Diese Ausgabe in der Schweiz offenbar nicht vorhanden. Besitzvermerk Stadtbibliothek! – evt. dort die anderen Bände?
  • Gym 124: Epistulae. Zürich: Froschauer 1582. Besitzvermerk Stadtbibliothek.
  • Gym 113: Historia Ciceronis des Franciscus Fabricius, Budingen 1727 (in Swissbib 4x). Darin auch: Ciceronis filii vita, Hamburg 1730, von Simon de Vallambert (in Swissbib nicht nachgewiesen, in D häufig), mit Anhang: Cicero a calumniis vindicatus des Jesuiten Andreas Schott). Ebso: Memoriae philosophorum des Reinhard Roll (Rostock und Leipzig 1710) und Johann Gröning: Musaeum juris, Wismar 1721.

Horaz:  Insgesamt 8 Exemplare.

  • Gym 127: Opera (Basel: Henricpetri 1580).
  • Gym 129: Werke Leipzig 1824, 2 Bände. Ex Libris Robert Lang

Ovid: Insgesamt 13 Exemplare.

  • Gym 154, Metamorphosen in der Übersetzung von Voss (Wien 1798), 2 Bände.

Andere:

  • Juvenal, Gym 76: Satiren, Hannover 1619 (letzteres in Swissbib selten, in Deutschland gut vertreten). Gym 77: Satiren des Juvenal und des Persius Flaccus, London 1744, mit Ex Libris “Salvator Levacher”.
  • Quintus Curtius Rufus, Gym 125: De Rebus Alexandri. Strassburg 1670. Geschichte Alexanders des Grossen des römischen Schriftstellers Quintus Curtius Rufus. Diese Ausgabe nur ZB. Schönes Titelkupfer.
  • Marcus Iustinus, Gym 140: Epitoma Pompeii Trogi. Strassburg 1653. In CH selten. Ebf. vorhanden ist eine Ausgabe Utrecht 1668 (Gym 630).
  • Martial: Gym 146, Eprigramme in der Edition von Petrus Scriverius, Amsterdam 1650 (Erstausgabe 1619).
  • Cornelius Nepos: Gym 149, Biographien, übs. Johann Andreas Bergsträsser. Frankfurt a.M., 1782. Erstausgabe, in CH selten
  • Plautus, Gym 156: Komödien (M. Acci Plauti Comoediae, studio et industria Frid. ) Wittenberg (?) 1612. (Erstausgabe dort 1605)
  • Publius Papinius Statius, Gym 167: Werke, Mannheim 1782 (recht seltene Ausgabe, 2 Bände).

Geschichte, Recht, Kunst der Antike

  • Gym 205: Barnabé Brisson: De formulis (Halle und Leipzig, 1731). Unsere Ausgabe CH nur GE, BS, BE. Frz. Jurist und Humanist des 16. Jhs., Standardwerk des römischen Rechts.
  • Gym 203: Abbildungen der Gemälde und Altertümer… (Herculaneum). Augsburg 1778, 3 Bände (evt. fehlen die ersten drei?). Viele Kupfertafeln. Autor: Christoph Gottlieb von Murr, deutscher Gelehrter aus Nürnberg, Kupferstecher Georg Christoph Kilian aus der Augsburger Kupferstecherdynastie K.
  • Gym 207: Hellenikos mythologisch-malerische Reisen (Friederich Matthaei). Leipzig 1835. Erste und einzige Auflage, zahlreiche Ill.
  • Gym 208: Vollmer, Vollständiges Wörterbuch der Mythologie aller Völker. Stuttgart 1836. Erstausgabe, viele Ill.
  • Gym 214: John Potter, Archaeologia Graeca. (Venedig 1734). 2 Bände. Schöne Ill. John Potters bekanntestes Werk (Original Oxford 1697).”Archaelogie” meint hier das gesamte öffentliche Leben des alten Griechenlands.
  • Gym 734: Handzeichnungen von Karl Kärcher für die Mythologie und Archäologie des klassischen Altertums. Karlsruhe 1825.
  • Gym 735: Denkmäler des Alten Roms, Augsburg 1767 – Übersetzung von Barbault. Hg. von Georg Christoph Kilian aus der Augsburger Kupferstecher-Dynastie.

Moderne Literatur und Philosophie

  • Gym 231: Lavaters Messias (4 Bände, Bd.4 “Tafelband” mit Ill. (Kupfer von Chodowiecki). Zürich 1783-1786. Der erste Band fehlt offenbar.
  • Gym 232: Sebaldus Nothanker von Friedrich Nicolai, Berlin 1776 (Erstausgabe). Mit Ill. von Daniel Chodowiecki.
  • Gym 233: Trauerspiele Lessings (Sampson, Philotas, Galotti). Reutlingen 1775.
  • Gym 288: Bodmers Noachide (Basel 1781, 3. Aufl).
  • Gym 541: Beispielsammlung zur Theorie und Literatur der schönen Wissenschaften. 6 Bände, Berlin 1788-1795. Joh. Joach. Eschenburg (auch Shakespeare-Übersetzer). In Swissbib 10x. 3 Bde scheinen uns zu fehlen.
  • Gym 582: Herders zerstreute Blätter, Gotha 1786-1797. Erstausgabe.
  • Gym 602: Christian Gottlob Heyne, Opuscula academica, Göttingen 1796.
  • Gym 613: Herder: Briefe zu Beförderung der Humanität. Erstausgabe, Riga 1793-1797 (selten).

10 Sammlungen in 5 Bänden. Riga, Johann Friedrich Hartknoch 1793 – 97. Gestochene Titelvignette von H. Lips nach H. Meyer. Gedicht “Vom Nationalruhm” in der 9. Sammlung (S. 179 – 197) wurde aus Furcht vor der preussischen Zensur in nahezu allen Exemplaren weggelassen (so auch in dieser). In Österreich wurde Band 1 wegen “des Gesprächs nach dem Tode Kaiser Josephs II” verboten. – Herders Briefe, die sein politisches Glaubensbekenntnis verdeutlichen sollen, erscheinen zusammengefasst in Form eines Briefwechsels, in dem er 2 fiktiven Partnern ihre Meinung vertreten lässt. Hauptthemen sind die Fort- und Rückschritte der Humanität. – Einige Poesien in der 3. und 4. Sammlung sind von anderen Dichtern (Knebel,  J. N. Götz).

Naturwissenschaften und Sport

  • Gym 350: Cellarius, Notitia orbis antiqui (Leipzig 1701/1706). Zweibändiges Geographiewerk mit Karten des sächsischen Gelehrten Christoph Martin Keller (Christoph Cellarius). Durch u.a. dieses Werk wurde Cellarius zum “Begründer des universitären Geographieunterrichts”. Auf ihn geht auch die Unterteilung der Geschichte in Altertum, Mittelalter und Neuzeit zurück. Erstausgabe.
  • Gym 450: Euklids Elemente, Halle 1798 (2. Aufl.). In der Schweiz offenbar selten.
  • Gym 454: Geometrie-Lehrbuch des André Tacquet, Amsterdam 1683 (Elementa geometriae planae ac solidae). Ehemals Stadtbibliothek / Jezler (Ex Libris)
  • Gym 462: Naturlehre für die Jugend, Johann Jacob Ebert. Leipzig 1770-1778. 6 Bände mit Ill.
  • Gym 498: – Johann Christoph Friedrich GuthsMuths: Gymnastik für die Jugend

Schnepfenthal 1793. Es handelt sich um die Erstauflage des ersten Gymnastikbuchs oder Turnübungsbuches der Geschichte. Der Autor gilt als “Grossvater des deutschen Schulturnens und des pädagogischen Spiels”. Er beschreibt in seinem Handbuch das Modell einer theoretisch fundierten, methodisch durchdachten und praktisch bewährten schulischen Körperbildung; Leibesübungen galten ihm als integraler Bestandteil einer umfassenden Bildung und Erziehung des Menschen. – Schnepfenthal ist ein Ortsteil des Städtchens Waltershausen in Thüringen. 1784 gründete dort der Pädagoge Christian Gotthilf Salzmann eine Erziehungsanstalt nach den Grundsätzen des von Rousseau inspirierten Philanthropismus. Die Schüler kamen aus allen Teilen Deutschlands. Neben den üblichen Schul­fächern gab es viel Sportunterricht und praktische Arbeit; GuthsMuths war einer der prominentesten Lehrer dieser Schule.

  • Gym 516: Hieronymi cardani mediolanensis medici de svbtilitate libri XXI . Das seinerzeit berühmteste Buch des Mailänder Arztes , Mathematikers und Philosophen Girolamo Cardano, Basel: Henricpetri 1582. Erstausgaben 1550. Dieses Werk ist offenbar die Quelle für unsere Kenntnis über den berühmten Flugversuch Leonardo da Vincis.
  • Gym 520: Traité de la lumière von Christiaan Huygens – Erstausgabe des Werks, das als Begründung der Wellentheorie des Lichts gilt.
  • Gym 530: Encyclopädie der gemeinnützigsten Kenntnisse von Georg Simon Klügel, 1792-1805, 6 Bände.

11.5 Bibliothek Markus Werner

Ca. 2000 Bände. Werden in der Stadtbibliothek in den Online-Katalog erfasst und sind i.d.R. normal ausleihbar. Signatur MWe.

  • 2/3 Belletristik. Wichtige Autor/innen: Frisch, Brecht, Kafka, Hermann Kinder, Gottfried Keller, Handke, Klaus Merz, Thomas Bernhard, Elisabeth Hauptmann, Robert Walser.
  • Sachbücher. Unterrichtsmaterialien, Philosophie, Psychologie. Haupt-Autoren: Freud, Nietzsche, Schopenhauer, Sartre.
  • überwiegend deutsch, etwas französisch, wenig englisch und italienisch
  • Erscheinungsjahre: V.a. 1970er bis ca. 2010, aber bis 2016. Sehr wenig Bücher des 19. Jhs.
  • Bücher allg. in gutem Zustand. Neueste Bücher praktisch unberührt, andere Titel (Philosophie) aber stark bearbeitet mit Unterstreichungen, Kommentaren. Oft Grusskarten von Autoren und Verlegern, auch Widmungsexemplare von Autoren (Reich Ranicki, Peter Stamm, Max Frisch).
  • Jedes Buch von ot auf Materialien durchgesehen, 80% konnte man entsorgen (Buchzeichen, Zeitungsartikel, Lehrernotizen). Rest an Katharina Werner zur Durchsicht und ggf. weiter ans Literaturarchiv (Korrespondenz von Autor/innen, die über Feriengrüsse hinausgeht, einzelne ggf. individuellere Textfragmente von Markus Werner, Fotos u.dgl.)

11.6  Kart: Karten und Varia

Ohne Signatur

Sammlung Henri Moser-Charlottenfels, Orientalische Waffen und Rüstungen

Leipzig : K. W. Hiersemann, 1912 (18 S. Text, 44 Taf. in Mappe und Holzkiste).

Mit 23 Jahren unternahm der Schaffhauser Industriellensohn Henri Moser (1844–1923) ausgedehnte Reisen in Asien und sammelte dabei über 1300 orientalische Waffen. Hier eine repräsentative Auswahl davon, die in Form von Lichtdrucktafeln und chromolithographierten Tafeln in einer exklusiven Kleinauflage von nur 300 Exemplaren veröffentlicht wurde.

Nachweis:

Katalog der Stadt-Bibliothek in Schaffhausen. Schaffh., Brodtmann, 1870 [UO 508d]

Fach-Katalog der Schaffhauser Stadtbibliothek. 2 Tle. Schaffh., J. Bachmann, 1903-1905 [UO 508e]

http://www.bibliotheken-schaffhausen.ch/index.php?id=5