Unser Stadtbibliothekar Oliver Thiele fand eine bisher unentdeckte Weltkarte von 1520, die sich als grosse Kostbarkeit herausstellte.
Es handelt sich um die 30x43cm messende Weltkarte des Petrus Apianus, gedruckt in Wien 1520. Es ist die zweite Karte, auf der der Name “America” zu finden ist – nach der berühmten Waldseemüller-Karte von 1507, die es nur noch in einem Exemplar gibt. Von der Apianus-Karte sind weltweit lediglich 55 Exemplaren nachgewiesen davon drei in der Schweiz.
Der Kartograph Peter Bienewitz, lateinisch Petrus Apianus, wurde 1495 in Leisnig (Sachsen) geboren und wirkte ab 1520 an der Mathematischen und Astronomischen Schule von Wien. Die Karte ist Apians erstes Werk und das erste in Wien überhaupt gedruckte Kartenwerk. Apian nahm die Waldseemüller-Karte als Grundlage für seine Arbeit. Wie diese weist auch die Apian’sche eine reizvolle herzförmige Projektion auf. Diese erfreute sich zu der Zeit besonderer Beliebtheit, offenbar gerade im reformatorischen Kontext.
Ein berühmter Vorbesitzer des Schaffhauser Buches (und damit der Karte) war der Tübinger Astronom Michael Maestlin (1550-1631), der Lehrer und Förderer von Johannes Kepler. Er schrieb seinen Namen und das Jahr 1593 auf das Titelblatt. Maestlin hat die Schaffhauser Bibliothek ja einen ihrer grössten Schätze zu verdanken, nämlich die Erstausgabe von Kopernikus’ Hauptwerk “De revolutionibus” von 1543. Die Verbindung Maestlins zu Schaffhausen dürfte der Rektor der Lateinschule, Mathematiker und Astronom Stephan Spleiss (1623-1693) gewesen sein.