«Gesang der Fledermäuse» von Olga Tokarczuk (Kampa Verlag, 2019)
Buchempfehlung von Mirjam Ochsner
Der «Gesang der Fledermäuse» der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk entführt die Leser:innen in die stille Winterlandschaft der polnischen Einöde. Die naturverbundene, wunderbar eigensinnige Ich-Erzählerin, Janina Duszejko lebt zurückgezogen in einer kleinen Siedlung abseits der Stadt auf einem malerisch gelegenen Hochplateau. Einst war sie Ingenieurin, später lehrte sie in der Schule Englisch. Nun kümmert sie sich um die Ferienhäuser anderer in deren Abwesenheit und beschäftigt sich mit den Texten des englischen Dichters William Blake, den sie sehr verehrt.
Das Buch beginnt, als Bigfoot, einer der wenigen Nachbarn der Protagonistin, stirbt. Kurz darauf sterben auf gewaltvolle Weise weitere Männer. Janina ist überzeugt, dass die Tiere dahinterstecken und sich rächen wollen, da es in der Region viele Wilderer gibt. Von ihrer Theorie will sie die lokalen Beamten überzeugen, sie schreibt Briefe und sucht die Dienststelle auf. Doch sie wird von den Beamten nicht ernstgenommen. Schliesslich liefert ein Foto in der Wohnung von Bigfoot einen Hinweis, wer hinter der Mordserie steckt und welche Verbindung zwischen den Opfern besteht…
Der Roman ist vielschichtig: mal aberwitzig, mal nachdenklich stimmend, malmelancholisch. Die Autorin versteht es auf subtile, aber nachdrückliche Weise, gesellschaftskritische Themen in die Geschichte einzuflechten.